Off topic: Waldorf/Steiner
mich wuerde einmal eure ungesalzene Meinung interessieren. Wir hatten das Schulthema ja gerade noch.
Wir haben unsere Tochter in einem Waldorfkiga und sie wird zu 99% auch dort zur Schule gehen. Die Schule faengt hier in NL schon ab 4 Jahren an und geht bis nachmittags.
Wir haben hier nur die gaengige Dorfschule, eine streng christliche Schule oder eben die Waldorfschule (in der Stadt) zur Auswahl.Die naechste Montessorischule ist 35km entfernt. Sudbury gibt es hier nicht. Eine weiterfuehrende Waldorfschule gibt es nicht, die kids muessen zu Regelschulen, oder zur Waldorfschule in Breda(1h Zugfahrt)
Ab 12 Jahren muessen die Kids aus allen umliegenden Doerfern in die Stadt zur Schule(Gymnasium, Ralschule, Hauptschule etc). Um die sozialen Kontakte im Dorf zu staerken, geht L~ jeden Sa zum Kinderturnen.
Ich finde den Waldorfkiga sehr schoen, auch wenn ich wahrlich nicht alle Ideen der Steinerpaedagogik unterschreiben kann. Der Respekt vor dem Kind gefaellt mir aber sehr gut.
Gleichzeitig finde ich 4 Jahre auch zu jung fuer die Regelschule.
Was ist eure Meinung zur Steinerpaedagogik?
Weltfremd? Unterfordernd? Sinnvoll? Einzig richtig?
Lasst es mich hoeren!
LG
Ana
Re: Off topic: Waldorf/Steiner
Soweit, so ungeordnet, nun quakt das Baby.
LG Iris
Re: Off topic: Waldorf/Steiner
es kommt auf die konkrete Schule/Kiga an, wenn du das Gefühl hast, dass die das gut machen ist es doch prima! Was an alternativen Konzepten fast immer gut ist ist, dass die Erzieher oder Lehrer sich bewusst entschieden haben und hoffentlich sehr engagiert sind, das ist ein großer Pluspunkt.
Zu Steiner selbst - naja, seine Original-Schriften sind schon recht angestaubt und es gibt darin einige absonderliche Passagen. Ist die Frage, ob das so in Reinform umgesetzt wird oder nicht.
Generell gibt es einige Punkte die ganz positiv oder eben auch ganz negativ sein können, das hängt von den Leuten ab. In unserer Stadt war die Waldorfschule immer die Rettung für Kinder, die sonst nirgends zurechtgekommen sind und generell wenig Schulleistung bringen konnten - die kamen schlicht und einfach dorthin, weil es kein Sitzenbleiben und auch dieses Notensystem so nicht gibt. Es gibt seltsame Vorstellungen wie den Astralleib usw., Ausprägungen wie die Eurythmie, die ich komisch finde. Gut finde ich die Verzahnung von Lernen und Handwerk. Oft sind die Schulen sehr gut ausgestattet und "schön". Schwierig kann das Klassenlehrersystem sein, dem ist man auf ewige Jahre hinaus ausgeliefert. Der Blockunterricht von 8-10 Wochen kann spannend, aber auch sehr öde sein.
Was mich an Konzepten stört ist, wenn es so eine starre Dogmatik gibt. Generell finde ich Zurückhaltung beim Fernsehen für Kinder richtig, würde mich aber dagegen wehren, von der Schule ein Fernsehverbot zu bekommen qua Erwartungshaltung. Irgendwie kindlich-naiv kommt es mir vor, ein ganzes Medium meiden zu müssen - auf die Auswahl der Inhalte kommt es an! In Büchern kann ich Goethe oder Pornos finden - ein Medium ist nicht der Inhalt.
Manches kommt mir angestaubt vor und was mich am meisten stören würde, ist der Verzicht vielerorts auf Bücher und unabhängige Informationsquellen. Für mich eine zentrale Wissenssteuerung und Bevormundung, die unter keinen Umständen gut finde.
LG Annalisa
Re: Off topic: Waldorf/Steiner
Viele Grüße,
Christine
Re: Off topic: Waldorf/Steiner
Toleranz haben wir zumindest gelernt ;-)
Anja
versteinert
Re: Off topic: Waldorf/Steiner
LG,
Susanne
Re: Off topic: Waldorf/Steiner
ich kenne die Anthroposophie mehr aus meinem beruflichen Umfeld, da das Unternehmen in dem ich arbeite einigermaßen daran ausgerichtet ist. Einige Ideen finde ich sehr schön, aber wir haben uns trotzdem (oder gerade deswegen?) bewußt dagegen entschieden. Die konkrete Schule / KiGa vor Ort haben wir dann aber gar nicht mehr angeschaut - mit Sicherheit hängt viel von der konkreten Einrichtung ab.
Mich stören einfach verschiedene grunsätzliche Ansätze: (pseudo)religiöse Ansätze, der Ansatz, Kinder nur ja nicht zu überfordern (Einschulung lieber mit 7 als mit 6, nicht zu schnell lernen etc.), dogmatische Ansätze (Fernseher verteufelt) etc.
Wenn alternative Schulform, käme für mich nur Montessori in Frage.
Respekt vor dem Kind ist etwas, was ich grundsätzlich von jedem Pädagogen erwarte, unabhängig ob städtisch, kirchlich oder alternativ. Und das erlebe ich in unserem KiGa eigentlich auch genau so.
LG, Beate
Re: Off topic: Waldorf/Steiner
ich stehe den Steinerschen Lehren sehr kritisch gegenüber. Im Rahmen meines Studiums (Lehramt) habe ich Seminare zur Reformpädagogik und auch zu den Lehren Steiners belegt und ich muss gestehen, dass ich mehr als einmal heftig geschluckt habe, wenn ich mit dem Steinerschen Gedankengut konfrontiert wurde. Hier ein paar Beispiele, die mir spontan einfalle:
- Mir widerstrebt es, wie der Mensch bzw. die Kinder in ein festes Schema gepresst werden (drei 7-jährige Entwicklungsstufen, Einteilung in 4 Grundtemperamente). Was mache ich als Elternteil, wenn mein Kind mit 6 Jahren gerne lesen lernen möchte, sich dummerweise aber aufgrund seines biologischen Alters erst in der ersten spirituellen Phase befindet und sich damit per Definition noch gar nicht fürs Lesen interessieren darf? Wo bleibt bei dieser ganzen Einteilerei die Möglichkeit zur freien Entfaltung?
- Mich erschreckt Steiners antisemitisches und rassistisches Gedankengut (In der Woche vor Ostern kam genau zu diesem Thema auch ein Beitrag im Fernsehen, ZDF).
- Steiners gesamte "Evolutionstheorie" mitsamt seines Atlantisansatzes finde ich als Naturwissenschaftlerin mehr als abenteuerlich.
- ... Ehrlich gesagt gefällt mir das gesamte anthroposophische Gedankengut nicht. Natürlich wird immer gesagt, dass in der Waldorfschule nicht Anthroposophie als solche gelehrt wird. Aber schießlich baut das gesamte Konzept auf diesen Grundlagen auf.
Viel besser finde ich hingegen den Montessoriansatz. Zwischen Montessori und Steiner liegen mehr als nur Welten. Aber das ist wohl ein anderes Thema (und für euch ja zu weit entfernt)...
An der Gesamtschule, an der ich z.Zt. bin, werden übrigens regelmäßig SchülerInnen aufgenommen, die von der Waldorfschule abgehen (es ist fast unmöglich, an einem Gymnasium oder einer Realschule unterzukommen, wenn man von einer Waldorfschule abgeht). Seit Februar habe ich zwei Abgänger kennengelernt, einen Jungen in der 8. Klasse, einen in der 11.ten. Beide hatten große Schwierigkeiten mit dem Waldorfkonzept und ich persönlich glaube, dass es diesen Schülern sehr viel mehr geschadet als genutzt hat.
LG,
Viola
PS: Auf folgenden Seiten werden einige kritische Punkte weitergehend dargestellt:
http://www.bipomat.de/waldorf/kritik/kritik.html
http://www.lehrerverband.de/waldorfs.htm
Re: Off topic: Waldorf/Steiner
kann eigentlich zum Waldorfkonzept an sich wenig sagen, wollte mich nur gerade an dem Punkt Schulwechsel kurz einklinken.
Zu uns ins Gymnasium kam für die Kollegstufe ein ehemaliger Waldorfschüler, der hatte meines Wissens keine größeren Probleme damit, hat ein gutes Abi gemacht und nachher Pharmazie studiert.
Allerdings weiß ich von der selben Waldorfschule von einem Fall, dass bei einem Mädchen bis zum Schulabschluss (10. Klasse wohl?) "übersehen" wurde, dass sie mit Zahlen überhaupt nichts anfangen kann (es gibt wohl sowas wie Legasthenie mit Zahlen, das hat sie ganz extrem) und sie hatte nachher ziemliche Probleme, einen Ausbildungsplatz zu finden, so völlig ohne Zahlenverständnis.
Ich denke es kommt bei Waldorf wie immer und überall auf viele Faktoren an, die jeweilige Umsetzung in der Schule, den speziellen Lehrer und das Verhältnis des Kindes zum Lehrer, und nicht zuletzt ja immer auf die Eltern.
LG, Marcia
Re: Off topic: Waldorf/Steiner
das Problem bezüglich Schulwechsel besteht in erster Linie nicht darin, dass die SchülerInnen dem Leistungsniveau nicht gerecht werden könnten. Die Aufnahme an den meisten Gymnasien und Realschulen scheitert schlichtweg an formalen Dingen (z.B. nicht die richtigen Fremdsprachen in der erforderlichen Reihenfolge etc.).
Dieses Problem haben nicht nur Waldorfschüler, sondern auch Schüler, die aus dem Ausland zuziehen oder die aus irgendeinem anderen Grund die Schule oder Schulform wechseln wollen oder müssen. Schulwechsel sind in den meisten Fällen schwierige Angelegenheiten (allerdings unterscheiden sich hier die einzelnen Bundesländer).
LG, Viola
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