Liebe Gabi!
Ich habe ähnliches erlebt, wir waren mit einem befreundeten Paar gleichzeitig schwanger, d. h. ich war 4 Wochen früher dran. Ich verlor unser Kind in der 27. SSW. Ich habe an einem Dienstagabend erfahren, dass unsere Maus nicht mehr lebt und bin am Samstag danach zum Entbinden gegangen. Beerdigung war dann am Dienstag darauf. Nachdem das Pärchen erfahren hatte, was uns passiert ist, lag er mir ständig in den Ohren, dass seine Frau nicht mehr schlafen könne, weil sie nicht wüsste, wie sie mir gegenübertreten soll. Hinzu kam, dass schon Monate vorher geplant war, dass wir am Mittwoch, also 1 Tag nach der Beerdigung zu einer Tagung fahren. Mir kam das gelegen, weil ich Abstand wollte und ich sagte, dass ich wohl nicht viel mit ihnen unternehmen würde, weil ich Zeit für mich und meine Trauer brauchte. Als wir uns dann auf dem Bahnhof zu Abfahrt trafen sagte sie schlicht "Hallo". Das war das Ende unserer Freundschaft. Klar war es schwierig für sie, aber so eine kalte Begegnung hatte ich danach nicht wieder. Die einen haben mir geschrieben, die anderen haben mich einfach nur schweigend gedrückt, die nächsten haben mir traditionell ihr Beileid ausgesprochen und gestanden, dass sie sich schwer tun. Aber überall spürte ich Mitgefühl und das tat so gut. Ich fände es glaub' am besten, wenn Du ihr schreibst und mit dem Brief zu ihr gehst. Nimm' sie in den Arm und sage, was Dir von den Lippen kommt und wenn nichts kommt, dann sage nichts, sondern laß' sie Dein Mitgefühl spüren. Gib' ihr Deine Schulter, an der sie sich hemmungslos ausweinen kann. Du kannst ihr den Brief dann geben oder auch nicht, je nachdem, wie sich die Situation entwickelt. Ihr Kind hat nichts mit Deinem zu tun und Deins nichts mit ihrem. Sei ihr weiterhin eine zuverlässige Freundin und lasse sie jetzt nicht aus Unsicherheit allein, das Gegenteil braucht sie jetzt. Und laß' das Kind später in Euren Gedanken weiterleben, es ist jetzt ein Sternenkind, nicht tot sondern bei den Engeln. Es hat einen Namen und es hat Geburtstag, wie alle anderen Kinder auch. Ein anderes befreundetes, kinderloses Ehepaar hat uns ins Krankenhaus eine Karte mit einem religiösen Gedicht, eine rosarote Rose und einen Teddybär geschickt. Wir hatten unsere Kleine in ein weißes Tuch gewickelt in einem Körbchen liegen, rechts die Rose, links den Teddybär. So kam sie in den Sarg und das war eine unvergessliche Geste von diesem Paar, zu denen ich seither eine ganz besondere Verbundenheit spüre. Versuche, Dich nicht darauf zu konzentrieren, wie sie Dich und Deine Schwangerschaft, sondern wie sie ihren Verlust und ihre Trauer erlebt. Sie hat jetzt gar keinen "Platz" für andere und ihre dicken Bäuche! Dieser Schmerz kommt später.
Es ist jetzt lang geworden und ich hoffe, ich konnte Dir ein bißchen helfen.
Schöne Grüße von Mariann mit zwei kleinen Sternenkindern (11. + 9. SSW), Sonnenschein 2 1/4 Jahre, großem Sternenkind (27. SSW) und Hoffnung im Bauch (29+4)

ein paar tage später hat sie mich angerufen, ich hatte vorher kontakt mir ihr über sms und da schrieb sie das sie noch etwas zeit braucht. als sie mich dann anrief, redeten wir lange miteinander, sie erzählte mir was passiert war, aber ich versuchte auch sie zeitweise abzulenken, weil ich merkte das es sie sehr anstrengte wenn sie nur über das redete.
das erste treffen mit ihr war sehr schwer für mich und wußte nicht was ich sagen oder machen sollte, doch es ergab sich relativ schnell von selbst und wir saßen zusammen und redeten ein bisschen darüber. ich glaub unser freundschaft ist noch genauso gut wie früher, ich hab ihr gesagt das ich immer für sie da bin und sie immer kommen kann wenn sie was braucht.
danke euch nochmal
lg gabi mit lukas im bauch (ET 7.6.06)