Hallo ,
ich habe es letztens gelesen , was du geschrieben hast . Im ersten Moment dachte ich , boah mutig , einfach auf eine Person zuzugehen die man nicht kennt und auch nicht weis was Ihr wiederfahren ist , auf der anderen Seite kann ich nur von mir sagen hätte ich Angst das sie mir erzählt was passiert ist und ich mich wieder in eine solche traurige Sache reinsteigere und es dann wieder tagelang mit mir rumtrage . Ich kann mit solchen Sachen irgendwie nicht richtig umgehen , weis auch nicht warum . Mein Opa hat gerade vor 4 Wochen die Diagnose vom Arzt bekommen das er Blutkrebs hat , seitdem liegt er im Krankenhaus und wird mit Chemos und anderen Sachen vollgepumpt . Ich habe ihn bis jeztz nur einmal besucht weil ich wollte das er seine Urenkelin noch einmal kennenlernt , und eine Woche später hat er meiene Oma gefragt ob ich sie ihm nicht zeigen will ? Ich war voll erschrocken , er hat sie doch angefasst und mit Ihr gesprochen , aber kann sich nicht daran errinnern . Es ist so schrecklich , mit anzusehen wie ein Mensch sich die letzten Tage durch sein Leben quält ! Ich kann auch nicht mit jemanden darüber reden weil mir ständig die Tränen kommen und dann sowieso nix mehr geht , schreiben ist dann schon einfacher . Zumal ich dann zwar auch traurig bin , aber es sieht keiner und bekommt auch keiner mit . Letzte Woche sagte der Arzt das sie nix mehr tun können und es nicht mehr lange dauern kann bis das Herz aufhört zu schlagen , seitdem rufe ich dort auch nicht mehr an , meine Oma erzählt mir sonst wieder das es Ihm wieder schlechter geht und er noch dünner geworden ist , und das will ich nicht hören . Eigentlich warte ich nur das sie anruft und mir sagt das es endlich vorbei ist und sich nicht mehr quälen muss , auch wenn das sehr schwer wird .......
Aber ich würde an deiner Stelle die Mama von Julia anrufen und mit Ihr reden . Sie hat die Nummer nicht ohne Absicht auf den Brief geschrieben . Sie möchte bestimmt mit dir darüber reden , aber auch nicht zu aufdringlich erscheinen . Das ist sicher nur ein stiller Hilferuf von ihr , ich würde es glaube ich genauso machen wie sie wenn du an meinem Auto gestanden hättest und mich in den Arm genommen hättest .
Ich muss jetzt leider aufhören , danke das du mir auch zugehört hast , aber melde dich bei ihr wenn du meinst es ist das Richtige .
liebe grüsse dani mit robin , julian und kimberly
(musste mit einer hand schreiben , deswegen auch die letzten zeilen kleingeschrieben , die kleine will im kinderwagen geschaukelt werden ) bis dann

Hallo,
lass dich drücken! ohje , es tut mir sehr leid mit deinem opa. und das er so
leiden muss noch viel mehr. es ist schlimm mit zu erleben wie jemand den
weg so schwer vor sich hat. also sie die frau, hat mir schon auf dem friedhof
erzählt was geschehen ist. damals war es irgendwie einfacher weil es einfach
geschehen ist. ich sah sie leiden und wusste ich kann sie nicht alleine lassen.
doch heute ist es schwerer. ich habe zeit gehabt mir alles durch den kopf
gehen zu lassen. habe auch mit der frau mitgelitten da ich denke ich kann es
halbwegs nach empfinden.ich weis nicht was ich sagen, soll. es gibt ja auch
keine worte des trostes in dieser situation und in der ganzen trauer.
ich werde es wohl so machen , das ich sie anrufe wenn mir spontan danach.
vielleicht mache ich auch ein trauerbuch mit sprüchen und gedichten für julia
und sende es ihr dann , was haltest du davon?
vielen dank, dir viel mut und kraft
bis bald grüsst dich
däni

Hallo Däni,
ich würde jetzt das Trauerbuch machen. Sie hat Deine Telefonnummer, und wenn sie das Buch liest, weiss sie sicher, dass es Dir ernst ist mit dem Angebot, dass sie Dich anrufen kann.
Viele liebe Grüsse
Tanja

Liebe Däni,
ich finde es wirklich toll von dir, dass du auf die Frau zugegangen
bist, und ich finde der Brief zeigt auch, dass es genau das Richtige
war und du der Frau sehr gut getan hast. Ich finde die Idee mit
dem Trauerbuch gut, du kannst ja einfach ein paar Geschichten
oder hilfreiche Worte zusammenstellen, dann kann die Frau ja
selbst entscheiden. Vielleicht wären ein paar Literaturhinweise
auch gut. Letztlich muss ja jeder selbst rausfinden, was ihm hilft,
aber es ist gut, ein Angebot zu haben. Außderdem würde ich auf
jeden Fall das Angebot, dass sie dich anrufen kann, wiederholen
und vielleicht auch später irgendwann mal anrufen. Ich habe
jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass ich es meist nicht geschafft
habe in meiner Trauer auf Leute zuzugehen und mit ihnen zu
reden, dass ich aber froh war, wenn Menschen auf mich zukamen.
Liebe Grüße, ini