Neun Monate mit IGELn und Astronautennahrung?
ich bin derzeit in 12. SSW und erwarte mein zweites Kind. Das erste habe ich vor 5 Jahren bekommen und seitdem haben sich entweder die Umweltbedingungen drastisch geändert, oder die Gynäkologen versuchen die Gesundheitsreform durch IGELn abzufangen. Klingt jetzt etwas sarkastisch, aber ich mache mir tatsächlich Sorgen, wobei ich mir allerdings nicht ganz sicher bin, ob mir diese Sorgen gemacht wurden...(unnötig?)
Kurz zum Problem, ich bin 24 und trotzdem bot mir gestern meine Gyn ein Ersttrimesterscreening an. "Auch junges Alter schützt nicht..."Zudem sollte ich als vegetarisch lebender Katzenhaarallergiker doch unbedingt einen Toxoplasmosetest machen lassen, Gerade wg. bisheriger "Katzenabstinenz". Ist das sinnvoll? Sind 50 euro angemessen, man liest im Netz von ca 14. euro Laborkosten?
Und was darf ich eigentlich noch essen? Salat im Restaurant? Ich weiß nicht, wie der gewaschen wurde! Ein Käsesandwich beim Bäcker? Wenn ich die Verkäuferin bitte vom Camembert die Rinde zu entfernen? Gemüse? Obst? Oder doch Astronautennahrung? Sterilisiertes Fertigei mit Femibion-Garnierung? Darf ich noch atmen und wenn wo? In der Stadt sind die Abgase auf dem Land könnte ich mir Toxoplasten infiltrieren! Darf ich im Garten den Kompost ohne Mundschutz wenden? Ich bin echt sauer, weil extrem verunsichert!
In meiner letzten Schwangerschaft war das ALLES kein Thema! Der Gyn(ein anderer) fragte wegen Toxo ob ich Katzen habe und als ich dies verneinte, war das Thema mit dem Hinweis auch kein rohes Fleisch zu essen erledigt!
Von Listeriose war nie die Rede, ich hab alles gegessen, Limburger, Brie, leckere Salate etc. und ich konnte es genießen im Gegensatz zu jetzt!
Witzigerweise wurden außerdem vor der Einführung des Impfstoffes Windpocken überhaupt nicht thematisiert! Weder ich, noch Bekannte wurden überhaupt nach einer vorherigen Infektion gefragt!
Ich habe den Eindruck und allerdings auch die Hoffnung, dass gewisse Themen allein aus finanziellem Interesse so aufgebauscht werden?! Ich hoffe sehr, von Ihnen eine Unabhängige, ehrliche Meinung zu hören, v.a. ob Toxoplasmosetest bei mir sinnvoll ist und ob ich Salat auswärts essen darf?
Liebe Grüße,
Tanja
Re: Neun Monate mit IGELn und Astronautennahrung?
Die Risikoberechnung durch das Ersttrimesterscreening ist deutlich genauer als alleine das Altersirisiko.
Prinzipiell kann auch z.B. durch geringe Staubmengen von Katzenkot eine Toxoplasmose-Infektion erfolgen. Das Risiko z.B. bei der Gartenarbeit ist zwar minimal, aber eben auch nicht gleich 0. Hauptinfektionsquelle ist aber wahrscheinlich nicht ausreichend gegartes Fleisch. Da es keine 100%ige Sicherheit gibt wird grundsetzlich empfohlen, die Immunität zu überprüfen und bei fehlender Immunität den Test alle 8 Wochen zu wiederholen, um ggf. eine unbemerkte Infektion aufzudecken. Diese Blutuntersuchungen werden aber in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Insgesamt ist das Risiko einer Listeriose-Infektion in der Schwangerschaft zum Glück eher gering. Pro Jahr werden in Deutschland etwa 80 Fälle bekannt, bei einer wahrscheinlich rel. hohen Dunkelziffer rechnet man mit etwa 200 Fällen pro Jahr.
Die Erreger können schon in der Rohmilch vorhanden sein oder erst während des Herstellungsprozesses Lebensmittel verunreinigen.
Das Problem ist, dass es deswegen kaum absolut sichere Lebensmittel bei der Listeriose gibt, sondern nur Lebensmittel mit grösserem und niedrigerem Risiko.
Welche Nahrungsmittel sind ziemlich sicher?
- frisch geöffnete Konserven
- frisch abgekochte und erhitzte Speisen
- frisch pasteurisierte Milch
- Hartkäse
- Joghurt (aus Industrieproduktion)
- Schokolade
- Kekse
- Marmelade
- rohe Karotten
- rohe Äpfel
- rohe Tomaten
Welche Nahrungsmittel sind besonders risikobehaftet?
- Wurstaufschnitt, Salami, Wurst-und Fleischpasteten, besonders wenn die geöffneten Packungen länger im Kühlschrank aufbewahrt wurden.
- Speisen, die nach dem Kochen lange (> 24 Stunden) aufbewahrt wurden (kalte Platte)
- rohes Fleisch (Tartar), speziell Hühnerfleisch
- Sandwich
- Räucherfisch
- grüner Salat
- angebrochene Proben von Mayonnaisen und Salatdressing
- rohe Milch und deren Produkte
- Weichkäse wie Romadur, Roquefort, Camembert, Brie, etc. (vor allem die Rinde davon)
- Frischkäse (Ricotta, Feta)
- Muscheln und andere Meeresfrüchte
- Sushi
Ein besonders hohes Risiko besteht bei den genannten Milchprodukten, wenn diese aus Rohmilch hergestellt werden.
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