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So dachte man 1963 über das Stillen...

Hallo ihr,
ich habe neulich mal bei meinen Eltern so eine Art Pass von mir gefunden. Hierin fand ich Folgendes:
Stille Dein Kind!
Muttermilch ist unter allen Umständen das Beste! Gönne Deinem Kind Licht, Luft und Sonne! Halte es sauber! [...]
Ernährungsregeln
Stille Dein Kind nach Möglichkeit 9 Monate lang. Nur wenn ernste Stillhindernisse vorhanden sind, sollst Du Dein Kind mit der Flasche aufziehen! Dann gib nur abgekochte Milch! [...]
Es folgen noch Ernährungstipps für Flaschenkindern wobei dann schon ab der 9. Woche roher Obst- oder Möhrensaft empfohlen wird und ab. 4. Monat 1 x täglich Brei. Kochrezepte gibt es auch noch und dann noch Pflegeregeln.
Und ganz ehrlich bin ich froh, dass meine Eltern sich nicht an all die Regeln gehalten haben. Denn so heisst es u.A. "man soll das Kind nicht durch "Verwarten" verwöhnen sondern ausserhalb der nötigen Verrichtungen (Baden, Füttern, Wickeln) sich selber überlassen. *Kopf schüttel*
LG Mattina
Bisherige Antworten

Re: So dachte man 1963 über das Stillen...

Hallo Mattina,
"man soll das Kind nicht durch "Verwarten" verwöhnen sondern ausserhalb der nötigen Verrichtungen (Baden, Füttern, Wickeln) sich selber überlassen. "
Soll man die Ehemänner auch sich selbst überlassen und nur ihre Wäsche waschen und Essen kochen? *ggg*
LG Uta

Re: So dachte man 1963 über das Stillen...

ja, damals dachte man über das menschenjunge als nesthocker und liegling. nesthocker würden tatsächlich verwöhnt, wenn man sie tragen und beschäftigen würde. heute weiß man es zum glück besser (oder zumindest wir wissen es besser *g*)
lg, julia

Re: Nesthocker

Hi Julia!
Soweit ich weiss, werden Nesthocker (z.B. Pumas, Füchse) durchaus beschäftigt, wenn die Mutter von der Jagd zurück ist. Da spielen nicht nur die Jungen miteinander, sondern bekommen auch die Jagd spielerisch vorgeführt etc. Und getragen werden sie durchaus, wenn eine sicherere Höhle aufgesucht wird...
Nur mal so am Rande.
LG Birgit

Re: Nesthocker

Hallo Ihr!
Traglinge und Nesthocker sind auch sehr leicht zu verwechseln, wenn man nur seletiv das Äussere anschaut.
Die Hauptunterschiede liegen eben im Verhalten, besonders einfach zu unterscheiden sind Nesthocker und Trageling, wenn man das Schreiverhalten anschaut.
Der Nesthocker hat im Nest zu sitzen und die Klappe zu halten solange seine Erziehungsberechtigten nicht anwesend sind. Er darf auch das Nest bis zu einem gewissen Alter nicht eigenständig und ohne Aufsicht verlassen, selbst wenn er ohne Hilfe heraus und wieder hinein kann.
Der Job eines Traglings in der gleiche Situation ist es, solange laut zu brüllen, bis er wieder getragen wird.
Und das bis zu nem Alter, in dem er motorisch mindestens soweit ist, dass er sich eigenständig zu seinem Träger in bewegen kann. Er darf auch jederzeit eigenständig rauf und runter. Viele Traglinge können ihre Jungen auch garnicht gegen deren Willen ein- oder aus-"beuteln".
Zuwiderhandlungen gegen diese Verhaltensregeln bringen sowohl Nesthocker als auch Tragling in akute Lebensgefahr!
Biologisch ist der Mensch (erst oder schon) seit 1970 als Tragling kategorisiert. Solche Ideen fallen aber normalerweise nicht vom Himmel, sondern geistern lange Zeit vorher durch die Gegend. Im Gegenzug brauchen Ideen aber auch lange und vor allem das richtige Umfeld, um sich durchzusetzen.
Ich finds oft sehr erschreckend, dass das eigentlich schon seit 35 Jahren (gut eine Generation) als wissenschaftlicher Standard gilt und TROTZDEM noch 90 % aller Erziehungspublikationen von Menschen als Nesthockern schreiben. (wenn auch sicherlich unbewusst!)
Das bekannteste Beispiel dafür ist wohl das Schlafbuch von Frau Kast-Zahn. Das ist ein wirklch zu 100% ein Nesthockerbuch. Wären Menschen Nesthocker, gäbs an dem Buch auch garnichts auszusetzten, ganz im Gegenteil, dann wärs höchstwahrscheinlich sogar ein ganz hervorragendes Sachbuch... Aber da erzähl ich hier wohl keinem was neues.
Liebe und verschneite Grüsse,
Darla

Re: So dachte man 1963 über das Stillen...

Hi Mattina!
So ein Buch hab ich auch, Humana-Mütterbuch.
Allerdings gibts da schon ab 4 Wochen Saft und spätestens ab 8 Wochen Bananen-Zwiebackbrei. Wie man in ein 8 Wochen altes Kind 200g Brei mit dem Löffel reinkriegt, steht allerdings nicht drinne. ;-)
Man kann meinen Eltern ja auch viel vorwerfen, aber alleine schreien lassen haben sie uns nie und wir waren tagsüber auch immer und überall mit von der Partie.
Meine Schwiegermutter hatte allerdings überhauptkeine Erfahrung mit kleinen Kindern und hat sich ganz strikt an diese Bücher gehalten.
Meine Schwägerin hat an der Flasche immer nur 100 ml getrunken und ist dann eingepennt. Nach 2 Stunden war sie dann wieder wach und hat gebrüllt.
Da ein Kind aber in 20 Minuten 200ml trinken muss und nen 4 Stundenehythmus braucht, hat sie dann die Löcher im Sauger grösser gemacht.
Dann waren zwar 200ml im Kind, aber maximal 30 Minuten, dann kam alles im hohen Bogen wieder raus. ;-)
Kind hat natürlich wieder gebrüllt, Bett war komplett neu zu beziehen und zum trösten hochnehmen durfte man die Kinder ja auch nicht.
Sie hatten für die 2 Kinder auch nur ein Kinderzimmer, weswegen mein Mann die ersten Jahre tagsüber im KiZi und nachts in der Küche geschlafen hat, weil es für ein Kind so elementar wichtig sei, alleine zu schlafen...
Wenn sie so erzählt, sagt sie meistens dazu, das erste Kinderjahr wär für sie jeweils ziemlicher Horror gewesen, positive oder entspannende Erinnerungen hät sie daran garnicht. :-(
Mein Schwiegervater sagt oft, er kann überhaupt nicht mehr verstehen, warum sie sich damals so nen Stress gemacht haben, OBWOHL sie beide dabei ein ganz schlechtes Gefühl hatten.
LG,
Darla

Meine Schwiegermutter hat mir neulich ihre...

...Durchschlaflernmethode nahebringen wollen. Die sah so aus:
Brüllendes Kind aus der Wiege nehmen und einen festen Klaps auf den Hintern geben und unsanft wieder reinlegen. So lernt das Kind, dass es besser ist allein zu sein und die Klappe zu halten, weil es nachts von den Großen eh nur Schläge zu erwarten hat. Damals galt das übrigens nach den ersten sechs Wochen. In der Neugeborenenzeit gestand man dem Baby wenigstens noch ein Fläschchen nachts zu. Brüste hatten die Frauen zu der Zeit wohl nicht...oder wenn doch, dann haben sie keine Milch gebildet.
Soll jedenfalls klasse effektiv gewesen sein. Ich werde es trotzdem natürlich NICHT im Entferntesten in Erwägung ziehen. Aber vielleicht sollte ich meinem armen Mann nachts mal einen Klaps geben, wenn er nachts kuscheln will?! Wenn's doch damals bei ihm so toll geklappt hat...*g*
Na ja, da wundert einen gar nichts mehr.
Interessant war übrigens auch die Aussage: "Die J.... (meine Schwägerin) war ja eine Frühgeburt. Die musste ich drei Monate lang alle zwei Stunden füttern, Frühgeborene können ja nicht genug (wieviel ist eigentlich genug?) trinken!"
Colin war ja nun beileibe keine Frühgeburt und mit seinen fast 5000 Gramm auch nicht 'zierlich', aber er hat trotzdem alle zwei Stunden trinken wollen. Konnte Schwiegermama gar nicht fassen!...
LG Steffi

Re: So dachte man 1963 über das Stillen...

Hallo Mattina,
meine Mutter hat mich (1964) und meine Schwester
(1961) voll gestillt, mich 10M , meine Schwester 11M.
Erst danach gab es Brei und Vollmilch aus dem
Becher, keinen Saft und das bis wir etwa 2J alt waren.
Verwöhnt wurden wir sicherlich nicht, abends 19 h ins
Bett, Licht aus, Tür zu bis morgens um 7h. Später hat
uns meine Mutter aber regelmäßig Geschichten
vorgelesen und auch mit uns gespielt. Sie war ja auch
"nur" Hausfrau und Mutter, trotz der finanziell
begrenzten Möglichkeiten und ich hoffe, dass ich das
auch noch sehr lange sein darf.
LG Lili m. Katharina *24.09.03
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