Zur Diskussion: Stillen immer und Überall?
bei mir besteht keinerlei Zweifel, dass langes Stillen gut für das gestillte Kind und auch die Mutter ist (das Brustkrebsrisiko z.b. sinkt erheblich!), aber über den Umfang schon! Daher sei hier zur Diskussion gestellt:
- Stillen über das Krabbelalter hinaus als gesellschaftliches Problem (die Mutter grenzt sich ja schon aus, wenn sie z.B. beim Brunch mit sagen wir Geschäftsfreunden des Mannes das bereits auch normale Kost zu sich nehmende Kleinkind "zur Brust nimmt"
- Verzogene Kinder, die ALLE ihre Bedürfnisse immer und überall sofort erfüllt haben wollen, wenn sie mit 2 oder 3 Jahren noch "öffentlich" gestillt werden
- Stillen als "Identifikationsmöglichkeit" für die Mutter (Wenn ich schon nicht mehr arbeite, bin ich doch die Einzige, die unserem Kind die Erfüllung durch das Nuckeln an der Brust geben kann) - so jemanden kenne ich tatsächlich; die Ehe ist mittlerweile getrennt
- Abnabelung von der Mutter als junger Erwachsener erschwert, weil die Bindung zu stark ist (habe ich mal irgendwo gehört oder gelesen)
so, bin gespannt auf eure Antworten!
LG von Meritxell, die sich heute viel zu lange durch dieses Forum gelesen hat und jetzt viel zu spät ins Bett geht -die Nacht wird kurz :-((
Re: Zur Diskussion: Stillen immer und Überall?
also ich stille meine Tochter überall (sie ist 16 Mon.), allerdings will sie, wenn wir unterwegs sind und etwas interessantes um sie herum passiert gar nicht an die Brust. Ich geh allerdings damit offensiv um und das scheine ich auch auszustrahlen, mich hat noch keiner dumm angemacht. Wenn es mir gerade nicht passend erscheint (kommt aber nicht so oft vor), kann ich sie durchaus vertrösten und dass sie ein verzogenes Kind wird, denk ich, wird allein dadurch schon verhindert, dass sie zwei große Brüder hat, die das korrigieren. Und das meine Kleine Schwierigkeiten mit der Selbstständigkeit haben wird, glaub ich auch nicht, wenn ich mir ihre Durchsetzungskraft ihren Brüdern gegenüber und in der Krabbelgruppe anschau.
Gruß Annette
Re: Zur Diskussion: Stillen immer und Überall?
der Name Meritxell kommt aus dem katalanischen (das spricht man in und um Barcelona und auch in Andorra) und das "x" wird gesprochen wie ein "sch" (wie das "x" im katalanischen Sekt "Freixenet"...).
Ansonsten Danke für Deine Antwort,im Prinzip sehe ich das ja genauso (nur dass ich seit dem 1. Geburtstag meiner Tochter nicht offensiv mit dem Stillen mehr umgehe, sondern eher die "Verschweigetaktik" gewählt habe...und NICHT überall stille, was meine Tochter aber gut akzeptieren kann.) Gruß, Andrea
Re: Zur Diskussion: Stillen immer und Überall?
das mit dem "offensiv" liegt bei mir gewiss auch daran, dass Henriette mein 3. Kind ist, bei meinem ersten war ich auch noch zurückhaltender, aber wer will mir mit meiner Erfahrung und meinem Alter noch ernsthaft Vorschriften machen ;o).
Gruß Annette
Re: Zur Diskussion: Stillen immer und Überall?
ich hoffe, dass ich das stillen in der oeffentlichkeit nicht als problem erleben werde. ich finde, es IST kein problem, nur sicher fuer einige mitmenschen ungewohnt. na, mir war schon immer relativ egal, wie andere das finden, was ich fuer richtig halte :-)
verzogene kinder: irgendwer hat hier mal geschrieben, dass kinder dadurch verzogen werden, wenn sie immer und ueberall dinge bekommen, die sie NICHT brauchen...milch, mama und kuscheln BRAUCHEN sie aber sicher :-)
id-moeglichkeit: da ich sehr wohl arbeite, kann ich mit dem argument gar nix anfangen :-)
abnabelung erschwert: kann ich mir nicht vorstellen, ich denke eher, dass es die abnabelung erleichtert, wenn man weiss, dass die mutter immer fuer einen da war, wenn man sie brauchte und das auch wieterhin so sein wird. und das die mutter darauf VERTRAUT, dass das kind ihr zeigt, wann es was braucht oder eben nicht mehr ( abstillen vom kind aus). das ist das wichtigste gefuehl, das MIR die abnabelung von meiner mutter einfach gemacht hat.
gruss, lucia
Re: Zur Diskussion: Stillen immer und Überall?
Re: Zur Diskussion: Stillen immer und Überall?
Stillen wird ja für viele Probleme verantwortlich gemacht, vor allem reden da oft Leute mit die selbst nie oder nur kurz gestillt haben. Meiner Meinung nach liegt das Problem aber nicht am Stillen, sondern am sonstigen Umgang mit dem Kind.
- Gesellschaftliche Ausgrenzung funktioniert nur so lange, wie sich stillende Mütter auch ausgrenzen lassen oder selbst ausgrenzen - natürlich muß ich nicht mit blankem Busen beim Geschäftsessen sitzen, aber es gibt genug diskrete Möglichkeiten wenn ich will
- Verzogene Kinder, da denke ich an Kinder, die bei jedem Mucks mit Süßigkeiten oder Spielzeug 'zugemüllt' werden, und deren ursprüngliche Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit, Zuwendung usw. weitgehend ignoriert werden, und die dann diese materiellen Dinge als 'Liebesbeweis' einfordern, immer wieder, weil es nicht Beweis genug ist.
- tja, auch Mütter sind keine Heiligen und machen Fehler. Aber die meisten haben doch andere Interessen, oder gehen irgendwann wieder arbeiten.
- ich selbst erlebe mein Stillkind als sehr selbständig. Sie hat die Sicherheit, immer bei mir willkommen zu sein, aber ist viel zu neugierig.
Was heißt da eigentlich 'als junger Erwachsener'?? Ich stille vielleicht 2-3 Jahre, aber da ist sie immer noch Kleinkind. Außerdem stille ich ja nicht um meinetwillen, sondern solange sie selbst das Bedürfnis danach zeigt (und ich selbst damit zurechtkomme).
LG, Angi
Re: Zur Diskussion: Stillen immer und Überall?
LG, Susanne
antwort - lang - teil 1
- bis ich schwanger wurde dachte ich auch immer: Stillen so max. bis 6 Monate. Heute seh' ich das anders. Wir leben in USA und zuerst war ich der Meinung öffentliches Stillen sei verpönt. Die Mütter in meiner LLL Gruppe mich schnell vom Gegenteil überzeugt. Es ist aber auch so, dass in den Einkaufszentren zum Teil sehr schöne und gemütliche "mothers rooms" eingerichtet sind und es so ermöglicht wird in einer netten Atmosphäre zu stillen. Ich bin auch noch nie neg. angesprochen worden und habe, im Gegenteil, von immer mehr Müttern gehört die 18, 20, 24 Monate gestillt haben.
- Ich bin sicher, dass Annika zu gegebener Zeit - und sie bestimmt schliesslich wie lange wir Stillen werden - versteht, wenn wir uns erstmal ein passendes Plätzchen zum Füttern suchen müssen. Verwöhnen heisst für mich eher unnötige Dinge in Mengen als Ablenkung oder Ersatz. Stillen ist für Annika eher "auftanken" mit Nahrung, Nähe und Sicherheit. Danach ist sie ruck zuck wieder auf Entdeckungsreise, was auch die Frage nach der Abnabelung für mich beantwortet. Ich bin sicher, dass sie über kurz oder lang mitteilen wird, ob sie weiterstillen möchte. Jeden Tag kommen doch neue Entdeckungen für sie dazu und irgendwann wird soviel Neues dann eben das Stillen ersetzen.
...
Re: antwort - lang - teil 2
Eigentlich bin ich selbst überrascht, dass es nun schon so lange mit dem Stillen funktioniert. "Vorher" dachte ich immer: das ist mir zuviel Abhängigkeit. Mittlerweile bin ich vom Gegenteil überzeugt. Besonders auf Reisen oder wenn wir einfach nur unterwegs sind: es kommt kein Stress auf wenn's mal etwas länger dauert, denn ich habe ja immer "was" dabei.
Da bedaure ich doch manchmal die kiddies hier in Usaland, die z.T. im Autositz mit einem "automatischen" Fütterungssystem quasi während der Fahrt ernährt werden, aber das ist sicher ein anderes Thema.
Liebe Grüße aus der Wüste ... Christina und Annika
Re: antwort - lang - teil 2
´Mit der Erziehung ist es eh sone Sache, ich glaub manchmal, ich mach alles falsch, und dann wieder, bin ich überzeugt, alles oberrichtig zu machen.
Aber was ich noch fragen wollte, neugierigbin ;o))) AUTOMATISCHES FÜTTERUNGSSYSTEM; WIE GEHT DAS DENN?
Beschreib das doch mal, das klingt ja wie vom Mars...
LG über den Teich von Conny
Re: antwort - lang - teil 2
Das "feeding system" besteht aus einer Milchflasche deren Nuckel an einem ca. 20 cm langen Schlauch befestigt ist. Der Schlauch geht bis in den Boden der Flasche. Nun kann man also dem Säugling den Nuckel ins Mäulchen stecken und die Flasche irgendwo danebenstellen und das Kind kann nun trinken, ohne die Flasche zu halten und ohne dass irgendwer die Flasche hält. Wer das mag!?!? - unpersönlicher geht's wohl nicht. Ist wohl, glaube ich, für die schwerbeschäftigte Mutti gedacht, die das Baby im Auto sich selbst überlassen muss. Ich meine das ironisch und nicht als Angriff auf die arbeitenden Mütter, vor denen ich mächtig Respekt habe.
Liebe Grüsse aus der Wüste ... Christina und Annika, die grad' mit roten Bäckchen vom Spielplatz kam - bei uns sind's nämlich 20 Grad (plus)
Re: Zur Diskussion: Stillen immer und Überall?
So viele Fragen! Ich numeriere mal meine Antworten:
(1) das "gesellschaftliche Problem beim Geschäftsessen" sehe ich ähnlich wie Du, obwohl ich noch nie zu einem Geschäftsessen meinen Mann begleitet habe. Allerdings würde ich hier eher einen Babysitter einsetzen, so daß das Problem gar nicht erst auftritt.
(1a) das wirkliche "gesellschaftliche Problem" besteht aber darin, daß die Brust der Frau hierzulande in der Öffentlichkeit nicht in ihrer eigentlichen "Primärfunktion" als Nahrungsquelle für den Nachwuchs wahrgenommen wird, sondern in einer "Sekundärfunktion" - ich denke, Du weißt, was ich meine. Das wiederum spielt dann wieder beim "Geschäftsessen des Mannes" eine Rolle.
(2) verzogene Kinder - hängt nicht unbedingt mit dem Stillen zusammen. Konsequent "nein" sagen müssen Eltern auch in anderen Situationen.
(3) Frauen, die keine anderen Identifikationsmöglichkeiten als die der stillenden Mutter haben, sind nicht der Normalfall der Langzeitstillerinnen - zumindest in meinem Bekanntenkreis.
(4) die weltweit mittlere Stilldauer liegt bei 4 Jahren, bloß hier in den westlich geprägten Landern ist sie sehr viel kürzer. Dann müßte die mangelnde Abnabelung von der Mutter also als weltweites Problem gelten ... ich führe das hier mal nicht weiter aus ;-)
Vielen Dank für die Diskussionsgrundlage, Fragen und Antworten sind richtig interessant und spannend zu lesen!
Viele Grüße,
Birte mit Tarik (21 Monate altes Stillkind)
Re: Zur Diskussion: Stillen immer und Überall?
danke für Deine Antworten - genauso war es gedacht (als Diskussionsgrundlage)! Wo hast Du das mit der mittleren Stilldauer von 4 Jahren gelesen? Könnte das nicht auch damit zusammenhängen, dass in einem Großteil der Welt für Kinder sonst gar nicht genug Nahrung zu Verfügung stände? Wir leben ja in sehr privilegierten Verhältnissen, und ein Kind MUSS eben nicht bis zum Schuleintritt MuMi zu sich nehmen, um keine Mangelernährungen aufzuweisen...
Apropos, ich habe irgendwo gelesen, dass Stillkinder wesentlich weniger Gewichtsprobleme als Jugendliche und Erwachsene haben als Flaschenkinder (wobei die Stilldauer keine Erwähnung fand...).
Tarik finde ich übrigens einen sehr schönen Namen!
Viele Grüße, Andrea mi Finja Meritxell
Re: Zur Diskussion: Stillen immer und Überall?
Warum Frauenmilch durch artfremde Milch ersezten? In den ersten wenigen Monaten sehen das ja schon die meisten ein, dass Mumi besser ist als Industriemilch oder Kuhmilch. Warum sollte es nach ein, zwei,... Jahren plötzlich nicht mehr so sein? Ich weiß jetzt nicht wie lange empfohlen wird, Kindern Milch zu geben (sicherlich bis ins Schulalter hinein), aber warum muss das artfremde Milch sein? *icheinfachnichtkapier*
Zum Geschäftsessen wollt ich noch sagen: Wenn jemand während eines Geschäftessens schnell Eine raucht, wird das selbstverständlich akzeptiert. Schnell das Kind stillen hingegen nicht. Wo liegt der Unterschied?
Alles eine Frage der Einstellung/Erziehung!!
lg dea, die auch mit Babybauch noch ganz öffentlich stillt
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