Depressionen ... und kein Ausweg (sorry superlang)
Ich muß mich mal bei euch ausheulen, denn ich habe einfach niemanden um mich herum, mit dem ich darüber reden könnte. Mein Sohn ist 16 Wochen alt und ein ganz liebes Kind - leicht zu händeln und ohne jede Probleme. Sehr bequem also.
Ich liebe meinen Sohn auch ... glaub ich. Ich bin total zerrissen innerlich - wenn ich ihn manchmal so anschaue, kommt es mir vor, als wäre es nur irgendein Baby, auf das ich mal eben ein paar Stunden aufpasse. Ich bin irgendwie total distanziert, was die gefühlsmäßige Ebene zu meinem Sohn betrifft. Ich kann keine Mutter-Sohn-Beziehung aufbauen. Ok, ich stille voll und das auch mit purer Begeisterung gern noch ein paar Monate lang, aber das isses dann auch. Ich hab nebenbei auch noch andere Probleme. Das Arbeitsamt möchte 8000 DM zurückhaben, weil die (angeblich) nicht wußten, daß ich geheiratet hab, da haben wir einen Widerspruch zu laufen in der Hoffnung, wenigstens ETWAS von diesem Betrag runterzukommen. Außerdem hab ich mich total mit meiner Oma zerkracht, weil sie am Morgen nach der Geburt einfach so bei uns reingeschneit ist und bis heute nicht eingesehen hat, daß uns das nicht gepaßt hat - wir haben nicht umsonst monate vorher angesagt, die Leute möchten bitte vorher anrufen - was ist daran so schwer? Vor allem hat sie sich dann noch beschwert, daß sie den Kleinen nicht mal halten durfte!!! Naja und jetzt macht sie mich für den Herzinfarkt von vor 2 Wochen deswegen verantwortlich. Naja ... die Restprobleme laß ich weg ..
Re: Depressionen ... und kein Ausweg (sorry superlang)
Antwort auch superlang
Deine zur Zeit sorgenreiche Umgebung trägt sicher dazu bei, dass Du Dich so komisch fühlst. War Euer Kind denn ein Wunschkind? Kurz nach der Geburt hatte ich ähnliche Gedanken wie Du. Aber das war nach einer Woche weg und ich habe meinen Kleinen sehr lieb. Vielleicht bist Du unbewusst einfach erschlagen von der Verantwortung. Du willst Dich vielleicht nicht einlassen auf den Kleinen, aus Angst dadurch verletzbar zu werden. Aus meiner Familie kenne ich einen Fall von schwerer Schwnagerschaftsdepression, die noch nach 20 Jahren immer wieder rausbricht. Ich würde Dir deshalb raten, mit einem Arzt zu reden. Die Symptome sind nicht so selten, wie Du denkst. Das Wichtigste ist, dass Du Dich ganz bewusst damit auseinander setzt.
Ich wünsche Dir alles Gute und knutsch Deinen Kleinen einfach mal ab ;-)
Gruß Mirijam
Re: Antwort auch superlang
den Kleinen abknutschen kann ich grad nicht, weil der schon schläft, aber ich hol das morgen früh nach.
Man ich weiß nicht, mit wem ich darüber reden soll, ich denke nicht, daß mir jemand helfen kann - wie auch ...
Unser Kind war sehr gewollt :o) Und neu is der Umgang mit einem Kind ja für mich auch nicht, da ich 4 Jahre Babysitten gemacht hab.
Das mit der Verantwortung ... hm tja ... keine Ahnung. Ich kann mir das immern nicht so vorstellen bzw. nicht so in mich reinhören.
Schwangerschaft und Geburt waren auch super traumhaft, also von daher hab ich auch keine Probleme.
Ich weiß einfach nicht, wie ich da rauskomme. Mein Mann macht sich auch schon Sorgen - ich hab seit ein paar Tagen auch zum Beispiel überhaupt keine Lust auf Sex mehr, obwohl das nach der Geburt ganz anders war. Jetzt habe ich schon ein schlechtes Gewissen, wenn er mir nur zu verstehen gibt, daß er gern mit mir schlafen würde.
Na ich werd das wohl irgendwie hinkriegen denk ich. Aber wie gesagt - ich wüßte nicht, wem ich das erzählen wollen würde außer euch hier.
Lieben Gruß,
Mama vom Kind (möchte anonym bleiben, wenn's keinen stört)
Re: Antwort auch superlang
so wie Du schreibst, das hört sich nach einer dicken Depression an. Der Ausspruch "keiner kann mir helfen, wie denn auch" ist typisch *g* Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen, es kann doch jemand helfen, auf jeden Fall. Laß Dir von Deinem Hausarzt am besten eine Überweisung zu einem Neurologen/Psychater geben. Bei dem kann man sich schon mal so richtig "auskotzen" und ausserdem wird er Dir eventuell ein Medikament verschreiben, damit es Dir besser geht. Ich war nie begeistert von diesen Psychopharmaka und dachte immer, man wird meschugge davon, stimmt aber nicht. Letztendlich hab ich sie doch genommen und siehe da, nach ca. 4 bis 4 Wochen sah ich alles schon wesentlich positiver und hatte mitmal sehr viel mehr Auftrieb mich an den Haaren aus dem Frust zu ziehen. Sag Dir auf keinen Fall, Du wirst es schon irgendwie hinkriegen, allein wird das meist eh nichts, hol Dir professionelle Hilfe, damit Du diese Zeit, die so wichtig und toll ist, mit dem Kind geniessen und nicht nur durchleben kannst.
Daß Du manchmal das Gefühl hast, es ist nur für bestimmte Zeit und wird bald abgeholt, das hab ich heute noch *g* Ich gucke meinen Zwerg an und es ist pure Ungläubigkeit, daß er wirklich zu mir gehört und letzten Endes freu ich mich dann aber wahnsinnig, daß er zu mir gehört :-))))
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen.
LG
Nicky
Re: Der erste Schritt...
Mir ist es ähnlich wie Dir ergangen. Ich hätte mein Kind in den ersten Wochen auch "verschenken" mögen, obwohl die Kleine im Verhältnis zu anderen Kindern "pflegeleicht" ist und ein ausgesprochenes Wunschkind war. Aber Wunsch und Realität weichen manchmal eben doch stark voneinander ab...
Wenn Du Dich kurzfristig (16 Wochen sind schon ganz schön lang) nicht besser fühlst, scheu Dich nicht und suche einen Arzt auf! Und sprich mit anderen Müttern in Deiner Umgebung - vielen geht es vermutlich ähnlich - die meisten mögen es nur nicht von sich aus eingestehen.
Einen Buchtip kann ich Dir auch noch geben: "Babyblues - Was Ihnen selbst Ihre beste Freundin nie übers Muttersein verraten würde" von Kate Figes, erschienen im Fischer-Taschenbuch-Verlag, ISBN Nr. 3-596-15161-9. Sehr interessant und hat mir geholfen, manches an meiner Situation besser zu verstehen. Ist aber keine Lösung bei schwerwiegenden Depressionen. Wie gesagt, hol Dir professionelle Hilfe. Manchmal kann einem auch der Kinderarzt oder Frauenarzt entsprechende Stellen / Psychologen etc empfehlen.
Ich wünsche Dir Kraft, Mut und Glück,
LG
Sabine
Re: Depressionen ... und kein Ausweg (sorry superlang)
klingt irgendwie bekannt was du da schreibst. Ich hab auch ein totales Wunschkind und mein Mann ist superlieb und wirklich viel für mich da, aber es ist immer noch so, dass ich manchmal meinen Sohn anschaue und denke, hm, gehört der wirklich zu mir, was mach ich mit dem? Aber dann gibts halt auch die ganz gegenteiligen Momente wo ich einfach nur superglücklich bin dass ich ihn hab.
Mir gehts jetzt von Tag zu Tag besser, Adrian wird jetzts 4 Monate, aber ich glaube es liegt auch daran, dass ich am 10.4. wieder halbtags arbeite und jetzt schon diese WOche öfter im Büro war und dadurch immer mal 3 babyfreie Stunden habe. Mehr geht nicht wegen stillen.
Vielleicht solltest du auch versuchen einfach öfter mal rauszukommen. Baby ist einfach unglaublich anstrengend, so brav und lieb sie auch sind und wenn du mal 2, 3 Stunden weg bist, dann merkst du auch wie sehr du ihn lieb hast und es geht dir wieder besser mit der ganzen Situation.
lg bila
Re: Depressionen ... und kein Ausweg (sorry superlang)
ich habe mich manchmal am Anfang auch darüber gewundert, dass diese kleine Wesen zu mir gehört und manchmal kam es mir richtig fremd vor. Bei mir hat es geholfen, dass ich meine Tochter nackt auf meinen nackten Bauch gelegt habe. Das war dann ganz anders als in Klamotten, viel näher. Seitdem machen wir jeden Tag ein bisschen Nackedei-Kuscheln. Dem Baby gefällt das unheimlich gut.
LG
Wilu
Re: Depressionen ... und kein Ausweg (sorry superlang)
ein Neurologe kann dir sicher helfen, oft ist es auch ein Stoffwechsel-Problem, also organisch und nicht unbedingt psychisch bedingt, aber gleiche Symptome, also Depression. Das läßt sich medikamentös super einstellen und dir geht es wieder besser. Wenn dein Lebensgefühl wieder da ist, kannst du dann auch die Antidepressiva wieder ausschleichen. Muß aber ein Neurologe abklären, ist nur eine Möglichkeit. LG, Sabine
Re: Depressionen ... und kein Ausweg (sorry superlang)
Ich werde vielleicht mal versuchen, mich jemanden anzuvertrauen. Ich versuch das.
Ich danke euch ganz doll für Eure Unterstützung. Ich hätte nicht gedacht, daß es dafür soviel Verständnis gibt. Ich kenne leider auch keine Mütter in meiner Umgebung, mit denen ich mich austauschen könnte (ich wohne in Ost-Berlin).
Ich melde mich, wenn es was neues gibt. Danke nochmal.
*knuddl*
Re: Depressionen ... und kein Ausweg (sorry superlang)
Mir ging und geht es zeitweise ähnlich wie Dir.Bei mir liegt die Ursache allerdings möglicherweise in der Kindheit.Meine Eltern haben mich noch nie in den Arm genommen.Natürlich tue ich bei meinem Sohn jetzt genau das Gegenteil,hab ihn ja auch sehr lieb.Doch manchmal kommt mir alles sehr fremd vor.Keine Arbeit mehr,das Umfeld ändert sich.Klar,man kann ja auch nicht mehr nach Lust und Laune ausgehen.Außer meinem Mann & Sohn sehe ich an manchen Tagen niemanden,da fühlt man sich halt mal einsam.Ich denke aber,daß ich mich mit der Zeit an mein neues Leben gewöhnen werde.Du hoffentlich auch.Und alle Probleme sehen im Moment natürlich viel schlimmer aus,weil es Dir sowieso nicht so gut geht.Bald nimmst Du bestimmt alles gelassener.Ich heule z.Z.auch wegen jedem Scheiß!
Liebe Grüße
Petra
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