Alex 36+37
Während Matthias nun Informationen bekam, von denen er gar nicht wusste, dass es sie gab, hatte Alex das Bohren bei Bea aufgegeben und sich schließlich unbefriedigt verabschiedet. Noch den gesamten Nachhauseweg beschäftigte sie sich mit ihrer Freundin. Diese rätselhafte Art war ihr gar nicht geheuer. Oder war es so, dass sie schon Gespenster sah? Sie hatte sich ertappt, wie sie Bea ständig auf den Bauch schaute, in ihrem Gesicht nach Pickeln, die sie sonst vor der Mens hatte, forschte und jedes anders abstehende Haar bewertete. Denn sie vermutete, dass Bea schwanger war, und diese Vermutung vergällte ihr die Laune. Bildete sie sich das alles jetzt schon ein? War sie so auf den Kinderwunsch reduziert, dass sie an gar nichts anderes mehr denken konnte? Und wieso war da diese bohrende Eifersucht auf Bea, dass sie etwas geschafft haben könnte, was sie vielleicht nicht erreichen würde? Warum konnte sie sich nicht einfach freuen, wenn Bea diese Entscheidung getroffen hatte, und sie dabei unterstützen, wie gute Freundinnen das tun? Sie fand sich selbst ekelhaft in diesem Gedankenkaroussel. Doch zum Schluss blieb nur ein kläglich ?Ich will auch endlich schwanger sein?? wobei sie sich das ?Bea ist noch gar nicht dran, sie hat kein Recht dazu, vor mir schwanger zu werden? mühsam verkniff und ein paar aufsteigende Tränen des Selbstmitleids unterdrückte.
?Hoppla, ich bin heute ja sehr sensibel, wenn mir einfach so die Tränen kommen. Ob das die Hormone sind?? und schwupps ging es ihr schon ein paar Grade besser, denn das konnte ja auf eine erfolgte Einnistung hinweisen. ?Ach, ich gönne es Bea ja, und dann sind wir eben gleichzeitig schwanger, und Hanna nehmen wir auch noch mit??.
So beruhigt, dass sie nun wieder gönnen konnte, lenkte Alex ihre Gedanken in eine andere Richtung, nämlich Matthias. Im Verlaufe der Erzählung von Bea war ihr etwas aufgefallen: Bea wollte nie Kinder, aber nun war sie tödlich getroffen, dass Peter keine von ihr wollte. Das war doch paradox, oder? Nun wusste Alex ja, dass gerade männliche Tiere auf ihre Generhaltung aus sind, dass z.B. Löwen oder Affen bei Übernahme eines Rudels im Zweifelsfalls die Jungtiere des Widersachers töten. Alex vermutete, dass etwas Ähnliches hinter der Reaktion von Bea ? allerdings in umgekehrter Weise ? steckt. Und wenn das so ist, dann wäre doch auch Matthias ganz betroffen, wenn Alex von ihm kein Kind möchte, oder? Wie würde er reagieren, wenn sie ihm genau das anbot, was er immer wollte? Und das in allen Teilen?
Alex Laune war auf einem neuen Hochpunkt angelangt, als sie nach Hause kam. Sie hatte eine Strategie entwickelt, wie sie ihren Mann mit sich selbst konfrontieren würde. Sie würde alle Insignien des Kinderwunsches entfernen, als deutliches Zeichen für Matthias, dass nun andere Zeiten anbrächen. Wild entschlossen marschierte Alex ins Badezimmer, um als erstes den Persona und die LH-Tests an einen sicheren Ort zu bringen. Einen LH-Test in der Hand wiegend zögerte sie nur kurz und mit einem ?Och, schaden kann es ja nicht? hielt sie ihn in ihren nachmittäglichen Urinstrahl. Immerhin konnte man nachmittags auch besser im Bad gucken, am Morgen war das ja immer äußerst mühsam.
Den üblichen Platz auf dem Klodeckel einnehmend ? kurze Zeit überlegte sie sich, ob sie diesem einem persönlichen Namen geben sollte, um hier nicht so allein zu sein, und entscheid sich für Klothilde, mit der sie von nun an im Bad sprechen konnte (nebenbei bemerkt hatte sie ihren Persona Parsifal getauft, weil Persi sie so an diesen Namen erinnerte und auch er ein Held war) ? sinnierte sie über dem verschwendeten Teststäbchen, als untrüglich eine rechte Linie im Sichtfenster auftrat. Alex hielt den Atem an. Das konnte doch nicht sein, das hatte sie ja noch nie! Sie brauchte kein zusätzliches Licht, keinen hellblauen Buntstift, der Strich war da! Sie war auf dem Weg zu einem positiven Orakel!
Mit wackligen Beinen versteckte sie nun Parsifal, der erst von Klothilde Abschied nahm, die Tests, das kleine Schnapsglas, füllte den Tee mit leicht zitternden Händen in unverdächtige Zip-Lock-Tüten, auf die sie nur I bzw. II schrieb für 1. und 2. Zyklushälfte und setzte sich schließlich schwer atmend auf das Sofa, Dieser zweite Strich auf dem Test hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht, zu lange hatte sie auf ihn gewartet, als dass sie nun, wo sie ihn sah, begreifen konnte, was er sagte, nämlich dass hCG im Blut nachweisbar war. Oder eben LH, das war ja klar, denn dafür waren die Tests ja gemacht.
?Ich bin vielleicht schwanger?, kaute sie die Worte ungläubig vor sich. Und in Gedanken fragte sie sich, ob ihr Kind tatsächlich Anspruch auf Bussi haben könnte oder nicht. Aber das würde sich finden.
Alex 37
?Nun denken Sie bestimmt in eine falsche Richtung, und das nur, weil ich eine Frau bin?, sagte Frau Meyer ganz ruhig und ein wenig amüsiert. ?Ich möchte aus zwei Gründen nicht nach Frankfurt: Zum einen sagte mein Vater immer: ?Lieber der erste Im Dorf als der zweite im Land?, und das wäre in Frankfurt so. Nein, ich möchte lieber eine kleine Niederlassung alleinverantwortlich aufbauen und führen, und Frankfurt ist ohnehin nicht mein Traum, aber es gibt da noch etwas anderes: Die Zukunft der Stelle in Frankfurt ist mir mittelfristig zu ungewiss, denn es gibt durchaus Überlegungen, dort umzustrukturieren und eventuell den Marketingbereich gänzlich nach außen zu geben. Out-sourcen ist die Devise. Und dann kann es sein, dass die schöne Stelle, die wir uns beide vorstellen, irgendwann ins Nirwana verschwindet.? Frau Meyer lehnte sich etwas männlich und sichtlich befriedigt über die Mienen der beiden Gesprächspartner im Sessel zurück. Beide Männer dachten so laut, dass sie es bald fühlen konnte.
?Und jetzt fragen Sie sich, warum ich ausgerechnet Ihnen das sage, oder? Es wäre doch eine elegante Lösung gewesen, Sie loszuwerden? Und sie möchten bestimmt gerne wissen, woher ich das weiß.? Wieder machte sie diese lange Pause, die Matthias so irritierte, weil das eigentlich seine Masche war, den Gesprächspartner aus der Reserve zu locken. In diesem Augenblick hätte es ihn nicht gewundert, wenn Frau Meyer ihm eine schwarze Kohiba angeboten und diese dann kunstvoll mit einem silbernen Schneider abgekniffen hätte.
?Okay, ertappt. Geben Sie mir die Auflösung des Rätsels?? Mit diesem lockeren Spruch hatte er das Eis gebrochen, und Frau Meyer lachte aufatmend. Sie nahm die virtuelle Hand, die er ihr dadurch gereicht hatte.
?Also, ich weiß es von Herr Ludwig, aber nicht, was Sie denken, seine Ehe und damit Ehre ist unangetastet ? zumindest durch mich?, den letzten Satz sagte sie mit einem belustigten und leicht ironischen Lachen. ?Unsere Eltern waren schon Freunde, als wir noch Kinder waren, und deshalb hat er mir diesen Tipp gegeben. Allerdings nicht ganz ohne Hintergedanken, denn er hat mir eine Idee präsentiert, die mir seitdem nicht aus dem Kopf ging, und heute, nachdem unsere zugegebenermaßen zunächst erzwungene Zusammenarbeit so reibungslos geklappt hat, schien mir die Zeit reif, es mit Ihnen zu besprechen.?
Matthias war nun äußerst gespannt, und auch Ralph hatte sich im Sitz nach vorne geschoben, um bei dieser annähernd konspirativen Sitzung kein Wort zu verpassen.
?Die Firmenspitze erwägt eine Ausweitung ins europäische Ausland, und zwar nach London. Und dazu soll eine Arbeitsgruppe zunächst für 5 Jahre gebildet werden, die dies vorbereitet, mit weitgehenden Vollmachten ausgestattet und eigenverantwortlich tätig. Es soll eine Gruppe von ca. 7 Mitarbeitern sein, von denen jeweils einer federführend hier und in London die Möglichkeiten, Probleme und so weiter der Firmengründung abklärt, und das in kooperativer Zusammenarbeit: Man verspricht sich dadurch eine Art Probelauf einer internationalen Zweierspitze. Klappt es, wird die Firmengründung, die bis dahin nur Low Level erfolgt, mit allem, was dazu gehört durchgezogen und ausgeweitet und das Zweiergespann, wenn es denn gut zusammenarbeitet, was die größte Schwierigkeit und größte Chance ist, für seine Mühen belohnt, klappt es nicht, kommen wir hierher zurück, allerdings ist dann ungewiss, was mit uns passiert. Ein lukrativer und interessanter Feuerstuhl, aber phantastisch in der Aufgabe, wenn es klappt? Wenn Sie mich fragen Ich würde es für diese 5 Jahre tun, Frage ist, ob es mit uns beiden klappen kann, und wer nach London geht. Derjenige, der nicht geht, muss etwa alle 10 Tage dorthin kommen, das muss ihm klar sein.?
Diese Worte hingen noch in der Luft, als Frau Meyer Matthias erwartungsvoll ansah. Eine lange Pause entstand und Matthias atmete erneut hörbar aus. ?Wow, das ist harter Tobak. Das hatte ich nicht erwartet?? Er lehnte sich im Sessel zurück und schaute Frau Meyer entspannt an. ?Naja?, meinte er nun seinerseits lächelnd, ?wir müssen es ja nicht sofort entscheiden, wir könnten ja gemeinsam ein Strategiepapier entwickeln und dabei bereits sehen, wie sich die Zusammenarbeit gestaltet?.? Dass er das ebenso mit Alex würde absprechen müssen, daran dachte er nicht, denn für ihn war zumindest eines klar: Das Problem Alex- Frankfurt hatte sich gelöst.
Re: Alex 36+37
Danke, liebe Faiwind, für die super spannende Geschichte. Ich bin sooooooo gespannt, ob Alex schwanger ist. Und natürlich Bea.
Soll ich mal einen Tipp abgeben :-)) ?
LG, Cherish
Re: Alex 36+37
Re: Alex 36+37
...bin gespannt :-))
LG, Cherish
Als ich gestern Alex las...
(führe mir alle 36 Folgen auf einmal zu gemühte)
und während ich in meiner straßenbahn so vollkommen in die geschichte versunken bin, hebe ich irgendwann vollkommen ahnungslos mein köpflein und...............................................................................................................................................................................................................sehe mir gegenüber eine dieser vorzeigeschwangeren. (tolle Haut, riesiger Eheklunker, schicke umstandsmode - und bestimmt noch nicht mal gerissene haut)
zufall?
schicksal???
Re: Als ich gestern Alex las...
Re: Als ich gestern Alex las...
jetzt bin ich ja ganz rot :o)
aber nun sags uns doch endlich...WIE SIEHT ALEX eigentlich aus?
Wenn du magst, kann ich dir noch ein paar Tipps geben - teilweise ist es nicht ganz schlüssig - aber die Geschichte als solches ist Klasse.
Grüßle
Candle
Re: Als ich gestern Alex las...
Wie das mit dem Schreiben ist...
Und noch etwas - unterschiedliche Schreiber würde ein und den selben Text immer anders umschreiben...denn dort fließt dann die persönlichkeit ein.
Es gibt viele Stellen, die ich ganz anders formulieren würde - ich kann dir nur nicht immer sagen, ob ich es umschreiben würde, weil mir "mein stil" besser gefällt, oder weil es technisch nicht stimmt.
Ich glaube, hier kommt dann die wirkliche Kunst eines lektors zum tragen - texte zu verändern, ohne dem autoren seine persönlichkeit zu nehmen.
Jetzt mal ein Lob von mir - du schaffst es zu fesseln (so, dass auch ich über die fehler drüber hinweglese...und das passiert mir nie - normalerweise lese ich ein buch nicht weiter, wo mir die lücken zu groß sind) und das ist mehr, als viele andere können.
Du schaffst es "modern" zu schreiben - du triffst den Wortlaut in den Dialogen - das ist etwas, was ich zum Beispiel überhaupt nicht kann - deshalb wirds wohl auch nie einen roman von mir geben...außer ich schreib ihn ohne dialoge :o)
Was mir fehlt, sind viele erklärungen - es gibt einige widersprüche (nicht in der handlung, sondern in den sätzen)
Wenn du magst, kann ich mir mal einige Dinge raussuchen/markieren, die mir auffallen.
Was mir noch auffällt - wenn das alles Fiktion ist (nicht biografisch), dann hut ab...manchmal schreibst du so genau, dass es einfach "wahr" sein muss - und dann hast du eine menge erreicht - deinem gegenüber fiktion als realität zu verkaufen :o))
Ah - jetzt fällt es mir ein - zwecks Beschreibung von Alex - ihr Badezimmer konnte ich mir sehr genau vorstellen (auch meinem inneren Auge ein paar Details hinzufügen...zb. eine ecke, in der viele kerzen stehen mit schwarzem docht - doch eine beschreibung von alex gab es nicht wirklich.
Verstehst du, was ich meine?
So und nun freue ich mich auf heute ganz spät abends...denn erst dann kann ich weiterlesen.
Heute ist noch Termin im Jugendamt
Winke, winke
Re: Wie das mit dem Schreiben ist...
Ganz lieben Gruß, Deine Fairwind
Re: Alex 36+37
kann es einfach nicht lassen und hab gerade ein bisschen gelesen - und da bin ich über was gestolpert
"Allerdings gestand sie sich auch selbst zu, dass auch sie den Dreh nie bekommen hatte, mit Matthias ein absolut klares Wort zu sprechen. Männer sind ja so empfindlich, wenn es um ihre Männlichkeit geht, und ihre zarte Seele sollte durch ein eventuell schlechtes Spermiogramm nicht noch weiter gebeutelt werden, wo Matthias doch ohnehin schon an der Kinderlosigkeit der Ehe litt."
In ein paar Kapiteln vorher hattest du beschrieben
". ?Dabei ist bei denen alles so perfekt, und immerhin sind sie ja auch verheiratet...? wobei der Unterton nicht zu überhören war und die Betonung auf ?SIE? lag. Für Ilse war dies die Legitimation, Kinder in die Welt setzen zu dürfen und zu müssen."
Hmmm....sind sie verheiratet, oder nicht?
Versuch dir doch mal so eine Art Stammbaum deiner Figuren aufzubauen - einfach auf ein Blatt Papier skizieren - gib ihnen ein Leben, eine Persönlichkeit und lass sie nicht nur nebenbei erscheinen. (wo ist z.b. der Vater von Matthias? was machen alex ihre eltern?)
Nur so als Tipp :o))
und noch was
Im Kapitel vorher hat sie die Test in den Mülleimer geworfen.
Siehste, siehste - kleine Kleinigkeiten die den Leser stutzen lassen :o))
Wenn ich lieber aufhören soll, sags :o))
jetzt bin ich ganz verwirrt
Ähhh...???
Re: jetzt bin ich ganz verwirrt
Re: Alex 36+37
Re: Alex 36+37
Ich bin ganz begeistert von deinen Folgen - warum bringst du sie hinterher nicht als Buch raus? So voll wie die KIWU praxen immer sind und dieses Forum - gibt bestimmt genug abnehmer. Allerdings müsste Alex dann noch eine Repro-Zeit hinter sich bringen.....
Dexis (freu mich schon auf die Fortsetzung)
Re: Alex 36+37
Re: Alex 36+37
Re: Alex 36+37
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