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Darf ich euch was fragen?

Hallo,
meine Schwägerin hat in der 30. Woche erfahren, dass ihr kind Trisomie 18 hat. Sie hat sich zum Abbruch der SS entschlossen und ist seit gestern im KH und bringt ihr Kind zur Welt.
Sie wohnt 300km von uns entfernt, und wir - mein Mann und ich - möchten ihr zeigen, dass sie nicht allein ist.
Was hättet ihr euch in solch einer Situation gewünscht?
Wir selber haben zwei Kinder (1 und 3 Jahre).
Ursprünglich wollten wir sie in den nächsten Wochen besuchen, denken aber nun, dass es wohl nicht das beste wäre, w/ der Kinder.
Deshalb dachte ich an eine Karte, aber mir fehlen die Worte.
Könnt ihr mir helfen?
Ich habe im Internet etwas gestöbert, und bin häufig darauf gestossen, dass viele, denen soetwas wiederfahren musste sehr traurig darüber waren, dass niemand über ihr Sternchen redet. Ich kann mir vorstellen - so geht es zumindest mir im Moment, dass man sich als Aussenstehender nicht traut, dieses Thema anzusprechen.
lg
eine sehr nachdenkliche anett
Bisherige Antworten

Re: Darf ich euch was fragen?

Hallo Anett,
ich glaube mich zu erinnern, dass hier jemand geschrieben hat, dass sie eine Karte bekommen hat mit genau diesen Wortlaut:
"Mir fehlen die Worte."
In dem Buch "Gute Hoffnung, jähes Ende." von Hannah Lothrop sind auch Vorschläge für "Aussenstehende" für die lange, lange Zeit der Trauer, die jetzt beginnt.
Alles Liebe und viel Kraft für Deine Schwägerin und alle, die ihr nahestehen.
sereia

Vorsicht, lange Antwort!! :-)

Hallo Anett,
wir haben uns in der 23.SSW für einen Abbruch entschieden, als wir erfahren haben, daß unsere Kleine eine Chromosomenanomalie und einen schweren Herzfehler hat.
Mir hat es unglaublich gut getan, wenn ich viel darüber reden konnte. Mich hat zum Beispiel das Verhalten meiner Schwägerin, mit der ich mich sonst sehr gut verstehe, verletzt, da sie zu dem Thema gar nichts gesagt hat. Ich hab dann mal mit ihr darüber geredet und dann war das Eis wieder gebrochen.
Also frag doch deine Schwägerin einfach, ob sie gerne darüber reden möchte.
Mit den Kindern war es bei mir so, daß ich eigentlich die erste Zeit nur keine kleinen Babys sehen wollte. (Mein einer Neffe war zu dem Zeitpunkt noch keine 2 Wochen alt!) Dabei muß ich allerdings sagen, daß ich schon einen 2-jährigen Bub habe. Wenn es natürlich das erste Kind deiner Schwägerin ist, weiß ich nicht, wie sie es finden würde, wenn ihr mit euren Kindern auftaucht. Vielleicht habt ihr die Möglichkeit, sie ohne die Kinder zu besuchen...
Ich hoffe, ich hab dir ein bißchen geholfen. Und wegen einem Spruch für die Karte... wie findest du diesen:
"Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust,
so ist es dir, als leuchten tausend Sterne,
weil ich auf einem von ihnen wohne,
weil ich auf einem von ihnen lache.
Und wenn du dich getröstet hast,
wirst du froh sein, mich gekannt zu haben."
Antoine de Saint-Exupéry
Wunderschön finde ich auch dieses Zwiegespräch:
Wo bist Du?
frage ich das kleine Licht
Hier bin ich!
Mama, spürst Du mich nicht?
Ich spüre Dich,
doch sehe ich Dich nicht,
entgegne ich dem Licht
und höre, wie es spricht:
Es zählt nicht, was Du siehst oder nicht,
wichtig ist nur, Du spürst mein Licht
in
Dir, Mama, nicht äußerlich!
Ich spüre Dich deutlich,
innerlich.
Zum Greifen nah, fehlt nur ein Stück.
Zum richtigen Glück.
Warum bist Du gegangen, mein kleines Licht,
so traurig bin ich,
ohne Dich.
Ach Mama,
so weine doch nicht.
Ich bin in Sicht,
schließe die Augen und fühle mich,
ich bin ganz nah.
Warum?
ich wieder frag,
warum nur gehst Du,
kleines Licht,
läßt mich im Stich,
ich liebte Dich!
So lieb mich weiter,
ich bin doch da!
Warum?
ist alles,
was aus mir spricht,
und so erklärt mir das kleine Licht:
Nicht traurig sein Mama,
ich liebe Dich.
Der kleine Körper, ich besaß,
der
wollte nicht,
hinderte mich zu werden
was ich werden wollte,
Dein gesundes
kleines Licht.
Nie wollte ich verlassen Dich,
doch mußte ich,
wollt doch nicht krank sein Mama,
verstehst Du mich?
Schmerzlich erkläre ich dem Licht,
am Verstehen scheitert es nicht,
nur tut es so weh.
Meine Mama,
so weine nicht.
Zeit vergeht,
bald bin ich wieder in Sicht!
Kämpfe für mich!
Ich brauche Dich!
Ich liebe Dich!
Mein süßes kleines Licht,
wie kann ich kämpfen um Dich,
Du bist doch schon tot.
Nein Mama,
nicht tot bin ich.
Nur Zeit brauch ich,
ein bißchen nur,
ich bitte Dich,
empfange mich,
gleich herzlich wie beim ersten Mal!
Wie anders außer herzlich könnt ich empfangen Dich,
Du süßestes Licht,
sehnsüchtig erwarte ich Dich!
Also dann Mama,
nicht traurig sein!
Erwarte mich,
bald bin ich Dein.
Mein Licht soll strahlen,
richtig hell,
so daß Du nie den Mut verlierst;
tot ist nicht mein Lebenslicht,
nur der Körper mußte gehen.
Ich bin bei Dir,
ich leuchte Dir,
niemals mehr sollst Du trauern um mich
es gibt keinen Grund.
Du wartest auf mich und ich auf Dich.
Ich liebe Dich.
Oder etwas über...
...Engel
Still, seid leise, es waren Engel auf der Reise.
Sie wollten ganz kurz bei Euch sein,
warum sie gingen, weiß Gott allein.
Sie kamen von Gott, dort sind sie wieder.
Wollten nicht auf unsere Erde nieder.
Ein Hauch nur bleibt von ihnen zurück,
in Eurem Herz ein großes Stück.
Sie werden jetzt immer bei Euch sein
vergesst sie nicht, sie waren so klein.
Geht nun ein Wind, an mildem Tag,
so denkt, es war ihr Flügelschlag.
Und wenn Ihr fragt, wo mögen sie sein?
Ein Engel ist niemals allein.
Sie können jetzt alle Farben sehn,
und barfuss durch die Wolken gehen.
Vielleicht lassen sie sich hin und wieder
bei unseren Engelskindern nieder.
Und wenn ihr sie auch sehr vermisst
und weint, weil sie nicht bei Euch sind
so denkt, im Himmel, wo es sie nun gibt
erzählen sie stolz:
Wir werden geliebt!
Ich wünsche deiner Schwägerin alles Gute und viel viel Kraft und wenn sie Lust hat, darüber mit einer "Betroffenen" zu reden, kann sie sich ja bei mir melden.
GGLG, Sandra

Es Tut mir Leid (lange Antwort)

Liebe Anett,
Dein Posting habe ich gestern schon gelesen, aber da sind all die Gedanken und Gefühle wieder hochgekommen, die da waren als wir erfuhren, dass unsere Tochter Trisomie 13 hat und sterben wird. Mir hat es unendlich gut getan, danach mit jemandem über meine Maus zu reden. Frag sie, ob Ihr kommen "dürft", ob sie im Moment Kinder sehen möchte. Meine Schwester hat drei, und der jüngste war drei Jahre alt als Melanie starb und ich mag sie alle sehr, aber wenn die Kinder dabei sind kann man nicht so frei reden, weil sie fragen, warum man weint, und wie erklärt man einem Dreijährigen den Tod... Wenn Du eine Karte senden möchtest dann schreib doch einfach rein, das Dir die Worte fehlen. Ich habe zwei oder drei solcher Karten bekommen, und sie haben mir mehr bedeutet wie die Karten mit einem Inhalt wie "Die Zeit heilt alle Wunden" oder "Gott ist bei Dir". Das Kind wir ja jetzt wahrscheinlich schon da sein, deswegen noch ein paar kleine Dinge, an die Deine Schwägerin und auch die Personen in der Nähe vieleicht nicht Denken. Sag Ihrem Mann oder jemandem der in der Nähe ist, er/sie soll Fotos machen, und nicht nur ein oder zwei. Am besten auch einen Hand und Fussabdruck, mit Stempelkissen und in Gips. Das sind Dinge, die man später nicht mehr machen kann, und die unheimlich viel bedeuten können, auch wenn sich das Deine Schwägerin und Ihr Mann jetzt vieleicht nicht vorstellen können. Es ist so. Wir haben leider nur Fotos und keine Abdrücke von Hand und Fuss, und ich würde vieles dafür geben, wenn ich sie hätte. Du und auch Deine Schwägerin können sich gerne bei mir melden, wenn Ihr Fragen habt, oder sie sich austauschen möchte. Ich wünsche Euch allen ganz viel Kraft, und dass Deine Schwägerin und Ihr Mann den Mut nicht verlieren und nicht vergessen weiterzuleben und zu lachen, denn es hilft genau wie das Weinen.
Viele liebe und heute mal wieder trauriege Grüsse
Tanja mit Engel Melanie und Krümelchen im Bauch

Re: Darf ich euch was fragen?

Hallo,
vielen lieben Dank für eure Unterstützung.
Sie hat es nun gut überstanden, ist schon wieder daheim und am Montag sagt sie Tschüß (finde ich irgendwie eine rührende Formulierung)zu ihrem Engel. Mit ihrem Mann und Omas - im ganz kleinen Kreis. Opas gibt es leider keine mehr.
All die Sachen, die ich euch gefragt habe, beantwortete sie ungefragt von selbst. Sie möchte unsere Kinder in der nächsten Zeit sehr gerne sehen. ALso werden wir auch zu ihr fahren.
ICh denke, wir werden sie dann mal mit und mal ohne Kinder besuchen, damit sie auch ohne Kinder mit uns reden kann.
Das mit der Karte hat sich auch erledigt. Sie hat gesagt, sie möchte keine. Was mir die Berührungsängste genommen hat, ist das sie von allein angefangen hat das Thema anzusprechen.
Vielleicht melde ich mich mal wieder. In gedenken an eure vielen Sternchen.
LG
Anett

Re: Darf ich euch was fragen?

Hallo,
es stimmt: das schlimmste ist das Schweigen! Keiner wollte darüber reden. Dabei ist reden das einzige, was einem von dem Zwerg noch bleibt. Ich wollte damals (Totgebut in der 26 SSW) erst niemanden sehen, aber nach der Beerdigung war ich sehr traurig darüber, daß keiner das Thema angesprochen hat. Warum fragt ihr nicht einfach nach? Warum fragt ihr nicht einfach ob sie eure Kinder shene möchte oder nicht? Kinder gehen mit so einer Situation viel besser um... Und ein 1-jähriges Kind im Arm zu halten kann so schön trösten... Ich kann nur dazu raten nachzufragen. Das hätte mir damals auch am besten geholfen...
Viel Erfolg und lasst die Eltern nicht allein in Ihrem unglück
Natasha
PS: Sehr, sehr gute Empfehlung: das Buch "Gute Hoffnung-jähes Ende" von Hannah Lothrop. Am besten erst lesen es die Eltern zusammen (am besten sofort, weil man dann viele Fehler vermeiden kann)hund dann alle im direkten Umfeld...
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