Stillen + Allergien
Darin sind sich im Grunde alle einig. Aber genauere Details zu dieser Feststellung oder genauere Erklärungen habe ich leider noch nie gefunden.
Mein Sohn (11 Mon.) wurde nur zwei Wochen lang gestillt und bekam danach eine HA-Milch, die er anscheinend vertrug. Vor ca. einer Woche löste der erste Versuch mit einer "normalen" Pre-Milch allerdings eine heftige Reaktion aus. Ein Bluttest ergab eine Allergie auf Kuhmilcheiweiß, sowie auch auf Hühnerei-eiweiß.
Soweit ich mich bisher schlau gemacht habe, kann er sich nur während der kurzen Stillzeit auf Ei sensibilisiert haben. Entgegen anderer Behauptungen sehe ich z.B. keinen Grund anzunehmen, dass in der 6fach-Impfung Hühnereiweiß enthalten sein sollte. Soweit ich erfahren habe, betrifft dies andere Impfungen (z.B. MMR).
Wie dem auch sei, es ist ja auch keine unbekannte Tatsache, dass empfindliche Kinder über die MuMi gegen diverse Stoffe sensibilisiert werden können, und die Lösung solcher Probleme ist dann recht einfach: Die stillende Mutter verzichtet vorläufig auf den Auslöser.
MuMi ist also keineswegs selber eine Art "HA"-Nahrung.
Soll nicht heißen, HA-Milch fände ich besser als MuMi. Ich bin nur mittlerweile allmählich der Ansicht, dass mein Sohn so oder so diese Allergien entwickelt hätte.
Ich glaube, jeder logisch denkende Laie wird mir zustimmen, dass sich hier zumindest vordergründig ein Widerspruch darstellt: auf der einen Seite die Stillmütter, die selber im Bedarfsfall Kuhmilch, Erdbeeren etc. meiden müssen, auf der anderen Seite der weiter nicht erklärte Satz "Stillen bietet einen Allergieschutz".
Mir wäre es sehr viel Wert, wenn mir jemand dieses Rätsel lösen könnte. Einerseits aus persönlicher Wissbegier, andererseits im Sinne weiterer bisher nur geplanter Kinder.
Re: Stillen + Allergien
Viele Grüße,
Christine
Re: Stillen + Allergien
Tut mir leid, wenn ich diese Antwort falsch verstehe, aber da sie keinen Informationsgehalt enthält, muss man wohl irgendwas hineininterpretieren.
Also vermutlich, weil das hier ein Stillforum ist, irgendwas in Richtung x (=ein sehr hoher Prozentsatz)% der Stillkinder haben keine Allergien, während y (=ein hoher Prozentsatz)% der Flaschenkinder Allergien haben.
Nun, das hilft mir leider wenig, denn das liest man überall. Die hier im Körper ablaufenden Mechanismen erklärt das nicht, und ich finde es einfach komisch, dass ich nirgends auf so eine einfache Frage, nämlich auf welche Weise MuMi allegiepräventiv wirkt, während über sie gleichzeitig Allergene übertragbar sind, eine halbwegs befriedigende Antwort erhalte.
Es gibt auch Statistiken, nach denen Stillkinder eine höhere Intelligenz, eine grundsätzlich bessere Gesundheit, eine niedrige Suchtgefahr etc. haben, die trotzdem, und das ist auch gut so, für den Einzelfall nicht maßgeblich sind, weil es eben nur um Wahrscheinlichkeiten geht, mal ganz abgesehen davon, wie sie ermittelt wurden.
So ist nämlich doch ein armes Flaschenkind glücklicherweise nicht von vornherein ein gescheiterter Mensch.
Es geht mir hier nicht um einen Kampf von Stillbefürwortern und -gegnern.
Ich hatte Stillen immer von der Qualität her über alles andere gestellt, auch wenn ich es nur sehr kurz praktiziert habe. Aber wenn sich denn nun einmal sachte der eine oder andere Zweifel regt, wird der nicht gerade dadurch beigelegt, dass ich nun feststellen muss, auf meine sehr sachlich gestellte Frage (s.o.) gibt es offenbar keine sachliche Antwort.
Re: Stillen + Allergien
ich kann dich recht gut verstehen. Wir "kennen" uns (oder ich zumindest dich) aus dem Jan/Feb04 Forum und habe deinen Beitrag dort schon gelesen.......ich denke ähnlich wie du.
Ich habe nach 8 Wochen abgestillt mit super schlechtem Gewissen obwohl mein Körper nicht mehr konnte (hatte extreme Mangelerscheinungen durchs Stillen und ganz blutige Brustwarzen, weil Steven und ich uns ständig gegenseitig den Soor weitergegeben haben). Ich machte mir solch einen Kopf dass ich dem Kleinen nicht die 6 Monate MuMi geben konnte die er kriegen sollte, eben weil ich ganz doll Allergiebelastet bin und auch leichte ND hab :-( Dann bekam der Kleine auch noch flechtenartigen Ausschlag und wir rannten zum Hautarzt-> Diagnose ND! Der KiA sagte hingegen wenn jedes Kind mit Flechten gleich ND haben soll, dann sind ca 90% in seiner Praxis ND-krank (das kann ja nicht sein!!)Er sagte auch dass die Ursachen dafür ungeklärt sein aber es immer häufiger vorkommt, egal ob gestillte Kinder oder ungestillt!
Das beruhigte mich ungemein.Und jetzt im Nachhinein ist mir sogar aufgefallen, dass Steven diesen Ausschlag noch vor Einführung der Beikost bekam (wir hatten mit 4 Monaten angefangen->erneute Vorwürfe) wo er noch seine HA-Milch bekam, die also auch nicht soooo allergievorbeugend zu sein scheint wie immer behauptet.......ich hab nämlich in einen Taschenkalender seine Meilensteine u Essengewohnheiten eingetragen u konnte somit gut nachvollziehen was womit ev zusammenhängt.
Ach und nochwas: meine Nachbarin hatte über 8 monate voll gestillt und ihr Kind hatte bereits mit 6 Monaten (ab da wo die Zähne kamen)schwere ND und Allergien gegen bestimmte Lebensmittel (laut Test) die er bis dato definitiv NICHT gegessen hat!!!! Das beruhigte mich auch wieder, weil es mir zeigt dass man machnmal leider doch nicht alles beeinflussen kann. Wer weiß wieviel davon durchj die MuMi übertragen wurde (sensibilisiert) oder wieviel einfach angeboren ist? Sie hat nämlich auch diese Allergien.
Ich würd beim nächsten kind einfach nach Bauch entscheiden, ich glaub tief im Innern hast du deine Lösung dazu schon gefunden. Trau dich ruhig auch gegen die Statistiken zu entscheiden, denn immerhin hatte dich ja deine Erfahrung eines besseren belehrt.
GGGGLG von Silvi,
die glaubt dass es in dieser Sache nicht wirklich RICHTIG und FALSCH gibt, weil die Sache mit den Allergien einfach noch zu wenig erforscht ist. Warum bekommen Erwachsenen von heut auf morgen neue Allergien (zB Heuschnupfen, wo letztes Jahr noch alles ok war).....übrigens ich wurde auch lange gestillt und habe trotzdem arge Allergien und ND
Re: Stillen + Allergien
Wie genau Muttermilch vor Allergieen schützt weiß ich auch nicht, ich denke, es hängt damit zusammen, daß halt sehr viel weniger Allergene darin enthalten sind als in anderer Nahrung, und außerdem Stoffe, die dem kindlichen Immunsystem helfen ... was da genau alles drin ist weiß man ja immer noch nicht.
Viele Grüße,
Christine
Re: Stillen + Allergien
Allergieauslösende Substanzen (bes."artfremde" Eiweiße) gelangen
ungehindert durch die Darmwand in den Blutkreislauf, wo sie allergische
Reaktionen auslösen können.
Substanzen in der Muttermilch fördern die gesunde Reifung der
Darmschleimhaut und der Darmflora (und damit des Immunsystems, das
bei Allergien und Unverträglichkeiten eine große Rolle spielt) und
Muttermilch enthält z.B. kein artfremdes Eiweiß, so dass ein voll
gestilltes Kind damit nicht in Berührung kommen kann. Eiweisse der
Muttermilch sind menschenspezifische Eiweisse!
Das Allergierisiko ist zum Teil genetisch bedingt, hängt mit den
Lebensumständen zusammen (Stress, Ernährung, Belastung mit
Umweltgiften, etc.) und kann durch langes Stillen (mind. 6 Monate voll,
bei bestehendem Risiko eher 9-12 Monate, insgesamt mind. 2,5, im
Mittel 3-4 und bis zu 7 Jahre) in jedem Fall gemindert werden, in vielen
Fällen auf 0,00.
Als stillende Mutter auf allergieauslösende Nahrungsmittel zu
verzichten, ist in vielen Fällen (nicht allen) ebenso unsinnig, wie der
Verzicht auf "blähende" Nahrungsmittel. Was Allergien und Blähungen
auslöst, gelangt in der Form nur selten bis gar nicht in die Muttermilch.
Hilft das erstmal? Wenn nicht, melde Dich.
@ Zonco und Bigbird
Unser Nachbarsbaby hatte sich alledings mit heftigen Blähungen zu quälen, und die Mutter beteurte, die wären ganz deutlich zurückgegangen, als sie selber auf Kuhmilch in direkter Form verzichtete (Joghurt hat sie, glaube ich, weiter gegessen).
Das betraf auch nur eine Phase von 3-4 Monaten, danach ging es deutlich besser (sie hat gut 5 Mon. voll gestillt).
Außerden bekam dieser Junge Ausschlag um den Mund, wenn die Mutter Erdbeeren gegessen hatte.
Meinst Du, das ist Zufall? Von solchen Zusammenhängen hört man doch sehr oft. Es können Medikamente, in Maßen Alkohol u. ähnliche "böse" Stoffe in die MuMi übergehen, da fände ich es nicht überraschend, wenn auch Fremdeiweiße in irgendeiner Form dort hineingelangen. Fragt sich, in welcher Form: quasi "HA", weil sie vom mütterlichen Darm bereits vorgespalten wurden? Vielleicht ist da auch nicht jeder mütterliche Darm gleich effektiv? Es sind jedenfalls sehr interesaante Fragen, finde ich.
Soviel U+9+neindeutiges steht natürlich fest: Im Einzelfall kann man heute nicht zweifelsfrei sagen, das allergiefreie Stillkind A hätte als Flaschenkind Allergien entwickelt. Oder das allergiekranke Stillkind B hätte als Flaschenkind die gleiche Allergie bekommen. Oder aber vielleicht noch mehr, und stärkere Allergien. Oder Flaschenkind C mit Allergien wäre als Stillkind davon sicher verschont geblieben.
Dass Flaschenkind D ohne Allergien als Stillkind welche bekommen hätte, halte ich allerdings für weniger wahrscheinlich.
Darum ist es für meinen Sohn Clemens auch völlig irrelevant. Ich finde es nur generell schade, dass so wenig über diese Abläufe im Körper bekannt ist. Ich hatte selber nicht hinter dem frühen Abstillen gestanden, allerdings keinen anderen Ausweg gesehen. Daher hatte ich noch lange nachher gegrübelt, wie könnte ich das bei weiteren Kindern geschickter angehen, was könnte ich unternehmen, um so eine Eskalation zu vermeiden? Unweigerlich stellt sich dann die Frage, wieviel das Stillen eigentlich wert ist. Wenn es nicht ohne große Probleme funktioniert, muss man daher abwägen: Was kostet das Stillen, was bringt es? Das Leben ist nicht immer pefekt, leider auch schon nicht für Neugeborene. Erst etwa eine knappe Woche nach unserem Abstillen war ich soweit schmwerzfrei, dass ich Clemens überhaupt mal richitg in den Arm nehmen konnte. Die Brustwarzen waren 3 Wo. nach dem Abstillen richtig verheilt. Bis ich also ein halbwegs funktionierendes Stillen hinbekommen hätte, wäre eine wirklich lange Zeit vergangen. Ich bin leider kein so hartgesottener Mensch, dem das nichts anhaben könnte.
Es ist aber dann die Überlegung wert: eine vielleicht lebenslange Allergie verhindern zu können, wäre vielleicht schon Grund genug, so einen Kampf auf sich zu nehmen. Die Monate des Stresses und der tatsächlichen körperlichen Distanz zum Kind, die mir das Stillen paradoxerweise eintrug, müsste man in Kauf nehmen, aber man könnte vielleicht sagen, das Kind wird sich nachher nie daran erinnern. Jedenfalls sind unter erschwerten Umständen sämtliche psychischen Vorteile des Stillens absolut null und nichtig, bis das Problem im Griff ist. Was das betrifft, so bin ich ohne zu stillen eine weit bessere Mutter. So beschränkt sich der Stillnutzen in erster Linie auf die reine Frage der Ernärung.
Und in meinem eigenen Glauben daran, den ich immer gehabt hatte, bin ich erst jetzt etwas erschüttert worden.
Klar hätten wir womöglich eine schöne Stillbeziehung bekommen. Aber ich muss mir die Schwäche eingestehen, dass ich es nicht geschafft hätte, Monate drauf zu warten.
andere Hypothese
Das widerspricht auf den ersten Blick der Empfehlung, Allergene am Anfang möglichst komplett zu meiden. (Diesen Widerspruch hatte ich schon vor der Geburt aufzuklären versucht, aber niemand hat ihn mir erklären können.)
Angenommen, in der MuMi gibt es einerseits bestimmte Allergene, die die Mutter gegessen hat, und mit denen das Kind dann früh konfrontiert wird, und andererseits darüberhinaus noch was auch immer für welche Stoffe, die das Immunsystem des Kindes positiv unterstützen, sowie direkt auch Abwehrstoffe.
Vielleicht ist es ja diese Mischung, die die allergiepräventive Funktion ausmacht. Also Reizstoffe + Abwehrstoffe in einem.
Während z.B. in HA-Nahrung bestenfalls die Reizstoffe kaum noch vorhanden sind, aber für die Abwehr nichts direkt Positives drin ist. Nicht-HA-Pulvermilch enthält deutlich mehr Reizstoffe, aber das Kind wird nicht damit fertig.
Gibt es Näheres zu diesem Ansatz?
Re: @ Zonco und Bigbird
Die meisten Stillprobleme, besonders die frühen lassen sich meistens
vermeiden, so dass von Anfang an eine befriedigende Stillbeziehung
entstehen kann. Wunde Brustwarzen enstehen meist durch falsches
Ansaugen, und das wiederum durch falsches Anlegen bzw. Eingreifen in
das erste Saugen des Neugeborenen. Wenn ein Kind alleine ansaugt,
ohne dass ihm die Brustwarze in den Mund gestopft wird, lernt es viel
besser richtig zu trinken. Wenn es aber nur die Brustwarze einsaugt (und
den Vorhof nicht mit), wird diese schnell wund. Wunde Brustwarzen
können auch durch einen Infekt entstehen. In jedem Fall ist es ratsam
eine Stillberaterin hinzu zu ziehen, sobald Probleme sich ankündigen
und bevor sie massiv werden oder gar zum Abstillen führen.
Leider sind nach Klinikgeburten Stillprobleme weit häufiger als z.B. nach
Hausgeburten. Das liegt z.T. an den mangelhaft ausgebildeten
Fachkräften (in Stillfreundlichen Krankenhäusern ist die Lage ganz
anders), aber auch an der fehlenden Intimsphäre und der durch
Klinikroutine erschwerten Möglichkeit, Instinkte aufkommen zu lassen.
Für Dein nächstes Kind solltest Du Dich unbedingt besser informieren
(lassen), evtl. schon in der Schwangerschaft Kontakt zu einer
Stillberaterin oder Hebamme suchen, und Dir den Geburtsort bzw.
Wochenbettort gut überlegen.
Wenn Du Zeit und Lust zu lesen hast, besorg Dir mal "Auf der Suche
nach dem verlorenen Glück" von Jean Liedloff.
Laaange Story einer sehr kurzen Stillzeit
Zum Thema wunde Warzen fand ich die Informationen aber eher etwas irreführend - nämlich, dass das Kind "nur" richtig angelegt werden müsse, oder ansonsten ein paar Tage die bekannten Hausmittelmaßnahmen (Salben, Wolleinlagen, Lufttrocknen, Milch drauflassen, Wärme, Teebeutel, Traubenzucker und, und, und) ausreichen, das Problem zu lösen. So hatte ich anfangs gedacht, das sei eine Kleinigkeit, in wenigen Tagen ausgestanden.
Der Anfang war widrig, denn Clemens wurde mir am ersten Abend weggenommen und auf die Neonatologie gelegt. Ich war ziemlich verzweifelt, denn er machte auf mich einen gesunden Eindruck (war auch kerngesund), aber wann immer ich mit Glück einen Arzt dort antraf, gab es wieder eine neue Erklärung, warum er noch dort überwacht werden müsste (Blutwerte waren nicht ganz korrekt).
Na jedenfalls bestand ich darauf, zum Stillen immer gerufen zu werden, denn ich konnte nicht die ganze Zeit bei ihm bleiben (war nach der Geburt auch etwas schwach und konnte wg. der Dammnaht nicht gut sitzen, und dort gab es ja nur einen Stuhl). Am zweiten Tag kam ich unten an und sah zu meiner großen Verwunderung, wie Clemens gerade von einer Schwester mit HA-Milch gefüttert wurde - ärztliche Anordnung wg. Füssigkeitsbedarf. Meine Nachfrage, warum man die Flüssigkeit, falls nicht gleich durch meine Milch, nicht durch Wasser, Tee oder sowas decken könnte, wurde nicht beantwortet. Ich bin leider nicht gefragt und vorher nicht einmal darüber informiert worden.
Zu der Zeit waren die Brustwarzen bereits wund mit tiefen Rissen. Ich nahm es mit Humor und scherzte noch darüber. Ich wollte das nicht soweit an mich heranlassen, dass die Milch weniger würde. Also habe ich versucht, das ständige Wiegen vorher und nachher, damit er auf 20g kommt, zu ignorieren. Das klappte nach einigen Mahlzeiten auch, so dass wir nach einem Tag wieder zurück beim vollen Stillen waren. Weieteres Zufüttern haben sie mir angeboten, habe ich aber nicht erlaubt.
Zu Hause war dann meine Hebamme quasi Dauergast und behandelte mich mit den tausend Maßnahmen (siehe oben). Da ich vom falschen Anlegen und seinen Folgen theoretisch wusste, hatte ich bereits am ersten Tag im KH, als Clemens noch bei mir war, JEDE Hebamme gefragt, ob ich denn richtig anlegte, und alle bestätigte mir das. Ich habe wirklich drauf gedrängt, das Anlegen zu kontrollieren. Vielleicht haben sie einen Fehler nicht gesehen? Ich verließ mich drauf. Clemens nahm immer den kompletten Warzenhof (ist bei mir klein). Man brauchte ihm gar nicht die Warze anzureichen, er nahm sie sich selbst und saugte gleich mit unbändiger Kraft los - eigentlich ziemlich bilderbuchmäßig, was er da leistete. Er hatte so eine Kraft, dass er später mit seiner Zunge die Flaschensauger oft zudrückte und sich aus der Flasche monatelang dadurch viel schwerer tat als beim Stillen. Da ging es in großen schnellen Zügen, an der Flasche brauchte er immer mindestens drei Züge, bis er einen Schluck zusammen hatte. In seinem Fall glaube ich nicht, dass ihm Flasche leichter gefallen ist als Brust - ganz im Gegenteil. Es war fast unmöglich, ihn auch einmal von der Brust zu lösen - steckte ich meinen Finger zwischen seine lippen, saugte er diesen ganz einfach mit. Man musste ihm schon mit großer Kraft gewaltmäßig die Kiefer auseinanderbiegen.
Meine Brustwarzen wurden immer schlimmer - nichts half. Es war so schmerzhaft, dass es mir den ganzen Rücken herunterging. Irgendwann habe ich dann ein falsches Hütchen probiert, das mich an die Decke gehen ließ - von da an hatte ich Angst vor weiteren Hütchenversuchen. Meine anfängliche Entschlossenheit ließ allmählich nach. Ich hatte riesige Angst vorm nächsten Anlegen und weinte mit Clemens um die Wette, wenn er wieder kam. Ich brauchte bis zu 20 min., allein um ihn anzulegen, weil er den Kopf wild suchend immer an den Warzen vorbeischrammte, und ich reflexartig zurückzuckte.
Nach einer Woche fing ich an zu pumpen. Das war zwar immer noch sehr schmerzhaft, aber wenigstens konnte ich das besser steuern. Nach ein paar Vollpumpmahlzeiten ging ich dazu über, nur etwa den ersten Telöffel abzupumpen und wegzugießen (war ja sowieso blutig), und danach Clemens an die bereits fließende Quelle anzulegen. So konnte ich mir vorstellen, dann vorerst weiterzumachen. Wenig später drang leider ein Keim in die rechte Brust und ich bekam hohes Fieber. Es hatte sich irgendwas entzündet, ohne dass gestaute Milch vorhanden war- ganz im Gegenteil: an dieser Brust war die Milch auf einmal ganz weg. Ich war mir theoretisch bewusst, dass das nur vorübergehend war und wieder steigerbar, aber ich war bereits derart am Ende, dass mir die Kraft und Entschlossenheit fehlten. Es war Wochenende, und im KH bei der Notfallfrauenärztin wurde ich gefragt, ob ich weiterstillen will, "das würde aber dann mit noch viel häufigerem Anlegen verbunden sein und die Entzündung würde langwierig behandelt werden", oder ob ich abstillen will und ein Antibiotikum bekommen. Ich bekam einen Tag Bedenkzeit. Ich sah nach wie vor die theoretische Möglichkeit, dass es klappen könnte, hatte aber keine Hoffung, dass ich dazu in der Lage wäre und stillte ab.
Da Clemens bereits anfangs Pulvermilch bekommen hatte, sozusagen sein Darm bereits damit "kontaminiert" war, wie ich es betrachtete, war für mich der Schritt zu Pulvermilch dann auch nicht mehr so aufregend schlimm, als wenn er das noch nie bekommen hätte. Er hatte damit soweit wir beobachteten, auch keine Probleme. Auf einmal war mein nervöses Kind sehr ausgeglichen, denn wenn er Hunger hatte, musste er nicht eine halbe Stunde warten, bis Mama die Salben abgewaschen hatte, Brüste massiert und meditiert, um sich zusammenzureißen. Die Flasche war in wenigen Minuten parat, und er damit zufrieden ohne Beschwerden. Ich habe ihn dann später auch endlich mal fest in den Arm nehmen können. Später habe ich es auch sehr genossen, ihn im Tragetuch herumzutragen - daran hätte ich als Stillzombie, der ich war, nicht denken können. Ich lief ja am Ende trotz Winter zuhause nur noch oben ohne herum, weil ich nichts an den Warzen ertragen konnte. Nichtmal duschen konnte ich unbeschwert.
Jetzt mögen viele vielleicht denken, so ähnlich hatte ich das auch, aber wenn sie nur ein bisschen die Zähne zusammengebissen hätte, hätte sie es schon geschafft. Ich sah mich auch als Weichei - aber ich konnte nichts daran ändern. Ich bin ansonsten auch immer gern offen für Hilfe und Beratung, aber ich war so fertig, dass mir nicht einmal einfiel, mich im Internet oder so mal nach einer Stillberaterin umzusehen. Ist mir alles erst nachher eingefallen.
Ich glaube, die Entzündung mit dem Fieber hat meine Entscheidungskraft entscheidend geschwächt. Wäre sie z.B. erst nach 3 oder 5 Wochen gekommen, hätte ich bis dahin durchgehalten. Aber bei den Warzen war schon die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sich früher oder später
ein Keim einnisten würde. Naja, wie gesagt, unter solchen Bedingungen schaffen es womöglich viele andere Frauen, aber ich muss zugeben und mir eingetshen, ich war zu schwach.
seitdem ist fast ein jahr verflogen, und ich weiß gar nciht, wo die Zeit geblieben ist. Aber diese ersten zwei Wochen sind in meinem Gedächtnis noch so frisch, als wäre es gestern gewesen, und füllen eine gefühlte Zeit aus, die weit länger ist als eben nur zwei Wochen.
Dein wichtigster Rat...
Auch, dass ich mich eben nicht drauf verlasse, "dass wird schon wieder", sondern solange ich noch dazu in der Lage bin, die Stillberatung wahrnehmen. Meine Hebamme war zwar immer zur Stelle, aber unter ihren Methoden war einfach nichts merkbar Wirksames dabei. Man muss frühzeitig erkennen, wenn jemand einem nicht wirklich weiterhilft, und dann den Helfer wechseln, bevor es zu dick kommt.
Re: Stillen + Allergien
Zu den wunden Brustwarzen: Manchmal gehört einfach auch dazu, dass das Kind entsprechend mitmacht. Anton hat glücklicherweise seeeehr gut getrunken und die Warze sehr weit in den Mund genommen. Trotzdem hatte ich arg mit wundern Brustwarzen zu kämpfen, aber nicht so wie Enna2. Außerdem habe ich gemerkt, dass Salben überhaupt nicht gut waren (so hatte mir das meine Nachsorge-Hebi schon prophezeit), da das Gewebe zwar schnell zu geht, aber auch so weich wird, dass es gleich wieder aufgeht :o(. Dafür haben Bestrahlung mit Rotlicht und Heilwolle statt Stilleinlagen sehr gut geholfen. Insgesamt denke ich, dass ich ohne die sehr gute Beratung im KH und danach wohl aufgegeben hätte...
LG,
Clara
Re: Stillen + Allergien
guten Placebo-Effekt, denn die Haltung der Mutter trägt stark zum
Befinden des Kindes bei. Wenn man "weiß", was man nicht essen darf
und das dann weglässt, ist man wesentlich beruhigter und auch das Kind
entspannt sich (und lässt die Luft einfach sausen).
Was Blähungen verursacht, sind zum größten Teil Bakterien, die
bestimmte Nahrungsbestandteile zersetzen und dabei Gase freisetzen.
Diese Nahrungsbestandteile gelangen nicht aus dem Darm ins Blut der
Mutter und können so auch nicht in die Muttermilch.
Bei Säuglingen ( bes. den sog. 3-Monats-Koliken) sind häufig auch Ärzte
und sog. Fachleute ratlos, wenn sie viel Schreien und offenbar von
Blähungen geplagt werden. Organische Ursachen sind möglich, aber
selten (u.a. durch ungesunde Darmflora nach Antibiotika-Behandlung
der Mutter in der Schwangerschaft und nach Kaiserschnitt oder
Missbildung, Fehlfunktion oder Erkrankung des Magen-Darm-Traktes).
Wenn man allerdings weiß, dass Babys Traglinge sind, unter Stress
leiden, wenn sie von der Mutter getrennt werden und ihre Bedürfnisse
nicht erkannt oder missachtet werden, erkennt man, dass eben dieser
Stress die häufigste Ursache von übermässigem Schreien und Problemen
mit Luft im Darm ist. Ein Erwachsener "leidet" auch nur unter Blähungen,
wenn er Stress hat oder nicht einfach der Luft freien Lauf lässt/lassen
kann. Ein entspannter Mensch, egal ob Baby oder Erwachsener, pupst
einfach und hat dann auch keine Bauchschmerzen, auch wenn´s mal
etwas mehr Luft ist.
Probleme mit wunden Brustwarzen sind bei zivilisierten Frauen häufig,
da ihre Brustwarzen ständig bedeckt sind und nicht durch Sonne, Wind
und schubbernde Kleidung abgehärtet wurden. Mit guter Beratung
sollten Brustwarzen innerhalb von 10-14 Tagen gesund und das Stillen
schmerzfrei sein. Milch und Speichel nach dem Stillen antrocknen lassen,
Verzicht auf BH, Sonnenlicht (ersatzweise Rotlicht) und keine
übertriebenen Hygienemassnahmen sind die einfachsten und meist
wirksamsten Massnahmen.
Re: Stillen + Allergien
LG,
Clara
Noch ein paar Fragen
Ich hatte übrigens eher den Einruk, sie seien irgendwie trocken - so ähnlich wie trockene Lippen; aber es hieß ja immer, nicht eincremen. Wäre ich meiner Intuition gefolgt, hätte ich sie vor der Geburt irgendiwe doch eingeölt, denn die Haut war eben eher spröde statt "abgehärtet".
Naja, außerdem sind meine Warzen sehr hell, beinahe rosig. Auch hier kommt mir der Vergleich zu den Lippen, die eine sehr ähnliche Art von haut haben, finde ich. Lange nach dem Abstillen habe ich gelesen, dass solch helle Warzen empfindlicher wären als ganz dunkle. Stimmt das? Wenn ja, was muss man dann beachten? Denn ändern kann man die Pigmentierung ja nicht.
Und noch eine Idee: Meine Warzen selber sind eher flach, (ich kenne aber auch keinen Vergleich). Durch das Stillen wurden sie auf ein Vielfaches ihrer Länge langgezogen. Kann das eine größere Strapaze für sie ausgemacht haben? Vielleicht wäre es ja dann sinnvoll gewesen, sie irgendwie präventiv per Pumpe oder irgendwas sozusagen vorzuformen.
Re: Noch ein paar Fragen
LG,
Clara
Muss gerade lachen
Dieses mit dem Rausziehen und Drehen habe ich übrigens zwar auch gemacht, aber eher halbherzig, wie ich zugeben muss. Ich hatte kein Gefühl dafür, wie man damit umgehen soll.
Wenn man gefährdet ist, braucht man schon eine fachkundige persönliche Anleitung - ich hatte einfach derartige Probleme in dem Ausmaß nicht für möglich gehalten. Wenn man ohne eigene Kenntis Texte übers Stillen liest, wird einem vieles sehr rosig ausgemalt - wohl mit der Absicht, die Frauen nicht vorher abzuschrecken. Mich hat das eher blauäugig da hineingehen lassen.
Re: Muss gerade lachen
Normalerweise ist das Stillen auch kein Problem (das "Rosa" ist dann
Realität). Bei Dir dafür ein umso größeres, habe eben weiter oben Deinen
"Stillbericht" gelesen. Da kam wohl eins zum anderen, empfindliche
Brustwarzen und ein denkbar schlechter Stillstart.
Unbedarft oder "blauäugig" ans Stillen heranzugehen, ist trotzdem bzw.
normalerweise empfehlenswert. Wer Probleme erwartet, bekommt
schnell welche (soll nicht heißen, wer keine erwartet, bekommt sicher
keine!).
Naja, für´s nächste Mal weißt Du jetzt ja besser Bescheid. Wenn möglich
solltest Du unbedingt zur nächsten Entbindung in ein Stillfreundliches
Krankenhaus (nach Kriterien der UN) gehen. Dort wird viel Wert auf
engen Mutter-Kind-Kontakt gelegt und eine gute Startbedingung für´s
Stillen geschaffen, bei guter und einheitlicher Betreuung. Eine Trennung
von Mutter und Kind wird dort nicht vorschnell unternommen, Deinen
Sohn hättest Du dort wahrscheinlich bei Dir behalten können. Wunde
Warzen hättest Du dort vielleicht auch bekommen, aber nicht in dem
Ausmaß, dass sie ein Grund zum Abstillen geworden wären..
Re: Muss gerade lachen
Beim zweiten Kind ist man, so hoffe ich, sowieso nicht so leicht verunsicherbar.
Bei Clemens hatte ich mich die ganze Zeit im KH gefragt, wenn er auf alle so gesund wirkt, aber wegen bloß grenzwertiger Blutwerte überwacht wird, ob er vielleicht eine Infektion ausbrütet - ob er nicht genauso ein Stockwerk höher bei mir hätte liegen können. Ich und auch eine Station voller Hebammen, Krankenschwestern und leicht erreichbarer Ärzte, hätten ihn sowieso nicht aus den Augen gelassen.
Aber den Mut, das anzubringen, fehlte mir aus Gründen der Unerfahrenheit. Ich habe meiner Intuition nicht getraut. Wie sich später herausstellte, hatte meine mütterliche Intuition ansonsten seitdem ausnahmslos immer recht gehabt. Sogar die Milcheiweißallergie hatte ich Monate zuvor vermutet. Diese Erkenntnis wird mich in Zukunft leiten - aber davon profitiert eben eher ein Zweitgeborener, während das erste Kind in jedem Entwicklungsschritt eben nunmal der erste ist.
Re: Muss gerade lachen
LG,
Clara
Re: Stillen + Allergien
ich bin ja ein Stillfan, aber dem Allergie"schutz" durch Stillen stehe ich skeptisch gegenueber. Allerdings sollte man folgendes bedenken:
- HA ist kein sicherer Schutz vor einer Reaktion auf die Kuhmilchbestandteile. Es gibt sehr wohl auch Kinder, die darauf reagieren. Wenn dann Soja ebenfalls nicht vertragen wird, was oft der Fall ist, bleiben nur noch Spezialnahrungen uebrig, die extrem teuer sind und noch weniger schmecken als HA. Ich kenne Muetter, die in so einem Fall zum Stillen zurueck wollten - aber das ist bekanntlich sehr schwer.
- Mumi hat neben der umstrittenen Allergieprophylaxe Dutzende von gesundheitlichen Vorteilen fuers Kind, die eine Saeuglingsmilch niemals realisieren kann. Aus meiner Sicht lohnt sich daher der zweitweilige Verzicht der Mutter auf bestimmte Nahrungsmittel auf jeden Fall.
LG
Berit
Re: Stillen + Allergien
Nun, da Stillen bei Clemens ausscheidet, bin ich froh, dass er, so scheint es bisher, die Milch auf Sojabasis verträgt. Eine Sojaallergie wurde ausdrücklich nicht festgestellt, kann aber auch daran liegen, dass er bisher zu Soja noch keinen Kontakt gehabt hatte.
Die Tatsache jedoch, dass er nun schon gut 11 Monate alt ist und sein Darm doch schon wesentlich reifer als etwa der eines Neugeborenen, hat mir Mut gemacht, es wirklich mit dem Sojazeug zu probieren. Toi, toi, toi, dass es so positiv weitergeht.
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