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Arbeiten

Hallo!
Brauche mal wieder Eure Unterstützung. Ich hatte ja in allem Elend das Glück, dass ich gerade Ferien hatte, als ich vom Tod unseres Babys erfuhr. So hatte ich jetzt 2 Wochen Zeit, mit Hilfe meines Sohnes irgendwie wieder ins normale Leben zurück zu kehren. Der tägliche Ablauf geht jetzt auch fast ohne immer wieder zu weinen. Die Trauer sitzt irgendwo tief in mir drin, macht mein Herz ganz schwer und fühlt sich an, wie ein schweres Gewicht in meinem Körper - und nur ein paar Mal am Tag habe ich noch das Gefühl, sie schnürt mir die Luft ab. Gestern hatte ich sogar zum ersten Mal einen fast richtig schönen Tag. Wir waren zum 3. Geburtstag des Freundes von meinem Sohn und ich hab mich eine Zeitlang richtig gut gefühlt. Nun aber zu meinem Problem/meinen Gedanken. Ich spiele und unterrichte Geige. Morgen abend ist die erste Orchesterprobe seit meiner FG. Und ich würde am liebsten nicht hingehen, obwohl die Musik bisher immer ein wichtiger Teil meines Lebens war. Es ist übrigens quasi mein Hobby, dort mitzuspielen, d.h. ich könnte, wenn ich es wirklich nicht schaffe, jetzt noch einen Ersatz besorgen (das nächste Konzert ist im November). Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich mich 3 Stunden lang auf Musik (oder überhaupt auf etwas) konzentrieren kann. Ich kann ja nicht mal Nachrichten verfolgen. Und ich schaffe es auch nicht, meinen Geigenkasten aufzumachen und zu üben - ich wollte in der Schwangerschaft so viel Musik für mein Baby machen, muß aber jetzt immer an mein Sternchen denken.
Und am Montag fange ich wieder an zu arbeiten. Ich habe 5 Geigenschüler, die zu meinen Eltern ins Haus kommen und die mir wirklich ans Herz gewachsen sind. Ich liebe diesen Beruf und es ist ja auch nur ein Nachmittag (ansonsten bin ich ja noch im Erziehungsurlaub). Aber ich habe Angst vor dem Tag. Hinfahren, als wäre nichts gewesen, über die Ferien plaudern ("und, was haben Sie in den Ferien gemacht?") und mich auf die Arbeit konzentrieren. Ich könnte mir auch hier theoretisch noch 4 Wochen Auszeit gönnen, da ich ja quasi selbständig bin. Ich müßte halt das Geld für einen Monat zurückzahlen.
Ist diese Angst denn normal? Stelle ich mich zu sehr an -ich denke, die meisten von uns haben doch nicht mal 2 Wochen "Auszeit". Mein Mann meint, ich dürfe mich nicht so vergraben und in 4 Wochen fällt der Anfang auch nicht leichter bzw. eine Herbst- und Winterzeit ohne Konzerte ist zwar stressfreier, aber sicher nicht gut für mich, da ich diesen "Stress" schon habe, solange ich denken kann.
Und ich weiß einfach nicht, wozu mein Gefühl mir rät. Ich denke immer nur an mein Sternchen und brauche momentan noch alle Kraft für den Alltag. Wo soll da noch mehr Kraft herkommen? Oder gibt mir die Arbeit vielleicht auch neue Kraft? Wir hatten immer so viel Spaß in den Proben - und heute wundere ich mich, über welch belanglose Dinge wir da so lachen konnten. Ich habe auch Angst, dass ich einfach keine Zeit mehr für mich alleine übrig habe (hatte ich sonst auch nur seeehr wenig) - und eben keine Zeit mehr zu Trauern und an unser Sternchen zu denken. Ich habe mich zwar schon entschlossen, es wenigstens zu versuchen, sonst weiß ich ja gar nicht, ob's geht. Aber ich wäre wirklich dankbar für Eure Erfahrungen!
GGLG Antje
Bisherige Antworten

Re: Arbeiten

Hallo Antje!
Weiß denn außerhalb Deiner Familie etwas von Deinem Sternchen?
Die Arbeit wird Dir Kraft geben. Aber der erste Schritt ist schwer. Ich hatte auch Angst wieder ins Büro zu gehen. Alle wussten was passiert ist und haben sich gewünscht das ich bald wieder hier bin....
Ich war insgesamt über 5 Wochen zu Hause. 2 Wochen "Vorher" und knapp 2 Wochen "danach". Am Ende ist mir die Decke auf den Kopf gefallen. Ich habe mir so sehr "das normal Leben", den Alltag zurückgewünscht.
Du wirst es schaffen. Sage die Unterrichtsstunden nicht ab! Das wäre nur ein Rauszögern. Irgendwann musst Du ja los.
Außerdem musst Du nicht so tun als wäre nichts gewesen! Erzähle das Du ein Kind verloren hast!
Viele werden anfangs geschockt sein, aber sie werden dann verstehen wenn Du vielleicht oft traurig guckst.
Du schaffst das!
Sandra

Re: Arbeiten

Hallo Antje,
ich kann Dich gut verstehen. Letztes Jahr im Juni war ich so gesehen "froh", dass mir gerade der Job flöten gegangen war und ich nicht arbeiten musste (ich war freigestellt).
Nach der 2. AS Ende August ließ ich mich eine Woche krank schreiben, dann bin ich wieder auf Jobsuche gegangen. Und war heilfroh, als ich dann zum 1. Oktober (das wäre der 1. Tag meiner Arbeitslosigkeit gewesen) wieder arbeiten durfte.
Mir persönlich hat die Arbeit sehr geholfen, mich abzulenken und wieder zur Normalität zurück zu kehren. Bei uns wusste aber außer einigen wenigen Bekannten keiner etwas von den FGs.
Wenn ich frei habe, bin ich immer noch recht oft traurig und am Grübeln. Auf der Arbeit bleibt dafür keine Zeit - und das ist auch gut so.
Ich drück Dir die Daumen, dass Du den Neustart schaffst. Bestimmt wird es eine Überwindung sein, aber ich bin sicher, Du schaffst es! Dein Sternchen freut sich sicher auch, wenn es Dir dann immer wieder ein wenig besser geht!!!
GLG
Anja

Re: Arbeiten

Hallo Antje.
Ich kenne diese Gefühle.
Bin Erzieherin und mußte eine Woche nach dem das alles passiert war wieder arbeiten. Es war echt die Hölle, schon die Vorstellung hat gereicht. Aber ich mußte.
Ich würde es versuchen. Ich will Dir jetzt nicht weh tun, aber das Leben muß weiter gehen. Weißt Du, wie Du dich in einigen Wochen fühlst.
Das ist jetzt echt nicht böse gemeint.
Ich möchte damit nur sagen, probier es aus. Oft hilft es und gibt neue Kraft. War zumindest bei mir so.
Du wirst dann die Zeit die Du hast intensiver nutzen und oft Gedanken auch mehr wahrnehmen.
Wünsche Dir alles Liebe und Gute. Und ganz wichtig: Ich drücke dir beide Daumen!!!

Re: Arbeiten

Hallo!
Ich bin auch selbststädig und bin eine Woche nach der Ausschabung wieder arbeiten gegangen. Es tut mir gut und ich bin dann immer abgelenkt. Klar schweifen die Gedanken auch wiedser zum Baby, aber man vergisst (oh Gott wie sich das anhört) es auch zwischendurch.
LG und Du schaffst das
Daniela
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