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betreung im krankenhaus - erfahrungsberichte

liebe forumsfrauen,
da ich seit einiger zeit wieder voll berufstätig als krankenschwester in einer gyn klinik tätig bin, komme ich immer wieder, traurigerweise, mit frauen in kontakt, die ihr baby im 2.trimenon der schwangerschaft hergeben und tot gebären müssen.
ich bin immernoch auf der suche nach einem richtigen oder guten umgang mit den betroffenen eltern, vor allem mit der frau.
als betreuende krankenschwester bin ich die ganze zeit über mehr oder weniger dabei, da die sogenannten ausstoßungen (ja, so scheußlich heißt der vorgang im krankenhaus) nicht im kreißsaal, sondern auf der pflegestation, stattfinden. ab über der 20.-25. ssw werden die frauen im kreißsaal von hebammen betreut.
welche art des umgangs habt ihr als gut empfunden? soll die krankenschwester nur professionell ihre arbeit machen und sich komplett distanzieren? soll sie auch mal das wort direkt an die betroffene(n) richten? in wieweit darf sie sich der situation öffnen, sodaß die frau bzw. die familie etwas nützliches dabei rauszuiehen kann?
nun noch kurz zu meiner person:
ich bin 29jahre alt, arbeite seit 1996 im krankenhaus, seit kurzem aber erst in der gynäkologie.
ich habe zwei kinder, die gesund un spontan auf die welt gekommen sind, habe einmal einen frühabort gehabt.
ich danke für´s lesen und würdemich sehr freuen, wenn die eine oder andere die zeit und kraft findet, ein paar sätze an mich zu richten. ich bin natürlich auch nicht böse, wenn die resonanz nicht groß ist und habe verständnis dafür, wenn alte wunden nicht wieder aufgerissen werden wollen.
herzliche grüße, sonja
Bisherige Antworten

Re: betreung im krankenhaus - erfahrungsberichte

hallo sonja!
einen ähnlichen beitrag hatte ich hier auch schon verfasst und ich bin auch aus den gleichen gründen wie du oft auf der seite.
ich hab den job 3 jahre gemacht und bin nun seit november bei den wöchnerinnen.
ich hab die erfahrung gemacht, dass es den meisten frauen gut tut, wenn sie das gefühl haben, eine außenstehende person steht voll zu ihnen. also, indem man halt auf sie eingeht, auf den körperlichen, auf den psychischen schmerz.
indem man ihnen versucht zu helfen, das kind zu akzeptieren. und auch auch indem man alles toleriert, was die mutter tut oder sagt.
es ist ziemlich schwer und sehr individuell und ich bin ein bisschen froh, dass ich jetzt etwas anderes mache.
ich selbst habe eine tochter, wurde ungeplant schwanger, hatte keine probleme (wenn auch die geburt nicht so toll war) und noch nie eine fehlgeburt. für mich war das alles wirklich nicht sehr leicht.
ich wünsche dir viel kraft.
lg silke

Re: betreung im krankenhaus - erfahrungsberichte

Hallo Sonja,
ich finde es toll, dass Du Dich mit dieser Frage auseinandersetzt. Ich selbst habe meinen Sohn Jonathan im Januar in der 19. SSW still geboren.
Leider wurden wir in der Klinik fast garnicht betreut.
Nach 9-tägigem Aufenthalt nach vorzeitigem Blasensprung wurde der Tod unseres Kindes festgestellt und die Geburt eingeleitet. Den ganzen Nachmittag kümmerte sich keiner um mich. Ich war froh, dass mein Mann bei mir war. Es kam immer nur jemand, wenn ich klingelte. Das war die Hölle für mich. Es wäre für mich wichtig gewesen wenn man mich schonmal verbal darauf vorbereitet hätte, was kommt.
Gerne hätte ich unseren Sohn gesehen, auch wenn er noch körperlich noch nicht ganz ausgebildet war. Man hätte ihn in ein Tuch einwickeln können, so dass wir nur das Gesicht gesehen hätten. Aber nichts dergleichen ist passiert.
Hätten wir nicht nachgefragt, ob wir einen Sohn oder eine Tochter haben hätten wir es nur aus dem Obduktionsbericht erfahren.
Ich denke es ist wichtig, das man die professionelle Seite hört und die menschliche Seite fühlen kann. Denn man durchläuft eine Ausnahmesituation und nichts ist schlimmer, als das Gefühl zu haben nur eine Nummer oder ein medizinischer Fall zu sein. Natürlich ist das für eine Schwester auch schwer, denn je mehr man sich öffnet, desto mehr berührt einen das Schicksal der Patienten, das tut sicher auch weh.
Ich hoffe ich konnte weiterhelfen. Wenn Du noch Fragen hast, dann kannst Du mir eine PN schicken. Ich kann Dir dann meine e-mail Adresse schicken. Denn es ist vielleicht für manche besser, wenn das nicht alles im Forum steht.
Liebe Grüße und Frohes Fest. Steffi.

Ganz schwierig,

da jede Frau (Eltern) so unterschiedlich sind.
Hallo Sonja,
ich hab selbst am 16.06.2002 in der 17. SSW unser Sternenkind Nils zur Welt gebracht. Obwohl seinerzeit alle im Krankenhaus sehr nett waren, hat mir doch was gefehlt. Aber was genau, und damit komme ich ziemlich an Deine Fragen heran, könnte ich noch nicht einmal klar ausdrücken. Ich versuche mal ein wenig zu erzählen und hoffe, es kann Dir irgendwie hilfreich sein. Was ich toll fand war, das mein Mann wirklich die ganze Zeit hätte bleiben können. Ich bin Samstags morgens rein und Nils kam am Sonntag um 16.10 Uhr endlich zur Welt. Während dieser Zeit haben sich die Schwestern immer kurz mal gemeldet und gesagt das wir uns jederzeit an sie wenden können, wenn uns danach ist oder wir was brauchen. Ansonsten hielten sie sich im Hintergrund was ich persönlich auch gut für mich fand (hatte auch ein Zimmer für uns allein was auch sehr hilfreich war). Da mein erstes Kind ein Kaiserschnitt-Kind war wusste ich nicht so genau was da nun auf mich zukommt und ich hatte riesige Angst vor "dem Moment des Geburtsendes" war aber dann so fertig von den Schmerzen, das ich das dann nicht mehr so real wahrgenommen habe. Schön war auch, das man mir Nils kurz gezeigt hat (Abschiednehmen war wichtig für mich) danach musste ich in den OP weil die Nachgeburt nicht kam. Und dann fängt für mich heute das eigentliche Problem an denn nach der Narkose hat irgendwie keiner im Krankenhaus mehr von der Situation gesprochen (Nils sollte untersucht werden und ist dazu ins Labor geschickt worden). Irgendwie hat mich jeder nach der Narkose behandelt, als wenn ich nur so mal ne Ausschabung gehabt hätte. Es hat sich wohl keiner mehr getraut mich nochmal bezüglich meines Kindes anzusprechen. Es wurde in der Eile?! auch vergessen, ein Bild und ein Fußabdruck zu machen. Am Anfang war das für mich alles nicht so wichtig da ich erstmal froh war alles geschafft zu haben und bin dann sofort Montag morgen zu meinem Sohn und meinem Mann nach Hause. Aber je länger es zurückliegt umsomehr ist es für mich heute schmerzhalt meinen kleinen Schatz einfach abgegeben zu haben. Ich habe gar nichts mit nach Hause nehmen können und mich auch nicht dafür interessiert, was nach der Untersuchung mit Nils passiert. Mich quält dieses "Schuldgefühl" doch sehr und ich wüsste für mich gerne was mit meinem Schatz passiert ist. Man hat übrigens keinen Grund für seinen plötzlichen Herzstillstand finden können.
Es ist jetzt alles irgendwie ein bisschen durcheinander geworden, aber vielleicht kannst Du ja doch etwas mit dem Zeilen anfangen (hoffe ich)! Es wäre schön, wenn Du mal kurz zurückmailst.
P.S. Was ich total doof fand (wobei ich im allgemeinen die Sorge durchaus berechtigt finde) war, das man sich wohl irgendwie Gedanken machte ich könnte zu den Neugeborenen ins Zimmer gehen und mir dort eins mitnehmen?!
Ganz liebe Grüße von Tatjana die es toll findet, wenn es noch Menschen gibt die sich um andere Menschen Gedanken machen!

Re: betreung im krankenhaus (langer Text)

Huhu
Das ist eine sehr gute, aber auch schwere Frage zum beantworten. Welche nicht so leicht/einfach zu beantworten ist. Würde sagen, es hängt immer sehr von den Patienten ab und wie sie selber in dem Augenblick mit der Fehlgeburt klar kommt. Und den ganzen Umständen der FG/MA.
Ich hatte dieses Jahr zwei MAs und jeweils in der 20.SSW. Die Betreuung im Krankenhaus fand ich jedesmal ziemlich korrekt. Beim ersten Mal war alles noch etwas "neu" und man wusste selber nicht so genau wie man damit umzugehen hat, was ich denke, was es den Schwestern auch nicht gerade einfach macht.
Jetzt bei der Zweiten im Dezember war ich doch schon ziemlich ungehalten, wo es nicht losging und habe es auch die Schwestern spüren lassen. (ich weiss war nicht korrekt, aber es hat mich angenervt, das es nicht vorwärts ging, wo ich bei der 1. schon fertig war, war diesmal noch nichts zu sehen/spüren)
Vom den Ärzten her, die haben mich jedesmal vorher gefragt, was ich gerne hätte, ob ich das Kind sehen möchte oder sonst welchen Kontakt oder wissen drüber haben möchte.(Fussabruck etc., aber ich glaube sie machen es so oder so und haben es dann in ihren Unterlagen, damit man es, wenn man soweit ist sich doch noch anschauen kann.)
Sie hatten auch eine Psychologin im Angebot. Obwohl ich so im nachhinein nicht einschätzen kann, ob sie mir wirklich geholfen hat oder nicht.(beim zweiten mal habe ich dankend abgelehnt)
Also ich fand es wichtig, das man mit der Schwester reden konnte, wenn einem danach war. Hängt ja auch immer von der symphatie ab, ob man jemanden mag und mit der auch noch reden mag/sein Leid anvertrauen mag.(bei der 2.FG jetzt) Bei der 1. war ich irgendwie viel zu fertig als das ich da irgendwas aufgenommen hätte, auch wenn die Schwestern sich sichtlich bemüht haben, was ich aber jetzt erst beim zweiten mal reel bemerkt habe.
Fazit: Ich denke es ist wichtig, das man jemanden hat, der einem zuhört, wenn man es braucht, und einem mal die Hand streichelt/drückt usw., weiss nur nicht wie es bei den Schwestern einzuschätzen ist, wie weit es sie selber mitnimmt so ein Schicksal.
Falls du noch irgendwelche Fragen hast, habe keine Angst sie zu fragen. Kannst mir auch gerne eine Email schreiben.
winke Heike

Re: betreung im krankenhaus - erfahrungsberichte

hallo sonja,
oh je, schwieriges thema, aber super das du dich damit auseinandersetzt-ich glaube es gibt zu wenige personen die dies tun.
ich selbst habe meine tochter in im juni 04 in der 38. ssw tot geboren.
das ganze ärzteteam war vor und nach der entbindung für mich da. es wurde beratschlagt normale geburt oder kaiserschnitt. man hat mich in die gespräche mit einbezogen.
sehr wichtig ist es, einen guten kontaktzur hebamme zu haben welche für einen da ist.
auch nach der entbindung kümmerte man sich sehr vorsorglich um mich. zum beispiel hatte ich ein einzelzimmer.
gut, ich war auch noch nicht so ganz mit den gedanken bei dem geschehen durch die medikamente, aber so wie es war, muss ich sagen super.
selbst der oberartz wollte mich nach zwei monaten wieder sehen und schauen, er hat sich auch während meines kh-aufenthaltes um mich gekümmert und immer wieder untersucht.
ich finde es auch sehr wichtig, grad bei totgeburten, den kontakt herzustellen. man sagte mir auch wie ich mich verhalten müsste, was beerdigung und und und angeht. selbst weiss man ja nicht alles oder schiebt es raus.
wenn du noch ein paar fragen hast, kannst du mir gerne eine mail schicken.
liebe grüsse
sandra

Re: betreung im krankenhaus - erfahrungsberichte

Hallo Sonja,
ich bin Hebamme und bin in meiner Ausbildung manchmal mit auf die Station gegangen, aber erst wenn das Kind kam. Dabei fand ich schlimm, von Seiten der Station, dass sich einfach niemand gekümmert hat und wenn ein Wort an die Frau gerichtet wurde, dann in unsensiblem Ton. Ich denke, man sollte vielleicht die Frau fragen, ob sie allein sein möchte oder nicht. Wahnsinnig viel reden würde ich nicht, aber da sein, wenn es gewünscht ist, vielleicht die Hand halten.
Es gibt ein gutes Buch von Hannah Lothrop: Gute Hoffnung-jähes Ende , es ist dick, aber es gibt wertvolle Hilfestellungen. Es werden zB. die Phasen der Trauer erläutert: Verdrängen, Wut, usw., das ist wichtig zu wissen, um die Situation besser einschätzen zu können.
Viel Kraft für Deine Arbeit, Du wirst sie sicher engagiert tun! LG,Maren

Re: betreung im krankenhaus - erfahrungsberichte

hallo!
ich danke euch herzlich für eure beiträge. ich werde an jede von euch (oder habe schon) eine mail über das profil schreiben.
danke nochmal, sonja

RE etwas langer Erfahrungsbericht

Hallo Sonja,
ich habe selbst lange Zeit in der Pflege gearbeitet, kenne daher die
Situation der Pflegekraft. Vor drei Monaten habe ich meinen Florian in
der 37. SSW tot geboren, bin also auch Betroffene.
Aus meiner Sicht würde ich sagen - stell das medizinische in
Vordergrund. Es ist verständlich, dass du dich gerne öffne würdest, aber
sobald Du emotional wirst ist es schwer eine Grenze zu setzen - ich
weiss nicht wie ich das jetzt schreiben soll - ich meine in dem Moment
wo du dich emotional öffnest wirst du emotional auch beeinflusst und es
ist dann schwer Grenzen zu setzen, so "bis hierher öffne ich mich!", ich
denke das geht halt leider nicht. Herzlichkeit, Freundlichkeit, das geht
denke ich auch ohne sich emotional zu öffnen.
Bei der Totgeburt von Florian hatte ich ganz liebe Hebammen, die waren
einfach da, haben mich körperlich verwöhnt, Kaffee und Wasser und Tee
und Essen besorgt, mir die Stirn gekühlt, auch mal einfach zugehört,
tröstend die Hand gehalten. Sie waren einfach freundlich, die
Hebammen. Ich denke würden die Hebammen bei jeder Totgeburt (so
was gibt es in der Klinik wo ich entbunden habe ungefähr ein mal im
Monat) emotional sich öffnen und mittrauern, dann würden die das
entweder nicht lange machen oder aber irgendwann durchdrehen.
Eins noch - den Oberarzt, der mir ganz trocken offerierte "Ihr Kind ist
tot, ich kann nicht mehr helfen. Muss jetzt zu einem Kaiserschnitt, wir
reden später!" Ich hätte ihn erwürgen können, so ein gefühlskaltes Ekel -
dachte ich zuerst. Zwei Stunden später hatte ich ein Gespräch mit ihm
und ich war ihm überhaupt nicht mehr böse, im Gegenteil - toller Arzt
dachte ich, er konzentriert sich auf das wesentlich, macht das was in
seiner Macht steht sehr gut und was halt nicht in seiner Macht steht (tote
Kinder zum Leben erwecken) davon distanziert er sich.
LG Steffi

Re: betreung im krankenhaus

Liebe Sonja!
Wir haben im April 04 unser erstes Kind in Woche 18,7/7 und im Oktober unser Zweites 17,0/7 durch vorzeitigen Blasensprung verloren.
Wir wurden von Hebammen betreut und dies absolut genial. Sie nahmen sich Zeit, wir hatten das Gefühl, dass nur wir zu betreuen sind. Wir hatten, weil die Geburt jeweils doch 32/36 Stunden ging, mit mehreren Pflegenden zu tun und jede hat es auf Ihre Art gut gemacht. Wichtig fanden wir,dass die Hebammen so waren wie sie eben sind:Eine war aufgestellt, eine war mitfühlend/mitleidend, eine hat von ihren Ferien und einer Geburt erzählt etc.... Ich denke mit Deiner Berufserfahrung wirst Du bestimmt den richtigen Mix finden, ich denke die Frauen werden individuell zeigen was sie brauchen.
Unbedingt sollte aber die Möglichkeit bestehen, dass der Partner dabei ist, denn das war für mich unheimlich wichtig.
Für die Verarbeitung hat mir geholfen:
Die Entscheidung selber sagen zu dürfen ob unsere Kinder autopsiert werden oder nicht(kam für uns nicht in Frage)
Fotos!!!!Hand/Fussabdrücke, das Kind den Grosseltern zeigen dürfen.
Wir durften auch einen Sarg selber gestalten, aus einer kleinen Kiste, und unsere Kleinen auf einem Gemeinschaftsgrab für zu früh geborene Kinder beerdigen.
Ich denke ich hätte mehr Probleme wenn ich diese Gelegenheiten nicht gehabt hätte.
Ganz wichtig war mir,dass wir als Eltern wahrgenommen wurden, und unser Kind als Kind.
Falls Du noch Fragen hast kannst Du mir gerne Mailen.
Gruss Mica
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