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Ein paar Fragen...

Hallo,
ich lese jetzt schon eine Zeit lang hier im Forum und mir tun sich einige Fragen auf. Es wäre schön Antworten zu bekommen.:-)
wie stellt Ihr Euch das auf längere Sicht vor? Wann/wie wollt Ihr Euren Kindern sagen daß sie adoptiert sind? Wie werdet Ihr damit umgehen wenn Eure Kinder wissen wollen wer sie geboren hat? Werdet Ihr die Fragen beantworten können die sie Euch stellen (Warum hat meine leibl. Mutter mich weg gegeben, wo kam sie her, wie alt war sie, wo wohnt sie, WER ist sie, WER hat mich geboren?)? Wie wird es Euch damit gehen? Wie werdet Ihr damit umgehen wenn Eure Adoptivtochter einmal schwanger ist und mütterlichen Rat braucht?
All das sind Fragen die ich meiner Adoptivmutter im Laufe vieler Jahre gestellt habe.
Es wäre schön Antworten zu bekommen, auch wenn manche Fragen weh tun.
Ich bin nur die andere Seite, die sich Gedanken macht und ie diese Fragen bzw die Antworten darauf, die Gedanken darüber, hier nicht finden konnte...
ganz liebe Grüße
Adoptivkind Lilli
Bisherige Antworten

Re: Ein paar Fragen...

Hallo Lilli! Ich bin froh endlich einmal einige Sachen von der "anderen" Seite zu lesen. Mein Mann und ich beschäftigen uns seit ca 1 1/2 Jahren mit dem Thema Adoption. Wir mußten zwar vom Jugendamt einen Vorbereitungskurs machen, der einem schon ein wenig hilft, trotzdem blieben aber noch Fragen offen, die uns schon ziemlich beschäftigen. Zu deinen Fragen: Wir möchten schon, daß unser Kind schon von klein auf mit dem Wissen aufwächst, daß es adoptiert wurde. Natürlich kommt es aufs Alter des Kindes an, aber schon ein sehr kleines Kind kann mit der Frage kommen "War ich auch in deinem Bauch" und anlügen möchten wir es dann auf keinen Fall. Bei den Fragen zur leiblichen Mutter, kommt es darauf an, wieviel man selber weiß. Ich hoffe, daß ich wenn es soweit ist die Kraft habe, unser Kind auf der Suche nach den Wurzeln zu unterstützen. Daß mit dem mütterlichen Rat bei einer Schwangerschaft sehe ich eigentlich überhaupt nicht als Problem, zumindestens hab ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Ich seh das umgekehrt. Meine Mutter hatte auch kein Problem mit dem "Schwangerwerden" und hat mich trotzdem immer unterstützt und ist mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden, obwohl sie sicher nicht alles so nachvollziehen konnte. Wie haben das deine Eltern gehandhabt? Was hat dir geholfen, was hätten deine Eltern besser machen können? Hast du Kontakt mit deinen leiblichen Eltern? Entschuldige, daß ich so viele Fragen stelle, aber es ist total wichtig für mich/uns. LG Sylvia

Re: Ein paar Fragen...

Hallo Sylvia,
da bin ich aber froh daß meine Fragen nicht als Vorwürfe rüberkamen!
Ich fand es so schade, daß ich hier nichts über derlei Gedanken lesen konnte.
Ich wuchs damit auf. Mein Problem war, daß ich keiner deutschen Abstammung bin, obwohl hier geboren. Ich bin arabischer Abstammung. ALso immer die Frage: "Bist Du Deutsche? Deine Eltern sind so hell!" Auch von Menschen die das gar nichts anging und denen ich das gar nicht erzählen wollte. Da stand ich dann immer da und war in einer total blöden Situation, schon von klein auf.
Die Aussage: "Du bist eben was Besonderes" war für mich auch nicht unbedingt positiv, ich wollte eigentlich nur wie alle Anderen sein...das mit dem Kurs ist sicher sinnvoll. Wobei ich das nicht wirklich beurteilen kann.
Hm...das mit der Schwangerschaft war mir schon sehr wichtig, denn gerade in dieser Zeit brauchte ich DRiNGEND mütterlichen Beistand und Rat und konnte ihn nicht bekommen. Plötzlich interessierte mich all das wonach ich vorher nie gefragt hatte: wie war das mit mir im Bauch? Wie war meine Geburt? Hab ich Übelkeit verursacht? Und und und...
resümierend ist da noch immer die Haltlosigkeit und die Frage nach den Wurzeln geblieben. Vielleicht wird Vieles schön geredet und sicherlich ist es meist für die Eltern einfacher als für die Kinder. Ich hab viel Kontakt zu anderen erwachsenen Adoptivkindern und es kommt immer wieder so durch. Daß eben was fehlt.
Andererseits ist doch wichtig daß es die Adoption gibt.
--->

Teil 2

Für beide Seiten. Ich habe sicherlich ein angenehmeres Leben gehabt als ich es bei meiner leiblichen, sehr jungen Mutter unter ihren Lebensumständen gehabt hätte.
Aber Nestwärme, die hatte ich nie. Das was meine Tochter hatte, von Anfang an bei ihrer Mama zu sein, das hatte ich nie.
Das Wissen von Geburt an, da gehör ich hin, das ist meine Mama. Das hat mir gefehlt. Es wurde mir schmerzlich bewusst als ich die ersten Tage mit Stella im Krankenhaus war. Da war ein Baby, zur Adoption freigegeben. Es hatte keine Mama, die es an die Brust legte. Es wurde immer von jemand Anderem versorgt. Nicht liebgehabt, nicht geschmust. Ich holte meine Tochter zu mir ins Bett, dieses Baby lag immer allein im Säuglingsraum. Es hat so viel geschrien.
Es hat eben alles zwei Seiten und vielleicht bin ich auch viel zu betroffen um da überhaupt annähernd objektiv mitreden zu können.
Ich finde es aber toll, daß Ihr ein Baby adoptieren und ihm ein schönes Leben ermöglichen wollt. Ich wünsche Euch alles Liebe und Gute der Welt und viel Glück!
Wenn Du Lust hast, kannst Du mir gern mal mailen, ich würde mich über Austausch freuen!
Ganz liebe Grüße (sorry für die viele Emotionalität)
Lilli

Re: Teil 2

Hallo Lilli,
mein Mann und ich werden auch ein Kind adoptieren.
Für uns stand von Anfang fest, dass wir das Kind von klein auf, aber altersgerecht, mit dem Wissen aufwachsen lassen, dass es adoptiert ist. Es wird bestimmt nicht immer einfach und Fragen werden kommen, die wir vielleicht nicht als angenehm empfinden werden, aber da müssen wir eben durch.
Wir können halt auch nur soviel weitergeben, was wir selbst wissen und das kann eben ganz unterschiedlich sein.
Ich stelle es mir auch sehr schwer für das Kind.
Wir schreiben auch jetzt schon alles auf und werden auch alles aufheben und dokumentieren was wir dann in Erfahrung bringen können.
Aber Nestwärme und Liebe wird es von uns ab dem Zeitpunkt der Übernahme (hört sich blöd an) bekommen.
Manchmal macht es mich auch krank, wenn ich daran denke, dass es das Kind vielleicht schon irgendwo gibt und niemand für es da ist.
Es ist wirklich eine schwere Situation. Aber ich bete immer, das jemand da ist, der unser Kind lieb hat, der es aufhebt wenn es gefallen ist und den Schmerz wegbläst. Das sind alles so Gedanken die einem als Wartenden durch den Kopf gehen. Wir können nur hoffen, dass wir alles nachholen können, was unserem Kind jetzt an Zuneigung, Fürsorge und Liebe fehlt.
Bezüglich des mütterlichen Rates sehe ich allerdings auch keine Probleme. Klar ich kann nicht erzählen, wie es bei mir war, aber ich denke das Füreinandern da sein und sich unterstützen ist doch auch viel wert.

Re: Teil 2

Es wäre schon auch von dir zu erfahren was man evtl. besser machen kann, was du als schlecht oder falsch empfunden hast. Was würdest du uns Adoptiveltern raten?
Liebe Grüße
Chichi

Re: Teil 2

Liebe Chichi,
ich glaube am wichtigsten ist etwas das ich noch gar nicht genannt habe: adoptiert nur ein Kind wenn Ihr Euch Eurer Liebe, Eurer Beziehung ganz ganz sicher seid.
Meine Eltern trennten sich als ich fünf war und alles wurde anders, da meine Adoptivmutter mit mir allein überfordert war - sie konnte mich nie so richtig annehmen. Meinen Vater dagegen liebe ich wie meinen eigenen.
Ich glaube, genau das hat es für mich so schwer gemacht: erst weg gegeben zu werden (ich kenne zwar die Gründe und verstehe sie, das ändert aber nichts am "Urgefühl", so nenn ich es mal) und dann nochmal irgendwie im Weg zu sein oder so.
Gebt Eurem Kind das Gefühl, ganz normal zu sein. Nichts "Besonderes" (ich hoffe Du weißt wie ich das meine. Meine Tochter ist für mich auch das Wundervollste auf der Welt, aber das ist eine andere Formulierung. Solche Kleinigkeiten...)
Für Euch klingt das positiv, aber Kinder wollen einfach nur ganz normal dazugehören und nichts erklären müssen.
Ich glaub aber irgendwie, daß A-Kinder ein bisschen mehr Zuwendung brauchen als Leibliche. Und ich glaube auch, daß ich meine A-Mutter auch nur deswegen so in Frage stellen konnte während meiner Schwangerschaft. Weil sie nicht meine leibliche Mutter ist.
Es ist so lieb wie Du schreibst von "Deinem" Kind. Ich bin sicher Du wirst es überhäufen mit Deiner Liebe, es Tag und Nacht kuscheln und knuddeln und liebhaben. Und das ist das Wichtigste. :-)
Ganz ganz liebe Grüße
Lilli

Re: Teil 2

Hallo Lilli,
du hast recht, wenn man Kinder bekommt, egal ob leiblich oder adoptiert sollte man sich der Beziehung ganz sicher sein.
Bei adoptierten Kindern kommt halt dazu, dass sie schonmal diesen Trennungsschmerz durchmachen mussten und dann bei einer Trennung der Eltern, diesen Schmerz nochmal erleiden müssen.
Es tut mir leid, dass du zu deiner A-Mutter keine enge Bindung aufbauen konntest. Aber es muss ja nicht ungebingt daran liegen, dass du adoptiert bist. Sie hätte sich wahrscheinlich auch bei einem leiblichen Kind nicht anders verhalten. Manche Menschen können einfach nicht aus ihrer Haut, was ich persönlich sehr schade finde, denn daran kann man arbeiten.
Ohja, du kannst dir sicher sein, dass ich das Kind mit Liebe überschütten werde, ich tue es im Prinzip jetzt schon und kenne es noch nicht mal.
Danke für deine Tipps.
Sonnige Grüße
Chichi

Re: Teil 2

Wann bekommt Ihr denn Euer Baby?
Ich freu mich echt für Euch, viel Glück!!!
Lilli

Re: Teil 2

Hallo,
wir warten derzeit auf Anerkennung in Kolumbien, ab diesem Zeitpunkt dauert es in der Regel ca. 1,5 Jahre bis man sein Kind in die Arme schließen kann.
Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr noch nach Kolumbien fliegen dürfen um unser Kind abzuholen.
Es kann aber auch schneller gehen!
Wie du siehst haben wir (leider) noch viel Zeit bis dahin!
Viele Grüße
Chichi

Re: Ein paar Fragen...

Hallo Lilli! Wir haben ein Pflegekind. Ein großer Vorteil ist, daß sie ihre Mama alle zwei Wochen sieht. Ich bin froh, daß sie sich nie Gedanken machen muß woher sie eigentlich kommt. Sie weiß von Anfang an, daß sie bei dieser Frau im Bauch war und daß sie aber bei uns ist, da ihre Mami krank ist. Ich bin überzeugt davon, daß es sehr schwierig ist mit einem Teenager umzugehen der adoptiert wurde. Die Frage woher komme ich steht bestimmt immer im Raum. LG Sandra
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