Suchen Menü

Alex 62

Alex 62
Zuhause angekommen, ging Alex erst einmal ? eigentlich wie üblich ? ins Bad und prüfte ihre Schmierblutungen. Nichts! Auch ein Abtasten des Muttermundes brachte keine weitere Erkenntnis, ob nun verfrüht die Mens einsetzen würde.
?Mist!? dachte sie.?Ncht ?al auf die Mens ist Verlass, und auch nicht auf die Schmierblutungen.? Entnervt ging sie ins Wohnzimmer und begann das tägliche Einerlei des Aufräumens. Sie hatte kurz gezögert, ob vielleicht noch ein Orakel sinnvoll wäre, hatte es aber verworfen mit dem Gedanken, dass sie nach einem so aufregenden Tag nicht noch eine schlechte oder aufregende Nachricht würde verkraften können.
Mitten in der Arbeit des Staubputzens klingelte das Telefon: Es war Bea, das konnte sie an der Nummer erkennen.
?Die hat mir jetzt gerade noch gefehlt?, dachte sie, als sie den Hörer ergriff. ?Hi Bea, was gibt es.? Diese Begrüßung war zwar nicht nett, aber ihrer plötzlich frostigen Laune entsprechend.
?Du, ich wollte mich entschuldigen, dass ich mich so blöd benommen habe. Ich weiß gar nicht, was mit mir los war, irgendwie spielen die Hormone total verrückt. Weißt du, ich merke jetzt erst, wie schön es ist, schwanger zu sein, ein schöneres Geschenk kann der Himmel mir gar nicht machen, ich habe so eine Wärme in mir. Und all diese Gefühle, Alex, du kannst dir das gar nicht vorstellen, ich fühle mich so wichtig, zumindest für eine gaaanz kleine Person, hach, das ist so schön! Das musst du unbedingt auch probieren, warum versuchst du es nicht einfach ab jetzt und dann sind wir gemeinsam schwanger? Und unsere Kinder könnten gemeinsam aufwachsen, wie Geschwister! Es ist so toll, ich bin so glücklich, und Peter freut sich bestimmt dann auch, und dann bauen wir das Haus, und ich richte ein Kinderzimmer ein, so ganz rosa oder hellblau?.?
Bea konnte sich glücklich schätzen, dass es Alex die Stimme verschlug. Denn zu den grauenhaftesten Situationen im Leben einer Frau, die Kinder möchte, sie aber nicht ohne Weiteres bekommt, gehört es, sich die Schwärmerei einer Schwangeren anhören zu müssen. Einen Kugelbauch zu sehen war die eine Sache, aber sich gegen die Worte einer glücklichen Schwangeren nicht wehren zu können, war eine andere, und zwar eine ganz andere. Dies galt umso mehr, als in diesem Fall jedes Wort von Bea besonders traf. Was hatte sie gesagt? ?Warum versuchst du es nicht einfach ab jetzt und dann sind wir gemeinsam schwanger?? genau, einfach mal so.
Alex hörte gar nicht hin, was Bea ihr so alles sagte, sie war nur tief betroffen. In einer Atempause von Bea warf sie zugegebenermaßen etwas schnippisch ein: ?Und wie willst du das mit Peter regeln? Du hast mir doch selbst erzählt, er wird sich nicht an der Erziehung beteiligen??
?Ach, Peter, der wird schon weich werden. Weißt du, unsere Beziehung ist einfach perfekt, und jetzt mit dem Kind ist sie noch perfekter, das wird auch Peter bald merken. Er ist ja so süß, auch wenn er gar nicht zeigt, dass er sich freut. Bestimmt weiß er nur nicht damit umzugehen. Du weißt ja, wie Männer sind.?
?Ja klar, aber ich weiß nicht, ob du dir da nichts vormachst. Männer ändern sich nicht, aber es ist ja toll, dass du nun die Situation anders einschätzt. Das freut mich für dich!? Alex biss sich auf die Zunge, mehr wollte sie nicht sagen.
Beas Stimme war nun etwas schärfer. ?Wieso sollte ich mir etwas vormachen? Peter und ich werden nun eine Familie gründen, mit allem Drum und Dran, was sollte denn da schief gehen? Ich glaube, du bist ganz einfach eifersüchtig, du hast mich ganz schön enttäuscht!? Und mit einem lauten Scheppern legte sie wütend auf.
Alex hatte den Hörer noch eine Weile in der Hand, zugegeben, sie war eifersüchtig, und sich als Kinderwunschfrau sagen zu lassen, dass man es doch eben einfach mal so probieren solle, und dass das alles so toll sei, war ja auch hart. An diesen Worten knabberte sie noch eine Weile. Was sie aber viel mehr irritierte war die Textschleife, mit der Bea immer wieder sagte, die Beziehung sei perfekt. Einerseits gab es keine perfekte Beziehung, das wusste jeder, andererseits würde niemand, der nicht entsprechende Zweifel hatte, mehrfach beteuern, dass er eine so gute Beziehung führte.
Alex stand noch eine Weile sinnierend da, bevor sie sich aufraffen konnte, weiter die Wohnung zu putzen.
Bisherige Antworten

Re: Alex 62

Alex lässt ja wirklich nix aus....kluges Geschwätz einer Neuschwangeren - wirklich eins der fiesesten Dinge, die einer ukilo passieren kann....
Schön, dass es ALEX gibt :-))
LG, Cherish

Re: Alex 62

übel, was? ich habe gerade schon beim warten gepostet, ich durfte mir das - allerdings wie es mit einem Kind ist, wenn es klein ist, wei süß es ist etc., - minutenlang zwischen meiner 3. und 4. FG anhören...und das von einer Kollegin, die zumindest von 2 Fgs wußte. Das hat mich SOOOO getroffen, dass ich es ihr nicht verzeihen kann...GGLG, Fairwind

Re: Alex 62

das verstehe ich nur zu gut! Zumal, wenn Deine Kollegin von Deinem Pech wusste.
Ich nehme ja sogar meiner Schwester übel (die nichts von unserem KiWu weiß), dass sie mir genau an dem Tag, als ich mein erstes IVF-Negativ einstecken musste, von ihrem zweiten POSITIV (nach nur einem ÜZ) erzählt hat. Und seit sie mir auch noch vorgeworfen hat, mich nicht mit ihr gefreut zu haben, mag ich sie überhaupt nicht mehr sehen :-((
LG, Cherish

Re: Alex 62

*lach*, meine eine Schwester weiß nichts von meinem Pech, aber ich weiß auch, dass sie total zickig reagieren wird, weil ihre beiden Kinder das einzige sind, was sie meint mir voraus zu haben... Ich habe auch gar keine Lust, ihr das zu sagen, am liebsten erst bei der Einschulung...du siehst, ich gebe - wie du - die Hoffnung nicht auf. Ich kann dich sooo gut verstehen. Lies mal bei uns, was Moni dazu passiert ist... auch zum Gruseln... GLG, Fairwind
Meistgelesen auf 9monate.de
Diskussionsverlauf
Rat und Hilfe zur Bedienung
Übersicht aller Foren

Mit der Teilnahme an unseren interaktiven Gewinnspielen sicherst du dir hochwertige Preise für dich und deine Liebsten!

Jetzt gewinnen