Gibt es sowas wie Still-Lyrik...Stillgedichte???
ich komme leider seeeehr selten dazu hier zu posten, aber dennoch lese ich seit nunmehr drei Jahren hier eifrig mit und gebe auch ab und an mal meinen Senf dazu.
Ich hatte gerade mit meiner Tochter mal wieder so ein schönes Einschlafstillen, dass ich immernoch ganz hin und weg bin von diesem Blick in Ihren Auge...Ihr wisst schon dieser alleserhabene/-ergebene Dahinschmelz-Blick.
Da ich (offenlesbar *g*) nicht gerade ein Ausdrucksgenie bin, frage ich mich nun, ob es schonmal jemand versucht hat eine Stillbeziehung, oder dieses gewisse etwas in Worte zu fassen, da ich gern mal etwas zu diesem Thema in die Erinnerungsbüchlein meiner kids schreiben würde.
Kennt da jemand was??? Hat vielleicht schonmal jemand von Euch etwas verfasst und würde es mit mir teilen???
Ich fühle mich so poetisch gerade, bin aber zu tüddelig für soetwas...
Freue mich über jede Antwort!!!!!
GLG Paddy mit Tim, fast 3 (20 mon. gestillt) und Mia, 11 mon. Mumi-Junkie
Stiihiill, Stiiihiil, Stiiil,
Hi Paddy,
also, ich für meinen Teil kenne leider keine Stillgedichte, nur Stillbilder/statuen.
Ich hab mal an einer Lyrik-Schreibwerkstatt bei einer hauptberuflichen Autorin teilgenommen, die die These vertritt, dass Gedichteschreiben einen gewissen reflektierten Abstand zwischen sich selbst und dem Thema voraussetzt, weswegen es Themen gibt, die zum Gedichteschreiben einfach nicht taugten.
Weswegen es ihrer Meinung nach auch keine (guten) Gedichte über glückliches Verliebtsein gibt, da sich keiner freiwillig von diesem Gefühl trennen möchte.
Ich denke, mit dem Stillen ist das ganz ähnlich, Zumindest ich für meinen Teil möchte von dem alleserhabenen Einschlafstill-Dahinschmelz-Blick kein Stück freiwillig abgeben. ;-)
LG,
Darla
Recht haste...
nein, Teilen will ich den Blick auch nicht- niiieeemals. Ich hoffe nur leise drauf, dass jemand seine schönen Worte mit mir teilt, weil ich meinen Kindern so gern vermitteln würde wie toll Stillen ist. (das hat meine Mom bei mir auch irgendwie hingekriegt...)
Die Doppeldeutigkeit des Weihnachtsliedes fällt mir übrigens jetzt gerade erst auf (ca. 10 min. nach dem lesen Deines Postings...Gehirn arbeitet mal wieder nur mechanisch...) - das ist ja (Sorry Ausdruck!!!) geihiiiel!!! *schmeissweg*
Aber mit der Lyrik-Theorie haste Recht, Danke für den Gedankennachschub!!!
Paddy, trotzdem noch poetisch...
oder: Stiiihiile naaaachts ;o)) LG->
Ich habe nur ein Flaschengedicht gefunden:
jenaer glas
wird das Weiß schließlich zur Zentralfarbe der menschlichen Existenz. Wie zwei, drei weitere Texte des Bandes vollzieht dieses fein rhythmisierte Gedicht eine "kleine regression" ins früheste Stadium des Lebens: in jene Welt des Ungeschiedenen, da das Neugeborene noch kein Innen und Außen, kein Ich und kein Du, keine Zeit und keine Dauer, sondern nur den Augenblick kennt.
Dieser Augenblick ist erfüllt von Farbwahrnehmungen, von der Gestalt der Mutter, und von der Glasflasche, aus der das Baby die lebensspendende Milch saugt.
Und über allem liegt die Farbe Weiß:
zwei farben, beide weiß:
die arme, die ihn vor/
das fenster hielten.
in dieser frühe schien/
noch nichts getrennt, denn in dem sogenannten/
draussen da war gar nichts anderes als eben/
dieses weiß.
So hebt dieses Gedicht an, und es führt uns mit kleinen rhythmischen Verzögerungstechniken, mit Wiederholungen, Parenthesen und Fragen, durch sein Terrain, das Erwachen des Lebens. Und erst am Ende, nach einer Reihe von Bildern, die semantisch in der Schwebe gehalten werden, setzt wieder die Reflexion des lyrischen Subjekts ein, das erinnernd zurückblickt auf die ersten Tage in der Daseinsfrühe:
in diesen kopf hinein ging nur/
die eine schwelle: die sich nicht schließen/
kann, die fontanelle. u. war noch lange lange/
noch nicht kontinent. das lichtbild aber, später/
später, es zeigt es zeigt doch nur die art des glases/
an, das ihm gehalten wurde. u. er zog daran. u./
die substanz war fühlbar weiß, u. sie ergoss sich/
langsam langsam in das ichgefäß, das noch ganz/
unbestimmte, doch es war groß u. es war existent.
Norbert Hummelt: Zeichen im Schnee. Gedichte. Sammlung Luchterhand, München 2001,
Hallo Paddy,
"Freue mich über jede Antwort!!!!! "
darüber auch? ;-)
LG Uta
PS: Ein bischen gruselig finde ich. Vielleicht auch typisch Mann? Aber irgendetwas hat diese Wortaneinanderreihung finde ich...
Re: Ich habe nur ein Flaschengedicht gefunden:
Ein Flaschengedicht hab ich auch zu bieten:
?Ich wollte Nähe
und bekam die Flasche.
Ich wollte Eltern
und bekam Spielzeug.
Ich wollte reden
und bekam ein Buch.
Ich wollte lernen
und bekam Zeugnisse.
Ich wollte denken
und bekam Wissen.
Ich wollte einen Überblick
und bekam einen Einblick.
Ich wollte frei sein
und bekam Disziplin.
Ich wollte Liebe
und bekam Moral.
Ich wollte einen Beruf
und bekam einen Job.
Ich wollte Glück
und bekam Geld.
Ich wollte Freiheit
und bekam ein Auto.
Ich wollte einen Sinn
und bekam eine Karriere.
Ich wollte Hoffnung
und bekam Angst.
Ich wollte ändern
und erhielt Mitleid.
Ich wollte leben?."
Leider kriegt man ja irgendwie nicht raus, wer das eigentlich geschrieben hat, ausser, dass es wohl ein ca. 20jähriger Abiturient war.
LG,
Darla
Re: Ich habe nur ein Flaschengedicht gefunden:
Ich hab´auch nicht rausfinden können von wem´s stammt...aber Danke für noch eine nette Antwort!!!
LG Paddy
Re: Ich habe nur ein Flaschengedicht gefunden:
auf Drogenszenenseiten findet man das Gedicht öfters...
Einmal stand "R. Jung" drunter.
Und einen österreichischen Film gibts mit dem Gedicht auf der HP. (Ranfilm - Alfred Ninaus)
"Ich wollte leben 2
Inhalt
Der Film ist in erster Linie ein Rückblick auf 12 Jahre Drogenpolitik in Österreich, eine filmische Spurensuche, aber auch eine schonungslose filmische Bilanz. Was ist aus den Drogensüchtigen geworden, die bereits im ersten Film 1982 einen erschütternden Einblick in ihre Welt eines Süchtigen gaben?
Haben sie es geschafft, "trocken" oder "clean" zu werden oder zu bleiben? Der Film dokumentiert, wie schwer es ist, aus dem Teufelskreis der Abhängigkeit herauszukommen, und wie es manche doch geschafft haben und warum andere daran gescheitert sind. Der Film zeigt auch, was es heißt süchtig zu sein und dass sich mit Rauschgift - dazu gehört auch Alkohol - keine Kompromisse machen lassen."
LG Uta
Re: Ich habe nur ein Flaschengedicht gefunden:
Ich muss zugeben, manchmal finde ich soetwas ja auch ganz reizvoll, aber soetwas wie Babies, oder Stillen...da muss doch bitte etwas mehr Wärme drin stecken, oder?! Ich finde viele der "neueren" Sachen wirtken sehr kühl und ernüchternd - ausserdem ist Flaschenkost ja auch was zum nüchtern bleiben ;o))) sogesehen passt´s.
Dankeschön trotzdem für eine sehr unterhaltsame Antwort :o)))
LG Paddy mit Stillmonster Mia...
Versuch + rufe zum Brainstorming auf
ich lese auch eher mit, das tun glaube ich so viele, dass doch sicher welche dabei sind die dichten oder wenigstens reimen können?
Ich hoffe da kommt noch mehr und stelle meinen Versuch zur Verfügung:
Warm und weich, ganz weich und warm,
bist du hier in meinem Arm.
Weich und warm, ganz warm und weich,
wie aus einem andren Reich.
Willst nur Liebe, Nähe, Leben,
alles das kann ich dir geben,
an meiner Brust, in meinem Arm,
liegst du sicher, weich und warm.
Liebe Grüße,
Karin
Hallo Karin,
Super-süss...Danke...
ja genau sowas hatte ich gedacht, vielen lieben Dank dafür!!!
Paddy, die ebenfalls hofft, dass wir vielleicht sogar ´ne richtig kleine Sammlung zusammenbekommen...werd´nachher mal versuchen in der klass. Literatur was zu finden...
Re: Gibt es sowas wie Still-Lyrik...Stillgedichte???
LG
Doro
Re: Gibt es sowas wie Still-Lyrik...Stillgedichte?
Als er sein Weib und ´s Kind an ihrer Brust schlafend fand
Das heiß ich rechte Augenweide, ´
das Herze weidet sich zugleich.
Der alles segnet, segn´ euch beide!
Euch liebes Schlafgesindel, euch!
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