Beikost (etwas lang geworden)
1)Wie lange darf man voll stillen, ohne dass irgendwelche Mangelerscheinungen auftreten? (zb. Eisenmangel)
2) Wie ist das mit dem Trinken? Meine Tochter mag keine Flasche und keine Schnabeltasse. Muss sie überhaupt trinken? Reicht die Muttermilch nicht aus? (Habe schon viel Gegensätzliches gehört)
3)Wenn man alle Mahlzeiten ersetzt hat, wann stillt man denn noch? Zwischendurch? Oder bedeutet das, dass man abgestillt hat.
Ist etwas lang geworden... Ich hoffe, dass trotzdem jemand Lust hat sich das durchzulesen und mir zu antworten. :)
Vielen Dank!
Uhura
Re: Beikost (etwas lang geworden)
1)Wie lange darf man voll stillen, ohne dass irgendwelche Mangelerscheinungen auftreten? (zb. Eisenmangel)
Man darf so lange voll stillen, bis das Kind etwas isst. ;-)
2) Wie ist das mit dem Trinken? Meine Tochter mag keine Flasche und keine Schnabeltasse. Muss sie überhaupt trinken? Reicht die Muttermilch nicht aus?
Mit "ausreichen" hat das nichts zu tun. Mumi ist ja eigentlich Nahrung und kein Getränk (klar ist Vormilch dünner, aber es ist trotzdem kein Wasser). Wenn das Kind eine bestimmte Menge an fester Nahrung zu sich nimmt, dann wird ihm die Milch als Getränk zu dick und es wird Wasser o.ä. trinken wollen.
Man kann das Trinken erleichtern indem man verschiedene Dinge anbietet: Strohhalm, Becher...
3)Wenn man alle Mahlzeiten ersetzt hat, wann stillt man denn noch?
Stillen nach Bedarf heißt: je kleiner das Baby, umso mehr geht es nach seinem Bedarf und je älter das Kind, umso mehr wird der Bedarf (oder Nichtbedarf gg) der Mutter berücksichtigt (z.B. auf Arbeit, in der Öffentlichkeit)
Übrigens sind 4-5 Löffel Gemüse mit 7 Monaten viel. ;-)
LG Uta
Re: Beikost (etwas lang geworden)
Wir haben inzwischen alle Mahlzeiten ersetzt und stillen: immer noch zum Einschlafen, zum Trösten, bei Stress, nach Meinungsverschiedenheiten, einfach so... Unendliche Möglichkeiten des Weiterstillens... LG, Regentrude
Re: Beikost (etwas lang geworden)
wie die anderen finde ich 4-5 Löffelchen viel.
Wir haben bei Ben gewartet, bis er selbst wirklich Interesse an anderer Nahrung zeigte, er hat dann gleich angefangen am Tisch mit zu essen (wollte auch nichts anderes). Somit habe ich ihn 8 Monate voll gestillt. Er hat dann ziemlich schnell bei jeder Mahlzeit von uns mitgegessen, zusätzlich aber immer noch gestillt. Getrunken hat er dann nach und nach etwas, da hat ihm wohl lange Zeit die Mumi gereicht.
Inzwischen sind längst alle Mahlzeiten ersetzt, wir stillen noch abends zum Einschlafen und neuerdings wieder morgens zum Aufwachen :-).
Hör in der Hinsicht doch einfach auf dein Kind, es wird dir schon zeigen, was es wann möchte. Die können das ganz gut! Wenn du vielleicht wartest bis sie dir vehement zeigt, dass sie von eurem Essen möchte, geht alles auch ohne Gläschenkost. Kartoffelbrei ist auch einfach selbst gemacht, Gemüse etwas weicher kochen, mit Gabel zerdrücken, etc..
LG Jazz
Re: Beikost (etwas lang geworden)
Frederik (jetzt 10 Monate) hat sich bis zum Alter von etwa 9 Monaten geweigert, Beikost anzunehmen. Ich habe ihm immer mal wieder etwas angeboten, ohne ihn zu bedraengen und dann auf einmal wollte er von sich aus feste Nahrung. Als er dann feste Nahrung nahm, hat er auch zu trinken angefangen (nur Wasser). Er nahm Wasser zuerst aber nur, wenn es warm war. Inzwischen isst er fast schon alles, aber wir stillen trotzdem immer nochmal zwischendurch - zum Troesten, zum Einschlafen, zur Beruhigung.....macht Euch nur keinen Stress, solange sie nichts moechte, ist es bestimmt total OK, wenn Du einfach weiterstillst
LG Henrieke & Stillfan Fredi
Re: Beikost (etwas lang geworden)
das wird jetzt auch sehr, sehr lang. ;-)
Erst mal was grundsätzliches:
Mit der Babykost wird seit ihrer Erfindung ein Haufen Geld verdient. Je früher die Babys Beikost bekommen, desto mehr Kohle macht die Industrie. Seit Jahrzehnten werden Kinderärzte und Eltern durch die Werbung gehirngewaschen.
Das Wissen über eine natürliche, individuelle Beikosteinführen bei Kindern ist zusammen mit dem Wissen ums Langzeitstillen fast völlig verschwunden. Nur Exoten wie die LLL und ihre Sympatisanten unter den Ärzten versuchen, wieder zurück zu einem natürlicheren Umgang mit Babyernährung zu kommen.
Zum Essen oder Trinken darf man Kinder nicht zwingen. Es ist wichtig, daß sie essen, wenn sie Hunger haben und trinken wenn sie Durst haben. Das natürliche Sättigungsgefühl darf nicht kaputt erzogen werden. Ungesunde Nahrungsmittel wie Fruchtsäfte (Hauptursache für Karies!), extrem zuckerhaltige Kindernahrungsmittel (Fruchtzwerge) usw. gehören NICHT auf den Speiseplan der Kinder. Sie sollten Nahrungsmittel ohne Aromen bekommen, damit ihr Geschmackssinn nicht auf die industrielle Nahrung geprägt wird. Es ist besser einen Naturjoghurt selbst mit Früchten zuzubereiten und z.B. mit Fruchtdicksäften zu süssen, als diesen ganzen Fertigkram zu kaufen. Außerdem sollte man Kinder nicht mit diesem ganzen Krempel bestechen, wenn sie sich weigern Wasser zu trinken oder Obst zu essen.
Jedes Kind entwickelt ein Interesse an "fester" Nahrung. Der Zeitpunkt und der Geschmack sind sehr unterschiedlich. Erwachsene essen auch nicht alles.
Kinder übernehmen die Gewohnheiten ihrer Eltern. Wenn man möchte, daß Kinder sich gesund ernähren, dann muß man es ihnen vorleben. Es ist inkonsequent, sich selbst mit Fast Food vollzustopfen und die Kinder auf Bio-Kost zu setzen.
Jedes Land, teilweise auch jeder Kinderarzt hat völlig unterschiedliche Empfehlungen über die Reihenfolge und Art der Nahrungsmittel. Das zeigt, daß es im Grunde völlig egal ist, was, wann und wie gegessen wird, weil alle Kinder irgendwann feste Nahrung zu sich nehmen. Die Amis fangen wegen des Allergierisikos mit Reis an. Karotten und Kartoffeln kommen erst später.
Zu Deinen Fragen:
1. Ich kenne Kinder die 16-17 Monate vollgestillt haben und völlig fit und gesund waren. In einem Fall ist der Kinderarzt ein absoluter Stillgegner und der hat nichts bemerkt. ;-) In früheren Zeiten mit schlechter Hygiene und Mangel an Nahrung hat man Kinder auch in Europa sehr lange vollgestillt, viele sind auch in dieser Phase gestorben.
Die Muttermilch ist eine Art Lebendimpfstoff gegen Erreger, die das Kind aufnimmt. Es gibt sie beim Stillen an die Mutter weiter, die produziert Antikörper und gibt sie über die Milch ans Kind. Kranke Kinder schalten instinktiv auf Vollstillen um. Sie sind deutlich schneller wieder fit und nehmen auch bei ernsthaften Krankheiten wenig ab, weil die Muttermilch genügend Nährwert hat. Das ändert sich auch bei 3-4 Jährigen nicht.
2. Muttermilch reicht eigentlich völlig. Sie enthält viel Vitamin C und das Eisen in der Muttermilch ist gut verfügbar. Sobald das Baby bereit dazu ist, kannst Du Wasser anbieten. Du erkennst den Zeitpunkt, weil es dann die Schnabeltasse oder einen Becher annimmt. Finger weg von Fruchtsaftmischungen, sie sind extrem schlecht für die Zähne und viele Kinder akzeptieren danach kein Wasser mehr.
3. Man ersetzt keine vollständigen Mahlzeiten, es heißt BEIkost und nicht ERSATZkost. Es wird nach Bedarf gestillt, d.h. wenn das Kind nach der Brust verlangt und nach Bedarf gegessen. Der Übergang ist fließend und wird vom Kind völlig selbständig gesteuert.
Ein guter Buchtipp rund um Beikost und wie man Eßprobleme von vorneherein vermeidet: Mein Kind will nicht essen von Dr. Carlos Gonzalez, einem sehr bekannten spanischen Kinderarzt.
Zu uns:
Meine Tochter hat sehr lange vollgestillt. Fütterungsversuche mit dem Löffel hat sie verweigert. Mit ca. 9 Monaten hat sie sich in einem Apfel verbissen, den ihr Papa gerade gegessen hat. Sie hat es geschafft, Stücke abzubeissen, zu kauen und herunterzuschlucken. Birnengläschen vom Löffel hat sie immer noch verweigert. Wir haben die Gläschen mit Amaranth-Popcorn angedickt, ihr einen Löffel in die Hand gedrückt, den Hochstuhl weit weg von Teppichen und Möbeln gerückt und selbst essen lassen. Die Schweinerei war natürlich groß, aber sie hat es geschafft und es hat ihr sehr viel Spaß gemacht. Gemüsebrei mochte sie grundsätzlich nicht. Es ist aber völlig egal, ob die Vitamine und Ballaststoffe aus Obst oder Gemüse kommen, durch die Muttermilch ist eine Grundversorgung sowieso immer sicher gestellt. Unterwegs hat sie Reiswaffeln (ohne Salz) bekommen in die Hand bekommen. Sie lassen sich leicht abbeissen und mit Speichel werden sie zu einem Brei, den sie problemlos schlucken konnte. Im Reformhaus gibt es Dinkel-Knusperstangen, die mochte sie auch sehr gerne. Mit ca. 11 Monaten hat sie das erste Mal ein Stück Pizza probiert. Mit 12 Monaten konnte sie schon so gut mit dem Löffel umgehen, daß sie alleine Nudelsalat essen konnte. Ab diesem Zeitpunkt haben wir ihr immer von unserem Essen kleine Portionen zum Probieren angeboten. Sobald die Feinmotorik so weit entwickelt war, daß sie mit einer Gabel Stückchen aufspießen und in den Mund befördern konnte, haben wir ihr Löffel und Gabel gegeben.
Sie ißt mit 23 Monaten völlig selbständig - auch Suppe. Essen mit ihr ist völlig streßfrei, auch wenn ab und zu mal ein Becher umfällt und es zu Flecken auf der Kleidung kommt.
Zu ihren Lieblingsessen gehören Rotkraut, Sauerkraut, Kartoffeln, Nudeln, Tomatensaucen, Reis, Erbsen, Möhren, Frischkäse, Babybel, Fleisch, Joghurt, Quark und Reiswaffeln. Sie liebt Äpfel und phasenweise Bananen. Natürlich mag sie auch Brezel, Schokolade und Gummibärchen. Sie trinkt Wasser und Rotbuschtee. Es reicht, wenn wir ihr einen Becher hinstellen. Sie bedient sich selbst oder kommt zu uns, wenn sie etwas zu trinken haben möchte. Sie kann aus den Sigg-Trinkflaschen oder auch mit dem Strohhalm trinken.
Was sie nicht mag sind Auberginen, Paprika, Zucchini, Spargel, Pilze... Das macht aber gar nichts, ich esse ja auch nicht alles.
Meine Nichte wurde konsequent nach Plan gestopft. Erst mit Fläschchen (da ist noch was drin, das muß auch noch ins Baby, sonst verhungert es ja), dann mit Beikost. Sie ist nur 4 Monate jünger, kann immer noch nicht vernünftig selbst essen, läßt sich am liebsten füttern (das sieht aus wie bei Vögeln: Mund auf und reinschieben) und ist ziemlich kräftig. Alles eßbare in Reichweite muß vor ihr in Sicherheit gebracht werden, weil sie alles sofort in ihren Mund stopft. Essen gehen mit ihr ist ein Drama.
Wir wurden von meinen Schwiegereltern massiv mit Beikost unter Druck gesetzt: "Das Kind muß doch was vernünftiges essen." (Mit 5 Monaten waren das Butterkekse, Schokolade und Wiener Würstchen *würg*). Später wurden dann zuckerhaltige Alete-Babykekse gekauft, damit das Kind endlich mal was richtiges bekommt. Bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch im Sommer letzten Jahres wurde der Unterschied zwischen den beiden deutlich. Die beiden saßen nebeneinander in zwei Hochstühlen. Danach wurden wir gefragt, wie wir es geschafft haben, daß es mit dem Essen so gut klappt.
Ganz einfach: Wir haben ihre Bedürfnisse erfüllt und sie bei ihren Bemühungen um Selbständigkeit unterstützt.
Stillen ist immer noch ein Thema, es ist ihr sehr wichtig und sie darf auch nach der Geburt ihres Bruders im Oktober / November Tandemstillen, wenn sie das möchte. Die Vorteile der Muttermilch sind so extrem, daß wir dumm wären, wenn wir grundlos darauf verzichten würden.
Wir haben durch sie gelernt, daß Babys und Kleinkinder mehr können, als man ihnen normalerweise zutraut und es macht Freude zu sehen, wieviel ein Kind in diesem Alter schon kann, wenn man es nur läßt.
Unser Fazit: Es lohnt sich, wenn man die gängigen Normen bei natürlichen Entwicklungsprozessen ignoriert und auf die Bedürfnisse des Kindes achtet. Alles andere verursacht nur sinnlosen Streß bei Eltern und Kindern.
Wenn Du länger stillen möchtest, dann bietet sich z.B. eine Stillgruppe der La Leche Liga an. Wir haben sehr viel in den letzten 23 Monaten gelernt. Es war immer hilfreich zu sehen, daß andere "ungewöhnliche" Wege gegangen sind und die Kinder sich gut entwickelt haben - den Drohungen von Kinderärzten, Großeltern, Nachbarn und Bekannten zum Trotz.
LG
Claudia
Re: Beikost (etwas lang geworden)
so ein paar Löffelchen Gemüse sind doch in dem Alter völlig ok :o)
1) "Dürfen" darfst Du alles :o) Wenn Dein Kind nach Bedarf gestillt ist, wird es das solange *voll* tun, bis es eben LUST auf feste Kost hat. Der Dämon Eisenmangel kommt mE nicht wirklich oft vor bei Stillbabies, deren Mütter sich ausgewogen ernähren!
2) Wenn Deine Tochter propper ausschaut&bei Hitze häufiger stillt, dann hat sie einfach keinen Durst. Alexis bevorzugte das Trinken von nicht-Mumi erst mit dem Strohhalm, jetzt trinkt er aus dem Avent-Sportbecher.
3) es heisst BEIkost, nicht Ersatznahrung. Lass Dein Baby doch einfach soviel essen, wie es mag, danach stillst Du einfach. Vielleicht mag Dein Junges auch eher was "Festes" wie Kartoffelbröckchen oder so anstelle des Gläschenbreies?
Ohne den Zwang, irgendwas zu "ersetzen". Der Tag einer Mahlzeit ohne Stillen zum Nachtisch kommt gewiss :o))
Bei Alexis (1j2w) war es so - er stillte 7,5mt voll, fing dann mit Butetrbrot an u aß sofort vom Tisch mit. Erst nur die Beilagen, Nudeln, resi, Kartoffel, Gemüse, inzwischen isst er alles. Gestillt wird er weiterhin nach Bedarf, mal stillt er anstatt "am Tisch" zu frühstücken, mal wird eben das Mittagessen verstillt *G* ich sehe das nicht so eng + er gedeiht prima :o)
LG; Mélanie
Re: Beikost (etwas lang geworden)
Erst mal vielen vielen Dank für die zahlreichen und sehr interessanten Beiträge. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele antworten. Es ist beruhigend zu wissen, dass es auch anders geht, als "Gläschen nach Plan". Ich habe beschlossen, mir keinen Stress damit zu machen und werde meiner Tochter nur was anzubieten, wenn sie es wirklich möchte, wie z.B. wenn wir essen, will sie immer was von unseren Tellern haben. Das Stilllen macht uns beiden viel Spaß, deswegen werde ich es ohne schlechtes Gewissen fortsetzen und sie stillen, wann immer sie möchte. Habe nämlich echt schon daran gezweiffelt, ob das so richtig ist.
Schöne Grüße und nochmal danke!!!!
Uhura
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