Manchmal Komplexanfall - ist das normal?
Ich habe eine - vielleicht blöde - Frage an euch. Habt ihr auch manchmal Komplexe, weil's bei euch nicht auf natürlichem Weg geklappt hat?!
Bitte versteht mich nicht falsch: Ich bin heilfroh und dankbar, dass ich überhaupt schwanger sein darf, denn vor 30 Jahren hätt's damit vielleicht anders ausgesehen.
Aber irgendwie hab ich manchmal gemischte Gefühle, wenn z.B. in der Firma wieder eine Kollegin ss wurde und erzählt, es war nicht geplant, es ist halt einfach passiert, einmal kurz nicht aufgepasst...
Manchmal kommen da meine Komplexe durch und ich denke mir, warum war's bei mir so kompliziert? Ich komm mir dann natürlich auch undankbar vor, weil ich weiß, dass es bei vielen auch mit IVF nicht klappt.
Bin ich schon total gaga oder geht's einigen hier manchmal auch so?!
Liebe Grüße und danke für Antworten, Laura (20. Woche)
Re: Manchmal Komplexanfall - ist das normal?
Re: Manchmal Komplexanfall - ist das normal?
also eigentlich eher das Gegenteil! Wir haben uns lange mit dem Thema Kinderwunsch auseinandergesetzt, haben uns Gedanken über Kindererziehung und Adoption gemacht und bewiesen, daß wir das als Paar durchstehen können.
Viele Paare, die ungeplant schwanger wurden, oder eben einfach so schwanger wurden, sind nicht durch diese harte Schule gegangen. Und vielleicht wissen manche von ihnen nicht zu schätzen, welch ein Geschenk ein Kind ist. Eigentlich haben wir mehr als die.
Und wenn unser Sohn (der in etwa 12 Tagen auf die Welt kommt) uns irgendwann fragt, ob er ein Wunschkind oder ein UNfall war, dann können wir ihm erzählen, wie sehr wir ihn uns gewünscht haben und was wir alles bereit waren zu tun.
Ist das nix? Ich finde, das ist eine Menge!
Ganz liebe Grüße
Lena, die findet, daß man wirklich keine Komplexe haben muß, wenn man Dinge erreicht hat, die nicht so einfach zu erreichen waren
Re: Manchmal Komplexanfall - ist das normal?
ich kann Dich irgendwie verstehen. Komplexe ist vielleicht das falsche Wort, wir sind auch überglücklich dass es bei uns nach so vielen Jahren geklappt hat, und da kein Mensch weiß, warum ausgerechnet jetzt und dann auch noch doppelt, wo vorher nie etwas war, sind wir auch stolz. Trotzdem kann ich damit nicht frei umgehen und möchte nach wie vor nicht, dass jeder "das" weiß. Natürlich werden und wurde bei unser Zwillings-SS schon öfters gefragt, ob wir nachgeholfen hätten. Bisher wurden wir nicht persönlich gefragt, aber z.B. meine Eltern von Verwandten oder eine befreundete kollegin von anderen Kollegen. Meine Eltern sagten dann "ach, da fragen wir garnicht so genau nach" (sie wissen aber voll Bescheid), das fand ich gut, denn dann kann der andere sich sein Teil denken und weiß, dass man damit nicht so gern hausieren geht. Meine Kollegin (weiß auch Bescheid), sagte "das liegt bei denen in der Familie" (bei uns gab es vor 3 Generationen 1x Zwillinge). Und wenn mich jemand fragt, der offenbar völlig unbedarft ist, sage ich das auch. Wenn ich merke, dass jemand fragt, der mit ungewollter Kinderlosigkeit auch so seine Probleme hat, bin ich eher bereit, anzudeuten, dass es bei uns lange gedauert hat und ein Wunder ist, dass es geklappt hat. Aber ich würde nicht irgendwem gegenüber fertigbringen zu sagen "ja, sie sind durch künstliche Befruchtunng ebtstanden". Das möchte ich den Kindern nicht zumuten! Und ich weiß auch noch nicht, wie wir damit umgehen, wenn die Kinder da sind und das vielleicht mal Thema ist. Ich weiß es wirklich noch nicht. Ich finde es überhaupt keine "Schande", ganz und garnicht, aber ich finde, es muss sich auch nicht jeder das Maul darüber zerreißen.
Es geht ja schließlich nicht nur um uns, sondern auch um das Leben und die Identität der Kinder.
Liebe Grüße und alles gute für die SS!
Luisa (30+1 mit Twins)
Versteh dich nicht!
Ich finde es schade, das gerade durch Personen und damit Äußerungen von dir, die künstliche Befruchtung so ein tabuthema ist! Wenn alle dazu stehen würden und sagen würden wir hatten eine künstl. Befruchtung würde es auch nicht mehr so tabuisiert werden! Aber viele halten sich darüber bedeckt! Warum?
Soeren wird damit aufwachsen ein absolutes Wunschkind zu sein für das seinen ELtern soooo viel auf sich genommen haben! Ich finde er kann sehr stolz darauf sein und wird wissen wie sehr er geliebt ist und ich "Mute ihm NICHTS damit zu"!
Das Leben und die Identität des Kindes greife ich doch damit nicht an?!?!? Sein Leben ist eben dadurch entstanden! Seine Identität entsteht durch sein Aufwachsen und die Erziehung!
Nichts für ungut, aber ich hab mich über deinen Beitrag wirklich geärgert, weil ich solche Äußerungen absolut nicht verstehe! IVF machen, aber sich mehr oder weniger dann dafür schämen! Dafür gibt es keinen Grund!
Trotzdem alles Gute für die Restschwangerschaft
Sandra
Re: Versteh dich nicht!
das ist Deine Meinung, meine ist eben eine andere. Bzw. es geht hier nicht mal um Meinung, sondern um sehr tiefe Gefühlsdinge, die nicht immer logisch sind, und das nicht sein müssen. Persönliche Angriffe auf dieser Ebene finde ich, mit Verlaub gesagt, zum Kotzen und völlig unnötig! Ich stehe zu unserer künstlichen Befruchtung und schäme mich in keinster Weise dafür - vor niemandem. Das hast Du offenbar falsch verstanden (von wegen " IVF machen und sich dafür schämen!" - was glaubst du eigentlich? Ich wäre mit solchen Äußerungen in Zukunft etwas zurückhaltender!) In der Öffentlichkeit mische ich mich immer ein, wenn es in unsachlicher und tendenziöser Weise um die Repro-Medizin geht von Leuten, die offenbar keine Ahnung haben und intolerant sind.
Aber ich bin ich, und die Kinder haben ein Recht auf eine unversehrte und eigene Identität. Sie können selber mal entscheiden, wie sie damit umgehen möchten - ich will es ihnen nicht aufzwingen! Und dass sie geliebt sind und wir alles dafür getan haben sie zu empfangen, dass werden sie, wie Du schon sagts, durch ihr Aufwachsen erfahren, und nicht darüber dass sich Hinz und Kunz über ihre Entstehung unterhält. Das hat mit Tabuisieren des Themas im Allgemeinen nichts zu tun. So, das musste mal gesagt werden, denn ich habe mich über Deinen Beitrag nämlich auch geärgert. Trotzdem wünsche ich Dir auch weiterhin alles Gute.
Luisa
Re: Manchmal Komplexanfall - ist das normal?
ich denke, da gibt es keinen Grund für...denk daran, wieviel Gedanken, Sorgen, Energie Ihr in der Zeit, in der es nicht klappen wollte, in die KW Realisation gesteckt habt.
Dafür braucht man so viel Kraft und die Unbeschwertheit leidet ganz schön oft... (ich bin nun nach der ersten ICSI ss nach so vielen vergeblichen ÜZ).
Das ist doch bewundernswert und hat Euch als Partner bestimmt auch einander näher gebracht. Mein Mann und ich waren oft sooo traurig und kaputt und sind jetzt um so glücklicher und noch lieber zueinander...
Das kennen die "Spontan-SS" so gar nicht!
Und Dein Baby wird sicher auch spüren, wie sehr es erwünscht ist.
Also, ganz das Gegenteil ist der Fall, sei stolz auf Deine Stärke!
Alles Gute!!
Leo
(6+4)
Re: Manchmal Komplexanfall - ist das normal?
hab mich mal eingeschlichen bei Euch ;-)
Alina ist auch ein ICSI Baby und jetzt 5,5 Monate alt.
Du mußt doch deswegen keine Komplexe haben!
Dein Mann und Du - ihr habt soviel zusammen durchgestanden. Das ist doch ein tolles Gefühl, wenn man weiß, was man alles zusammen schaffen kann! Euer Baby war ein Wunschkind und nur darauf kommt es an. Ihr könnt ihm immer sagen, DU warst so sehr gewünscht...
Nun mal weg mit den negativen Gedanken. Freue Dich auf Euren kleinen Krümel und auf die nächsten 20 Wochen!!! Ok?!
Liebe Grüße
Andrea u. Alina 5,5 Monate nach ICSI
Re: Manchmal Komplexanfall - ist das normal?
Danke an alle, die mir geantwortet haben. Es ist interessant, so viele verschiedene Meinungen dazu zu lesen. Mit den meisten Freunden kann man ja über so was nicht gut reden, weil die ja so was nicht durchgemacht haben. An dieser Stelle nochmal: Super, dass es dieses Forum gibt!
Das Thema, ob und wie man's später dem Kind sagt, ist auch ein eigenes Kapitel. Ich hab's z.B. meiner Familie und einigen Freunden gesagt, aber in der Arbeit will ich nicht, dass sich's herumspricht. Ich finde, das ist Privatsache! Und ich hab auch so meine Bedenken, wie manche Leute dann später auf mein Kind reagieren, wenn sie wissen, wie's entstanden ist. Ich will nicht, dass es später vielleicht komisch angeschaut wird deshalb. Aber das ist eigentlich wieder ein anderes Thema...
Liebe Grüße und alles Gute an alle, eure Laura
Re: Manchmal Komplexanfall - ist das normal?
dazu sage ich nur den geklauten Satz:
Wir werden Mütter für ganz besondere Kinder, und dafür brauchen wir auch einen besonderen Weg.
Unsere Kinder können gewiss sein, dass sie sowas von gewollt waren.
LG von Cat mit Nora inside 26+4
Re: Manchmal Komplexanfall - ist das normal?
Hast du sehr schön geschrieben .....
Alles Gute und eine schöne Schwangerschaft
Sandra mit Soeren, 9 Monate
Re: Manchmal Komplexanfall - ist das normal?
früher hatte ich große Komplexe. Aus dem Grund konnte ich mich auch sehr lange Zeit nicht mit dem Gedanken an eine IVF anfreunden, obwohl es bei uns der einzige Weg war (wegen Endometriose). Es hat 4 Jahre gedauert, bis ich einsehen konnte, daß es bei uns nunmal nicht anders geht. Inzwischen bin ich einfach nur noch froh und dankbar, daß uns damit geholfen werden konnte und sogar ein bißchen stolz, wie wir das zusammen gemeistert haben! Schließlich ist so eine Behandlung nicht gerade einfach (körperlich ist es nicht schlimm gewesen, aber der psychische Druck war immens). Ich weiß nicht, ob man im umgekehrten Fall wirklich stolz drauf sein muß, wenn es ständig ungewollt passiert... finde ich eher noch "peinlicher". :-)
Liebe Grüße,
Junikäfer (19+6 nach 1. IVF-Versuch)
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