Ersttrimesterscreening
in meiner Praxis hat es leider eine Kommunikationsprobleme gegeben da meine behandelnde Ärztin im Urlaub ist und die Vertretung sich gestern leider die Blutauswertung nicht angesehen hat.Die Sprechstundenhilfe gab mir jedoch jetzt telefonisch folgende Werte durch:
Hintergrundrisiko Trisomie 21= 167
Adjustiertes Risiko Trisomie 21= 3315
Hintergrundrisiko Trisomie 13+18 = 306
Adjustierets Risiko Trisomie 13+18= 6110
ich bin 37 Jahre und die Untersuchung wurde bei 12+2(nach Größe des Fetus 13+2) durchgeführt.
Bei meinem Sohn hatte ich vor 3 Jahren also mit 34 und bei 12+2 ein adjustiertes Risiko Trisomie 21 von 1921 und mein damaliger Arzt sagte eine FU wäre nicht notwendig.
Dann kann ich doch erst recht von einem guten Ergebniss sprechen oder?
Vielen Dank Evelin
Re: Ersttrimesterscreening/Nachtrag
Re: Ersttrimesterscreening
Re: Ersttrimesterscreening
eine kleine Nachfrage: Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass Sie bei einem adjustierten Risiko für Trisomie 21 von 1:3315 bzw. für Trisomie 13+18 von 1:6110 eine Amniozentese empfehlen würden, weil die Patientin über 35 Jahre alt ist? *grübel*
Würde dies nicht Sinn und Zweck des Ersttrimesterscreenings (Vermeidung von Fruchtwasseruntersuchung durch nichtinvasive pränatale Diagnostik) ad absurdum führen?
Was bedeutet ihr Satz "Vergleiche hinken immer."? In gewisser Weise beruht doch jede Statistik auf einem "Vergleich". Frauen über 35 wird doch deshalb die FU empfohlen, weil man bei einem "Vergleich" festgestellt hat, dass diese Altersgruppen ein erhöhtes Risiko besitzen.
Wie ist es mit der Abwägung des Risikos der FU? Statistisch beträgt das Risiko 1:200 (also 0,5% oder sogar etwas mehr), dass die FU zur Fehlgeburt führt. Bei der Fragestellerin wäre also das Risiko, dass bei der FU etwas passiert etwa 15 mal größer als das Risiko, dass eine Trisomie 21 vorliegt. Würde man in der Praxis dennoch eine FU empfehlen?
Ich würde mich über die Beantwortung meiner Fragen sehr freuen, da ich momentan durch ihr Posting etwas verwirrt bin und vielleicht etwas falsch verstanden habe.
LG, Viola
Re: Ersttrimesterscreening
gut beobachtet! Ich habe zunächst auch gestutzt. Anders als Du hatte ich aber schließlich nicht das Bedürfnis, die Aussage zu hinterfragen, weil ich denke, dass Dr. Warm sich klar ausgedrückt hat. Er schreibt: ?Wir empfehlen sie (die Amniozentese)?. Mit klarer Betonung auf ?Wir?. Er bezieht das also auf sich und seine Gruppe, wer immer dazu gehört. ?Nicht wir?, also andere mögen sie anbieten (was etwas anderes als eine Empfehlung ist) oder sie von einer Risikoabschätzung abhängig machen. Das deckt sich absolut mit meinen Erfahrungen, die teilweise wirklich absurd sind. Da werden z.B. FUs mit vorgeschaltetem Ersttrimester-Screening angeboten, was man getrost als ?Abzocke? bezeichnen darf, denn letzteres wird privat (IGeL) abgerechnet, ohne dass das Ergebnis einen Einfluss auf die Durchführung der FU hätte!
Dr. Warm macht eigentlich auch deutlich, wozu er steht. Er betont wieder. Er schreibt nicht ?pränatale Möglichkeiten?, sondern ?pränatale *diagnostische* Möglichkeiten?. Zu den diagnostischen Methoden gehört die pränatale Chromosomenanalyse (nach Amniozentese), nicht jedoch das Ersttrimester-Screening. Das grenzt Dr. Warm auch voneinander ab, indem er letzteres mit Skepsis belegt: ?Allerdings sind die genannten Zahlen Schätzwerte?, oder: ?Vergleiche hinken immer?. Also, ich entdecke dahinter ein deutliches Statement, Du nicht?
Das soll jetzt aber nicht bedeuten, dass das auch meine Sichtweise wäre. Ich denke, man sollte Frauen, die -mit den entsprechenden Konsequenzen- eine pränatale Diagnostik für sich in Anspruch nehmen wollen, unter anderem auch über die Unterschiede zwischen diagnostischen und prognostischen Methoden aufklären, und zwar so gründlich, bis sie sich informiert entscheiden oder auch alles ablehnen können (informed consent). Die Fragestellerin (Evelin) ist sich da etwas unsicher und fragt nach. Das sollte bei einem informed consent dann eben nicht mehr passieren. Sie sollte wissen, dass ihr Risiko wirklich sehr niedrig ist. Sie hat für diese Information eine Menge Geld bezahlt; zu dieser Leistung gehört meiner Meinung nach auch eine umfassende Aufklärung.
Mir fiel bei Deinem Posting noch etwas auf, denn Du hast geschrieben: ?Würde dies nicht Sinn und Zweck des Ersttrimesterscreenings (Vermeidung von Fruchtwasseruntersuchung durch nichtinvasive pränatale Diagnostik) ad absurdum führen??
So gesehen führt sich der Sinn und Zweck des Ersttrimester-Screenings selbst ad adsurdum, wenn es, wie in Deutschland sehr oft beobachtet, das berechnete kombinierte Risiko noch mit partiellen Risiken aus der isolierten NT-Messung und der Messung der biochemischen Werte allein garniert. Auch das führt zu einer völlig unnötigen Zunahme invasiver Eingriffe. Ich habe diese Auswirkungen mal untersucht und die Ergebnisse letzte Woche auf der Deutschen Humangenetiker-Tagung als Poster veröffentlicht. Eine kurze Zusammenfassung davon habe ich den Frauen im ?Eltern?-Forum versprochen. Vielleicht komme ich heute noch dazu.
Viele Grüße
Uli
Re: Ersttrimesterscreening
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