Rat für Entbindung
und erst mal vielen Dank für Ihre Beratung.
Ich habe vor 2 Jahren mein erstes Kind geboren, die Geburt war sehr schmerzhaft, langwierig und kompliziert. Sie wurde schließlich wegen Wehenschwäche per Saugglockenentbindung beendet, wobei ich einen Dammriss vierten Grades erlitt (es wurde nicht geschnitten). Dieser Dammriss macht mir immernoch Beschwerden (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Gefühl der "Unsauberkeit" im Afterbereich etc.). Nun bin ich wieder schwanger und etwas ängstlich vor der Geburt. Mein Arzt rät aufgrund der erlttenen Verletzung (ich habe einen sehr kurzen Damm)eindeutig zum Kaiserschnitt. Ich frage mich, ob nicht eine überwachte Spontangeburt mit Episotomie auch eine Alternative wäre, so dass man die Narbe noch mal "richten" könnte, wegen der fortdauernden Beschwerden. Oder ist das Risko einer Inkontinenz zu gross?
Re: Rat für Entbindung
Als allgemeine Info:
Bei einer großen Konferenz in den USA (NIH State of the Sciencs 2006) wurde der Frage nachgegangen, ob ein Kaiserschnitt oder eine vaginale Entbindung sinnvoller ist. Korrekterweise wurde danach unterschieden, welche Entbindungsform geplant war. Komplikationen bei einem Kaiserschnitt nach abgebrochenem vaginalen Entbindungsversuch wurden also der vaginalen Entbindung zugeschrieben.
Diese Frage konnte nicht beantwortet werden.
Beide Entbindungsmethoden haben unterschiedliche Vor- und Nachteile.
Wahrscheinliche Vorteile der vaginalen Entbindung
- kürzerer stationärer Aufenthalt
- weniger Infektionen (z.B. Lungenentzündung oder Entzündung der Gebärmutterschleimhaut)
- geringerer Rate an Narkosekomplikationen
- geringere Rate an Placenta praevia bei zukünftigen Schwangerschaften
- höhere Stillrate
- geringeres Risiko einer Uterusruptur bei folgenden Schwangerschaften
- höhere Rate an Atemstörungen beim Kind
- Probleme durch unreifes Kind bei frühem Kaiserschnitt
Wahrscheinliche Vorteile des Kaiserschnittes
- seltener schwere Blutungen
- vorübergehend niedrigere Rate an Harninkontinenz, dieser Vorteil war allerdings bei Nachuntersuchungen nach 2 Jahren nicht mehr nachweisbar.
- Geringeres Risiko von Komplikationen bei einem geplanten Kaiserschnitt als bei einem eventuell notwendig werdenden Notfallkaiserschnitt
- Geringere Rate an Totgeburten (die sonst nach der 40. SSW entstehen)
- Niedrigeres Risiko für Komplikationen des zentralen Nervensystem beim Kind (z.B. Blutungen)
- Niedrigere Rate an Geburtsverletzugnen beim Kind
- Niedrigere Rate an Infektionen des Kindes
Zusammenfassend wurde festgestellt, dass die wissenschaftlichen Daten nicht ausreichend sind um die Überlegenheit einer der beiden Geburtsarten zu bevorzugen.
Wahrscheinlich ist es so, dass durch das höhere und mit jeden Kaiserschnitt ansteigende Risiko für placenta praevia und andere Störungen des Mutterkuchens ein Kaiserschnitt eher ungünstig ist für Frauen, die noch mehrere Kinder gebären wollen.
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