Medikamente in der Schwangerschaft
meine Frau leidet an Multipler Sklerose und ist zu unserer Freude nun schwanger. Die Freude bei mir wird jedoch aufgrund folgender Sorgen getrübt:
Mein Frau hat bis zur Feststellung der Schwangerschaft (5.SSW) folgende Medikamente eingenommen:
1) Cortison-Stoßtherapie ca. 1-2 Wochen vor der Befruchtung mit 3x1gr. Cortison
2) Copaxone (täglich)
3) Sertralin und anschließend Trevilor 75mg.
4) Konsum von Alkohol
Nachdem die Schwangerschaft festgestellt woren ist, hat sie die Einnahme der Medikamente (+Alkohol) sofort unterbrochen.
Nun mache ich mir riesige Sorgen, ob mit dem Kind alles in Ordnung ist. Wäre eine Fruchtwasseruntersuchung angebracht?
Vielen Dank für Ihren Rat.
Beste Grüße
Philipp H.
Re: Medikamente in der Schwangerschaft
1. Vor der Zeugung ist das kein Problem
2. Der Hersteller rät von der Einnahme ab. Begründung: Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung beim Menschen liegen nicht vor. In Tierversuchen fand sich kein erhöhtes Risiko. In der Fachliteratur sind 14 beobachtete Anwendungen dokumentiert - ohne besondere Auffälligkeiten. Sicherheitshalber wird zu einem Feinultraschall geraten.
3. Es gibt keine Hinweise, dassTrevilor eine Schädigung verursachen
würde.
Sertralin gehört zu den sog. Serotonin-Reuptake-Hemmern.
Es sind bisher mehrere Tausend Anwendungen unter dieser
Medikamentengruppe beobachtet worden. Eine eindeutige Häufung von
Fehlbildungen wurde nicht beobachtet. Allerdings wird ein etwas erhöhtes
Risiko für Herzfehlbildungen (besonders für Paroxetin) diskutiert.
Weiterhin wurde ein erhöhter Blutdruck im Lungenkreislauf (sog.
persisitierende pulmonale Hypertonie) beobachtet, das Risiko scheint
aber nur bei 1% zu liegen.
Weiterhin wurden nach der Geburt gehäuft Verhaltensauffälligkeiten wie
Zittern, Übererregbarkeit, Atemprobleme oder ein auffälliges
Schlafverhalten beobachtet.
In der Schwangerschaft sollten möglichst die Wirkstoffe Sertralin oder
Citalopram angewendet werden.
4. durch Alkohol ist prinzipiell eine Schädigung möglich.
Prinzipiell gilt aber: nach dem derzeitigen Wissensstand gibt es nur
wenige, sehr selten auftretende Erkrankungen, die durch eine Schädigung
in der Zeit zwischen Zeugung und dem 32. Zyklustag entstehen (z.B. das
sog. Prader-Willi-Syndrom oder das Beckwith-Wiedemann-Syndrom ). In den
meisten Fällen einer Schädigung würde es zu einer Fehlgeburt kommen
(man spricht bis zum 32. Zyklustag vom Alles oder Nichts Gesetz).
Es kann natürlich auch sein, dass sich die Schwangerschaft ganz normal
weiterentwickelt.
Die o.g. Störungen sind sehr selten, so kommt das das
Beckwith-Wiedemann-Syndrom nur in 1 von 14500 Schwangerschaften vor.
Das liegt deutlich unter dem statistsichen Fehlbildungsrisiko, das für
alle Schwangerschaften gilt.
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