Schlafen - Achtung lang
Gerade wollte ich noch auf Anas Durchschlaffrage geantwortet, habe mir dann aber überlegt, zu dem Thema selbst etwas in den Raum bzw. ins Forum zu stellen. Die September-Geo (oder August???) hatte als Titelthema "Schlafen", vielleicht hat es ja die eine oder andere unter Euch gelesen. Leider hatte ich sie nur ausgeliehen, kann also an dieser Stelle nicht zitieren.
Aber es gab einen Extra-Artikel darüber, wie Menschen in anderen Kulturen und zu anderen Zeiten schlafen/schliefen. Und da stand unter anderem, dass der durchgehende Schlaf ein neueres Phänomen ist, dass es offenbar zu Jäger- und Sammlerzeiten üblich war, in den Leichtschlafphasen wach zu werden, das Feuer neu zu schüren etc. Auch, dass Mann und Frau zu zweit, getrennt vom Rest ihrer Gruppe, schlafen ist laut Artikel neueren Datums. Früher schliefen nicht nur Familien zusammen, sondern mehrere Menschen der gleichen Sippschaft, was auch einige "Aufwacher" auslöste. In vielen Kulturen ist der gemeinsame Schlaf der Gruppe noch heute üblich.
Ich fand den Artikel sehr interessant, und er hat mir in einigen Punkten die Augen geöffnet.
So ist mir klar geworden, dass Durchschlafen nicht etwa ein natürliches, sondern ein kulturelles Gut ist (das ich durchaus zu schätzen weiß :-) ). Aber ich brauche es nicht, um körperlich und seelisch gesund zu sein. In der Folge bedeutet das auch, wenn mein Kind eines Tages "durchschlafen" wird, dann wird es das nicht aus einem natürlichen Impuls heraus tun, sondern es wird es - im Idealfall auf liebevolle Weise - lernen müssen.
Wenn unsere Kinder derzeit die Möglichkeit haben, ihre natürlichen Bedürfnisse ungeachtet der kulturellen Anforderungen an sie zu stillen, ist es für mich auch völlig logisch, dass sie nicht (oder nur in Ausnahmefällen) durchschlafen. Aber auch unsere Kinder werden in einer Kultur groß, die sie prägt, und das finde ich gut. Früher oder spätere werden sie die meisten kulturellen Gepflogenheiten übernehmen oder sich möglichwerweise auch bewusst gegen einige auflehnen.
Aber sie sollen das machen, wenn sie reif dafür sind.
Soweit mein Wort zum Samstag :-))
Liebe Grüße
Madeleine mit Ben, der mit 3 Monaten fast durchschlief, als ich mich von Familienbett und Co. überzeugen ließ. Das hat uns möglciherweise das Durchschlafen gekostet, aber unendlich vieles, anderes gebracht
Re: Schlafen - Achtung lang
LG
Berit
Re: Schlafen - Achtung lang
noch kurz vor dem Zubettgehen: Schade, dass ich den Eindruck erweckt habe, dass alles sehr einfach ist. Vielleicht habe ich mich missverständlich oder einfach zu platt ausgedrückt. Mir ist nämlich schon bewusst, dass Kinder verschieden sind (auch in ihren natürlichen Bedürfnissen und Anlagen). Aber was mir nicht bewusst war, ist, dass Durchschlafen möglicherweise nichts von der Natur Vorgegebenes ist. Vielmehr kann wohl auch gesunder Schlaf durch häufiges bewusstes Aufwachen unterbrochen sein - was laut Artikel sogar der natürliche Zustand ist. Dieser Gedanke hat für mich etwas sehr Logisches. Nichtsdestotrotz versuche auch ich, Ben jede Nacht aufs Neue schnellstmöglich wieder zum Schlafen zu bringen bzw. zu verhindern, dass er richtig aufwacht. Und ich vermeide jeden unnötigen Lärm im Schlafzimmer. Ich vermute, dass ich mit solchem Verhalten bereits meinem Sohn zeige, dass ich Durchschlafen anstrebe. Bei einigen Kindern würde solch ein Verhalten vielleicht schon Erfolg (in Form von durchschlafen) zeigen, andere - wie Ben - brauchen etwas länger.
Liebe Grüße und gute Nacht!
Madeleine
Re: Schlafen - Achtung lang
manchmal muss man wahrscheinlich wieder mit der Nase drauf gestossen werden.
Ich hatte das schon mal irgendwo gelesen, aber es war mir entfallen.
Jetzt geh ich die Geo mal suchen :o)
LG, Deine Ana,
deren Tochter zum zweiten Mal in ihrem Leben nachts spielen statt schlafen wollte (von 3.30 bis 5.30 Uhr) :-((
Re: Schlafen - Achtung lang
Und kulturelle Gepflogenheiten hin oder her, ich glaube nicht, daß es irgendwelche Folgen hätte, wenn unsere Kinder später immernoch nicht durchschlafen. Und selbst wenn sie richtig aufwachen und aufstehen - nachts lassen sich sogar einige Dinge viel besser erledigen, da ist es so schön ruhig und das web nicht so überlastet gg
Und ich habe gerade gefunden: >>Leonardo da Vinci schlief pro Nacht maximal zwei Stunden am Stück. Er hielt dafür am Tage mehrere kleine Nickerchen. Goethe und Napoleon reichten vier Stunden Schlaf aus. LG Birgit
PS: Ich freue mich, dass Du wieder gesund bist, bin aber der Meinung, dass es für Ben gut war, dass Du auch krank wurdest (Antikörper in der Mumi) - auch wenn es für Dich gemein war.
Re: Schlafen - Achtung lang
danke für Deine Antwort, ich hatte Deinen Text unten nämlich nicht gelesen.
Wegen Antikörpern: ich bin halt eine tolle Mami, ;-))) und werde sogar für mein Kind krank. Aber jetzt im Ernst: Ich war zwar sehr erschöpft die letzten Tage, aber ich war schon lange nicht mehr so froh zu stillen wie ich das jetzt bin. Ben ist noch immer nicht ganz gesund, verträgt nur ganz wenige Speisen und musste auch noch mal erbrechen. Wir sind nun fast wieder beim Vollstillen - hätte ich ja auch nicht mehr für möglich gehalten.
lg Madeleine
Was ist Durchschlafen?
in der Frage im Betreff möchte ich nicht etwa darauf hinaus, wie viele Stunden ein Kind am Stück sclafen muss, damit sein Schlafverhalten als Durchschlafen bezeichnet werden darf. Das nämlich bedeutet je nach Definition ununterbrochener Schlaf von 24 bis 6 Uhr.
Vielmehr geht es mir darum, dass meines Wissens nach auch wir "kulturellen Durchschläfer" gar nicht wirklich ohne Unterbrechung schlafen. Auch wir wachen auf, checken die Lage und schlafen weiter. Morgens erinnern wir uns oft nicht mehr daran.
Das Problem, das viele Eltern mit dem Schlafverhalten ihrer Kinder haben, liegt ja nicht am Aufwachen an sich. Wenn das Baby oder Kleinkind sich dann am Kühlschrank bedienen und geräuschlos wieder im Bett verschwinden würde, würde es wohkl die meisten Eltern nicht stören (vorausgesetzt, das Kind schließt die Kühlschranktür).
Das Problem ist ja, dass die Eltern oft aus einer Tiefschlafphase gerissen und extern induziert aufwachen müssen. Oft werden die Eltern bei den nächtlichen Beruhigungsaktionen selbst so wach, dass sie nicht mehr gut in den Schlaf finden können.
Teilweise lässt sich dieses Problem durch Co-Schlafen beheben: Wenn Eltern und Kind(er) eng bei einander schlafen, gleichen sich die Schlafrhythmen aneinander an, so dass die Eltern nicht mehr aus dem Tiefschlaf gerissen werden. Viele stillende Mütter wissen so morgens nicht mehr, wann und wie lange sie gestillt haben.
Ein Problemkomplex lässt sich leider nicht lösen: Das halbstündliche Aufwachen und Dauerandocken. Ob unsere Jäger-und-Sammler-Vorfahren das auch kannten?
LG Katja
Re: Was ist Durchschlafen?
Du hast Recht, echtes Durchschlafen gibt es nicht. Der Nachtschlaf wird immmer durch mehrere kurze Wachphasen unterbrochen. Aber wie Du schon schreibst erinnern wir uns am nächsten Tag nicht an diese Phasen. Für mich persönlich ist genau das Durchschlafen, sprich: Wenn man in diesen Phasen nicht bewusst und länger wach wird. Und das kann man wohl trainieren/lernen.
Was das halbstündliche (bei Ben das dreiviertelstündliche) Aufwachen und Dauerangedocktsein angeht: Manchmal habe ich das Gefühl, ich werde nur wach, weil ich meinen BH öffnen muss. Würde ich nackt schlafen, wäre alles einfacher. Aber mit meinem Busen, der schon vor Schwangerschaft und Stillen alles andere als klein war, fühle ich mich ohne "Stütze" einfach total unwohl. Das Problem kannten unsere Vorfahren sicher nicht und so war es für die zukünftigen Jäger und Sammler auch sicher leichter anzudocken, ohne die Mutter zu wecken :-) Stelle ich mir zumindest so vor
Re: Schlafen - Achtung lang
ich frage mich gerade, wie man das schlafverhalten von lebewesen, die vor 10000 jahren auf der erde lebten, verlaesslich erforschen kann?
und auch wenn es so gewesen sein mag> ich wuerde es als natuerlich betrachten, dass die menschen damals NICHT durchschliefen. es haette sie wohl das leben gekostet.
als genauso natuerlich betrachte ich es aber, dass die menschen heutzutage die nacht durchschlafen.
die verhaltensweisen der menschen haben sich, in entsprechung zu den lebensbedingungen, einfach geaendert....
lg gerti, deren tochter ganz von alleine durchschlaeft
Re: Schlafen - Achtung lang
bleibt nur die Frage, ob diese Verhaltensmuster in unseren Genen abgespeichert sind? Und wenn ja, ob wir schon die Zeit hatten, uns aus genetischer Sicht an die veränderten Bedingungen anzupassen? Vielleicht kommen wir noch mit den "alten", früher sinnvollen Erwartungen/Verhaltensweisen/Bedürfnissen auf die Welt.
lg Madeleine
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