Nach Abstillen - braucht er trotzdem Milch?
Ich denke, mein Kleiner stillt sich langsam von selbst ab und ist ein begeisteter Beikost-Esser.
Nun meine Frage. Sollte er sich irgendwann abgestillt haben, geb ich dann z.B. in der Früh Fertigmilch? Wie lange brauchen Kinder noch Milch?
Danke und lieben Gruß, Simone + Kilian (7,5 M.)
Re: Nach Abstillen - braucht er trotzdem Milch?
Kinder brauchen Milch etwa solange wie sie Milchzähne haben (Kalziumquelle, Wachstum). Das kann auch Joghurt oder Käse sein, oder Fertigmilch, vor dem ersten Geburtstag aber auf keinen Fall Kuhmilch.
Wieso denkst Du, dass er sich abstillt? Beikost soll zusätzlich zum Stillen gegeben werden und hat nichts mit Abstillen zu tun (keine Mahlzeit ersetzen).
LG Birgit
Zum Nachdenken mal ein Beitrag:
Stillen sich Babys unter zwölf Monaten selbst ab?
Original englisch, Deutsch von Cordula Kolarik (e-mail: [email protected])
Aus: Rundbrief. Die Fachzeitschrift der AFS, Ausgabe 3/2002.
Echtes Selbst-Abstillen kommt sehr selten vor, bevor ein Baby zwölf Monate alt ist. Allerdings hört man ziemlich oft, dass eine Mutter erzählt, ihr Kind habe sich mit neun oder zehn Monaten selbst abgestillt. Wie passt das zusammen?
Wenn eine Mutter sagt, ihr Baby habe sich im ersten Lebensjahr selbst abgestillt, hat sie möglicherweise eine normale Entwicklungsstufe (manchmal verbunden mit ihren eigenen Wünschen) als Abstillwunsch des Babys interpretiert. Es gibt Babys, die sich im ersten Lebensjahr abstillen, obwohl die Mutter alles tut, um es zu verhindern, aber das kommt selten vor.
Im Alter von neun bis zehn Monaten neigen Babys dazu, sich leicht ablenken zu lassen, und wollen alles mitbekommen, was um sie herum geschieht. Wenn man einem Baby oft eine Flasche oder einen Trinklernbecher gibt, lernt es, dass es damit herumlaufen oder -krabbeln kann, ohne irgend etwas zu verpassen. Daher ziehen manche Babys in dieser Entwicklungsstufe die Flasche oder den Becher vor. Manche Babys in diesem Alter interessieren sich einfach mehr dafür, etwas über die Welt zu lernen, als den ganzen Tag zu essen. Dieselben Babys wollen dann nachts besonders oft gestillt werden, um einen Ausgleich für ihre aktiven Tage zu schaffen.
Das Erreichen von Meilensteinen der Entwicklung, wie Krabbeln oder Laufen, oder schwierige Phasen wie das Zahnen oder Krankheiten können auch dazu führen, dass das Baby weniger Interesse am Stillen hat - diese Dinge sind in dem Alter häufig. Auch Stillstreiks (wenn das Baby plötzlich mit dem Stillen aufhört und unglücklich darüber zu sein scheint) kommen in dem Alter öfter vor, vielleicht bedingt durch dieselben Ursachen.
Ein Kind, das sich selbst abstillt, ist in der Regel deutlich über ein Jahr alt, nimmt hauptsächlich feste Nahrung zu sich, kann gut aus einer Tasse trinken und verliert allmählich das Interesse am Stillen. Vom Kind bestimmtes Abstillen geschieht dann, wenn das Kind nicht mehr das Bedürfnis hat, gestillt zu werden - weder vom Standpunkt der Ernährung noch vom emotionalen Standpunkt her gesehen. Die Tatsache, dass feste Nahrung den Hauptteil der Ernährung bilden sollte, wenn ein Kind sich abstillt, sollte Babys unter einem Jahr ausschließen, da Babys im ersten Lebensjahr die meisten Nährstoffe noch aus der Muttermilch beziehen sollten.
Unsere Gesellschaft neigt zu der Erwartung, Babys könnten und sollten so schnell wie möglich selbstständig werden. Babys gelten als selbstständiger, wenn sie nachts durchschlafen, alleine schlafen, aufs Töpfchen gehen, sich abstillen usw. Aus diesem Grund werden Babys oft zu dieser Art von Selbstständigkeit gedrängt, bevor sie dazu bereit sind. Und wenn ein Baby den Anschein erweckt, als wolle es sich selbst abstillen, überlegen die meisten Mütter nicht, ob es vielleicht nur eine Phase sein könnte, sondern wechseln gleich zur Flasche über.
Tipps, wie man vorzeitiges Abstillen vermeiden kann
Wenn Sie vermeiden wollen, dass Ihr Baby sich vorzeitig abstillt, sollten Sie folgende Empfehlungen berücksichtigen:
? Bieten Sie zumindest während des gesamten ersten Lebensjahres Muttermilch zuerst an und erst danach feste Nahrung. Lassen Sie das Essen vom Tisch nicht wichtiger werden als Muttermilch.
? Seien Sie da und bereit zu stillen, wenn das Baby es möchte. Achten Sie darauf, ob Sie vielleicht unbewusst das Abstillen vorantreiben. Ablenkung durch die Mutter ist eine Abstillmethode.
? Schränken Sie die Zeiten oder Orte, an denen gestillt wird, nicht ein. Dies ist eine weitere Abstillmethode.
? Stillen Sie das Baby nachts, wenn es das möchte. Sie bekommen mehr Schlaf und Ihr Baby wird öfter stillen, wenn es in Ihrem Zimmer und/oder Bett ist.
? Bieten Sie Ihrem Baby oft die Brust an; warten Sie nicht, bis es danach "verlangt". Seien Sie sich bewusst, dass die Methode "Biete nicht an - lehne nicht ab" eine Abstillmethode ist.
? Bleiben Sie in engem Kontakt mit Ihrem Baby - tragen Sie es oft im Tuch und auf dem Arm. So ist Ihre Brust für Ihr Baby leichter zu erreichen.
? Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie nur wenig Milch haben, unternehmen Sie etwas, um Ihre Milchmenge zu erhöhen. Babys können das Interesse am Stillen verlieren, wenn die Mutter nur wenig Milch hat.
? Schränken Sie die Verwendung von Schnullern und Flaschen ein oder verzichten Sie ganz darauf. Wenn es wegen zeitweiliger Trennung von der Mutter unmöglich ist, dem Baby nur Muttermilch direkt aus der Brust zu geben, sollten Sie nur dann Flaschen verwenden, wenn Sie von ihrem Baby getrennt sind. Verwenden Sie einen Sauger in Neugeborenengröße, egal wie alt Ihr Baby ist, damit es sich an der Flasche richtig anstrengen muss wie an der Brust auch. Schränken Sie die Verwendung von Schnullern ein oder verzichten Sie ganz darauf, wenn Sie bei Ihrem Baby sind, so dass das Saugbedürfnis Ihres Babys dazu führt, dass es nach Ihrer Brust verlangt. Wenn Ihr Baby älter als sechs Monate ist, denken Sie ernsthaft darüber nach, einen Becher statt einer Flasche zu verwenden.
? Geben Sie keine Flaschen oder Trinklernbecher, mit denen Ihr Baby herumlaufen kann. Wenn Sie möchten, dass Ihr Baby mehr stillt, schränken Sie den Einsatz des Trinklernbechers soweit ein, dass Ihr Kind nur soviel daraus trinkt, wie es braucht, um genug Flüssigkeit zu bekommen und seine Nahrung richtig verdauen zu können. Zuckerhaltige Getränke (und auch Saft) verhindern, dass Ihr Kind richtigen Hunger bekommt - geben Sie diese daher nur sparsam oder gar nicht.
? Seien Sie sich bewusst, dass es Phasen von Stillunlust geben kann, die kein echtes Selbst-Abstillen sind. Achten Sie auf die natürlichen Wachstumsrhythmen Ihres Kindes
kleine Korrektur zu Kalziumquelle Milch:
?Bei den Ernährungsfaktoren steht Kalzium im Mittelpunkt. Auch wenn der Mineralstoff nicht der einzige Ernährungsfaktor ist, er bleibt wichtigster Baustein des Knochens. Die Aufnahme von täglich 1000 mg Kalzium, welche die Referenzwerte empfehlen, wird von vielen Frauen nicht erreicht. Nebenbei erwähnt: Kalzium ist nicht nur für die Knochengesundheit wichtig, der Mineralstoff wird auch zur Blutgerinnung und Reizübertragung im Nervensystem benötigt.
Als wichtigster Kalziumlieferant gilt nach bei uns nach wie vor Milch- und Milchprodukte. Schwangeren und Stillenden wird empfohlen, mindestens eine Portion Käse, Milch oder Joghurt zusätzlich auf den Speiseplan zu setzen. Doch Milch als bester Kalziumlieferant ist nicht unbestritten. In den asiatischen Ländern gibt es kaum Osteoporose, obwohl Milchkonsum dort nicht üblich ist.
Zwar enthält Milch eindeutig sehr viel Kalzium, nämlich 120 mg pro Deziliter, und das Kalzium aus Milch wird mit einer Aufnahmerate von 30 Prozent auch gut aufgenommen. Doch ebenso enthält Milch viel (tierisches) Protein, welches die Kalziumausscheidung über die Nieren verstärkt und so einen negativen Effekt auf die Kalziumbilanz und damit auf die Knochendichte haben kann. In der Framingham-Osteoporosestudie, welche die Knochendichte von 900 älteren Menschen zwischen 69 und 93 Jahren verglich, hatten jene die höchste Knochendichte, welche am meisten Obst und Gemüse aßen. Die Liebhaber von Milch und Milchprodukten kamen nur auf den zweiten Platz, obwohl sie das meiste Kalzium aufnahmen .
Es gilt also, auch pflanzliche Kalziumquellen zu nutzen. Hier drängen sich insbesondere die kalziumreichen Gemüsesorten Brokkoli, Fenchel, Grünkohl und Lauch auf. Auch Nüsse und Sesam enthalten viel Kalzium. Kalziumreiches Mineralwasser mit mehr als 150 mg pro Liter kann einiges zur Kalziumversorgung beitragen, ebenso mit kalziumangereicherte Fruchtsäfte.
Wichtig ist es auch, die Kalziummahlzeiten über den Tag zu verteilen. Insbesondere eine kalziumreiche Spätmahlzeit kann den Knochenabbau während der Nacht bremsen.
Kalzium sollte zudem nicht gleichzeitig wie die Kalziumräuber Oxalsäure (in Spinat, Rhabarber und Spargel) oder Phytinsäure (in Vollkornprodukten) aufgenommen werden. Mehr als vier Tassen Kaffee pro Tag hemmt die Kalziumaufnahme ebenfalls, zudem wurde festgestellt, dass RaucherInnen weniger Kalzium aufnehmen können. Als weitere ?Knochenräuber? gelten Alkohol, Zucker und Phosphat. Gerade letzteres findet sich in großer Menge auch in der Milch.?
Hier noch eine Auflistung zum Kalziumgehalt einzelner Nahrungsmittel (jeweils mg/100g):
Amaranth 490
Aprikosen, getrocknet 80
Braunalgen 1000
Broccoli 65
Camembert 380
Diät-Kurmolke 120
Doppelrahmfrischkäse 65
Eier 125
Feigen, getrocknet 190
Fenchel 100
grüne Bohnen, getrocknet 195
Grünkohl (Federkohl) 110
Haferflocken 65
Hartkäse 790-830
Haselnüsse 225
Heilbutt 11
Karotten 255
Knäckebrot 55
Kohl, getrocknet 375
Kuhmilch/Roh-Vollmilch 160
Leinsamen 260
Linsen 75
Mandeln 250
Meerrettich 55
Molke-Kwass 108
Parmesan 1225
Petersilie 145
Rahm 110
Sauerkraut 50
Schnittlauch 130
Sellerie 50
Sesam 783
Sojamehl 195
Sonnenblumenkerne 100
Spinat 85
Tomaten 60
Vollkornbrot 95
Vollmilchjoghurt 150
Walnüsse 70
Weichkäse 500
weisse Bohnen 105
Weizenkeime 70
Zwiebeln, getrocknet 160
?Damit schließt sich der Kreis aller Empfehlungen. Obst und Gemüse als Hauptnahrungsmittel werden von allen Experten der Ernährung empfohlen. Dazu kommen Kartoffeln und Getreideprodukte als zweite wichtige Nahrungsgruppe. Milch und Milchprodukte sowie Fleisch sind eine sinnvolle Ergänzung und sollen in kleineren Mengen genossen werden, Fette und Öle sowie Süßigkeiten in sparsamen Mengen sind erlaubt. Wer sich an diese Ernährungsregeln hält ist auf der sicheren Seite.?
Re: kleine Korrektur zu Kalziumquelle Milch:
Da hst Du dir richtig Arbeit gemacht! Vielen Dank!
Was mir neu war, daß man den Kleinen auch Käse oder Jogurt geben kann. sind diese Gläschen mit Quark also doch nicht zu vermeiden? Mein KiA sagte letzte Woche, daß ich eh nichts mehr falsch machen könne, da ich während des Stillens Kuhmilch nicht vermieden hätte und damit unseren Kleinen bezügl. Allergien schon beeinflußt hätte.
Und nochmal zum Thema Stillen. Da steht einiges dabei, das ich so bisher nicht sah! Stimmt schon, daß man das Abstillen eigentlich nicht fördern sollte, weil man das Essen am Tisch als wichtiger sieht. Da ist man gleich dabei, wenn man die Begeisterung der Kleinen beim Gläschen-löffeln sieht!
Nochmals Danke und lieben Gruß, Simone
Re: kleine Korrektur zu Kalziumquelle Milch:
Es ist schon ein Unterschied, ob Dein Kleiner Spuren des Allergieauslösers Milch in seiner Mumi mitbekommt (worauf auch einige, aber seeeehr wenige Babys reagieren), oder ob er selbst Milch trinkt. Natürlich kannst Du jetzt immernoch Allergien vorbeugen! Am besten ist es, ihn nur das essen zu lassen, was er will (da gibt es wirklich Kinder, die instinktiv das ablehnen, was bei ihnen Allergie auslösen würde), und ansonsten so lange zu stillen, wie er es will (das natürliche Alter liegt bei ca. 4 Jahren) - dann braucht er hinterher auch keine Milch mehr. Kalzium ist auch gut aus Gemüse zu beziehen, das dann nicht die o.g. Nachteile aufweist.
Das mit dem Käse oder Joghurt statt Milch habe ich reingenommen, weil viele darauf nicht kommen. Das ist zwar verträglicher, weil der Milchzucker z.B. nicht mehr enthalten ist, aber bei Allergiegefahr sollte das vielleicht auch nicht sein. Allerdings ist diesbezüglich Säuglingsmilch (falls es nicht gerade HA-Milch ist) auch nicht so gut.
Schau doch mal im Langzeit-Stillforum vorbei, dort kennen sich die Frauen noch viel besser aus.
LG Birgit
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