Alex 63
Alex putzte sich langsam und gemächlich durch die Wohnung, wobei sie tief in Gedanken versunken war. Das Gespräch mit Bea ? wobei sie dachte, es sei ja gar kein Gespräch gewesen, sondern ein Monolog von Bea ? hatte da neben dem wunden Punkt ?Kind? noch einen zweiten berührt: das perfekte Paar.
Nun sah sie Matthias und sich in keiner Weise als perfekt an, das war es nicht, sondern es schlich sich der Gedanke ein, dass ihre Ehe und Partnerschaft vielleicht ohne Kind gar nicht langfristig halten würde. Sowohl zu ihrem als auch zum Lebensplanes ihres Mannes gehörte mindestens ein Kind. Immer hatten sie davon gesprochen. Oder war nur sie es gewesen? Nein, sie erinnerte sich deutlich an Szenen, aus denen sie lesen konnte, dass sich Matthias wie sie die Zukunft mit Kindern vorstellte.
?Und was, wenn ich ihm das nicht bieten kann?? Alex hatte diesen Gedanken immer wieder erfolgreich zur Seite geschoben, und immer wieder kam er wie der Teufel aus der Kiste zu ihr zurück. Was wäre wenn? Sie hätte des Öfteren versucht, dieses Thema bei Matthias anzuschneiden, doch der hatte mit Unverständnis reagiert. Sätze wie ?Aber Schatz, warum sollte es denn ausgerechnet bei uns nicht klappen?? oder ?Du machst dir viel zu viele Gedanken, wenn es kommen will, dann kommt es? oder schließlich ?Wenn du dich so verkrampfst, dann kann es ja nicht klappen, also, Liebling, entspann dich.?
Doch wie zum Henker sollte sie sich entspannen, wenn die Welt um sie herum bevölkert war von Schwangeren, die ihr auch noch gute Ratschläge gaben, von Müttern, die ihr jegliche Kompetenz absprachen, von Frauenärzten, die sagten ?Nun versteifen Sie sich man nicht, das kommt schon?? und von Freundinnen, die ihr nur allzu deutlich zeigten, wie unfähig sie war?
Nie hätte sie gedacht, jemals in diese Situation zu kommen. Vermutlich, so musste sie sich eingestehen, hatte sie sich sogar lange heimlich über Paare lustig gemacht, bei denen es nicht sofort klappte. Verschämt überlegte sie, ob sie vielleicht auch einmal in jugendlicher Überheblichkeit Sprüche gebracht hatte, die sie heute zutiefst trafen.
Sie erinnerte sich da an eine Szene, als sie Anfang zwanzig war und ihr Studium begann. Sie hatte eine kleine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus, und auf der Treppe begegnete sie einer netten jüngeren Nachbarin, die sie freundlich fragte, ob sie sich schon eingelebt habe.
?Ja?, hatte Alex gesagt, ? es ist wie für mich gemacht, ein schönes Haus und so ruhig, es toben ja keine Kinder im Treppenhaus, die einen stören könnten. Hier kann man sich wohl fühlen...? Erst Jahre später hatte sie erfahren, dass diese Nachbarin alles getan hatte, um ein Kind zu bekommen, schließlich war sie mit ihrem Mann weggezogen und Alex wusste gar nicht, ob es noch geklappt hatte.
Heute war ihr diese Antwort peinlich, denn sie konnte nun ermessen, wie getroffen sich diese Frau gefühlt haben musste, als sei sie Schuld daran, dass es kein Kinderlachen auf der Treppe gab, und sie schämte sich, wie dumm und oberflächlich sie reagiert hatte.
Jeden Tag konnte es ihr so gehen, und würde auch sie später mit ihrem Mann hier wegziehen, fort von den Erinnerungen an den Kinderwunsch. Oder würde Matthias sogar bleiben?
Sie hatte ihm zum Vorwurf ? allerdings vollständig berechtigt, wie sie meinte ? gemacht, dass er einseitig die Lebensperspektive ändern wollte, als er von Job in Frankfurt sprach. Und was war, wenn sie die Lebensperspektive änderte, zwar unverschuldet aber dafür umso gravierender? Einerseits war sie sich sicher, dass Matthias zu ihr halten würde, andererseits nagte der Zweifel an ihr. Immerhin hatte sie des Öfteren beobachtet, wie sich ihr Mann in Gegenwart von Kindern benahm, und auch wenn er Alex manchmal durch eine steife Art, die er nach Alex Meinung früher nicht hatte, aufregte, war er dann doch wieder der super lockere Typ, in den sie sich verliebt hatte, und er wandte sich dann auch mit aller Intensität den Kindern so. So strahlende Augen hatte er bei seiner Frau lange nicht mehr gehabt wie beim Spielen mit seiner Nichte Henriette.
Alex straffte die Schultern, sie musste langsam einige Dinge für sich klären. Allerdings wusste sie derzeit gar nicht, ob sie die Ergebnisse hören wollte.
Hast du mich heimlich ausspioniert ? ;-))))))
Re: Hast du mich heimlich ausspioniert ? ;-))))))
Re: Hast du mich heimlich ausspioniert ? ;-))))))
nur mal kurz - es ist traumhaft zu sehen, wie du dich beim schreiben entwickelt hast.
ich hoffe, dass du es irgendwann umsetzt und daraus mehr machst....das alex das licht eines buchladens erblicken wird :o) (falls du das in betracht ziehst, kann ich dir gern hilfestellung leisten)
liebe grüße
Re: Hast du mich heimlich ausspioniert ? ;-))))))
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