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Alex 27

Alex 27
Die Aussicht auf ein Wellness-Wochenende, an dem sie ungeniert mit Hanna über den Kinderwunsch würde sprechen können, verbesserte ihre Laune unglaublich. Diese Geheimnistuerei ging ihr auch manchmal auf die Nerven, die einstudierten Antworten auf neugierige Fragen oder der Blick des Apothekers, wenn sie Medikamente wie Bryophyllum kaufte.
Hatte sich irgendjemand, der dieses Medikament wegen des Kinderwunsches nahm, einmal die Mühe gemacht, den sogenannten Waschzettel zu lesen? Da bekam man nämlich das Gefühl, völlig verblödet oder hysterisch zu sein, das half ja sogar bei Depressionen, und dabei wollte sie lediglich ihre Einnistung stabilisieren. Und der Apotheker in ihrer Apotheke schob ihr das Zeug immer ganz verschämt über den Tresen und hatte dann diesen tieftraurigen verständnisvollen Blick. Bei der Bestellung ihrer Zyklustees hatte er sie beim ersten Mal sogar in ein kleines Hinterzimmer gebeten, das vermutlich eine umgenutzte Besenkammer gewesen war, und hatte ihr dann mit gedämpfter Stimme zu jeder Ingredienz die Wirkung vorgebetet.
?Und dass Sie bitte Ihren Mann davon abhalten, diesen Tee zu trinken, Sie wissen ja, Himbeerblätter und Salbei enthalten östrogenartige Substanzen?? Sein verschwörerischer Blick ließ sie daran zweifeln, ob er nicht gerne eine Frau hatte sein wollen.
?Also dann kein Saltimbocca für meinen Mann?? Er schaute sie diesmal verständnislos an, daher fügte sie nur schnell ?Keine Angst, war ein Scherz? und nahm die Teebeutel. Seitdem sah sie eher zu, dass sie von einer Frau bedient wurde, die sie als deutlich verschwiegener kannte. Und in ihrer Apotheke vor Ort kaufte sie das ganze ohnehin nicht, da holte sie höchstens Folsäure, und auch das ungern, denn es konnte sie ja verraten.
Einfach den ganzen Tag darüber Philosophieren, was eine befruchtete Eizelle am Tag 4 nach dem Eisprung macht, oder ob vormittags oder nachmittags vorwiegend ?geeisprungt? wird, mit wem konnte man denn diese Dinge, die eine Frau doch interessierten, ansprechen? Bestimmt nicht mit einem Mann, das stand fest. Und dennoch war das doch bedauerlich, oder? Hatte Matthias auch nur ein einziges Mal gefragt, wie ihr Persona funktionierte oder gemerkt, dass es kein Insulingerät war? Aber ehrlicherweise musste sie zugeben, dass sie keinen Mann kannte, der sich für die monatlichen Wandlungen, die mit seiner Frau vonstatten gingen, mehr als notwendig interessierte, und dieses ?Notwendig? bezog sich zumeist eher auf die Tage der Tage, die dann zu tolerieren waren.
Alex besann sich auf ihren Körper. Sandte er heute gar keine Zeichen aus? Acht Tage nach dem Eisprung hatte sie sonst schon erstes Kribbeln hier und Ziehen da, und ein Spannen im gesamten Unterbauch und diesmal? Sie horchte in sich hinein. War das nun wie immer, oder war es nicht rechts ein wenig stärker als sonst? Und warm war ihr auch, bestimmt hatte sich die Temperatur schon erhöht. Vielleicht hätte sie das Temperaturmessen doch nicht aufgeben sollen, sinnierte sie. Aber morgens als erstes statt an Kaffee an das Thermometer zu denken, das war ihr dann doch zu viel gewesen.
Irgendwie wurde sie immer um diese Zeit im Zyklus unruhig, am ersten Zyklustag war sie ja nur schlecht gelaunt, aber das war dann fast nichts gegen die Phase eine Woche vor der Regel, in der sie alle möglichen Anzeichen, von der Farbe des Urins bis zum Jucken am rechten Bein bewertete und sich fragte, ob es denn endlich geklappt hatte. Und alle Anzeichen, die auf die Mens hindeuteten, wurden mit einem ?war ja klar, das konnte ja nicht gutgehen? kommentiert, alles andere ungläubig gespeichert. Alex hatte mittlerweile das Gefühl, dass sie selbst schon gar nicht mehr an den positiven Test glaubte, sondern dass sie an einen lang angelegten Spiel mitmachte, an dessen glücklichen Ausgang sie nicht glaubte, bei dem sie aber die Teilnahme zugesagt hatte. Wie würde es bloß sein, wenn es tatsächlich noch klappte? An Tagen wie heute konnte sie sich kaum vorstellen, dass das jemals eintreten würde.
Alex beschloss, eine lange Mittagspause zu machen, sie musste sich die Beine vertreten und etwas anderes sehen. Vielleicht sollte sie auch wieder einen Termin beim Frisör machen? Ihre Haare konnten einen neuen Schnitt und ein wenig Farbauffrischung gebrauchen. Aber jetzt? So kurz vor der Mens, die hoffentlich ausblieb? Spontan war da gar nichts zu machen, Montag oder Dienstag in einer Woche wäre gut?.
Den Kopf in den Nacken verließ Alex erhobenen Hauptes das Büro. Wenn es ihr nicht gut ging, dann musste das ja die anderen noch lange nicht sehen! ?Hallo Alex, na, siehst ja so erholt aus nach dem Wochenende!? ?Danke, Klaus, es geht mir auch super!? strahlte Alex und nahm wieder einmal zur Kenntnis, dass auch enge Kollegen sie doch überhaupt nicht kannten.
Bisherige Antworten

Re: Alex 27

...was gibts scöneres, als morgens im Büro mit einer Tasse Kaffe vor dem PC und vor einem die neuste Alex-Folge??
Danke!!!!
LG, Cherish
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