Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
ich hab die ganzen Ferber-Diskussionen ja mitverfolgt, hab mich
im Netz genauer informiert und mein Mann und ich haben
entschieden, dass wir ganz bestimmt nicht ferbern wollen. Da
Linus im Moment ganz gewaltige Probleme hat mit einschlafen
hab ich weiter gesucht im Netz und bin auf eine Seite gestossen,
die das begleitete "Aus"-Schreien propagiert. Lest doch mal wenn
ihr Zeit habt, der Link ist in meinem Profil (oben, gleich nach dem
katzundmaus-Link). Was sagt ihr dazu??? Ich kann mich nicht
recht entschliessen, ob ich das gut finden soll oder nicht und wäre
froh um ein paar Meinungen. Bisher hab ich Linus einfach nicht
schreien lassen können, das tut mir richtig weh, aber nach den
paar letzten Abenden bin ich jeden Abend in Tränen aufgelöst und
völlig fertig, weil er schreit, also ob ihn die ganze Welt verlassen
hätte. Ich bin ziemlich ratlos im Moment.
Ich freue mich über Antworten!
Ganz liebe Grüsse, brigitte, mit Linus, heute 13 Wochen, der
tagsüber den Schlaf nicht mehr findet, nachts dann aber
wunderbar schläft
Re: Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
Als Jakob wenige Wochen alt war und viel schie, habe ich diesen Artikel auch gelesen. Als er wieder mal ewig lang weinte und nicht aufhörte, habe ich es mit dieser "Festhaltemethode" probiert. Meinst du das?
Hilfe, ich fand es ganz schrecklich! Mir jagt es heute noch Schauer über den Rücken, wenn ich dran denke. Jakob schrie wie am Spieß und bäumte sich auf, als ich ihn so festhielt. Er wurde ganz hysterisch. Irgendwann hab ich es dann gelassen, hab ihn gestillt und er ist ganz erschöpft dabei eingeschlafen. Ich habe diese Methode als ganz, ganz schrecklich erlebt und würde das einfach vom Gefühl her nicht wieder machen. Ich kenne aber auch ein paar Leute, die damit gute Erfahrungen gemacht haben.
Ich kann sehr, sehr gut verstehen, wie anstrengend diese Schreizeit im Moment für euch ist. Ich kann euch nur eine Hoffnung geben: Es geht vorbei. Ganz sicher. Bei dem einen schneller, bei dem anderen langsamer, aber irgendwann geht das vorbei. Und wenn Jakob heute mal blöd rumbrüllt (*sorry* ;-), dann isr das definitiv viel besser auszuhalten als das zermürbende Schreien eines wenige Wochen alten Kindes.
LG,
Cundrie mit Jakob (19 Monate)
Re: Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
Unser Sohn hat es uns in den ersten 3 Monaten vor allem nachmittags und abends so richtig "besorgt" - Schreierei am Stueck und eingeschlafen erst gegen 23 Uhr.
Wir haben wirklich *alles* getan; rumgetragen, gestillt, endlos-gestillt, natuerlich die unvermeidlichen Sab-Simplex, Kuemmelzaepfchen, ich mit dem Stilltee etc.
Ich habe dann mal im Largoe ("babyjahre") gestoebert, gelernt, dass es halt diese Schreiphasen gibt - die meist weder etwas mit Hunger noch mit den beruehmt-berucehtigten Dreimonatskoliken zu tun haben - und haben diese Zeit mit unserem Kind (tragend, stillend, kuschelnd) "ausgesessen" und wurden gluecklicherweise zumindest mit naechtlichen Durchschlafen belohnt.
Nach 3 - 4 Monaten war der Spuk vorbei :)
LG, Karen
Re: Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
Ich bin nicht ganz firm im Krieg der Methoden und habe den Text bei einer Tasse Tee quergelesen. Mir gefällt es sehr gut, wie er geschrieben ist. Wie man nun im einzelnen vorgeht, wie man ein Kind hält etc., dazu will ich nichts sagen, denn das finde ich allgemeinverbindlich schwierig, und es ist ja "nur" technisch, wichtig ist, worum es dabei geht.
Was ich ganz, ganz wichtig finde ist der Respekt vor dem anderen und die Akzeptanz dessen, was ist. Und das spricht aus dem Text. Hier geht es darum, einer Person, dem Baby, nicht seine Gefühle wegmachen zu wollen, sondern es so, wie es ist, anzunehmen. Kann man mehr schenken?
Auch unser Baby hat gelegentlich Schwierigkeiten gehabt, von einer Situation in die andere zu kommen. Wir haben ihn gehalten, ihn gelassen, ich umfasst. Ich selber habe während des Schreiens auf körperliche Entspannung geachtet, habe mir gesagt, dass nicht ich gerade ein Problem habe, sondern der liebenswerte kleine Mensch in meinen Armen. Habe autogenes Training gemacht währenddessen. Auch mein Mann hat unseren Sohn immer in diesem Sinne behandelt. Heute ist er fast 6 Monate alt, ist schon seit sehr langem ein heiteres, Glück ausstrahlendes Kind, das seine Gegenüber staunen lässt.
Du kannst Deinem Baby jetzt gar nicht genug Geborgenheit schenken. Ich wünsche Euch, dass ihr einen guten Weg findet, vielleicht mit Hilfe oder aufgrund der Anregungen dieses Textes.
LG Tini
Re: Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
Die Geschichte hat etliche richtige Ansätze, deshalb ist es so schwer zu erklären, warum ich dabei ein ungutes Gefühl habe.
Das Halten (obwohl das Baby sich dagegenstemmt) erinnert mich sehr an die Festhalte-Therapie, und die ist auch umstritten. Ein Baby kann durchaus nach 30 Minuten wieder Hunger haben und zum Einschlafen Clusterfeeding brauchen, das ist (nicht unbedingt) eine Gewöhnung an falsche Beruhigungsmittel ? da erinnert es mich doch stark an ?Jedes Kind kann...?. Die Unterscheidung in Beruhigen und Trösten ist mir auch suspekt ? ich denke, stillen/nuckeln ist beides. Und soll wirklich schon ein so kleines Baby Frustrationen ertragen lernen müssen? Weiß man wirklich, das es nichts hat, was man beheben könnte?
Was ich davon trotzdem wichtig finde:
Sicher soll man nicht um jeden Preis das Kind beruhigen und alles ausprobieren und dabei beide immer nervöser werden, sicher fühlt sich ein Neugeborenes gepuckt/gehalten geborgen wie in der Gebärmutter, sicher muß ein Baby sich auch mal ausmeckern können (stell Dir vor: Du hattest einen schlimmen Tag und willst davon erzählen, aber Dein Mann steckt Dir nur einen Nuckel in den Mund...), sicher hilft es, wenn die Mutter ruhig bleibt.
Ich werde aber noch genauer lesen und darüber nachdenken müssen.
Mit nachdenklichen Grüßen Birgit
Re: Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
LG
BErit
Re: Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
also jasmin hat sich IMMER *irgendwie* beruhigen lassen - ich hätte sie nie weinen lassen, wenn ich es verhindern könnte. sowohl aufgrund meines bauchgefühls, was für mich der wichtigeste ratgeber ist (und der sagt ja scheinbar auch bei dir: nein) also auch aufgrund dessen, was ich zu wissen meine über urvertrauen aufbauen im 1. jahr und und und...
ich habe den artikel jetzt nicht genauer gelesen. nur hier die antworten. also wenn ein kind schreit undich es nicht ändern kann, würde ich, so gut ich kann, das kind spüren lassen, dass ich bei ihm bin und es nicht alleine ist (das finde ich so wichtig!), dann würde ich nach "lösungen" suchen, z.b. beim osteopathen (KISS oder ne harmlosere version davon?) und wenn dein kind nicht am tag schläft, würde ich noch mehr andere "wege" ausprobieren. KiWa fahren, auto fahren oder so. bei jasmin ging gut, sie mir auf die beine zu legen, dabei in ein tuch zu wickeln und dann auf den beinen gut zu schuckeln (ist so ähnlich , wie mit dem KiWa 50 km/h fahren ;-) ) und da war das weinen nach 30 sek. vorbei und der schlaf nach weniger als 10 min da (wenn es so lange dauert, ist es aber richtiger sport ;-) ).
hör auf deinne bauch ist alles was ich sagen will.
LG gonschi
unserem sohn hilft es enorm
lg katina
Re: Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
Viele Grüße,
Christine
Re: Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
Viele Grüße,
Christine
Re: Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
ich hab über die schreienlassenmethode auch schon gelesen, da war es kombiniert mit babyeinwickeln. mein mann und ich haben entschieden, sowas nicht zu machen. wir hatten einfach kein gutes gefühl beim lesen.
euer baby ist noch klein, das kann es einfach vorkommen, dass es sehr viel schreit. war bei unserer mira auch manchmal so. es dauerte ca. 4 monate und dann war alles sonnenschein.
an eurer stelle würde ich noch ein bisschen durchhalten und versuchen, dem kleinen mann blähungen zu erleichtern, die tage ruhig zu gestalten, viel an die frische luft, kirschkernkissen, im notfall viburcolzäpfchen oder kümmelzäpfchen, etc., die ganze palette halt. es hat ganz sicher bald ein ende. wenn es arg ist, würde ich zum arzt und überprüfen lassen, ob alles in ordnung ist.
dieses kontrollierte schreienlassen löst das problem nicht, finde ich. es ist eine erleichterung für die eltern, aber nicht fürs kind - für mein gefühl.
lg gerti
ps
Re: Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
anna-jeane ist ein ks- baby und hat am anfang viel in den abendstunden geweint.
wir haben sie nur getragen und wußten uns sonst keinen rat - bis ich irgentwie hier in einem forum hörte, dass ks- kindern die enge des geburtserlebnis fehlt...
ich habe sie dann so ähnlich eingewickelt wie die russen ihre kinder einwickeln...es hat geholfen.
auch heute noch, wenn sie mal nen schlechten tag hat und viel weint nehme ich sie fest in den arm oder wickel sie KURZ ein. es hilft ihr jedes mal.
für mich ist diese erklärung irgentwie logisch...
lg
katja mit anna- jeane
ein langer text dazu...und meine meinung
Lienhard Valentin
Wenn Kinder
festgehalten werden
Die Auswirkungen der Festhaltetherapie auf die
innere Entwicklung des Kindes
Nachdem wir in unseren Seminaren und auch Einzelberatungen
immer wieder mit den sehr bedenklichen Folgen
des ?Festhaltens? von Kindern zu tun haben, möchte
ich an dieser Stelle kurz auf dieses Thema eingehen.
Bisher haben wir uns eigentlich immer sehr zurückgehalten
in der offenen Kritik von irgendwelchen pädagogischen
Methoden, aber in diesem Fall fühle ich mich
doch verpflichtet, mich zu äußern, zumal das Festhalten
allen anderen Ansätzen zuwiderläuft, die wir in unserer
Zeitschrift vertreten.
Die sogenannte Festhaltetherapie entstand eigentlich
aus der Behandlung von behinderten, insbesondere von
autistischen Kindern. Dort war sie schon kurz nach ihrem
Auftauchen sehr umstritten, und wie ich von verschiedenen
Seiten gehört habe, spielt sie in diesem Bereich
keine bedeutende Rolle mehr. Umso mehr Popularität
genießt sie als Methode für Eltern, die ihre Kinder
als ?kleine Tyrannen? erleben oder einfach nicht mehr
weiter wissen und in ihrer Ratlosigkeit stecken geblieben
sind. Aber inzwischen wird sie nicht nur für schwierige
Kinder, sondern ganz grundsätzlich empfohlen, um
Kindern von Anfang an ?Halt zu geben? und sie unsere
?Liebe spüren zu lassen?. Auch in Paarbeziehungen wird
das Festhalten als Grundlage einer neuen Lebensform
gesehen und propagiert.
In einem Interview in einer Zeitschrift für Naturheilkunde*
spricht Jirina Prekop unter anderem von der spirituellen
Dimension ihres Ansatzes und stellt fest, daß
es im ?Namen der Liebe? durchaus sinnvoll sei, Kinder
auch gegen ihren Willen festzuhalten. Der Widerstand
und die Abwehr seien einfach eine automatische Reaktion,
bedingt durch den Fluchttrieb des Menschen, den er
noch mit den Tieren gemeinsam habe (was eine grobe
Fehldeutung der kindlichen Verhaltensweisen ist). Insofern
sei es wichtig, diesen Widerstand zu ignorieren und
so lange durchzuhalten, bis es zu einem emotionalen
Durchbruch komme, der durch Liebe und Nähe gekennzeichnet
sei und der schließlich zu einer tragenden Bindung
führe. Weise Mütter würden sich von Tränen, Wut
und Fluchtversuchen nicht irritieren lassen und durchhalten,
bis sich der Prozess in Liebe, Zärtlichkeit und
Liebkosungen wandle. Weiter
führt sie aus, daß wir uns bewußt
sein sollten, daß sich der
Mensch nicht nur nach seinen
Instinkten richten sollte,
denn er verfüge über Höheres,
nämlich über das Gewissen
und über die Verantwortung,
mit der er die Bindungen innerhalb der Familie zu
tragen hat.
Was hiermit unterstellt wird, ist natürlich, daß Eltern,
die es nicht übers Herz bringen, ihre Kinder gegen deren
Willen festzuhalten, hilflos ihren primitiven Instinkten
ausgeliefert sind und nicht reif, die volle Verantwortung
innerhalb ihrer Familie zu übernehmen. Tatsächlich beruht
die Festhaltetherapie selbst auf primitiven Instinkten,
da das Prinzip, daß der Stärkere dem Schwächeren
seinen Willen aufzwingen kann, dem Tierreich entspringt.
Dort dient es dem Erhalt der Evolution, ist aber
mit wahrer Menschlichkeit nicht vereinbar. Mensch zu
sein ist eine andere Dimension, die z.B. Dina Rees auf
wunderbare Weise deutlich macht: ?Wenn man Mensch
Die Festhaltetherapie, eigentlich aus der Behandlung von autistischen
Kindern entstanden, dort aber schon nach kurzer Zeit
sehr umstritten, genießt nun Popularität als Methode für Eltern,
die mit ihren Kindern nicht mehr weiter wissen.
* Naturheilverfahren & Lebensthemen, Nr. 3, September 2000, erschienen
im Dagmar Fischer Verlag, Zwiesele 85 1/4, 88178
Heimenkirch
April 2001 13
ist, dann gibt es nicht mehr stark oder schwach, sondern
es gibt Mitgefühl und Barmherzigkeit. Das ist der
Mensch!?
Da das Leben mit Kindern gerade heute mit vielen
Fragezeichen versehen ist, erscheint die Festhaltetherapie
für manche Eltern ein schneller und wirksamer Weg zum
Glück zu sein. In der Tat ist es nicht leicht, die grundlegenden
Irrtümer dieses Ansatzes aufzuzeigen, vor allem,
wenn sie mit so großer Überzeugung vorgetragen werden.
Aber ich möchte doch
zumindest auf einige dieser
Irrtümer hinweisen.
Am Schluß des bereits erwähnten
Interviews stellt
Jirina Prekop fest: ?Ist das
Prinzip des Festhaltens nicht eigenartig? Ich halte dich
fest, damit du frei bist!? Wenn dies tatsächlich so wäre,
wäre das wirklich mehr als eigenartig. Aber wenn wir
genauer hinschauen, ist dies natürlich überhaupt nicht
so - im Gegenteil. Die Festhaltetherapie verwechselt echtes
?Bonding? mit einer Bindung, die letztlich durch einen
Akt der Gewalt emotionale Abhängigkeit erzeugt.
Natürlich brauchen Kinder ?Halt?, aber dieser entsteht
durch einfühlsames antworten auf die echten Bedürfnisse
der Kinder, durch Achtsamkeit und Respekt vor der
Integrität und Souveränität des Kindes und nicht durch
Festhalten.
An dieser Stelle möchte ich Prof. Dr. Georg Feuser zu
Wort kommen lassen, der sich im Rahmen seines Lehrstuhls
für Behindertenpädagogik in Bremen intensiv mit
der Festhaltetherapie auseinandergesetzt hat. Diese Auseinandersetzung
mündete in acht Thesen und einen
Aufruf* gegen das ?Erzwungene Halten?. Es würde hier
zu weit führen, alle Thesen ausführlich wiederzugeben,
aber das Ergebnis der wissenschaftlichen Analyse ist,
?...daß die Festhaltetherapie weder pädagogisch noch therapeutisch
genannt werden kann, sondern vielmehr als
die weitere Persönlichkeitsentwicklung (in Richtung Psychose)
gefährdend angesehen werden muß, und alle Elemente
einer Folter (!!!) in sich vereint.?
Das erzwungene Halten sei auch in seinen abgewandelten
Formen nur Halt für ohnmächtige Menschen, weil
man Macht spüre und etwas erreichen könne, wo man
zuvor ohnmächtig war und sich nur versagend erlebte.
Sie wirke vor allem durch Brechung des Willens und des
sogenannten ?Double-Bind? mit dem Ergebnis des Zusammenbruchs
der psychischen Organisation (als
Entspannung fehlinterpretiert) und der Zerstörung des
Ichs. Das Double-Bind gilt in der Psychotherapie als besonders
schwer aufzulösende Ursache der verschiedensten
psychischen Störungen, da hier Gewaltanwendung
mit emotionaler Zuwendung gekoppelt auftritt. Dies ist
auch der Grund, warum es nach dem Festhalten zu sehr
intensiven emotionalen Zuständen kommen kann, die
dann als Liebe bezeichnet werden - tatsächlich aber das
Steckenbleiben in alten unaufgelösten Abhängigkeiten
widerspiegeln.
Die wissenschaftliche Analyse von Prof. Dr. Feuser
kommt unter anderem zu dem Schluß: ?... daß wir lernen
müßten, die Komplexität und Differenziertheit
menschlicher Entwicklung und Psyche zu achten und
seien sie auch noch so extrem verhaltensauffällig, daß
wir lernen müßten, mit den Kindern zu handeln, anstatt
sie zu be-handeln.?
Dem kann ich nur zustimmen. Man kann es noch so
sehr beschönigen - Kinder gegen ihren Willen festzuhalten
ist Gewalt und diese wird niemals etwas Positives
in der Psyche eines Menschen bewirken können, wie auch
Katharina Martin in ihrem nachfolgenden Beitrag betont.
Tatsächlich werden nicht nur das ?Ich? und seine
Funktionen, sondern auch die innere Struktur des Kindes
zerstört. Aus Sicht der spirituellen Psychologie hat
ein labiles oder beschädigtes Ich besonders gravierende
Folgen. Nicht umsonst kommt es immer wieder vor, daß
Menschen als Folge spiritueller Praxis psychisch auseinanderbrechen.
Aus diesem Grund betonen immer mehr
spirituelle Lehrer, daß es ein weitestgehend gesundes und
stabiles Ich braucht, um einen inneren Weg gehen zu
können - selbst wenn es dessen Ziel ist, dieses letztlich
zu transzendieren. Dieses gesunde Ich muß in der Lage
sein, in der Welt zu leben und dort adäquat zu funktionieren
und gleichzeitig die hohen Energien halten können,
die sich in einer spirituellen Praxis entwickeln. Wenn
also die Abgrenzung oder das deutliche ?Nein? von Kindern
als Fehlentwicklung interpretiert und sie z.B. durch
Festhalten gebrochen werden, kann sich ein gesundes Ich
nicht bilden.
Eine markante Etappe in der Kindesentwicklung ist
die sogenannte Trotzphase von Kleinkindern. Aus innerer
Sicht kann man sagen, daß Kinder in diesem Alter
beginnen, selbständig zu werden, daß sie anfangen
?Ichfunktionen? auszubilden, - und das führt dann leicht
dazu, daß die Eltern dies als Ungehorsam ansehen. Auf
diese Weise entsteht dann leicht ein Machtkampf, der
letztlich vollkommen unnötig ist - auch, wenn es zuge-
Kinder brauchen ?Halt?, aber dieser entsteht durch einfühlsames
antworten auf die echten Bedürfnisse der Kinder, durch Respekt
vor der Integrität und Souveränität und nicht durch Festhalten.
* erschienen in der Zeitschrift ?Behindertenpädagogik?, 27.Jg., Heft
2/1988, Seite 222-224)
14 Mit Kindern wachsen
gebenermaßen durchaus anstrengend sein kann, einen
Weg jenseits der ?Machtanwendung? zu finden. Viele
Eltern fühlen sich durch das ?Nein? des Kindes vielleicht
zurückgewiesen oder bekommen Angst, die Kontrolle zu
verlieren. Kinder bringen uns immer wieder an unsere
eigenen Grenzen, was dann häufig Gefühle der Hilflosigkeit
und Ohnmacht in uns auslöst. Dies ist bedingt
durch unsere eigene Geschichte, denn auch wir wurden
in unserem Wesen selten wirklich wahrgenommen und
durften nicht wirklich leben und uns unserer wahren
Natur gemäß entfalten. Und nun fühlen wir uns von der
Lebendigkeit und ungebrochenen Kraft unserer Kinder
selbst bedroht. So entsteht leicht ein Teufelskreis der
Gewaltanwendung, wenn es uns nicht gelingt, diesen zu
unterbrechen.
Es geht also darum, Kinder auf eine Weise ins Leben
zu begleiten, daß ihre innere Natur möglichst wenig verbogen
wird, so daß sie ein gesundes Ich entwickeln und
sich so frei wie möglich entfalten können. Da wir selbst
in unserer eigenen Kindheit mehr oder weniger beschädigt
wurden, verlangt dies von uns, mit unseren Kindern
zu wachsen, statt uns zu verhärten und sie nach
unseren eigenen Vorstellungen zu erziehen. Dies ist alles
andere als leicht, denn es verlangt von uns, etwas bedingungslos
zu geben, was wir selbst vielleicht nie bekommen
haben. Wie Jon Kabat-Zinn gerne erwähnt, kann
es helfen, sie als kleine Buddhas zu sehen, die gekommen
sind, uns Achtsamkeit, Liebe, und Mitgefühl zu lehren.
Sie fordern unsere Aufmerksamkeit, ständige Präsenz,
geben uns laufend neue Rätsel auf und indem wir
diese Herausforderung annehmen und uns ihnen voll
zuwenden, verwandeln auch wir uns. Ihre Gegenwart
berührt uns unmittelbar, und wenn wir offen genug sind,
uns innerlich anrühren zu lassen, können sich unsere
?Augen des Herzens? öffnen und entwickeln - wir können
lernen, bedingungslos zu lieben.
Mit Kindern zu wachsen heißt, sich ständig auf unbekanntes
Gebiet zu begeben - immer wieder geraten wir
in Situationen, wo wir nicht weiter wissen, den Boden
unter den Füßen verlieren und vielleicht auch mit unserer
Ohnmacht konfrontiert werden. In solchen Situationen
zeigt sich, ob wir mit diesen Gefühlen sein können,
ohne auszurasten oder ob wir sie lieber festhalten oder
nach einer anderen Erziehungsmethode greifen, die uns
helfen soll, unsere Kinder wieder unter Kontrolle zu bringen.
Es ist eine grundsätzliche Frage, wie wir mit der
Macht umgehen, die wir Kindern gegenüber zweifellos
haben - ob wir sie, wie in der Festhalttherapie, gezielt
einsetzen, um Kinder mit unserer Übermacht zurechtzubiegen
oder ob wir uns auf den Prozess einlassen, einen
Weg jenseits der Macht zu finden.
Menschen wie Katharina Martin, Myla und Jon Kabat-
Zinn, Jesper Juul, Anna Tardos, Emmi Pikler und
Magda Gerber können wertvolle Impulse und Unterstützung
geben auf einem solchen Weg. Es geht darum, eine
Beziehungsqualität zu entwickeln, die die Integrität, Souveränität
und Würde aller Beteiligten respektiert - um
die Schaffung einer wahrhaft menschlichen Atmosphäre.
Das ist ein hohes Ziel, vor allem, da wir selbst meist
auf wenig Erfahrungen in dieser Hinsicht zurückgreifen
können und uns unserer Unzulänglichkeiten oft schmerzlich
bewußt sind. Aber es ist ein Weg, den zu gehen sich
lohnt!
Um die Folgen des Festhaltens aus innerer Sicht noch
mehr zu verdeutlichen, haben wir auch Katharina Martin
gebeten, etwas zu diesem
Thema zu schreiben. Ihr Beitrag
macht noch einmal deutlich,
daß sich ein wirklicher
innerer Halt nie durch Zwang
oder Gewalt entwickeln kann.
Wenn Sie persönlich von diesem Thema betroffen sind
und Fragen oder Reaktionen auf unsere Stellungnahme
haben, wenden Sie sich bitte an uns. Wenn möglich werden
wir alle Zuschriften beantworten.
Ich hoffe sehr, daß unsere Beiträge zum Vermeiden und
Lindern von unnötigem Leiden beitragen können und
Mut machen, die Integrität unserer Kinder zu achten und
sie einfühlsam und gewaltlos auf ihrem Weg ins Leben
zu begleiten.
Natürlich brauchen Kinder Halt. Aber dieser entwikkelt
sich nicht durch Festhalten, sondern dadurch, daß
sie sich von uns willkommen geheißen fühlen, daß sie
sich gesehen und in ihrem Wesen angenommen und respektiert
fühlen und daß wir einfühlsam auf sie eingehen.
Kinder brauchen es, so ins Leben begleitet zu werden, daß ihre innere
Natur möglichst wenig verbogen wird, so daß sie ein gesundes
Ich entwickeln und sich so frei wie möglich entfalten können.
Re: ein langer text dazu...und meine meinung
Ja, genau! So wie es in diesem Text beschrieben wurde, habe ich es auch erlebt. Vor allem kam mir die Methode und Jakobs Reaktion darauf (in der Not hab ich sie ein Mal ausprobiert) ganz und in sich falsch vor. Es hatte so etwas von "dem Kind den Willen brechen".
Den Text werde ich mir merken.
LG,
Cundrie
Re: ein langer text dazu...und meine meinung
aber er brauchte von anfang an begrenzung, die ersten 6 wochen war nur eingewickelt. erst dann haben wir die decke langsam gelockert. aber jetzt schläft er nur in seiner decke, die ihm bis zum bauch eingewickelt, halt gibt.
lg katina
Re: Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
also, ich weiß auch nicht so recht, was ich davon halten soll. Vor allem, da ich mit meinen üblichen Maßnahmen bis jetzt noch fast immer ausgekommen bin, auch wenn´s manchmal gedauert hat.
Am Anfang wollte Mini dauergestillt werden, wenn ich sie auch nur kurz von der Brust genommen habe, gab´s Proteste.
Später gab´s mal ne Phase, wo sie kaum geschrieen hat. Inzwischen gibt es abends wieder Anfälle und es sind eindeutig Bauchschmerzen. Denn Tragen auf der Schulter bewirkt kurzzeitige Besserung, wenn sie dann einigermaßen ruhig ist, bekommt sie etwas Bauchwohltee und den trinkt sie, als ob sie am Verdursten wäre. Dann rumpelt es heftig im Bauch und so gut wie immer ist sie hinterher entspannter, nimmt die Brust und schläft schnell ein.
Naja und warum sollte Tee gegen den "Weltschmerz" helfen? *g*
Ich muß dazu sagen, daß ich sie nie im Bett schreien lasse, sondern sie halte und rauszufinden versuche, welche Position für sie gerade am bequemsten ist. Oft ist sie dabei auch in eine Decke gewickelt, hat sich so ergeben, da sie sonst meist friert.
Wir hatten zwei-drei mal, wo ich sie wirklich nicht beruhigen konnte, da saßen wir dann zusammen und haben geheult, beide, weil ich nicht weiterwußte. irgendwannmal ist sie dann vor erschöpfung eingeschlafen, also, entspannt war das sicher nicht, meine erfahrung widerspricht dieser theorie also eher. ich hab festgestellt, daß bei mini die bauchschmerzen oft nahtlos in den hunger übergehen.
Re: Und nochmal ich: was sagt ihr denn dazu?
Na ja und wie gesagt, bei uns war´s dazwischen wudnerbar, jetzt st es wieder eher schlecht, ich denk, das wird auch wieder besser. Wir müssen da nur irgendwie durch.
Ah, jetzt fällt mir ein, woran mich das ganze erinnert...
Das Kind hat ein Recht auf die tägliche Schreistunde, genau.
LG Helen, mit Mini, die zur Zeit tagsüber auch kaum schläft, sich abends wieder (nachdem das eigentlich aufgehört hat) ins Schlafkoma nuckelt und nicht mehr wie gewohnt um 12 einschlafen will, sondern bis mindestens 1 uhr nachts bauchweh hat oder einfach nur hellwach ist... muß am alter liegen...
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