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Manchmal beneide ich euch

Hallo, ihr Lieben!
Manchmal beneide ich euch hier ? um eure Gelassenheit und Sicherheit im Umgang mit euren Kindern. Immer wenn ich lese, wie gut sich eure Kinder entwickeln (vor allem im Hinblick auf ihr Sozialverhalten), werde ich richtig traurig. Auch wir haben bei unserem großen Sohn aus dem Bauch heraus so gehandelt wie die meisten von euch in diesem Forum ? ich habe ihn 24 Monate gestillt, ihn vor allem in den ersten Monaten sehr viel getragen (auf dem Arm, das Tragetuch hat er abgelehnt), versucht, seine Bedürfnisse zu befriedigen, so weit mir das möglich war und ich ihn verstanden habe, versucht, ihn in Entscheidungen einzubeziehen und nichts, das ihn betrifft, nur über seinen Kopf zu entscheiden, ihn nicht schreien gelassen, er hat bei uns im Bett geschlafen (und tut es noch) und und und ...
Er war schon immer ein sehr anspruchsvolles und forderndes Kind ? viele würden sagen ?schwierig? ? und ist es nach wie vor (er ist mittlerweile 5 Jahre alt). Er hat nämlich Wahrnehmungsstörungen ? ?massive?, wie ein Kinderpsychiater ihm bescheinigte. Und die äußern sich natürlich u. a. im Umgang mit anderen Kindern ? er ist (neben anderem) häufig aufbrausend, manchmal aggressiv gegenüber anderen Kindern, hat eine geringe Frustrationstoleranz und Schwierigkeiten, still zu sitzen. Und mir fällt es zunehmend schwer, im Umgang mit ihm die ganze Zeit ruhig und gelassen zu bleiben, so sehr ich mich auch bemühe (er hat natürlich sehr, sehr viele gute Seiten ? ist sehr kreativ, wissbegierig, kann viel behalten und ist seiner Altersgruppe insgesamt kognitiv voraus). Aber ich komme allmählich an meine Grenzen (habe mir auch schon Hilfe gesucht, u.a. in Form der Frühförderung sowie einer Selbsthilfegruppe, außerdem will ich eine Kur beantragen).
Hinzu kommt, dass die Umwelt das Verhalten unseres Sohnes natürlich nicht toleriert. In unserem Ort ist er z.T. schon abgestempelt, was mir sehr, sehr weh tut und wogegen ich mich auch vehement wehre, aber die Menschen kann man ja leider nicht ändern ... Und auch wir als Eltern werden häufig kritisiert, u. a. wurde uns gesagt, wir würden unseren Sohn verwöhnen, nicht konsequent genug sein, wir sollten ihm mal ne Tracht Prügel verpassen (was wir ablehnen) usw. Die Menschen sehen halt seine Schwierigkeiten nicht, sie halten ihn einfach für ?falsch erzogen?.
Langsam fragt ihr euch bestimmt, was ich mit meinen Ausführungen sagen will: Ich finde es immer sehr schön, wenn ihr darüber berichtet, wie gut das so genannte attachment parenting den Kindern tut und dass sie dadurch vermutlich zu ?besseren, friedvolleren? Menschen (ich schreibe das bewusst in Anführungszeichen, weil mir keine besseren Worte einfallen ? finde meine Wortwahl nicht so gelungen) würden, wollte aber nur sagen, dass es trotz einer ähnlichen Einstellung und einem ähnlichen Verhalten (kannte die Bezeichnung damals, als Chris geboren wurde, noch nicht) nicht immer so laufen muss. Und dass ich immer dann auch ein bisschen neidisch werde, wenn ihr darüber schreibt, dass ihr es schafft, durchgehend gelassen und freundlich (aber manchmal auch bestimmt) euren Kindern gegenüber zu sein. Denn mir gelingt es aus den oben genannten Gründen leider nicht immer, mich so zu verhalten, wie ich es mir eigentlich vorgenommen habe.
Liebe Grüße Simone
Bisherige Antworten

Noch etwas

Dennoch verhalten wir uns gegenüber unserem zweiten Sohn Paul natürlich genauso wie gegenüber Chris - auch er schläft bei uns, wir lassen ihn, im Rahmen unserer Möglichkeiten, nicht schreien, haben ihn viel getragen und tun es noch usw ;-)
LG Simone

Re: Noch etwas

Liebe Simone,
ich glaube, wir alle stossen mehr oder weniger taeglich an unsere Grenzen.
Auch ich hoffe, hier immer einigermassen realistisch und echt rueberzukommen.
Inwieweit das gelingt, weiss ich nicht!
Ich finde sehr offen und ehrlich und gleichzeitig ungemein liebevoll wie Du ueber Chris schreibst!
Toll, dass ihr anscheinend so gut mit der euch gestellten "Lebensaufgabe" umgehen koennt.
Aber, wahrscheinlich waechst man auch mit den Anforderungen, die an einen gestellt werden!
Es bleibt einem ja doch nichts anderes uebrig!
Lieve ist auch ein sehr anspruchsvolles Baby, je aelter sie wird, umso einfacher wird es.
Allerdings glaube ich, dass es wieder recht hart wird, wenn sie erstmal krabbeln und laufen kann. :-)
Wie sind Chris Wahrnehmungsstoerungen denn festgestellt worden? Wie aeussert sich so etwas konkret?
Verzeih mir meine Frage, ich bin sehr neugierig und manchmal hab ich Sorge, dass Lieve hyperaktiv ist!
Lass Dich nicht irritieren, so wie ihr es macht, macht ihrs gut, weil eben der Bauch der beste Ratgeber ist!
Liebe Gruesse,
Ana

Ein halber Roman als Antwort ;-)

Liebe Ana,
danke für deine liebe Antwort. Ich denke schon, dass du echt rüberkommst ? und das finde ich gut.
Jetzt zu deinen Fragen: Wir haben schon immer gemerkt, dass Chris "anders" ist als andere Kinder. Bereits als Baby hat er sehr viel geschrieen, ließ sich kaum beruhigen, wollte auch nicht eng am Körper getragen werden (Tragetuchhasser ;-) Das Schreien und Unruhigsein ließ nach vier Monaten etwas nach. Allerdings brauchte er schon immer sehr wenig Schlaf ? selbst, wenn ich mich dazulegte (was ich eigentlich immer tat) und er sehr, sehr müde war, hieß das nicht zwingend, dass er auch wirklich schlafen würde. Mit 1,5 Jahren schaffte er daher auch den Mittagsschlaf für sich ab (was ich dann sehr anstrengend fand). Er konnte sich auch nur sehr schlecht allein beschäftigen (im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder, der einfach alles selbst erkunden will, aber dennoch ein ziemliches Kuschelkind ist, was Chris auch nicht war).
Er fing sehr früh an zu sprechen ? sein erstes Wort war bezeichnenderweise "Nein" ;-). Und bereits mit einem Jahr konnte er sehr viele Wörter sagen. Als er anfing zu laufen, bewegte er sich nicht etwa langsam und vorsichtig voran, sondern stets im Laufschritt. Er gab immer etwas mehr "Gas" als andere Kinder. Zudem war er immer etwas schmerzunempfindlicher. Mit 18 Monaten konnte er bereits die Farben richtig benennen (z. B. "nün" für grün), war aber immer ein "Contra" (so nennen mein Mann und ich jemanden, der immer das Gegenteil von dem macht, was andere wollen). Er weigerte sich z. B. bis zum Alter von 2 Jahren "Ja" zu sagen; wenn er "Ja" meinte, sagte er stattdessen "Doch". Seine Trotzphase war dementsprechend ausgesprochen heftig. Andererseits beeindruckte er uns immer wieder durch seinen Wissensdurst und seine Interessen, die sich von denen anderer Kinder stark unterschieden. Mit 2,5 Jahren kannte er z. B. alle Buchstaben des Alphabets, einfach weil er wissen wollte, was das denn für komische Zeichen auf den Autokennzeichen wären.
Irritierend fanden wir auch, dass er manches, was uns als normal oder angenehm erscheint, überhaupt nicht mochte (z. B. konnte er es als Kleinkind überhaupt nicht leiden, barfuß im Sand zu laufen ? schon gar nicht, wenn seine Füße nass waren und der Sand daran festklebte). Wir haben immer gedacht, das wären Phasen ? und das waren es teilweise auch, aber es gab immer wieder solche Phasen. Wir wussten zwar die ganze Zeit, dass er anders ist als andere Kinder, aber wir dachten, dass dennoch alles im grünen Bereich läge ? es müssen ja nicht alle Menschen gleich sein ;-)
Die eigentlichen Schwierigkeiten begannen, als er in den Kindergarten kam. Er konnte sich nur schwer einordnen, schlecht Autoritäten anerkennen, biss andere Kinder, war tollpatschiger als andere und und und, so dass die Erzieherinnen uns schließlich zum Elterngespräch baten. Sie rieten uns, bei der Frühförderung anzurufen, was wir schließlich taten. Die stellten fest, dass Chris Wahrnehmungsstörungen hat und nahmen ihn ins Förderprogramm auf. Wir waren dann noch mal beim Kinderpsychiater, der einen Entwicklungstest mit ihm durchführte, dem er sich jedoch weitgehend verweigerte. Er wollte dort partout nicht hin. Der Psychiater ?entließ? uns dann mit der Diagnose ?massive Wahrnehmungsstörungen? und ?Entwicklungsdefizite?. Wobei ich Ersteres glaube, Letzteres im motorischen Bereich sicher auch stimmt, aber im kognitiven Bereich meiner Meinung nach nicht. Ich bin allmählich der Überzeugung, dass unser Sohn ADHS hat ? doch das hat uns noch kein ?Fachmann? so explizit bestätigt, obwohl ich auch danach gefragt habe. Ein weiterer Test wäre nötig ? doch nach der einen Erfahrung mit dem Psychiater möchte ich Chris eigentlich erst mal keinen weiteren Tests aussetzen, obwohl es vor der Schule sicher notwendig ist. Ein Dilemma, aus dem ich noch einen Ausweg finden muss.
Ich weiß jetzt nicht genau, ob ich dir weiterhelfen konnte, aber ich denke, in den Niederlanden gibt es sicher ein Pendant zur deutschen Frühförderung. Wende dich doch einfach mal an eine solche Stelle ? die können dir sicher Näheres sagen.
Ganz liebe Grüße von Simone

Re: Noch etwas

Also ich habe nie behauptet, durchgehend gelassen und freundlich zu sein ... meiner ansicht nach bringt es dem Kind nichts, wenn man seinen Ärger runterschluckt. meine Mutter war so - immer nett, immer gelächelt, auch wenn sie gerade stinkesauer auf mich war. das war echt ätzend für mich, denn so habe auch ich nicht gelernt, starke Gefühle angemessen auszudrücken.
Noa gegenüber versuche ich ehrlich zu sein - wenn ich wütend bin, drücke ich das aus und brülle sie auch mal an (hinterher erkläre ich alles nochmal ruhig und nehme sie in den Arm etc.). Bisher hat sie keinen Schaden davon ;-) Im gegenteil, sie ist äusserts friedlich und haut weder Puppen noch andere Kinder, wie das anscheinend bei Gleichaltrigen oftt der Fall ist.
Nun zu Deinem Sohn: Das hört sich für mich ziemlich klar nach Hochbegabung an! Schau mal, ob Du in Kontakt mit Eltern Hochbegabter kommen und ihn evtl. gar auf eine entsprechende Schule schicken kannst! Nur wenn solche Kinder richtig gefördert und gefordert werden, können sie glücklich und zufrieden werden! Vielleicht mailst Du mal "lycer's bande" an - sie hat einen hochbegabten Sohn und kann Dich sicher beraten!
LG - Nat

Re: Noch etwas

Hallo Nat,
na, dann bin ich ja beruhigt, dass es nicht nur mir so geht ;-)
Mit der Hochbegabung - da bin ich eher skeptisch. Wir waren ja auch schon beim Kinderpsychiater, dessen Tests sich Chris jedoch verweigert hat. Ich vermute langsam eher, dass er ADHS haben könnte (siehe auch meine Antwort zu Anas Posting), vielleicht gepaart mit einer besonderen kognitiven Begabung. Vielen Dank für deine Tipps!
LG Simone

Re: Noch etwas

Hallo Simone,
was Du beschreibst kenne ich aus Erzählungen von meiner Mutter aus dem Kindergarten -> das hört sich nach Hochbegabung an.
Kann es sein, daß Dein Sohn einfach unterfordert ist -> manche Kinder kann das aggresiv machen. Z.B. wenn er etwas versteht, seine Spielkameraden aber nicht, kann es sein, dass es einfach nicht ein seinen Kopf geht, dass die es eben nicht verstehen und er wird aggressiv.
Ihr geht in eine Frühförderung -> vielleicht ist das der richtige Weg.
Alles Gute
Natascha mit Smilla (17 Monate)

Re: Noch etwas

Hallo Natascha,
wir haben schon einen Entwicklungstest machen lassen, dem sich Chris jedoch verweigerte. Das Ergebnis war, dass der Kinderpsychiater schlichtweg massive Wahrnehmungsstörungen und Entwicklungsdefizite feststellte. Hm ... Weitere Tests will ich erstmal nur ungern machen lassen, eventuell noch einen auf ADHS - mal sehen.
Danke in jedem Fall erst mal für deine liebe Antwort.
LG Simone

Re: Noch etwas

Hallo Simone,
und wie schätz ihr ihn ein... Ich denke jemandem, der ihn tagtäglich beobachtet, hat hier ein besseres Gefühl.
Und wenn er sich beim Arzt dann ganz bewußt verweigert, kann bei den Tests nichts herauskommen.
Ich wünsche euch auf jeden Fall alles Gute und hoffe daß ihr bald den richtigen Weg findet.
LG Natascha

Re: Noch etwas

Liebe Simone,
das Leben ist leider nicht gerecht.
Grade vor Kurzem habe ich von einem Mann gehört, der an Lungenkrebs gestorben ist. Er hat nie geraucht...darum würde ich jetzt aber auch nicht das Rauchen propagieren.
Ich glaube, Du bist den richtigen Weg gegangen und gehst ihn jetzt bei Paul wieder.
Was hätte eine andere Methode (Erziehung statt Begleitung) wohl mit Chris gemacht?
Zweifle nicht an Dir. Auch die Frauen hier im Forum sind nicht unfehlbar. Jede von uns stösst immer wieder an ihre Grenzen.
Habt ihr mal darüber nachdedacht, Euren Sohn auf eine HOchbegabung testen zu lassen?
Über das Thema Indigokinder haben wir in Bezug auf Chris ja schon mal "gesprochen".
Weil Dein Sohn nicht in's Raster passt, ist er doch nicht "falsch".
Er ist richtig so, wie er ist.
Scheiss auf die Leute im Dorf (sorry) - obwohl es schwer ist für eine Mutter, sehen zu müssen, das ihr Kind Ablehnung erfährt....
Dein Sohn ist etwas ganz Besonderes - so, wie er ist.
Und ihr habt das Beste für ihn getan.
GGLG und Kopf hoch!!!
Karin

Re: Noch etwas

Liebe Karin,
ja, wir haben schon mal einen Test (diese Entwicklungsdiagnostik) gemacht, bei der auch die kognitive Begabung getestet wird. Nur hat sich Chris diesem Test fast völlig verweigert - ich habe ihn vom Wartezimmer aus rumschreien hören ;-) Und wenn er was nicht will, dann will er nicht *g*. Also kann ich zu diesem Thema nichts sagen. Dass Chris nicht falsch ist, das sehe ich auch so (auch wenn ich manchmal an meine Grenzen stoße). Und die Leute im Dorf sind mir auch weitestgehend egal (sind ja zum Glück nicht alle so), aber für Chris ist es halt blöd - dem ist sowas noch nicht so egal. Und wenn du häufiger hörst, dass du böse bist, glaubst du es ja irgendwann auch :-(
Na, wir schauen mal, wie es weiter geht. Ich habe halt nur Angst vor der Schulzeit. Aber auch da heißt es: Mal gucken.
Ganz liebe Grüße und vielen Dank für deine lieben Worte Simone

Re: Manchmal beneide ich euch

Liebe Simone, ich kenne dich zwar nur vom Schreiben, aber ich mag es sehr gerne, wie Du von Deinen Kindern sprichst. In der Art, wie Du Euer Lebens schilderst, spürt man, wie ernst es Dir ist, beide, auch Euren fordernden Chris, liebevoll und angemessen zu behandeln. Für Dich mögen Postings, in denen von natürlich-ausgeglichenen Kindern erzählt wird, anstrengend zu lesen sein. In diesem Forum fühlen sich viele Frauen eingeladen, von Ideen, Idealen und Erfahrungen zu berichten, mit denen sie sich oft als alleine dastehend empfinden. Hier ist ein Ort, wo solche Berichte stimmig erscheinen, und dann macht es natürlich Spaß sich auch einmal so zu zeigen, "wie man ist" bzw. wie man sich gerne sieht. Ich denke manchmal, dass wir aufpassen müssen, nicht der Versuchung zu verfallen, uns hier ständig selber auf die Schulter klopfen - sonst wird es, nebenbei bemerkt, auch langweilig. Ich würde mich freuen, auch von Deinen sperrigen Erfahrungen mehr zu hören, gerade von sie vom "alternativen Mainstream" abweichen.
Liebe Grüße von der derzeit langzeitstillenden Tini, die sich vorbehält - sollte sich ihre Meinung mit der Zeit ändern - gegebenenfalls auch irgendwann selber einen Abstillimpuls zu setzen

Re: Manchmal beneide ich euch

Liebe Tini,
ja, das ist es wahrscheinlich. Ich finde auch, dass es wichtig ist, sich hier austauschen zu können - schließlich stößt man in der "normalen" Welt häufig auf Unverständnis, wenn man bestimmte Dinge in der "Kindererziehung" (ich mag das Wort "Erziehung" nicht, deshalb die Anführungsstriche) nicht für gegeben hinnimmt oder einfach ein ein wenig "abweichendes" Verhalten an den Tag legt. Ich denke nur, dass man sich selbst und seine Art zu handeln, auch immer wieder hinterfragen muss - schließlich gibt es in Bezug auf Kinder keine Patentrezepte. So braucht Chris z. B. einen geregelteren Tagesablauf als viele andere Kinder, was eventuell schon als Eingriff in seine Selbstbestimmung gesehen werden könnte, für ihn aber nötig ist, damit er einen roten Faden hat. Hinzu kommt, dass ich als Person auch noch existiere und - ein wenig krass ausgedrückt - mich nicht für meine Kinder komplett verleugnen kann und will.
Liebe Grüße von Simone

Re: Manchmal beneide ich euch

Liebe Simone,
dein Beitrag hat mich sehr gerührt. Ich kann jedes Wort nachvollziehen.
Für mich selbst hoffe ich, dass ich hier nicht die immer nur gelassene und freundliche Katja präsentiere. Das bin ich nämlich nicht! Gerade in den letzten Tagen konnte ich mich selbst oft nicht gut leiden, weil ich aus verschiedenen Gründen eben nicht immer adäquat reagieren konnte. Allerdings gehe ich dann schon zu meinen Kindern und sage ihnen, dass es mit Leid tut.
Die "Früchte" unserer Erziehung beginnen wir erst jetzt so langsam zu ernten. In den ersten zwei, drei Jahren ging es uns in abgeschwächter Form wie euch. Uns wurde offen oder verdeckt die Schuld daran gegeben, dass unsere Große (jetzt 3 3/4) sehr anhänglich und misstrauisch gegenüber Unbekannten war, nicht durchschlief usw. usf. Sie ist und war ein herausforderndes, anspruchsvolles Kind.
Allerdings ist sie (soweit ich das beurteilen kann) nicht wahrnehmungsgestört. Es ist eine Frechheit und zeugt von Unwissen, dass ihr so abgestempelt werdet. Gerade deinem Sohn tut eine an Attachment Parenting angelehnte Erziehung gut! Wird auch dein Sohn gefördert, geht er in einen integrativen Kindergarten?
Liebe Grüße,
Katja

Re: Manchmal beneide ich euch

Hallo Simone,
noch ein kleiner Nachtrag: In letzter Zeit habe ich viel von Jesper Juul gelesen. Es hat mir gut gefallen, was er über herausfordernde Kinder schreibt: Sie brauchen dasselbe wie andere Kinder - nur MEHR davon!
Dich bewundere ich, dass du bereit bist, dieses Mehr an Aufmerksamkeit, Zuwendung, ... zu geben.
LG Katja

Re: Manchmal beneide ich euch

Liebe Katja,
danke für deine Worte. Ich bin froh, dass es nicht nur mir so geht. Ich kann mich nämlich auch nicht leiden, wenn ich nicht angemessen reagiere. Allerdings entschuldige ich mich hinterher ebenfalls und rede mit Chris noch einmal ausführlich darüber.
Ich glaube manchmal, dass die Kinder (und ihre Eltern) heute viel stärker unter Beobachtung stehen als es früher der Fall war. Und es gibt an jedem Kind etwas auszusetzen - in unserem Kiga habe ich jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass den Erzieherinnen das eine Kind zu laut, das andere zu still, das dritte zu schüchtern, das vierte zu distanzlos usw. war. Kein Kind war so, wie die Erzieherinnen das ideale Kind gern gehabt hätten. Wie auch immer: Der Kiga, in den unser Großer bisher ging, ist auch kein richtiger Kiga, sondern nur ein Spielkreis. Auf dem Dorf hat man nicht so eine große Auswahl ;-) Er wechselt jetzt aber den Kindergarten, weil ich es für sinnvoll hielt, ihn vor der Schule in eine größere Gruppe einzugliedern, da er mit größeren Gruppen ebenfalls Probleme hat. Der neue Kiga ist ein integrativer Kiga, wobei Chris nicht als I-Kind dorthin geht. Er macht mir einen sehr guten Eindruck und ich hoffe, dass Chris dort einige neue Impulse bekommt, zumal dort auch viel mehr für die Vorschulkinder getan wird (Wind-und-Wetter-Tage, Schwimmen etc.), als der Spielkreis bieten konnte. Deinen Buchtipp werde ich mir mal zu Herzen nehmen, hab vielen Dank!
Liebe Grüße Simone

Re: Manchmal beneide ich euch

Liebe Simone,
danke für deine Antwort.
Das ideale Kind? Das müssen sich die Erzieherinnen selbst backen... An Chris' Stelle hätte ich dort nicht kooperiert.
Es hört sich gut an, dass er bald in einen integrativen Kindergarten geht. Dort werden in der Regel auch nicht-integrative Kinder gefördert und unterstützt.
Charlotte geht auch bald in den Kindergarten, ich bin sehr gespannt, wie das für uns alle wird. Am Freitag war sie mit meinem Mann im Kindergarten (er leitet eine Tagesstätte mit Hort), kam ins Büro gestürmt und erzählte, dass sie einer Erzieherin gesagt hatte, dass sie nett zu den Kindern sein sollte. Für so etwas hat sie wirklich einen Blick ;-)
Liebe Grüße,
Katja

Re: Manchmal beneide ich euch

Hi Simone,
ich bin beileibe nicht imme rgelassen und würdevoll LOL und gerade gestern beim Einkaufen haben wir uns eine super unharmonische Szene geliefert.
Ich bewunderer eher Dich als umgekehrt: wenn mein Kind eine Verhaltens"auffällichkeit" hätte oder bekäme - ich wüßte nicht, ob ich da gleich so geeignet wäre.
Vor allem: Du kannst ja auch schlecht jedem Deppen, der sich aufregt, erzählen : Das Kind hat da eine Störung ( das würde nämlich das Kind stören)
Ic würde versuchen, wegzukommen von Wunschvorstellungen und eine realistische, aber liebevolle Einstellung zum Kind zu bewahren - aber das ist sauschwer.
Viel Kraft und Geschick!
LG Gala

Re: Manchmal beneide ich euch

Hallo Gala,
klar, wärst du für die "Erziehung" deines Kindes geeignet ;-) - es ist ja schließlich dein Kind, ganz egal, was mit ihm los ist! Wunschvorstellungen habe ich mir übrigens schon seit Längerem abgeschminkt (die kann, glaub ich, kein Kind wirklich erfüllen), ich versuche aber vor allem die positiven Seiten von Chris zu sehen, was mir im Eifer des Gefechts jedoch nicht immer gelingt ;-)
Danke für deine Antwort!
LG Simone

Re: Manchmal beneide ich euch

Hallo Simone,
wer bitte ist denn durchgehend gelassen und freundlich? :-) Ich denke, jeder geraet mal an seine Grenzen. Wichtig ist doch die Grundhaltung, dass man sein Kind und dessen Beduerfnisse respektiert. Stell dir mal vor, wie es eurem Sohn ergangen waere, wenn er bei einer der Personen aufgewachsenen waere, die euch Pruegel als Erziehungsmethode empfehlen :-( Sicher ist Attachment parenting keine Garantie dafuer, dass am Ende der perfekte Mensch herauskommt (was ist das eigentlich?), denn der Mensch ist eben nicht nur die Summe der elterlichen Erziehung. Aber ich empfinde es als beste Art, sein Kind beim Erwachsenwerden zu unterstuetzen. Jedes Kind hat ein Recht auf respekt- und liebevollen Umgang, egal ob "einfach" oder "schwierig", ob gesund oder krank. Ich denke, ihr seid auf dem richtigen Weg, auch wenn er nicht leicht ist.
LG
Berit

Re: Manchmal beneide ich euch

Hallo Berit,
ja, jeder gerät mal an seine Grenzen, da hast du ganz Recht. Aber leider wird das oft verschwiegen, da man sich in der Öffentlichkeit ja gern als "gute" Eltern präsentieren möchte (wobei ich jetzt hier niemanden damit meine). Ich denke auch, dass die Grundhaltung entscheidend ist, aber dennoch schäme ich mich vor mir selbst dafür, wenn ich in bestimmten Situationen mal wieder nicht so gelassen geblieben bin, wie ich gerne gewesen wäre. Und ich fände es schön, so etwas auch hin und wieder mal von anderen zu lesen (fühle mich dann nicht so allein *g*).
LG Simone

Re: Manchmal beneide ich euch

hallo simone,
einiges was du über deinen grossen sohn schreibst,
könnte auch von mir stammen,
resp. passt auch auf meinen grossen jann. allerdings
ist er erst 3,5 jährig. er fordert
mich oft bis aufs blut und seine frustrationstoleranz ist
oft bescheiden. ich denke, in
unserem fall zumindest, hat das ganz viel mit seinem
kleinen bruder zu tun.
(hackordnung *ggg*).
jann ist ein kind, welches nicht gross darauf anspricht,
wenn
man ihm sagt: wenn du nochmal mit dem
(spielzeug_)hammer auf den schrank haust,
dann nehm ich ihn dir weg. er haut nochmal auf den
schrank und ich nehme ihm das
teil weg. und dann wirds wüst: tobsuchtsanfall,
fliegende fetzen, knallende türen,
verbalinjurien (dumme mama, blöde mama etc.). am
schluss kommen dann die
rettenden tränen und in der regel auch eine
entschuldigung und «das mach ich nie
mehr» (wers glaubt, hohoho!)
meist kann ich dem geschehen eine gute wende
geben, aber manchmal raste ich auch
einfach aus und ranze ihn an, v.a. wenn es um etwas
geht, was er schon 1000x gehört
haben müsste. das ärgert mich dann selbst ganz
besonders, weil: da falle ich dann auf
sein spiel rein, da gehts nämlich v.a. um
aufmerksamkeit und ich muss mich fragen,
was habe ich zuvor verpasst, dass er sich SO
bemerkbar machen muss!
und obwohl er ganz viel aufmerksamkeit, zuwendung
und zärtlichkeit bekommt,
es kann immer noch mehr sein! das fällt mir auch
meist leicht, andererseits muss er auch
lernen, damit umzugehen, dass er einen bruder hat,
der auch eine recht auf all das hat?
wenn ich mal einen «prinzentag» einlege und mit ihm
ganz allein etwas unternehme, dann
habe ich alle diese probleme nicht.
und: er weiss ganz genau, was sich gehört und was
nicht. wenn die beiden (oder er alleine)
bei den grosseltern oder bei meiner freundin oder
sonstwo sind, dann höre ich eigentlich nur
gutes: das er anständig und freundlich ist. ein kind,
das jeder gerne mal einen tag nimmt! das gibt
mir dann immerhin wieder ein gutes gefühl.
es ist unglaublich, was das kind an brainfood braucht:
input, input input. fast den ganzen
tag bin ich mit ihm am reden und «die welt erklären».
das ist wahrscheinlich der grund,
weshalb der kleine noch gar nicht spricht. es hat
einfach gar keinen platz *ggg* und
verständlich machen kann er sich auch so ganz gut!
auch ich höre manchmal aus dem umfeld, dass jann
mal ordentlich eine geschmiert bekommen
solle, ist mir leider auch schon passiert, aber ich
denke, mit aufmerksamkeit, liebe und verständnis
komme ich weiter.
doch gibt es schon momente, wo ich in mir spüre,
dass er mich nun so auf
die palme getrieben hat, dass ich ihn «windelweich»
prügeln könnte, wie man so schön sagt.
da merke ich dann auch gleich, dass ICH nun ein
problem habe mit meiner triebabfuhr. dann
verlasse ich den raum, resp. seine unmittelbare nähe,
knalle je nachdem selbst noch die türe
zu (von wem der kleine das wohl hat *ggg*), schüttle
mich durch, würde am liebsten das
rauchen wieder anfangen und dann gehts auf zur
versöhnung. ich sage ihm dann auch, dass
ich nun selber doof reagiert habe.
ich denke, wenn solches nicht die regel ist, darf es
auch mal passieren, ich bin kein engel
und ich denke,es kann nicht schaden, wenn die kinder
merken, dass man selbst auch nicht
perfekt ist, DASS MAN SICH ABER REDLICH MÜHE
GIBT! das merken die zwerge ganz
bestimmt!
ich wurde fast 18 jahre alt, bis ich merkte, dass meine
eltern soo perfekt nicht sind, wie ich
immer voll überzeugt glaubte und es war ein echter
schock. ein unnötiger!
so, du siehst, du bist nicht allein. und intelligente,
wissbegierige, kreative kinder sind einfach
anstrengend und fordern uns heraus und bringen uns
an unsere grenzen aber sie sind
auch eine unglaubliche bereicherung!
toll, hast du dieses thema angeschnitten!
ich wünsche dire ein schönes wochenende,
lg, bea mit tausendsassa jann (3,5,) und stillzwerg
lars (15 m)

Re: Manchmal beneide ich euch

Liebe Bea,
vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort! Da hast du ja auch alle Hände voll zu tun!
Ich mache es eigentlich ähnlich wie du, ich gehe in der Regel auch hinaus, wenn ich merke, dass ich sonst explodieren könnte, oder ich schicke den Großen in ein anderes Zimmer. Hinterher sprechen wir dann über das Geschehen, wobei dabei manchmal weniger mehr ist ;-)
Ich wünsche dir ebenfalls noch ein schönes Wochenende mit deinen zwei Rabauken. Liebe Grüße Simone

Re: Manchmal beneide ich euch

hallo simone,
ja, ich denke auch, dass in sachen erklären weniger oft
mehr ist, denn eigentlich wissen sie relativ genau, was
man im prinzip von ihnen erwartet. meine jedenfalls.
etwas ist bei uns jedoch ganz anders: bis lars zur welt
kam, fand ich jann zwar intensiv aber unproblematisch
letztlich. schwierig wurde es eigentlich erst, seit lars
mobil ist und somit in die welt seines grossen bruders
eingreift.
jann war übrigens auch nicht so ein körperliches baby
wie lars, der ein richtiger schmusekater ist. darüber
habe ich letztens nachgedacht und mich gefragt, ob es
unter anderem damit zusammen hängen könnte, dass
jann (13.11.00) ein winterbaby war (also immer
verpackt) und lars (9.4.03) ein sommerbaby und viel
nackt. (letztes jahr hat der sommer ja schliesslich im
april begonnen!). ich habe eben in deinem profil
geguckt und mit staunen festgestellt, dass es bei euch
ebenso verteilt ist. hm. gibt sicher auch dazu eine
studie irgendwo?
lg, bea, bereits ein bisschen schlapp vom
«tagesgeschäft» ;-)

Re: Manchmal beneide ich euch

Hallo Bea,
vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Verhalten und dem Geburtsmonat - ist jedenfalls eine sehr interessante Theorie. Jann muss bestimmt jetzt erstmal damit klar kommen, dass er nicht mehr der alleinige "Thronfolger" ist - in Janns Alter ist das noch schwieriger zu verstehen als in Christophers. Ich drücke euch die Daumen, dass es etwas weniger schwer wird, wenn beide etwas größer sind!
Liebe Grüße Simone

Re: Manchmal beneide ich euch

hallo zitrone,
na ja, eine theorie ist es nicht gerade, eher einfach
eine beobachtung?
die entthronung ist natürlich schon ein thema, klar! da
sowohl mein mann als auch ich das selbe schicksal
erlitten, hat jann unser vollstes verständnis!
ich denke aber auch, dass ein kind wie jann auch mit 5
damit einfach mühe hätte. wir versuchen, ihm dabei zu
helfen.
wir hatten übrigens ein ganz entspanntes, fröhliches
wochenende *freu*
lg, bea

Re: Manchmal beneide ich euch

Liebe Simone,
ich glaube die 'perfekten', IMMER ruhigen und besonnenen Eltern kann es nur für einen begrenzten Zeitraum geben. Irgendwo hat jeder Mensch seine Grenzen und ich halte es für ausgesprochen wichtig, dass Kinder die persönlichen Grenzen ihrer Eltern kennen und respektieren.
Ich habe da großes Glück, ich wurde noch nie 'bis auf's Blut' gereizt. Wir haben hier einige Notbremse-Mechanismen entwickelt und wenn es wirklich einmal so weit kommt dass ich platzen könnte, zieht die Große sich von selbst zurück. Den Kleinen verlasse ich dann für wenige Minuten und reagiere mich beispielsweise am Sofa ab! Das sieht dann bestimmt sehr bescheuert und überhaupt nicht gelassen und sicher aus! *ggg*
Jetzt habe ich relativ ruhige und friedliche Kinder. Wieviel mehr würde ich gefordert, wenn ich ein Kind wie Deines hätte? Also ganz sicher müsste ich mich da öfters Sofa-verprügelnd abmelden! Du machst das ganz sicher wunderbar und einfühlsamer als ein Großteil aller Menschen es schaffen würde. Chris hat großes Glück mit Dir!!!
Eins sollte/muss man sich glaube ich auch vor Augen halten: 'Ausrutscher', vielleicht sogar mal ein Klaps, können in sehr belastenden Situationen vorkommen. Das ist mir bei Lily schon passiert und ich habe Colin auch schon mal sehr unsanft ins Bett gesetzt! Das gefährdet aber nicht den grundsätzlich respekt- und liebevollen Umgang mit den Kindern, sofern man sich seines Fehlers bewusst ist und sich entsprechend ehrlich entschuldigt. Eltern SIND Menschen! ;o)
Liebe Grüße von
Steffi, die meint es kommt immer am meisten darauf an, dass man sich Mühe gibt! ;o)

Re: Manchmal beneide ich euch

Liebe Steffi,
Notbremse-Mechanismen haben wir auch - ich verlasse den Raum oder schicke Chris für kurze Zeit hinaus und versuche dann, bis 10, 20 oder 30 zu zählen - je nachdem, wie nah vor der Explosion ich bin. Oder ich greife ihn mir und versuche, ihm mit Humor beizukommen (z.B. indem ich ihn auskitzel und mich damit ebenfalls abrege). Nur klappt das leider nicht immer und hin und wieder werde ich dann schon laut. Und das funktioniert dann leider auch, was ich wirklich schade finde.
Und entschuldigen gehört für mich auch dazu - allein schon deshalb, weil ich ja in der stärkeren Position bin und die Kurzen auf mich (bzw. uns) angewiesen sind. Ins Bett gehen, ohne sich vertragen zu haben, das könnte ich nicht.
Liebe Grüße Simone

Re: Sofa

Hallo Steffi,
das mit dem Sofa habe ich heute mal ausprobiert. *hmm*
Nachdem der Papa schon die Flucht ergriffen hatte vor Tom, habe ich nun einigermaßen gelassen verschiedene Beruhigungsmethoden ausprobiert. Ich will jetzt hier nicht im Detail die unschönen Minuten/Stunden? beschreiben. *urghs*
Als ich aber dann soweit war, dass ich Tom aus dem 10. Stock hätte schmeißen können, habe ich die Sofamethode probiert und Tom war schlagartig ruhig und meinte, dass ich das nicht machen soll. Also ich meine so vom 3000 auf Null war ich schon mächtig beeindruckt.
Ob das immer funktioniert? (Ich werd mal Bescheid sagen *g*)
LG Uta

Re: Manchmal beneide ich euch

liebe simone,
ich möchte mal von mir selbst behaupten, dass ich bei meiner grossen tochter auch nach "bestem wissen und gewissen" gehandelt habe, ich zählte damals (vor 6 jahren) auch eher zu den "verwöhn" eltern (stillen bis 18 monate, tragen, erstmal kein kinderbett...etc). es ist aber im leben meiner großen tochter (und somit auch in meinem) ziemlich viel unschönes passiert, womit wir alle heute noch zu kämpfen haben. ich glaube einfach nicht daran, dass aus attachment parenting- kinder automatisch ausgeglichene, selbstbewusste und was weiss ich noch alles kinder werden. ich könnte meine kinder einfach nicht anders behandeln als ich es tue, und es ist für mich einfach der beste und logischste weg. aber ich habe aufgehört immer auf die zukunft zu starren und mir ein schlechtes gewissen zu machen, wenn ich mal nicht "adequat" reagiere oder agiere. ich bin schon glücklich, wenn ich das gefühl habe, ich kann eine gute grundstimmung für jetzt schaffen. wer weiss, was uns allen so in zukunft passieren wird und wer weiss schon genau, was die kinder schon alles so genetisch mitbringen...
ich lese mich grade durch so manche literatur, die sich mit "nature vs. nurture" beschäftigt. also was genetisch vorgegeben, was durch umwelteinflüsse "erworben" ist. und die wissenschaftliche diskussion darüber ist bei weitem nicht abgeschlossen.
dir wünsche ich noch viel kraft, du hast bestimmt ein ganz besonderes, tolles kind!
lg
sabine

nachtrag

jetzt wo ich nochmal meinen beitrag durchlese sehe ich, dass ich die hälfte vergessen habe...also meine große tochter hat auch so einige probleme, macht eine spieltherapie und ist in einer grundschulförderklasse, und das alles trotz einer art "attachment parenting" - etwas übertrieben formuliert. aber ich liebe ihre ausuferne fantasie, ihre neugier, ihre ehrlichkeit und ich gehe mit meiner kleinen tochter fast noch "verwöhnender" um als damals mit der großen. liegt vor allem an meiner gewachsenen sicherheit.
sabine

Re: nachtrag

Liebe Sabine,
wollte das schon lange mal schreiben. Hoffe Du fasst das jetzt nicht als 'schleimen' auf. *g*
Ganz abgesehen davon was für Probleme sie haben mag, kommt Deine große Tochter auf den Fotos im Profil unheimlich charismatisch rüber. Ist ein sehr hübsches Mädchen! ;o)
So, musste mal gesagt werden!
LG von
Steffi ;o)

Re: Manchmal beneide ich euch

Liebe Sabine,
danke für deine Antwort! Ja, wahrscheinlich sollte man mehr im Hier und Jetzt leben, wer weiß schließlich, was morgen ist? Mit Paulchen kann ich das auch viel besser als mit Chris - wahrscheinlich, weil mich nicht mehr so viel "schocken" kann, weil er der Zweite ist. Er wird - wie bei euch - auch fast noch mehr verwöhnt als Chris damals, denn ich genieße die Baby- und Kleinkindzeit mit ihm viel mehr, weil ich nicht ständig darauf warte, was passiert oder dass etwas passiert. Was aber nicht heißt, dass ich nicht auch versuche, Chris´ Leben schön zu machen. Immer gelingt mir das nicht, aber ich denke, ich bin auch nicht allein verantwortlich für das Glück meiner Kinder ;-)
LG Simone

Re: Manchmal beneide ich euch

Hallo Simone, das hört sich sehr nach ADHS an. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit Hyperaktivität. Das sage ich aus Erfahrung. Habe das mit meiner großen Tochter durch. Am besten beim Kinderpsychologen austesten und dann teherapieren lassen. Noch etwas: Eine Tracht Prügel wie andere meinen hilft bei dieser Erkrankung wie bei jeder anderen gar nichts. Viele Grüße Jana

Re: Manchmal beneide ich euch

Hallo Jana,
wir waren schon beim Kinderpsychiater, das Wort ADHS ist bislang jedoch noch nicht gefallen - weder von ihm noch von der Frühförderung, obwohl ich bereits danach gefragt hatte. Allerdings glaube ich auch mehr und mehr daran, dass er ADHS hat - deshalb werde ich auch am Dienstag eine ADHS-Selbsthilfegruppe aufsuchen.
LG Simone

Re: Manchmal beneide ich euch

Hallo Simone,
ich bin heute zum ersten mal im "Langzeitstillen"
Eigentlich bin ich im Jan/Feb 2004
Ich verstehe Dich sehr gut. Da es mir ähnlich erging. Mir kommt das alles sehr bekannt vor. Auch mein Sohn hat eine Wahrnehmungsstörung. Er ist mittlerweile 8 J. und kommt nun in die 3te klasse. Auch Er hatte es nicht leicht, aber wir haben das Gott sei dank schon festgestellt als er knapp 3 j. war und er ging zur Ergotherapie, nun wo ich Deinen beitrag lese denke ich, das war sehr gut so.
Ich bin nun leider schon etwas müde und wollte mir hier eigentlich rat holen.
Wenn Du magst können wir über e-mail schreiben, dann schreib einfach an mein Profil, ich werde garantiert antworten-
Lieben Gruß von Serafina

welchen denn??

"Ich bin nun leider schon etwas müde und wollte mir hier eigentlich rat holen."
LG Uta

Re: welchen denn??

Oh, das geht hier aber schnell :-)
Habe oben gepostet, danke.
LG Serafina

Re: Manchmal beneide ich euch

Liebe Serafina,
danke für dein Angebot, auf das ich gerne zurückkommen werde, und erst einmal herzlich willkommen! Ich hoffe, deinem Sohn geht es mittlerweile richtig gut! Chris hat ja auch schon seit seinem 4. Lebensjahr Frühförderung (ist ähnlich wie Ergotherapie) und ich hoffe auch, dass sie ihm hilft. Mal schauen. Ich werde mich demnächst noch mal bei dir melden - wenn ich etwas mehr Zeit habe!
GlG schickt euch Simone

Re: Manchmal beneide ich euch

Ach liebe Simone,
Du bist doch genauso eine von uns! Ich bin mir sicher, dass jeder Frau hier auch mal die Nerven durchgehen und das bekommen, dann mal das Kind, mal der Gatte und andere nahestehenden Menschen zu spüren. Ich kann sehr unfair sein manchmal...
Ich finde Deine Berichte auch schön. Ich kenne Deine Geschichte ja schon ein Weilchen. Du strahlst viel Liebe, Verständnis und Klugheit im Umgang mit Deinen Lieben aus und auch, dass Du Dir solche Gedanken wie hier jetzt machst, zeichnet Dich als einen besonders feinsinnigen Menschen aus.
Es ist bestimmt hart, dass Du dann auch noch solch dumpfe Kritik von Deiner Umgebung einstecken musst, wo eigentlich mal ein Zeichen der Anerkennung und Bestätigung viel Kraft geben könnte.
Es gibst doch hier nicht das klassische attachment-parenting-kind...hier sind lauter individuen, die die liebe und eine ähnliche art im umgang mit ihren kindern zusammenhält (ohje, dieses individuum verfällt gerade wieder in die kleinschreibung..).
Ich bin mir sicher, dass ihr mit Chris auch euren Weg findet werden, denn ihr geht zusammen und das macht euch stark.
"Don´t walk in front of me,
I may not follow.
Don´t walk behind me,
i may not lead-
Just walk beside me and be my friend!"
(Das hing bei meinem Mann an der Wand, als ich ihn "damals" verliebterweise das erste Mal in seiner Wohnung besuchte).
Ich wünsch euch nur das Beste!
GGLG, Luna...
....und solltest Du mal in der Nähe von Leipzig sein, dann melde Dich mal bei mir!

Re: Manchmal beneide ich euch

Hallo Luna, du Individuum ;-),
ganz lieben Dank für deine aufbauenden Worte. Der Spruch, der bei deinem Mann an der Wand hing, ist wirklich schön - ich werde ihn mir merken. Und wenn ich mal irgendwann in der Nähe von Leipzig sein sollte, melde ich mich vorher in jedem Fall. Falls ihr aber mal zufällig irgendwann im Weserbergland seid, tut das bitte auch ;-)
GlG und noch einen schönen Sonntagabend wünscht dir Simone

Das könnte mein Alexander sein, von dem Du da

schreibst. Der ist (fast) genauso. Es ist ziemlich anstrengend, so ein Kind zu haben. Meiner ist hochbegabt und bei Unterforderung besonders anstrengend, aber ADS hat er nicht und auch Warnehmungsstörungen sind nicht diagnostiziert worden (obwohl wir auch bei der Frühförderung/Psychologin und Spielterapie waren).
Ihn habe ich leider nicht so behandelt wie jetzt Sebastian, sogar mit 7 Monaten geferbert (ich wußte es ja nicht besser) und habe immer gedacht, die Schwierigkeiten mit ihm liegen an dem fehlenden Urvertrauen. Da hast Du mir jetzt etwas von meinen Selbstvorwürfen genommen.
LG von Birgit
PS: Versuche die Tests doch als Schule zu verkaufen, da macht er vielleicht mit (ist vielleicht auch sonst unterfordert).

Re: Das könnte mein Alexander sein, von dem Du da

Liebe Birgit,
danke für deine Antwort. Ich weiß bei Chris nicht genau, woran ich bin: Einerseits denke ich, er könnte ADHS haben, andererseits glaube ich, dass er auch nicht ganz dumm (von HB will ich nicht sprechen) und schnell unterfordert ist. Aber einen weiteren Test will ich möglichst erstmal nicht machen lassen - aber wenn, dann nur auf ADHS - das reicht erstmal. Ich glaube, ich bringe ihn sonst nur durcheinander - er merkt ja sowieso schon, dass er anders ist, und das ist nicht unbedingt leicht für ihn. Irgendwann hat er sogar schon einmal etwas in der Art gesagt, dass er lieber tot sein wolle. Und ich möchte ihm das Gefühl geben, dass er in jedem Fall dazu gehört, auch wenn er nicht genauso wie andere Kinder ist. Und solche Tests bringen ihn irgendwie aus dem Gleichgewicht.
Ich wünsche eurem Alexander, dass er seinen Weg findet - ganz egal, wie dieser aussehen mag. Und euch, dass ihr die Herausforderung meistert!
GlG Simone
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