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zwar schon bekannt; aber trotzdem interessant;)

Hi,
das habe ich zufaellig bei einer Suche nach etwas ganz anderem gefunden: eine medizinische Doktorarbeit eines Anaesthesisten *g*
LG, Karen
(von Dr. Norman Feist)
Zusammenfassung meiner Dissertation
Anti-Endotoxin-Antikörper in der Muttermilch:
Eine longitudinale Studie mittels eines entwickelten Enzym-Immunoassays
Inaugural-Dissertation an der Medizinischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität zu Tübingen. Erstellt mit der Unterstützung von Prof. Dr. Ch. P. Speer, dem Ärztlichen Direktor der Abteilung Neonatologie der Universitäts-Kinderklinik und vorgelegt 1997.
Interessierte können das ganze Werk entweder bei mir lesen oder in der Uni-Bibliothek ausleihen.
Auch für nicht-Mediziner 'lesbare Version'
Das Ziel unseres Projektes bestand darin, Abwehrstoffe gegen bestimmte Erreger (sogenannte Anti-Endotoxin-Antikörper der Klasse IgA) in der Muttermilch nachzuweisen. Dabei interessierte uns zum einen, ob und in welchem Umfang sich der Gehalt der Muttermilch an diesen Antikörpern im Laufe der Stillzeit verändert. Zum anderen interessierte uns, ob die Milch von Müttern, deren Kinder vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren waren bzw. deren Kinder an einer Neugeborenen-Infektion erkrankt waren, in gleichem Maße diese speziellen Antikörper enthielt.
Zu diesen Fragen konnten wir folgendermaßen Stellung nehmen: Muttermilch enthält bedeutsame Mengen an Anti-Endotoxin-Antikörpern. Vor allem im Kolostrum (also der Milch bis zum dritten Tag nach der Geburt) lassen sich hohe Konzentrationen nachweisen. Diese Antikörper sind gegen Bakterien gerichtet, die bei Neugeborenen und Säuglingen relativ häufig bestimmte Infektionen verursachen, wie z. B. Magen-Darm-Infekte und die Blutvergiftung des Neugeborenen. Es wird davon ausgegangen, dass die Antikörper den Säugling vor diesen Erkrankungen schützen, bzw. den Krankheitsverlauf abmildern können. Die Antikörper werden dabei nicht vom Kind aufgenommen. Sie entfalten ihre Wirkung vielmehr im kindlichen Darm, wo sie bei der Abtötung der Erreger mithelfen und deren Einwandern in den Organismus verhindern.
Wir konnten zeigen, dass der relative Anteil dieser Antikörper am gesamten Antikörper-Gehalt der Muttermilch im Laufe der Stillzeit zunimmt. So enthielten manche Muttermilchproben sechs Monate nach der Geburt wieder dieselbe Menge an bestimmten Antikörpern, wie das Antikörper-reiche Kolostrum. Es gibt verschiedene Theorien darüber, wie es zu dieser Aktivierung der Antikörper-Produktion kommt. Vor allem ist es jedoch interessant zu beobachten, dass die Menge der Anti-Endotoxin-Antikörper in der Muttermilch dann zunimmt, wenn mit dem Abstillen die normale Besiedlung des kindlichen Darmes mit den Darmbakterien beginnt.
Wenn frühgeborene Kinder an einer Neugeborenen-Infektion erkranken, so sind sie u. a. wegen der Unreife des Immunsystemes stärker gefährdet. Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass jedoch gerade diese Gruppe von Neugeborenen in besonderem Maße mit Anti-Endotoxin-Antikörpern in der Milch ihrer Mütter versorgt wird. Unter allen untersuchten Muttermilchproben war der Anstieg im Antikörpergehalt in dieser Gruppe am stärksten ausgeprägt.
Somit konnten unsere Analysen dazu beitragen, einen kleinen Teil der Abwehrkräfte, die eine stillende Mutter ihrem Kind über die Muttermilch vermittelt, näher zu beschreiben. Die immunologische Bedeutung der Muttermilch wird damit nur unterstrichen.
Zur wissenschaftlichen Version
ABSTRACT aus der Dissertation
Muttermilch gilt aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als die optimale Nahrung für den Säugling. Sie ist individuell an die Bedürfnisse des Säuglings angepaßt und bietet Schutz vor Infektionen und Allergien. Gleichzeitig wird durch das Stillen die Mutter-Kind-Beziehung gefördert. Von besonderer Bedeutung ist der hohe Gehalt an immunologischen Schutzfaktoren. Insbesondere enthält Muttermilch ein großes Spektrum an Antikörpern. Zur Bestimmung von Anti-Endotoxin-Antikörpern in Kolostrum und reifer Frauenmilch während der ersten sechs Laktationsmonate wurden 384 Muttermilchproben von 96 gesunden Frauen gesammelt. Von 50 Frauen wurden je 5-7 Proben im Sinne einer longitudinalen Studie untersucht.
Zur Messung der Anti-Endotoxin-Antikörper-Konzentrationen wurde ein Enzym-Immunoassay (ELISA) entwickelt. Nach der Optimierung der Platten-Beschichtung und der genauen Definition der Arbeitsvorschriften konnten mit dem ELISA IgA-Antikörper in der Muttermilch gegen folgende Antigene bestimmt werden: Lipopolysaccharid von Pseudomonas aeruginosa S10 und von E. coli O111:B4, Lipid A von E. coli F583 Rd und von Salmonella minnesota Re595. Der Antikörpergehalt wurde mit einer Poolmuttermilch verglichen. Ein korrigierter Antikörpergehalt wurde als Quotient des absoluten Anti-Endotoxin-Antikörper-Gehaltes und der Gesamt-IgA-Konzentration der Probe errechnet. Der Gesamt-IgA-Gehalt der Muttermilchproben wurde in dieser Arbeit turbidimetrisch bestimmt.
Die Muttermilchproben wurden in Gruppen eingeteilt, abhängig vom Gestationsalter und vom Vorliegen einer systemischen Infektion des Neugeborenen.
Der Verlauf der absoluten Anti-Endotoxin-Antikörper-Konzentrationen gegen die getesteten Antigene war bis drei Wochen postpartal im wesentlichen einheitlich. Der Kurvenverlauf zeigte in der ersten postpartalen Woche einen starken Abfall der sehr hohen kolostralen Antikörperspiegel. Die Varianzanalyse ergab einen steigenden korrigierten Antikörpergehalt in den ersten drei Laktationsmonaten in der Gruppe der Frühgeborenen mit Infektion, während er in den anderen Gruppen sank. Für Antikörper gegen Lipid A von E. coli war dieser Unterschied signifikant (p = 0,048), für die anderen Antikörper lag das Signifikanzniveau zwischen 0,063 und 0,128.
Der relative Anteil der Anti-Endotoxin-Antikörper am Gesamt-IgA-Gehalt im Kolostrum von Müttern reifer, gesunder Neugeborener sank von sehr hohen Werten am zweiten postpartalen Tag innerhalb von zwei Wochen stark ab. Dieser Anteil erreichte 2-4 Wochen post partum einen Tiefpunkt und stieg dann bis 6 Monate post partum stetig an (p
Die Muttermilch von Müttern erkrankter Neugeborener unterschied sich im Antikörpergehalt von der Milch von Müttern gesunder Neugeborener: Im Kollektiv der Reifgeborenen zeigten sich nur geringe Unterschiede im Anti-Endotoxin-Antikörper-Gehalt zwischen den Gruppen ohne und mit Infektion. Im Kollektiv der Frühgeborenen lag der relative Anteil an Anti-Endotoxin-Antikörpern während der gesamten Laktation in der Gruppe mit Infektion höher. Der Unterschied war jedoch nicht zu jedem Zeitpunkt statistisch signifikant. Der Anstieg des relativen Antikörpergehaltes im Verlauf der Laktation war in der Gruppe mit Infektion am stärksten ausgeprägt. Der Antikörpergehalt lag 24 Wochen postpartal 6 ± 3,5 mal so hoch wie zwei Wochen postpartal.
Damit wurde erstmals nachgewiesen, dass der relative Schutz des Säuglings durch die Anti-Endotoxin-Antikörper in der Milch seiner Mutter im Laufe der Laktation zunimmt. Insbesondere wurde klar, dass dieser Schutz für Frühgeborene, die an einer systemischen Infektion erkrankt gewesen waren, besonders ausgeprägt ist. Mit dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass Frühgeborene und Neugeborene durch ein Spektrum von Anti-Endotoxin-Antikörpern vor Infektionen durch gramnegative Erreger geschützt werden. Die vorliegenden Untersuchungen unterstreichen die immunprotektiven Eigenschaften der Muttermilch und damit die Bedeutung des Stillens.
Bisherige Antworten

Re: zwar schon bekannt; aber trotzdem interessant;

schade, daß die Studie nur bis zum 6. Monat geführt wurde. Das schicke ich mal meiner Freundin, die hat als Assistenzärztin auch Dienst auf der Frühchenstation und glaubt mir nicht, daß die Mumi von Frühchenmüttern anders ist als die von Müttern Reifgeborener.
LG Franziska

*seufz* aber mit Flaschemilch

werden die Kinder doch auch groß.
Soll ich jetzt .-) oder :-( ? Ich finde es so schade, daß das nicht mehr propagiert wird, da haben vermutlich die Flaschenmilchhersteller was dagegen.
Viele Grüße,
Christine

Na super

Ist das nicht verrückt? Da zeigt eine Studie wieder einmal, was niemanden heutzutage mehr überaschen dürfte, und in unserem KH kommen auch die ganz gering früher Geborenen (die außer dem Datum alle Reifezeichen zeigen), sowie alle Neugeborenen mit der leisesten Unregelmäßigkeit irgendwelcher Blutwerte sofort auf die Neonatologie, damit dort ausgerechnet überwacht wird, ob sie vielleicht eine Infektion ausbrüten könnten (siehe Clemens, der deswegen dort 4 Tage festgehalten wurde und kerngesund war).
Und während dieser Zeit wird fleißig mit der Flasche gefüttert, ohne die Mütter zu informieren, der Stillstart wird extrem erschwert durch die räumliche Distanz und der nicht direkten Verfügbarkeit der Mutterbrust, durch ungefragte Schnullergabe usw., usw.
Und das Ganze nur und ausgerechnet, um Infekte zu verhindern - wobei diesen, wie man sieht, am ehesten noch an Mutters Brust entgegen gewirkt werden würde.
Da kann ich nur immer wieder den Kopf drüber schütteln.
LG, Enna2

Re: Na super

Hi,
da habe ich zum Glueck etwas anderes erlebt. Mein Sohn kam auch 24 h nach Geburt auf die Intensiv, da er tatseachlich einen Neugeboreneninfekt hatte. Und ich wurde regelmaessig zum Stillen nach oben gerufen und durfte dort solange mit ihm stillen, wie wir wollten :) Gute Tipps habe ich auch noch bekommen und das Einzige was er mal mit der Flasche bekam, war die von mir abgepumpte Muttermilch nach 2 Tagen, als beim Stillen noch zu wenig kam.
Als ich dann diese von mir hervorgebrachte Fluessigkeit im Glas bewundern konnte (voller Stolz;), bin ich danach schier uebergelaufen und auf der Station sagte man dann immer im Vorbeigehen "ach, der Moritz ist ja schon wieder angedockt" ;)
Ich hatte an einer Uniklinik entbunden; mit angrenzender Hebammenschule und Kinderkrankenschwesterschule, sowie zig Stillberaterinnen.
LG, Karen
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