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Alex 32

Alex 32
Bevor Matthias aber über die Worte von Frau Krüger nachdenken konnte, holte ihn auch schon der Alltag ein: Bereits im Flur kam ihm sein Chef entgegen.
?Ja Herr Manthei, um Gottes willen, wo waren Sie denn?? Sein Ton klang mehr besorgt als vorwurfsvoll.
?Entschuldigen Sie, dass ich jetzt erst komme, ich hatte einen kleinen Autounfall, und dabei wurde mein Handy beschädigt.?
?Ja, das hatten wir schon vermutet, nur gut, dass Ihnen nichts Ernsthaftes passiert ist, oder? Und Ihre Präsentation war große Klasse, Ihr Glück, dass wir an die Dateien herankamen.?
?Oh....danke....dann scheint ja alles gutgegangen zu sein.? Matthias lächelte etwas verwirrt.
?Zum Glück! Als Sie nicht rechtzeitig hier waren und Sie auch zu hause nicht erreichbar waren, hat Herr Krüger die Unterlagen schon vorbereitet, und Frau Meyer hat dann in Ihrem Namen die Präsentation vorgestellt. Sie hat ? das muss ich fairerweise zugeben ? gleich vermutet, dass Ihnen etwas zugestossen sein musste, denn anders kennen wir Sie ja auch nicht. Ja, und Ihre Arbeit ist gut angekommen. Aber für mich war es fast erfreulicher zu sehen, wie Ihr gesamtes Team zusammengearbeitet hat. DAS sind echte Qualitäten, großes Lob an Sie, Herr Manthei.? Mit diesen Worten ließ er Matthias stehen und stürmte davon. Herr Rossberg war immer in Eile und erledigte fast alle Angelegenheiten im Sturmschritt.
Im Büro wartete Ralph Krüger schon auf ihn. ?Mensch Matthias, alles okay? Wir haben die Präsentation rechtzeitig vorgenommen, aber du hast ganz schön gefehlt. Kathrin hat alles veranlasst und dann bis auf den letzten Drücker auf dich gewartet, und als du nicht kamst, hat sie dich entschuldigt, du wärest ernsthaft aufgehalten worden, und hat in deinem Namen die Präsentation vorgestellt. Sie war wirklich gut. Und falls du fragen willst: nein, sie hat sich nicht deine Lorbeeren an das Revers geheftet, sondern auf dich verwiesen.?
Matthias hatte nun einiges zu verdauen. Die Handlungsweise seiner konkurrierenden Kollegin hatte ihm nun zusätzliches Lob eingebracht. Vielleicht hatte sie ihm damit zur Stelle in Frankfurt verholfen, die sie selbst doch so gerne haben wollte.
?Was will sie denn damit bezwecken?? fragte sich Matthias, dem das Verhalten von Frauen nur zu oft ein Rätsel war.
?Herr Manthei?? Frau Meyer steckte in diesem Augenblick den Kopf zur Tür herein. ?Ist mit Ihnen alles in Ordnung? Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Aber zum Glück war ja alles so vorbereitet, dass jeder Idiot die Präsentation hätte vorführen können. Und in diesem Fall war ich der Idiot. Aber, um es kurz zu machen, Sie haben vermutlich schon gehört, dass alles gut verlaufen ist.? Frau Meyer schaute ihn mit offenem Blick an.
?Ja, und ich habe schon ein dickes Lob dafür bekommen, und auch für mein Team. Ich glaube, ich muss mich bei Ihnen bedanken, dass Sie den Karren aus dem Dreck gezogen haben, ich hatte tatsächlich einen Autounfall. Aber nichts Ernstes, nur so, dass ich nicht rechtzeitig kommen konnte und auch nicht telefonieren konnte.? Und mit einem Blick auf seinen Kollegen Ralph setzte er hinzu: ?Aber ich hatte dann ganz viel Hilfe beim Verdauen der Situation...? schmunzelte er vor sich hin. Alles schien ja ohne ihn gut gelaufen zu sein, und Abbruch hatte es seiner Karriere nicht getan.
Matthias machte eine einladende Handbewegung, mit der er Frau Meyer und Ralph Krüger zum Hinsetzen aufforderte. Dann begann er eine kleine Zusammenfassung des Morgens, allerdings unter Auslassung seines vorabendlichen Alkoholkonsums und des Streites mit Alex. Das gehörte nicht hierher, wohl aber die Beschreibung der diversen Schäden am Auto und des Aussehens der Studentin.
?Ja, Ralph, und dann lernte ich jemanden kennen, von dessen Familie ich jetzt eine Menge weiß, nämlich dass der Papa immer erst so spät nach Hause kommt, dass der Sohn schon im Bett liegt, und dass der Kleine so gerne mal mit dem Papa in den Zoo gehen will, aber Papa dazu kaum Zeit hat.?
Ralph schaute verständnislos, während Frau Meyer trocken fragte: ?Wie alt ist denn dein Sohn, Ralph??, was Herrn Krüger völlig aus der Fassung brachte. ?Wieso Max, was hat der denn damit zu tun??
?Weil ich ihn heute zufällig kennengelernt habe, und er mir schon fast Felix leihen wollte ? Felix ist nämlich der Stoffhase von Max?, erklärte er Frau Meyer, ?wir sind nämlich jetzt ganz dicke Freunde.? Aus seiner Stimme war so etwas wie Stolz zu herauszuhören. Und dann erzählte er endlich, auch für Ralph nachvollziehbar, wie er Max kennengelernt hatte und wieso er nun alles über ihn wusste.
?Ja, Max ist schon ein toller Bursche?, kommentierte sein Vater mit Vaterstolz und schlechtem Gewissen. ?Ich habe nur leider so wenig Zeit für ihn.?
?Zeit hat man, man muss sie sich nur nehmen?, hörte sich Matthias plötzlich sagen. Innerlich musste er schon fast selbst den Kopf über sich schütteln.
?Du hast gut reden, du hast ja keine Kinder?, maulte Ralph vorwurfsvoll, und zum ersten Mal im Leben spürte Matthias diesen kleinen Stich der Eifersucht.
?Nein, habe ich nicht, aber denken kann ich trotzdem,? entgegnete er leicht pikiert.
Frau Meyer hatte sich diesen Schlagabtausch leicht amüsiert aber kommentarlos angehört. Um die Situation aufzulösen, bot sie nun an: ?Wie wäre es, wenn wir jetzt gemeinsam einen Kaffee trinken und wir dabei über unser Team einmal sprächen? Offensichtlich haben wir ja alle mehr gemeinsam, als wir bisher dachten.?
Und beide Männer nahmen erleichtert die Ablenkung von einem jeweils unbehaglichen Thema an.
Bisherige Antworten

Die ist auch wieder super! Ich bin gespannt auf 33

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