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Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

Hallo!
Ich habe mir das Buch "Wir stillen noch" ausgeliehen und neben vielen guten Tipps und schönen Beschreibungen der Stillbeziehung mit älteren Babys und Kindern gibt es dort eine Sache, die mich sehr stört. Und die möchte ich euch nicht vorenthalten... :-)
Es ist die aus meiner Sicht sehr einseitige Betonung und Idealisierung von Mutter-Kind-Beziehung, die stark an der Bindungstherie von Bowlby angelehnt ist. Demzufolge ist die Mutter praktisch VERPFLICHTET in den ersten Jahren absolut die meiste Zeit mit dem Kind zu verbringen, ansonsten drochen Schaden in der Bindung und Entwicklung. Die einzige Ausnahme, wo die Mutter SICH NICHT SCHULDIG zu fühlen braucht, weil sie arbeitet und ihr Kind fremdbetreuen lässt, ist die finanzielle Notwendigkeit.
In den letzten Jahren wurde die Bindungstheorie einer Prüfung unterzogen und es wurde unter anderem festgestellt, dass mütterliche Berufstätigkeit keinen negativen Einfluß hat, vorausgesetzt, die Mutter-Kind- Beziehung ist intakt und die Betreuung qualitativ gut.
Ein Link zu dieser Problematik findet sich auch in meinem Profil.
Nun könnte man sagen, dass diese "Ausschließlichkeit" der Mutter in diesem Buch mit Stillen zusammenhängt, da es andernfalls nicht möglich wäre, das Kind nach Bedarf zu stillen. Dass es geht, haben, denke ich, auch viele in diesem Forum gezeigt. Auch Flasche mit MuMi kann man nach Bedarf geben, wie es unsere Tagesmutter gemacht hat.
Mich würde es interessieren, was ihr davon haltet. Jede, auch gegenteilige Meinung oder Erfahrung ist sehr willkommen, denn grau ist die Theorie, in der Praxis zeigt sich, was funktioniert und was nicht.
Danke und LG,
Antonia + Stillkind Robert (31 Monate)
Bisherige Antworten

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

hallo,
"Auch Flasche mit MuMi kann man nach Bedarf geben, wie es unsere Tagesmutter gemacht hat".
ich seh das so wie du. unsere tagesmutter hat es bei luca so gemacht, und bei merle nun wieder. ich hatte neulich die idee, die LLL zu fragen, ob sie nicht ein info-blatt fuer betreuerinnen von nach-bedarf-gestillten kindern rausgeben will. darf cih auf deinen input rechnen? gruss, lucia

PS: ich hatte bei dem buch

immer das gefuehl: wenn ich jetzt was zufuettere, stillt er sich sofort ab...*lol*...gruss, lucia

Re: PS: ich hatte bei dem buch

Finde ich interessant, dass jeder was _anderes_ in dem Buch gelesen hat. ;-)
Mir hat sich dieses Bild eingebrannt, wo sich die Mutter oben ohne die Haare über der Badewanne wäscht und das Kind (ca. 4-5 Jahre) stillt dabei. *g*
Was ich beruhigend fand war, dass schwierige Zeiten durch Stillen abgemildert werden.
LG Uta

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

Hallo Lucia,
das ist eine gute Idee mit dem Infoblatt! Du kannst gern bei mir nachfragen. Was ich Schade finde, dass viele Mütter, die arbeiten gehen, vielleicht aus der Unwissenheit abstillen oder zufüttern, weil sie sich nicht vorstellen können, dass es geht. Es ist eine Frage der Organisation (MuMi abpumpen, einfrieren, transportieren), aber es handelt sich meist nur um ein Paar Monate, bis das Baby anfängt auch andere Sachen zu essen, dann ist es deutlich entspannter, so war es zumindest bei uns.
LG Antonia

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

Hi Antonia,
ich hab nach meinem ersten arbeitstag ( 4. Monat/lebensmonat der Kleinen ) ausgerechnet Bowlby hervorgekramt - das hat mich ja echt runtergezogen *fg*
Natürlich ist das Schmarrn - mein Kind ist auch ohne meine durchgehende Präsenz ganz O.K. und mit dem Stillen hat das eh nichts zu tun ...
LG Gala

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

Und was ist mit den Vätern? Was mit anderen Betreuungspersonen - auch innerhalb einer (evtl. grösseren) Familie? Wo in all diesen Bindungstheorien sind die Geschwister? Sorry, aber seit ich selbst ein Kind habe, nervt mich diese Mama-Kind-Exklusiv-Beziehungskonstruktion gewaltig. Zumal es halt so schön in den Zustand der westeuropäischen höheren Gesellschaftsschichten zur Zeit der Entstehung der Psychoanalyse passt: so ist es bei uns, also kann/darf es nicht anders sein... grässlich. Ich bin durchaus der Auffassung, dass Betreuungspersonen in den ersten Jahren so wenig wie möglich wechseln sollten, aber warum es nur eine sein sollte und warum das ausgerechnet unbedingt die Mutter sein soll, ist mir ein Rätsel. Mit mir als Mutter wäre es sicher nicht die beste Lösung, ich wäre einfach nur abgenervt. Zur Zeit hüpft Simon morgens der Tagesmutter freudig entgegen ohne sich umzuschauen - und nachmittags dem abholenden Elternteil - und abends dem zweiten Elternteil, das nach der Arbeit nach Hause kommt. Das sieht mir nicht nach einem schweren Schaden aus.
LG Iris

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

"Zur Zeit hüpft Simon morgens der Tagesmutter freudig entgegen ohne sich umzuschauen - und nachmittags dem abholenden Elternteil - und abends dem zweiten Elternteil, das nach der Arbeit nach Hause kommt. Das sieht mir nicht nach einem schweren Schaden aus."
Ersetze "Simon" durch "Wiebke", und der Spruch hätte zu ziemlich jeder beliebigen Zeit der letzten anderthalb Jahre von mir sein können ;-).
Daß ich "erst" zu Wiebkes erstem Geburtstag wieder arbeiten konnte lag weniger an mir, als vielmehr an einem ziemlich hinterhältigen Chef (der dann zum Glück kurz vor besagtem Geburtstag gegangen wurde). Ich hätte mir gewünscht, schon deutlich früher wieder in Teilzeit zu arbeiten.
Mein Bauchgefühl hat von Anfang an gesagt, daß ich mir für Wiebke einige feste Bezugspersonen wünsche, zu denen sie eine gute Beziehung hat. Ich habe sie nie mit jemandem alleine gelassen, mit dem sie keine gute Beziehung hatte, aber von der festen Bindung an genau eine Person halte ich einfach nichts.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß exakt eine Hauptbezugsperson für ein Kind wirklich besser ist als verschiedene Bezugspersonen, die verschiedenen Input geben, und von denen immer jemand da ist ... auch wenn die Mama mal ein paar Stunden zum Zahnarzt etc. muß, oder ihr einfach mal die Decke auf den Kopf fällt und sie das Bedürfnis nach einem kinderlosen Vollbad oder einer Shoppingtour verspürt ;-).
Das besagte Buch habe ich bisher nie gelesen, nur viel Gutes drüber gehört. Wenn es allerdings so daher kommt ist es vielleicht besser, daß ich es nicht gelesen hab ;-).
Schöne Grüße, Meike (die jetzt mal losfährt, ihr Kind von den Spielkameraden bei der TaMu zu "erlösen" ;-)

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

"Wenn es allerdings so daher kommt ist es vielleicht besser, daß ich es nicht gelesen hab ;-). "
Nee, nee, schon alleine die Bilder sind umwerfend. *lol*
Genial fand ich auch den Abstilltipp: "Nicht anbieten, nicht ablehnen." Das machen wir nun schon seit 4 Jahren, wobei ich mir auch erlaube, ab und zu abzulehnen. :-)
LG Uta :-)

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

Ich glaub, die Autorin hat auch keinerlei Angaben dazu gemacht, wie lange frau diese Taktik anwenden muß :-))
LG
Susanne

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

Hallo Uta, hallo Susanne,
Gibt's da eigentlich Angaben, in welcher Altersklasse diese "Abstilltaktik" am Besten funktioniert? Ich durte ja selbst zwischen dem 6. und 18. Lebensmonat oft offensiv die Brust anbieten, weil Wiebke sich sonst locker abgestillt hätte, damals war so viel anderes interessant (und den Hunger kann man eh viel besser mit anderen Leckereien stillen ;-).
Spätestens zum 2. Geburtstag hin ist das aber umgeschlagen. Die Bedeutung vom Stillen als Nahrung ist völlig weg (abgesehen von ganz seltenen MD-Infekten), dafür ist das Stillen als Mama- und Kuschel-Zeit inzwischen scheinbar ihr unabänderliches Grundrecht, das fordert sie inzwischen energisch und zuverlässig täglich ein.
Das wundert mich vor allem, da die Milch schon seit bald 10 Wochen ziemlich weg ist und sie sich ja auch auf 1x/Tag beschränkt (außer am WE wenn ich nicht arbeite *g*). Ich hab so viel von mangelndem Still-Interesse in der SS gelesen und hab eigentlich fast damit gerechnet, daß mein "großes" Wenigstill-Kind auch keinen Bock mehr hat, aber Pustekuchen, inzwischen glaub ich, daß sie tatsächlich im März noch mit Nr. 2 um die Wette stillen will ;-).
Schöne Grüße, Meike mit Wiebke (2J 8M, und von Anfang an mit "altersgruppen-untypischen" Stillgewohnheiten) und Untermieter (15. SSW)

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

Hallo Iris,
was du schreibst, könnte auch von mir stammen. :-) Ich bin fest überzeugt, dass ich eine bessere Mama bin, wenn ich eben nicht den ganzen Tag mit Robert verbringe. Ich habe dann vielmehr Geduld und Lust etwas zu unternehmen. Dagegen war ich an den Tagen, wo wir nur alleine zu zweit waren irgendwann so fertig von lauter "Animateurin fürs Kind spielen", dass es weder ihm noch mir gut getan hat.
Eine Familie haben wir hier nicht, die wohnt fast 1000 km weg, deswgen begrüßte ich sehr, dass Robert eine zweite Familie bei seiner sehr lieben Tagesmutter hatte.
Wie heißt es so schön? "Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen" (oder so ähnlich *g*).
LG Antonia

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

Hallo Antonia,
komisch, DAS habe ich gar nicht gelesen. Es liest halt jeder, was er lesen möchte (wenn du verstehst, was ich meine) ;-)
Ich habe das Buch gelesen, da war Tom noch Baby und ich war eher von den Bildern im hinteren Drittel des Buchen etwas irritiert. *lol*
Alles in Allem finde ich das Buch aber recht sachlich und mental beruhigend und würde es mit gutem Gewissen weiterempfehlen (aber nicht unbedingt unter 1 Jahr oder so ;-))
LG Uta

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

Hallo Uta!
Ja, ich verstehe gut. *g* Es liegt bestimmt auch an meiner jetzigen Situation: bin auf der Suche nach einer neuen Stelle, es wird voraussichtlich eine Vollzeit-Stelle sein und Robert hat grade in der Krippe angefangen. Und so wie wir Mütter halt sind und klar das beste für unsere Kleinen wollen, lassen wir uns immer wieder wider besseren Wissens verunsichern. So war es auch bei dem Buch, das mich ausgerechnet diese Sache gestört hat. Ansonsten halte ich das Buch für sehr gut und würde es auch weiter empfehlen.
LG Antonia

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

Hallo antonia, mich hat das genauso gestört, andere teile des Buches fand ich gut.
So viel ganz kurz dazu,
LG
Susanne

Re: Ambivalente Gefühle wg. Buch: "Wir stillen noch"..

Da haste schon Recht, ich finde das passt auch gar nicht zu dem eigentlich natürlichen Umfeld eines Menschenbabys, nämlich in einer großen Sippe bzw. Dorfgemeinschaft, wo das Baby von einer Hand zur anderen geht, wie z.B. bei Liedloff beschrieben.
Der heutige Kernfamilien-Zustand in unserer Gesellschaft ist doch mehr als fragwürdig und wenn man ihn nur durch außerfamiliäre (enge) Betreuungspersonen ausweiten kann finde ich das immer noch besser als ausschließliche Mutterbetreuung - wobei ich eher ein Beispiel für letzteres bin *g* (Oma-Betreuung mal ausgenommen).
LG
Doro
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