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Adoption

Hallo Ihr Lieben,
wir waren gestern zum Kaffeetrinken eingeladen und ausser uns war noch ein anderes befreundetes Pärchen da. Insgesamt tobten 3 Kinder herum und eines war ständig am Schreien. Die Eltern meinten noch, dass das sonst nicht so wäre - mir hat hinter jedenfalls ordentlich der Schädel gebrummt.
Naja, das war´s aber eigentlich nicht, was ich erzählen wollte. Die eine Frau erzählte von ihrer Nachbarin, die gerade zwei Kinder aus Russland adoptiert hat, eines 1 1/2 Jahre und das andere 2 Jahre alt. (Und zwar hat sie sie gleichzeitig bekommen!) Und ich sagte, dass ich mir das nicht vorstellen könnte. Da meinte sie, dass das davon abhängt, wie stark der Kinderwunsch wäre. Wer sich wirklich ein Kind wünschen würde, würde ALLES dafür in den Kauf nehmen, dass der Wunsch sich erfüllt!
Will ich also gar nicht wirklich ein Kind, wenn ich es mir nicht vorstellen kann, ein älteres Kind oder ein behindertes Kind zu adoptieren? Ich denke, das ist doch etwas ganz anderes. Wie seht ihr das?
LG Claudia
Bisherige Antworten

seh ich auch anders....

Hi Claudi,
das find ich ja total ätzend, diese Unterstellung!!!!
Ich glaube, als erstes hat mal jeder den Wunsch, ein gesundes, nicht behindertes Kind im Säuglingsalter zu haben. Das ist doch der natürlichste Wunsch der Welt! ICh kann nicht einsehen, warum potentielle Adoeltern diesen Wunsch nicht haben "dürfen"....bzw. warum einem dann gleich unterstellt wird, dass der KiWu ja gar nicht echt sei, wenn das Kind nicht krank/behindert sein dürfe.
Ich finde es gut, wenn man zu sich selbst so ehrlich sein kann, dass man zugibt, ein Kind eben NICHT um jeden Preis haben zu wollen. Was hätte das Kind davon, wenn man es aufnimmt, aber es wegen seiner Behinderung/seiner Probleme gar nicht WIRKLICH haben möchte?
Mein Mann und ich haben uns sehr ausgiebig mit dem Thema (Auslands-)Ado auseinandergesetzt und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir KEINE Ado anstreben werden, da uns das Risiko, ein älteres Kind mit vielen Problemen bzw. ein krankes/behindertes Kind zu bekommen, zu hoch ist. Wir glauben, dass es für uns dann besser wäre, auf ein Kind zu verzichten.
LG, Cherish

Hi Cherish,

wir haben uns auch lange mit dem Thema beschäftigt (was die Frau ja nicht wissen konnte - das muss ich ihr zugute halten). Und wir hatten ja auch einen Adoptionsantrag gestellt, den wir in der Zwischenzeit wieder zurückgezogen haben. Eben weil die Chance auf einen gesunden Säugling, der auch noch so aussieht, als könne er von uns sein (also z.B. kein schwarzes Kind), sehr gering ist. Und mit allem anderen sahen wir eine noch grössere Belastung auf uns und das Kind zukommen, als es mit einem Kind eh schon wäre. Da gewöhnen wir uns doch lieber an den Gedanken, keine Kinder zu bekommen und unser Leben daruaf einzustellen. Ich habe eine Hochachtung vor allen, die so etwas tun können. Aber ich denke auch nicht, dass man es am Mass des KiWu festmachen kann. Sonst hätte ich wohl nicht die ganzen Behandlungen über mich ergehen lassen - so toll war das alles nicht, dass ich das für etwas machen würde, wenn ich es eigentlich gar nicht möchte.
Naja, was soll´s. Ich habe mich eben etwas geärgert. Hatte aber auch keine Lust, ihr in dem Moment meine Geschichte zu erzählen. Ich will mal hoffen, dass sie solch einen Spruch nicht bringen würde, wenn sie wüsste, wen sie da gegenüber sitzen hat.
Aber dank euch geht es mir schon wieder besser :-)))
GGGGLG Claudia

Re: Adoption

Hallo Claudia,
pauschale Antworten sind meist falsch, so auch hier.
Wer tut denn ALLES für ein Kind? Was ist denn ALLES?
Muß ich dann IVF und ICSI machen, muß ich Clomifen schlucken?
Sind fremder Samen und fremde Eizelle ein Muß?
Muß ich jede Fruchtbarkeitsdiät mitmachen, mich mit Olivenöl entgiften, mein Schlafzimmer Feng Shui-technisch umstellen, meinen Radiowecker in den Müll werfen und nur noch Geschlechtsverkehr haben, wenn Vollmond ist?
Muß ich für ein Kind beten? Oder mich im Gegenteil gerade ablenken und auf Teufel komm raus ENTSPANNEN?
Muß ich das ganze Programm von Akupunktur über Kräutertees, Luna Yoga, Homöopathie, Fruchtbarkeitsmassage, Fußreflexzonentherapie, Familienaufstellung, Amalgamentfernung machen und mir von jedem Depp Reiki schicken lassen?
Und wenn ja, wofür? Für mich, für mein Kind, oder um den wohlmeinenden Bekannten zu demonstrieren, daß ich echt 'ne arme Sau bin, weil ich wirklich alles versucht habe?
Das Thema ist so persönlich, daß das jedes Paar für sich entscheiden muß, was es versuchen will und was nicht, und so komplex, daß man gar nicht alles ausprobieren kann.
Und den Nachbarn und den lieben Freunden steht so ein Pauschalurteil nicht zu.
Man kann auch nicht adoptieren, weil man so ein guter Mensch ist, man muß sich zutrauen, ein fremdes Kind wirklich als eigenes anzunehmen für den Rest seines Lebens, und das kann einfach nicht jedes Paar.
Laß Dich nicht verrückt machen. Du suchst Dir DEINEN Weg, der wird schon für Euch richhtig sein.
Alles Gute, Carla

Hallo Carla,

danke für deine Antwort.
Ich halte der Frau zugute, dass sie mich und meine KiWu-Geschichte gar nicht kennt. Und daher meinte sie, dass ich das eben nicht verstehen könnte, dass bei manchen der Wunsch nach einem Kind so gross wäre, dass sie eben auch ältere Kinder adoptieren. Sie kann ja nicht wissen, dass wir uns mit dem Thema auch schon ausgiebig beschäftigt haben. Und dass wir für uns meinen, dieser (zusätzlichen) Belastung nicht gewachsen zu sein und uns dann eben lieber mit einem Leben ohne Kinder arrangieren.
Du hast recht: das ist eine sehr persömliche entscheidung und wie bei allem ist eine Pauschalaussagen falsch. Mich ärgert es halt, wenn ich eben immer wieder auf solche Pauschalaussagen stosse - und das von Frauen, die eben eigentlich gar keine Ahnung haben, weil sie selber nie in der Situation waren.
LG Claudia

Re: Adoption

Also um nur mal zur Behinderung etwas zu sagen. In
Deutschland wird durchaus verstanden, wenn man
kein behindertes Kind will.
Außerdem war mein Bruder zuletzt auf einer
Beerdigung. Die Leute hatten ein Kind aus Vietnam
adoptiert, dass behindert war (Herzschaden) und es in
D auch operieren lassen. 2 Jahre später ist es dann
gestorben. Das kann ja wirklich niemand wollen, dass
man so etwas bewusst wählt, um es zu durchleben.

Hallo Arte,

ja, zu dem Thema fällt mir selber noch etwas ein: eine Freundin von mir hat sogar gegen den Willen ihres Arztes eine Fruchtwasseruntersuchung machen lassen, eben weil sie nicht mit einem behinderten Kind hätte leben können. Wäre dabei herausgekommen, dass das Kind nicht gesund ist, hätte sie es abgetrieben! Das ist sicher ein anderes extremes Beispiel. Denn ich denke, wenn ich ein eigenes Kind bekäme, wäre es etwas völlig anderes. Dann wächst man auch hinein in die Situation. Aber wenn ich es mir schon aussuchen kann, muss ich mir solch eine zusätzliche Belastung wie eben die Adoption eines behinderten Kindes oder eines älteren Kindes zumuten. Dann wähle ich doch lieber die Kinderlosigkeit. Obwohl ich sonst eben alles daran setze (bzw. gesetzt habe - hätte ich sonst den Weg der Repro-Medizin gewählt?) einen gesunden Säugling zu bekommen.
LG Claudia

Re: Adoption

Hallo Claudia, tja, das lässt sich so einfach sagen, dass man doch wohl alles für die Erfüllung eines KiWu tun würde, sei er auch nur stark genug. Sooo einfach, wenn man eigene Kinder hat. Denn das braucht nur ein bisschen Puste und der Satz ist ausgesprochen. Was aber bedeutete es für ein kilo Paar? Einen langen Ado-Weg, der erstmal durchgestanden werden muss. Einen langen langen Atem und viele Entscheidungen und immer wieder der Schmerz, das alles nicht durchmachen zu müssen, wenn man doch bloß fruchtbar wäre. Das Gefühl, von eigentlich fremden Menschen ein Kind zugewiesen zu bekommen, ohne dass das Kind oder ihr wisst, ob ihr zusammenpasst, ob ihr zusammenwachsen werdet. Wie gesagt, Eltern, die natürlich geboren haben, geht der Satz soooo leicht über die Lippen. Wir werden auch oft gefragt, warum wir nicht adoptieren.
Ein krankes oder behindertes Kind zu bekommen, sich aktiv um dieses zu bemühen, um es zu bekommen, heißt, dass zumindest einer sein Berufsleben wahrscheinlich lange, wen n nicht ganz an den Nagel hängen muss.
Ich bin mit einem behinderten Geschwister aufgewachsen, weiß, was es bedeutet, auch jetzt für einen Behinderten zu sorgen. Es ist kräftemäßig ein Hammer, auch wenn ich ihn sehr lieb habe.
Warum adoptieren nicht Familien, die schon gesunde Kids haben, noch ein krankes dazu??? Das wäre ein Gegenvorschlag, den ich jeder Familie machen würde.
LG von Fendi, die schon oft in der Situation waR!

Re: Adoption

Hallo
Eine Kusine zweiten Grades meines Mannes und ihr Mann haben seit ein paar Wochen ein 15 Monate altes Mädchen aus China zuhause. Die beiden sind seit 18 Jahren verheiratet und kinderlos. Sie sind sehr glücklich nach all diesen Jahren endlich ein Kind zu haben. Sie wollen auch noch ein zweites aus China adoptieren. Mein Mann redet auch schon von Auslandsadoption, dass das doch auch was für uns wäre. Ich bin mir noch nicht so super sicher. Momentan bin ich einfach noch zu sehr mit meinem eigenem Körper beschäftigt.
Den Gegensatz von Fendi finde ich sehr treffend und gut, dass doch die Eltern mit gesunden Kindern ein behindertes adoptieren können.
Wir hatten mal zwei Gespräche mit dem Jugendamt wegen eines behinderten Pflegekindes für das das Amt dringend ein zuhause suchte. Man muss sich schon ganz schön 'ausziehen' vor fremden Menschen. Und obwohl ich es ja auch verstehen kann, fand ich doch demütigend.
LG Tine

Re: Adoption

Hallo Allerseits,
zu adoptieren oder kinderlos zu leben war für uns keine Entscheidung - sondern ein Prozess.
Wir werden immer wieder mit Momenten, Situationen und Schwierigkeiten während unserer Wartezeit konfrontiert, um derer Willen wir mittlerweile dankbar sind.
Den ersten Schritt in Richtung einer Adoption zu gehen ist einfach - schwer ist es, diesen zu gehen.
Bei jeder Entscheidung, bei jedem "entblößen" vor dem Amt entscheiden wir uns immer wieder bewusst für die Adoption.
Und ja, es hat auch schon Zweifel gegeben - Fragen, nach dem "ist es das wert?" und "wollen wir das wirklich" traten auf und ab und an ist die Zumutbarkeitsgrenze auch bei uns überschritten worden.
Deshalb sind wir froh darüber, dass wir diese Prüfungen immer wieder haben - um uns immer wieder bewusst zu machen, warum und wofür wir diesen Weg gehen...und uns ganz sicher sind.
Wir sind dankbar um die Wartezeit auf ein Kind und dankbar um jeden Abend im Jugendamt, der unter einem anderen Thema steht...dankbar um die Zeit, uns auf unseren Weg vorzubereiten.
Ich denke mal, dass es nicht darum geht, wie sehr man sich ein Kind wünscht, sondern eben darum um welchen Preis und durch welchen Schritt.
Den Text von Carla fand ich wunderbar - denn genau das ist es...eine persönliche Entscheidung eines jeden Paares.
Damaris
PS: Eine Adoption ist alles andere als ein "leichter Weg um ein Kind zu bekommen"...

@ Candle

Liebe Damaris,
danke für die Blumen :-) Ich lese Dich immer so gern, weil Du so positiv klingst. Ich meine, nicht immer happy, auch traurig, aber nie verbittert.
Darf ich fragen, wie weit Ihr mit der Adoption seid? Hattet Ihr schon Hausbesuche?
Wir nähern uns dem Thema ganz langsam. Weißt Du einen guten Erfahrungsbericht? Ich habe jetzt mal ein Buch bestellt. Mich interessieren nicht so die rechtlichen Dinge, sondern mehr wie Eltern und Kind miteinander klarkommen.
Gruß, Carla

Re: @ Candle

Liebe Carla,
wir haben im April letzten Jahres unseren "Antrittsbesuch" beim Jugendamt gemacht und wurden im Juni als Adoptionsbewerber anerkannt.
Seitdem besuchen wir regelmäßig die Veranstaltungen im Jugendamt, beschäftigen uns immer wieder mit den aufkommenden Fragen und haben das Glück, furchtbar nette aber auch kritische Damen vom Jugenamt an unserer Seite zu haben.
Viele unserer "Erst"-ansichten haben sich in den letzten 1,5 Jahren verändert und ich denke, dass es auch noch einige Veränderungen geben wird...aber das ist sehr gut, da man sich ja entwickelt.
Da ich vor einigen Jahren an Depressionen erkrankt war, sind wir gerade dabei, eventuelle Zweifel an meiner Tauglichkeit als Mutter in dieser Hinsicht auszuschließen.
In zwei Wochen werde ich ein Prognosegutachten von meiner Psychiaterin erstellen lassen. Wir sehen auch diesen Zwischenschritt als Chance an - uns noch sicherer zu werden...außerdem freut es mich, nach 3 Jahren meine Ärztin wieder zu sehen und ihr zeigen zu können, wie schön mein Leben ist. (bin mal gespannt, was uns dieses wiedersehen kostet :o))
Momentan haben wir von Freunden Referenzen für das Jugendamt bekommen - gerade auch noch einmal hinsichtlich der Depressionen. Es war sehr interessant, wie andere Menschen mich/uns sehen.
Außerdem haben wir einen Bericht unseres Hausarztes bekommen und weitergeleitet und einen ganz arg lieben Brief unserer Bankerin mit unserer Finanzübersicht.
Demnächst (ich schätze, wenn das zweite Jahr der Wartezeit vergangen ist) werden wir unseren "Bewerbungsbogen" aktualisieren und einen Vorstellungsbogen für die Herkunftsmutter verfassen.
So Gott und das Jugendamt will, werden wir im Frühjahr 2007 einem Baby ein Zuhause geben können.
Ich denke, wenn unser Weg bis zu dem Tag der Aufnahme eines Kindes gegangen ist, werde ich darüber schreiben und veröffentlichen.
Es gibt viele Momente und Gegebenheiten, die man eben jetzt nicht öffentlich macht. Einfach den Weg zum Ziel...
Abgeschlossen wird dieser Weg dann noch lange nicht sein, im Gegenteil...dann fängt eine Adoption erst an.
Liebe Grüße
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