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Alex 31

Alex 31
Matthias Tag hatte entschieden schlecht angefangen. Beim Aufprall auf den vor ihm bremsenden Wagen war der Airbag so, wie er es sollte, aufgegangen und hatte den Stoß abgefangen, aber da er das Handy in der linken Brustasche hatte, hatte sich dieses schmerzhaft unter dem Gurt an seinen Brustkorb gedrückt. Das Ergebnis war eine schöne Prellung an seiner Heldenbrust. Ansonsten war recht wenig passiert, die Stoßstange des Puntos vor ihm war zwar stark eingedrückt, aber der Rahmen schien auf den ersten Blick unerklärlicherweise nicht beschädigt zu sein. Und bei seinem Auto hinderte ihn nun der Airbag und ein platter Reifen am weiterfahren.
Und Glück hatte er auch gehabt, weil die Fahrerin des Puntos, eine Studentin, die Angelegenheit in aller Ruhe mit ihm regelte. Die Sachlage war ja klar, Matthias war aufgefahren, und somit musste er die Kosten übernehmen. Und ein handfester Grund für das abrupte Bremsen lag auch vor: Ein Ball war über die Straße gerollt, und die Studentin sah einen etwa Sechsjährigen, der schon Anstalten machte, hinterherzulaufen. Dass nichts Ernsthaftes passiert war, war also ihrer Umsicht zu verdanken. Der Junge hatte sich auch schnell verzogen, so dass seine Eltern gar nicht mehr benachrichtigt werden konnten.
Natürlich hatte sich Matthias tüchtig über das Telefonat geärgert, das er mit Alex geführt hatte, bis er merkte, dass sein Handy tatsächlich defekt war, denn er konnte Alex kaum verstehen, und auch ein Anruf bei Jürgen blieb erfolglos.
Und genau, als Matthias sich schlecht gelaunt zu Fuß zum nächsten Taxenstand hatte auf machen wollen, hielt ein Golf neben ihm an.
?Hallo Herr Manthei, kann ich Sie mitnehmen? Ich habe gerade gesehen, dass Sie mit Ihren Wagen nicht mehr fahren können, und da dachte ich, Sie könnten Hilfe gebrauchen.? Die Frau seines Kollegen Ralph Krüger saß im Auto, und zwar auf dem Weg zum Kindergarten. Dankbar stieg Matthias ein.
?Guten Morgen Frau Krüger, das ist ja wirklich nett von Ihnen, ich hatte eben wirklich Pech. Manche Tage haben es eben in sich? könnten Sie mich ins Büro fahren??
?Kein Problem, ich bringe Max dann eben etwas später hin, zum Glück bin ich heute recht früh dran. Das ist auch selten??, sagte Frau Krüger mit einem bedeutungsvollen Blick auf ihre beiden Kinder. Max, der ältere der beiden, war etwa 3 Jahren und schaute nun ganz interessiert Matthias an. Und Meike schlief in ihrem Sitz, sie war erst ein Jahr und nur zur Begleitung mitgekommen.
?Guten Morgen?, begann Matthias etwas unsicher das Gespräch mit Max. ?Und du gehst schon in den Kindergarten??
?Hallo?, brachte Max hervor, beäugte Matthias intensiv und hob seinen Hasen, an dessen Ohr er verlegen spielte.
?Das ist sein Felix?, fügte seine Mutter lächelnd an.
?Hallo Felix?, begrüße Matthias nun den Hasen, der ihn ebenso anzustarren schien wie sein junger Besitzer. ?Wie alt ist Ihr Sohn denn??
?Max ist 3 Jahre und 2 Monate, und Meike ist 13 Monate.?
Max überlegte, das konnte Matthias sehen. Ihn belustigte dieser Gesichtsausdruck, den Kinder vor eine Frage oft haben, allerdings einer Frage, die wohlüberlegt ist. ?Hat Auto Aua??
Matthias schmunzelte. Der Kleine hatte alles wohl gut beobachtet. ?Ja, das Auto hat Aua, aber das geht schnell wieder weg.?
Max Augen wurden noch größer. Er war rothaarig mit ganz vielen Locken und Sommersprossen, und eigentlich mochte Matthais Rothaarige nicht so gern, aber der Blick dieses Kleinen war etwas anderes. Er war ganz auf diesen unbekannten Fahrgast konzentriert.
?Sagen Sie, schaut Ihr Sohn immer so interessiert??
?Ja, leider?, lachte sie, ?er ist recht aufgeweckt und nimmt an allem doppelt Anteil.?
?Du auch Aua?? fragte Max in diesem Augenblick.
?Ja, ich auch, aber nur gaaanz wenig?, erwiderte Matthias wahrheitsgemäß. Max Augen füllten sich leicht mit Tränen und er kramte in seiner Umhängetasche, bis er etwas in Alufolie Eingepacktes erleichtert hervorbrachte. Die ganze Zeit schaute Matthias ihn fasziniert an, denn auf dem Gesicht des Kleinen spiegelte sich die gesamte Palette der Gefühle wider, das Mitgefühl, der Wille zum Helfen, die Idee, wie geholfen werden kann, die Konzentration auf die Suche und der Triumph, das Gesuchte gefunden zu haben.
?Da?? war Max Statement und bot Matthias ein eingewickeltes Schokoladenosterei an.
Seine Mutter erklärte: ?Wenn meine Kinder sich etwas aufgeratscht haben und sie weinen, dann lege ich immer ein Stück Schokolade auf die Stelle, an der es wehtut, und wenn es nicht mehr wehtut, dann dürfen sie es essen. Komischerweise tut es dann ganz schnell nicht mehr weh. Das hat schon meine Mutter mit uns so gemacht, und es funktioniert prima.
?Danke Max, das ist aber lieb, da tut es gar gleich nicht mehr weh?, strahlte Matthias den Kleine an, der erwartungsvoll ob der Wirkung, die er erzielte, in sein Gesicht blickte und dann ein glasreines Kinderstrahlen aufsetzte.
?Na, da haben Sie aber bei ihm einen Stein im Brett, seine Schokolade leibt er nämlich über alles. Meike hätte er das Ei nicht gegeben.? Unter Max? kritisch prüfendem Blick wickelte Matthias nun notgedrungen, aber ganz gerührt das etwas angematschte Osterei aus und schob es sich in den Mund.
?Hmmm?.ah?.. das hat geholfen. Mensch Max, du wirst bestimmt mal Arzt, was??
Max schüttelte den Kopf: ?Bus...? und zeigte auf einen schönen roten Bus, der gerade vorbeifuhr.
Seine Mutter lachte: ?Ein Glück, dass nicht gerade ein Müllfahrzeug vorbei kam, sonst hätte er das fahren wollen als Berufswunsch.?
Matthias war nun dicke befreundet mit Max, und die Beschäftigung mit dem Knirps machte ihm immer mehr Spaß. Bis zum Büro hatten sie sich beide im Rahmen ihrer Möglichkeiten ausgetauscht, während Meike immer noch schlief. Matthias wusste nun, dass der Papa von Max immer erst spät nach Hause kam, dass er gerne Pommes aß, dass er außer Felix noch einen Delphin namens ?Willi Welle? für die Badewanne besaß und dass er gerne in den Kindergarten ging. Die wichtigsten Fakten dieses Kinderlebens waren also ausgetauscht. Und Frau Krüger freute sich, dass ihr Sohn so schön beschäftigt war, und ließ die beiden Herren miteinander philosophieren.
Zum Abschied sagte sie: ? Sie mögen Kinder sehr, Herr Manthei, oder? Dann drücke ich Ihnen die Daumen, dass es klappt, wenn Sie einmal wollen. Bis bald.? Mit diesen Worten fuhr sie mit ihren beiden süßen in Richtung Kindergarten. Doch obwohl sie Max mit sich nahm, blieb er doch eine Weile bei Matthias.
Bisherige Antworten

Ist DAS schööön!

Re: Ist DAS schööön!

Ein schöner Tipp für dich bei der Kindererziehung, oder? GLG, Fairwind

Ja, auf jeden Fall!

Bei uns waren es MAOAMs, die Wunden geheilt haben.
Ganz liebe Grüße
Lena, die momentan auf ihrem Gatten eine ganze LKW-Ladung Maoams auskippen müßte, weil er seit einer Woche dauernd seinen Kopf irgendwo anhaut, irgendwo gegenrennt etc.
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