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Alex 24

Alex 24
Alex hingegen hatte den Morgen recht entspannt verbracht. Im Büro angekommen, wo sie ihre 150 kg schwere männliche Vorzimmerelfe beim Lesen der Lisa zutiefst erschreckte (Chefs dürfen generell nicht vor 8 Uhr erscheinen, aber diese Regel hatte Alex heute aus gegebenem Anlass gebrochen), hatte sie die Tür hinter sich zugezogen ? so immerhin hatten beide Ruhe ? und im Internet zunächst nützliche Seiten gesucht. Als ersten Suchbegriff hatte sie das Wort ?Scheidung? eingegeben und neben zahlreichen Anwalts-Homepages auch eine psychologische Betreuung einer Klinik gefunden: ?Während die Scheidung selbst - juristisch gesehen - nur ein Ereignis ist, ist sie aus sozialwissenschaftlicher oder therapeutischer Sicht Teil eines komplexen, mehrdimensionalen und dynamischen Veränderungsprozesses. Dieser Prozess kann zwei und mehr Jahre dauern.
Nach Textor ? gliedert sich dieser Prozess in mehrere Phasen: nämlich
die Vorscheidungsphase,
die Scheidung sphase und
die Nachscheidungsphase.
Die Vorscheidungsphase wiederum lässt sich in eine Phase der wachsenden Unzufriedenheit und eine Phase des Entscheidungskonfliktes einteilen. Sie kann zwischen einigen Wochen und 5 oder mehr Jahren dauern.? ?Aha, dachte Alex, in 5 Wochen bin ich also doch ein ganzes Stück weiter!? Immer noch grimmig las sie alle Informationen. ?Der erste Teil dieser Phase ist der Zeitraum der Verschlechterung der Ehebeziehung. ..Positive Gefühle wie Liebe, Zuneigung, Vertrauen und Achtung schwinden und die Ehegatten sehen ihre Beziehung zunehmend in einem schlechten Licht. ...In der eigenen Ehe wird in der Hauptsache das Negative und bei den anderen Ehen das Positive gesehen. In dieser Phase nimmt die Zahl der ungelösten Konflikte zu; entweder durch Vermeidung ? man spricht nicht mehr miteinander ? oder man streitet, aber die Kompromissbereitschaft nimmt rapide ab. Stattdessen sind die vorherrschenden Gefühle inzwischen Unzufriedenheit, Ärger, Enttäuschung, Resignation.?
Bei den typischen Konfliktthemen fand sich Alex erneut wieder: ?Da geht es um die Beteiligung an der Hausarbeit, um das Ausfüllen der Elternrolle, um die Präsenz als Gesprächs- Freizeit- und Sexualpartner. Unerwartete finanzielle und berufliche Probleme können erschwerend hinzukommen?Verfügt das Paar über gute Möglichkeiten miteinander zu kommunizieren und gute Konfliktlösungsstrategien, so lässt sich eine Entwicklung, die unter Umständen in Scheidung endet, vermeiden.?
Alex sank das Herz; so ganz war sie von der Scheidung nicht überzeugt, und dass sie keine kommunikativen Fähigkeiten haben sollte, wollte sie auch nicht eingestehen. Dennoch war eines klar: Sie würde das Gespräch mit Matthias nicht beginnen, soviel stand fest, er war am Zuge.
Nie war er so richtig für sie da, und die Verantwortung für die Beziehung hatte er ihr schon lange überlassen. Siedendheiß fiel Alex ein, dass sie nun so lange versucht hatte, schwanger zu werden, nun aber eine Schwangerschaft für sie nicht infrage kam, wo das Ende ihrer Ehe bevorstand. Und was wäre wenn? Wie angestochen nahm sie ihre Tasche, raunte ihrem Vorzimmermann zu ?Ich bring mal eben Tee weg? und verschwand. Sie hatte vor zwei Tagen einen Schwangerschaftstest in die Handtasche getan, und den nutzte sie nun auf der Damentoilette des Bürogebäudes.
Gott sei Dank, negativ! Aber sie wusste genau, dass es noch ein Wende der Dinge geben konnte, und zum ersten Mal seit Monaten wünschte sie, sie hätte diesen Monat verhütet. Innerlich schüttelte sie den Kopf, ?Bestimmt sind es die Hormone, die mich so durcheinander bringen. Natürlich würde ich auch alleine ein Kind groß bekommen.? beruhigte sie sich, aber dann: ?Welche Hormone?!?. So ganz wohl war ihr in ihrer Haut nicht, und die Unsicherheit, nicht schwanger zu sein, es aber zu wollen, hatte sich wirklich über Nacht in eine Unsicherheit, eventuell schwanger zu sein, und es nicht zu wollen, geändert.
Als sie in ihr Büro zurückgekehrt war, hörte sie, wie ihr Vorzimmermann offensichtlich mit Matthias sprach. Schon aus der Ferne schüttelte sie den Kopf, sie wollte ihn nicht sprechen. ?Nein, tut mir leid, Ihre Frau ist gerade nicht am Platz?.Ja, das kann sein, okay, ich sage es ihr.? Kurze Zeit später war Matthias wieder in der Leitung, doch diesmal nahm Alex den Hörer auf: ?Manthei, guten Tag.? Matthias erzählte etwas von einem Unfall und dass er nun von ihr abgeholt werden wollte, aber da er sie in derselben Situation vor drei Jahren im Stich gelassen hatte, weil seine Büromöbel kommen sollten, reagierte Alex nur folgendermaßen: ?Matthias, bist du es? Hallo?. Krrrrrrr?.tssssse?. die Verbindung ist so schl? hallo, bist du tsssse?.krrrrrrrrrr?.hallo? Hallo?? und legte befriedigt auf. Sollte er doch sehen, wie er ohne sie zurecht kam, verletzt war er offensichtlich ja nicht.
Bisherige Antworten

Re: Alex 24

Bin soooo gespannt, ob Alex nun ss ist oder nicht und ob sich ihre Ehe wieder einränkt :-)))
Lieben Dank für die Geschichte!! Cherish

Soooo spannend - weiter...:-) Danke!

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