Jesper Juul in Bonn (nicht in Köln)
ich hatte letztens auf den Vortrag von Jesper Juul in Köln am 19.9. hingewiesen, zu dem ich eigentlcih gehen wollte. Nunja, es kam leider was dazwischen. Aber hier ist ein Bericht von einem Vortrag aus Bonn vom 20.9. Ich habe Informationen, dass es wohl nicht der gleiche Vortrag war, aber egal. Hier der Bericht aus Bonn (oh das hört sich gut an ;-))
Zitat Anfang:
Es ging darum, wie man ein gesundes Selbstwertgefühl entwickelt.
Seine Definition lautet folgendermaßen: "Ein gesundes Selbstwertgefühl ist ein nüchternes, nuanciertes
und akzeptierendes Verhalten zu sich selbst." (Oder vielleicht meinte er Haltung statt Verhalten? Seine
Transparente waren volle Fehler)
In etwa also, "Ich bin so und so und das ist OK"
Das Selbstwertgefühl bilden die Kinder selbst durch das Verhalten und die Haltungen der Außenwelt,
besonders der nahen Bezugspersonen auf. Es ist deshalb besonders wichtig, neutral zu handeln, um
das Kind nicht gut oder schlecht zu machen.
Kinder brauchen Unterstützung, um herauszufinden, wer sie sind. Sie brauchen zweierlei:
- gesehen zu werden und
- Anerkennung
Anerkennung geschieht durch Empathie (sich in den anderen Gesprächspartner - in diesem Fall in das
Kind - reinversetzen) und durch eine persönliche Sprache (Ich-Form). Er empfahl, "Ich will ..." oder
"ich will nicht ..." zu benutzen, da man durch "ich möchte" einige Schlüpflöcher freilässt. Und man muss
natürlich auch respektieren, wenn der andere "will" oder "nicht will".
Bewertungen, wie Lob und Kritik dienen der Kontrolle und stellen keinen Kontakt her.
Kritik ist bereits ziemlich aus der Mode geraten. Dafür wird vielerorts Lob propagiert. Lob ist aber
ziemlich gefährlich, weil es die Kinder zur Abhängigkeit von der Meinung anderer führt und ganz
schnell süchtig macht.
Frei zitiert: "Sie können die Menschen auf dem Spielplatz beobachten. Lobende Eltern strahlen und fühlen sich großartig. Damit möchte ich Ihnen nicht sagen, Sie sollen Ihre Kinder nicht Loben. Machen Sie das
weiter, aber denken sie nicht dabei, sie würden ihnen etwas Gutes tun. Wenn sie loben, dann
bekommen Sie selbst ein gutes Gefühl, und für Kinder ist es auch wichtig, Eltern zu haben, die sich
wohl fühlen."
Und: "Wenn es ihnen danach ist, ihr Kind zu loben, dann halten Sie einen Augenblick inne und spüren
Sie in sich hinein, was da ist. Hinter diesem Drang zu loben steckt nämlich etwas, was viel wichtiger
ist, gesagt zu werden."
Man muss das eigene Kind beobachten, und vom Kind lernen. Er betonte, dass diese
"Gegenseitigkeit" wesentlich wäre.
Kinder geben uns die Chance, über uns selbst zu lernen. Dadurch können wir unser Selbstwertgefühl
weiterentwickeln.
Was unter Erwachsenen nicht funktioniert, funktioniert auch nicht zwischen Erwachsenen und Kindern.
Er hat noch Egoismus und Individualismus gegenübergestellt.
Je stärker das Individuum, desto stärker die Gemeinschaft (und der Gemeinschaftssinn).
Wenn man zum "Sozial"-sein gezwungen wird, kommt man automatisch zum Egoismus.
Und noch zwei Punkte, die mich sehr beeindruckt haben.
Man hat in einer Untersuchung herausgefunden, dass die Leute, die schwere Krankheiten (Krebs,
AIDS ...) überleben 2 Eigenschaften haben: ein gesundes Selbstwertgefühl und eine gesunde Familie.
In einer anderen Untersuchung hat man 25 Männer in Führungspositionen interviewt, die 6 Monate
Erziehungsurlaub genommen haben (während ihre Frauen gearbeitet haben). Alle haben bestätigt, dass
sie in den 6 Monaten mehr über sich selbst gelernt haben, als durch die verschiedenen Kurse, die sie
in den 10 Jahren zuvor besucht hatten. Sie haben den Firmen und Konzernen empfohlen, lieber in
Vätern zu investieren als in Kursen.
Zitat Ende
Re: Jesper Juul in Bonn (nicht in Köln)
vielen dank für deinen bericht. es war sehr interessant, ihn zu lesen.
Er empfahl, "Ich will ..." oder "ich will nicht ..." zu benutzen, da man durch "ich möchte" einige Schlüpflöcher freilässt. Und man muss natürlich auch respektieren, wenn der andere "will" oder "nicht will".
diese meinung tut mir jetzt echt mal gut :o))
ich finde nichts dabei, wenn man sagt : ich will oder ich will nicht. mein kind darf dies sagen, doch wurde ich oder auch mein kind schon öfters darauf angesprochen. zum beispiel : ich will..gibts nicht, es heisst: ich möchte...seufz oder: das würde es bei mir nicht geben..noch mehr seufz.
ich habe dann auch mal die erwachsenen beobachtet und das sind ja wohl die besten vorbilder.......lach
lg andrea
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