Mamaphase - armer Papa
Sagt mal... wie geht Ihr denn mit den Mamaphasen um? Mein Mann und ich teilen uns ja die Kindbetreuung sehr gleichmäßig; aber trotzdem wird Simon (15M) in letzter Zeit immer mamalastiger. Vor ein paar Monaten konnten wir uns beim Ins-Bett-Bringen noch abwechseln, was vor allem damit zusammenhing, daß das Gutenacht-Stillen vor dem eigentlichen Ins-Bett-Bringen lag. In den letzten Monaten ist das Stillen immer mehr zum Genußerlebnis geworden (für mich sehr schön, für Simon wohl auch) und richtig ins Einschlafritual hineingerutscht - Simon möchte seine Gutenachtlieder schon während des Stillens hören, unterbricht, wenn er noch ein Bilderbuch ansehen möchte, stillt dann noch ein wenig weiter - bis er entweder beim Stillen einschläft oder richtig müde ist und sich friedlich ins Bett legen läßt. Der Zeitpunkt, ihn an Papa zu übergeben, ist dann aber definitiv vorbei, wenn wir dann noch wechseln, protestiert er heftig. Auch tagsüber werde ich immer stärker zur Kuschel-Tröste-Person, während der Papa mehr für Spiel und Spaß zuständig ist. Für uns ist das ziemlich schwierig, weil wir so eine Rollenverteilung nicht möchten. Meinem Mann fehlen die gemütlichen Kuschelmomente mit Simon und er fühlt sich aus den innigen Seiten der Beziehung etwas herausgedrängt und überflüssig; ich fühle mich ein wenig einsam. Gleichzeitig merke ich, daß parallel zu dieser Veränderung bei mir das schlechte Gewissen wächst - bevor Simon so mamalastig wurde, war es z.B. kein Problem, mal eine Nacht im Nebenzimmer zu schlafen, damit ich ein wenig mehr Ruhe bekomme - zur Zeit bringe ich das nicht fertig; Simon ist seit Monaten fast ständig erkältet und der Gedanke, dem kleinen Schniefebär seinen Nuckelbusen vorzuenthalten ist mir ganz schrecklich, obwohl ich ja auch sonst, wenn er dann wirklich Milch möchte, sofort rüberkomme und stille. Nun weiß ich nicht, ob das alles eine Phase ist, durch die man einfach durch muß oder ob es eine natürliche Entwicklung ist, die man akzeptieren muß oder ob da gerade irgendwas schiefläuft...
Für alle Gedanken dazu dankbar
Iris (die heute ihren Urlaubstag hat - Mann bei der Arbeit, Simon bei der TaMu, ich muß erst morgen wieder arbeiten - juhu)
Re: Mamaphase - armer Papa
bis zu einem bestimmten Alter ist zu einem Kind nur eine 'mütterliche' Beziehung möglich. Jeder Mensch, der einem so kleinen Kind begegnet, nimmt automatisch diese bestimmte Art an, kuschelt, tröstet und beschäftigt das Baby nach ziemlich instinktgesteuerten Mustern.
Je größer das Kind wird, umso mehr differenziert es von sich aus die Beziehungsformen. Da kann es phasenweise, oder sogar dauerhaft, so sein, dass es den Papa zum Toben und Spielen motiviert, während es sich von Mama lieber trösten und beschmusen UND natürlich auch stillen lässt. Manche Kinder, die vorher problemlos vom Papa mit der Flasche gefüttert werden konnten, lehnen genau am Anfang dieser Differenzierungsphase vehement und absolut die Flasche von jeder anderen Person ab und wollen nur noch die Brust.
So ordnet das Kind (wie gesagt, oft nur übergangsweise) seine Gedanken und Gefühle, es sortiert sozusagen die Menschen, die vorher eine Art 'Mama-Einheitsbrei' waren. Bei dem einen Kind geschieht das früher, beim anderen später.
Weiter (wobei ich da als Quelle nur einen befreundeten Evolutionsbiologen und ein einziges Buch angeben kann, erhebe also keinen Anspruch auf Richtigkeit dieser Aussage) SOLL es angeblich auch bestimmtes 'mütterliches' und 'väterliches' Verhalten geben. Dein Instinkt weist Dir da den richtigen Weg, wenn Du Simon so behandelst, wie er das will.
Dein Mann muss sich nach der Einheitsbreiphase vermutlich erst auf seinen Instinkt zurückkonzentrieren. Je größer das Kind wird, umso mehr ist der Papa dafür zuständig, dem Kleinen die Welt nahe zu bringen, mit ihm zu toben, zu spielen und ihn mit Reizen zu konfrontieren, die er bei der immer gleichen, tröstenden, warmen Mama nicht in der Form bekommt. Es wird einfach langsam differenzierte Mama-Kind- und Papa-Kindbeziehungen geben.
Das ist richtig und ok, es muss nicht jeder sogenannt 'gleichberechtigt' sein. Ihr seid beide sehr wichtig für Simon, jeder eben auf seine Art.
Einen lieben Gruß von
Steffi
Re: Mamaphase - armer Papa
danke für die Erklärung - das klingt sehr plausibel. Zumal Simon gerade generell in eine Sortierphase zu kommen scheint - bei der Weihnachtskrippe (habe mich sehr gewundert, daß er sich dafür interessiert; Puppen sind nämlich noch gar nicht angesagt) müssen die Schafe alle zusammen stehen und die Menschen auch, da ist er sehr genau und hat keine Ruhe gegeben, bis der Hirte auch an der Krippe bei Maria und Josef gelandet war. Schwierig für uns ist, daß wir bisher ohne eine klare Rollenverteilung gelebt und uns selbst/einander auch nie als typisch männlich/weiblich wahrgenommen haben; und seit Simon da ist, nehmen wir mit Verwunderung wahr, wie stark ich typisch weibliche Verhaltensweisen an den Tag lege, mein Mann typisch männliche. Vorher hatten wir eher mich für etwas "männlicher", ihn für etwas "weiblicher" gehalten. So lernt man dazu... Vielleicht müssen wir lernen, anders zu gewichten - die Bedeutung von Spiel&Spaß etwas stärker wahrnehmen, sehen, daß der Vater da nicht einfach austauschbar, sondern wichtig ist. Ach ja, nicht nur die Kinder entwickeln sich...
Lieber Gruß
Iris
oder arme mama? ;-)) ändert sich schon wieder LG >
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