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@teletubbie wegen Pseudomonas, bitte

Hallo Lucia,
ich muss Dich nochmals ansprechen, da es mir keine Ruhe kässt.
wir waren heute beim anderen Arzt und der hat unsere Sorgen noch verstärkt.
er meinte dieses Bakterium sei sehr gefährlich, da es die Gehörknöchel und das Knochenmark angreift und nur sehr schwer zu bekämpfen ist.
als Beispiel nannte er einen Mann, der nach einem Beinbruch Pseudomonas hatte, das Bein musste amputiert werden.
was können wir Deiner Ansicht nach machen?
Ausser lokales Antibiotikum?
gibt es noch andere Methoden?
Bitte melde Dich doch nochmal.
Danke von Imke
Bisherige Antworten

Re: @teletubbie wegen Pseudomonas, bitte

Hallo Imke,
wie Lucia schon geschrieben hat: P. aeruginosa ist ein wirklich hartnäckiger Keim, der überall in der Umgebung vorkommt (z.B. im Boden, im Wasser auf Nahrungsmitteln usw.).
Wenn ein Patient wiederholt eine hartnäckige Pseudomonas-Infektion hat, dann gibt es zwei Möglichkeiten:
1. der Patient hat eigentlich ein gesundes Immunsystem (ist "immunkompetent"). Immunkompetente, die entsprechend veranlagt sind, erwerben Pseudomonasinfektionen häufig im Krankenhaus (in Folge z.B. einer Operation). Aber auch beispielsweise eine Mittelohrentzündung nach Schwimmbadbesuch kann der Auslöser sein.
2. der Patient hat eine Störung des Immunsystems (ist "immunkompromittiert"). Häufige Pseudomonasinfektionen können ein erster Hinweis auf eine Immunsystemstörung sein. Es kann ein angeborener Immundefekt vorliegen (da gibt es viele verschiedene Formen, die teilweise leicht behandelbar sind, teilweise etwas schwieriger), oder aber die Immunsystemstörung ist eine Begleiterscheinung (z.B. bei Verbrennungen, bei Früh- oder Neugeborenen, aber auch z.B. bei Mukoviszidose).
Die Ärzte müssen natürlich abklären, was genau die Ursache ist. Sie dürfen nicht das Risiko eingehen, eine schwerwiegende Erkrankung zu übersehen. Weiterführende Untersuchungen dürfen aber zumeist nur gemacht werden, wenn eine entsprechende Verdachtsdiagnose vorliegt (ist ein abrechnungstechnisches Problem). Aus diesem Grund wird sehr häufig der Verdacht auf irgendetwas Schlimmes geäußert, ohne dass sich diese Diagnose letztlich bestätigt.
Es ist jetzt zunächst einmal wichtig, dass die Ursache für die wiederkehrenden Infektionen bei Joshua gefunden wird. Vielleicht ist die Ursache ganz harmlos. Vielleicht handelt es sich aber auch tatsächlich um eine Immunschwäche (Wurden eigentlich schon irgendwelche Blutuntersuchungen dazu gemacht? Antikörperspiegel? Komplement?). Hier ist es dann evtl. so, dass Joshua durch die Gabe des richtigen Medikamentes schnell geholfen werden kann. Die Ärzte werden natürlich auch in Richtung Mukoviszidose
forschen, da Joshua "familiär vorbelastet" ist. Der Allgemeinzustand von Kindern mit (unbehandelter) Mukoviszidose ist allerdings in der Regel nicht so gut, dass sie als fröhlich und ausgeglichen - wie Joshua - beschrieben werden können. Sie haben oft massiv mit Verdauungsstörungen, Wachstumsrückständen etc. zu kämpfen.
Was die Behandlung der Pseudomonasinfektion angeht, so frage bitte einmal bei den Ärzten nach, ob sichergestellt ist, dass der Erreger, mit dem Joshua kämpft, nicht gegen das Antibiotikum resistent ist. P. aeruginosa ist ein Bakterium, welches leider gegen sehr viele Antibiotika resistent sein kann (Welches Antibiotikum bekommt er denn z.Zt.?). Bitte gegebenfalls darum, dass eine Resistenzbestimmung durchgeführt wird. Darin wird das Resistenzverhalten genau dieses Stammes, der bei Joshua die Beschwerden verursacht, gegenüber verschiedenen Antibiotika untersucht.
Ich hoffe, Joshua geht es bald besser. Ich wünsche euch jedenfalls alles Gute und mach' dir nicht zu viele Sorgen!
LG, Viola

@viola :-)

das ist ja eine sagenhaft gute antwort *malaufdieschulterklopf*!
ob lucia sich dann doch mal ans gebähren gemacht hat? ;-)
LG gonschi

Ich wünsche es lucia jedenfalls! :-) LG

Re: @teletubbie wegen Pseudomonas, bitte

liebe Viola,
ich danke Dir sehr für die Mühe die Du Dir gibst und für die ausführliche Antwort.
Hier das Antibiotikum das er bekommt:
Ciloxan, Wirkstoff: Ciprofloxacinhydrochlorid
Muss das Röhrchen wohl entfernt werden?
Bisher wurden keine Blutuntersuchungen gemacht, ist das ein Versämnis des Artzes?
Soll ich ihn darauf ansprechen?
Danke für Deine Mühe, ich fühl mich so hilflos.
Lg Imke

Re: @teletubbie wegen Pseudomonas, bitte

Hallo Imke,
zunächst einmal ist Ciprofloxacin eines der wirkungsvollsten Antibiotika gegen P. aeruginosa (wurden noch andere Pseudomonaden nachgewiesen?). Dennoch weisen etwa 10-20 % der bekannten Stämme eine Resistenz gegen dieses Antibiotikum auf. Du hattest unten geschrieben, dass Joshua schon recht lange das Ohr gespült bekommt, ohne dass eine Besserung eintritt. Ich denke, du solltest daher den Arzt bitten, die Resistenzbestimmung durchführen zu lassen. Meiner Kenntnis nach wird dies eigentlich bei Kindern unter 5 Jahren eh dringend empfohlen (BfArM=Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte), da das Medikament für Kleinkinder nur sehr bedingt geeignet ist. Vielleicht solltest du den behandelnden Arzt da auch mal fragen, über einen wie langen Zeitraum man einen Gyrasehemmer (zu dieser Antibiotikagruppe gehört Ciprofloxacin) überhaupt bei einem Kind in Joshuas Alter anwenden darf.
Unter Umständen ist es auch eine Mischinfektion verschiedener Bakterien, die Joshua zu schaffen macht. Dies würde den Heilungsprozess zusätzlich erschweren. Ich befürchte, dass das Röhrchen tatsächlich entfernt werden muss, da sich einige Bakterien auf derartigen Oberflächen sehr breit machen und diese mit Hilfe von Antibiotika auch nicht zu entfernen sind.
Wenn noch keine Blutuntersuchungen gemacht worden sind, dann halte ich es für sehr gewagt, die Verdachtsdiagnose "genetisch bedingter Immundefekt" in den Raum zu stellen. Ich weiß natürlich nicht, wie das genaue klinische Bild aussieht (Was meinst du z.B. damit, dass die Schleimhäute betroffen sind?). Aber ein Immundefekt ist ohne Blutuntersuchungen nicht nachweisbar. Es ist daher aus meiner Sicht nicht falsch, wenn du den Arzt um die Abklärung des Immunstatus bittest. Schließlich hat er eine beunruhigende Diagnose in den Raum gestellt, die der Klärung bedarf.
Ich kann gut verstehen, dass du dich hilflos fühlst. So würde ich mich in dieser Situation ebenfalls fühlen.
LG, Viola

Re: @teletubbie wegen Pseudomonas, bitte

Liebe Viola,
ich danke Dir sehr für Deine Antwort, ich kann dies alles nicht nachvollziehen.
hier das Ergebnis des Abstriches:
keine leukozyten
mäßig viel gramneg. Stäbchen
vereinzelt grampos. Kokken
Kulturbefund:
1.) Pseudomonas aeruginoas (reichlich)
2.) staphyloccus aureus (mässig viel)
Pilzkultur: negativ
Heisst das, das der pseudomonas richtig dick im Ohr ist?
Viola, was hat das für Folgen?
Der Arzt meinte, das die Gehörknöchel angegriffen werden.
In welchem Zeitraum geschieht das?
Dienstag haben wir einen Termin im Kh zur Vorstellung.
Wenn er sich das im Kh geholt hat, ist der Keim seid Anfang Dez. dort.
Ist das ein gefährlicher Zeitraum?
Ich danke Dir unendlich für deine Mühe
Imke

Re: @teletubbie wegen Pseudomonas, bitte

ich hab dir gestern noch ne email geschrieben. gruss,lucia, mit wehen :-)))

Re: @teletubbie wegen Pseudomonas, bitte

Liebe Lucia,
ich habe sie gerade gefunden, ich danke Dir und Viola sehr für Eure Auskünfte.
Ich fühle halt völlig allein auf weitwer Flur und habe das Gefühl zuzusehen, wie diese Keime das Ohr meines Kindes zerfressen.
Aber nun wünsche ich Dir eine wunderschöne Geburt, feiere ein Geburtsfest.
Alles Liebe von Imke

Re: @teletubbie wegen Pseudomonas, bitte

Liebe Imke,
hier eine Erläuterung zu dem Befund (könnte vielleicht von allgemeinerem Interesse sein, wie man solche Befunde zu verstehen hat).
Man nimmt normalerweise einen Abstrich und untersucht, welche Gruppen von Zellen in wie großer Menge in dem Abstrich vorkommen (gibt zunächst nur einen groben Überblick). Dann nimmt man etwas von diesen Zellen und lässt sie auf speziellen Nährmedien wachsen (d.h. man legt eine Kultur an). Jetzt kann man genauer aufschlüsseln, um welche Zellen es sich im konkreten Fall handelt.
Zu den Leukozyten: Dies sind die weißen Blutzellen. Sie gehören zum Immunsystem und betätigen sich als große "Müllfressmaschinen". Immer, wenn gefährliche Keime eindringen, kommen diese Fresszellen und töten und vertilgen die Bakterien. Je mehr Leukozyten also anzutreffen sind, desto schlimmer ist in der Regel der Entzündungsprozess. Man kann den weißen Blutzellen sogar mit bloßem Auge zuschauen. Das, was wir als Eiter wahrnehmen, ist eine Ansammlung abgestorbener weißer Blutzellen und abgetöteter Bakterien.
Zu den Bakterien: Die Bakterien lassen sich grob in verschiedene Gruppen einteilen. Es gibt grampositive Bakterien (sehen nach einer bestimmten Färbung blau aus) und gramnegative (sehen nach Färbung rot aus). Außerdem gibt es Stäbchen (d.h. Bakterien, die stäbchenförmig aussehen) und Kokken (Bakterien, die kugelförmig aussehen) und noch ein paar andere, die hier aber keine Rolle spielen. Man sucht also zunächst nach den groben Unterscheidungen: grampositive Stäbchen, gramnegative Stäbchen, grampositive Kokken, gramnegative Kokken.
Bei Joshua wurden mäßig viele gramnegative Stäbchen gefunden. Diese wurden dann angezüchtet, um sie genauer untersuchen zu können. Dabei hat das Labor festgestellt, dass von den gramnegativen Stäbchen viele Pseudomonaden sind (daher dann der Befund P. aeruginosa reichlich). Die restlichen gramnegativen Stäbchen werden harmlose Körperbewohner sein.
Ähnlich sieht es bei den grampositiven Kokken aus. Hier zeigte sich bei der genaueren Untersuchung, dass Staphylococcus aureus einen größeren Anteil ausmacht, als dieser Stamm es bei gesunden Patienten eigentlich tun sollte (daher dann der Befund Stapylococcus aureus mäßig viel).
Ich habe schon eine solche Mischinfektion vermutet. Ciloxan ist eigentlich das Mittel der Wahl bei diesen beiden Bakterien. Allerdings wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eben genau bei Infektionen mit diesen beiden Bakterien die Resistenzbestimmung gemacht werden muss. Zitat: "Bei Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus aureus sind bakteriologische Resistenzbestimmungen durchzuführen, deren Ergebnis im Zusammenhang mit dem klinischen Erscheinungsbild über die Fortführung der Therapie entscheidet." (Sorry, wenn ich mich da wiederhole, aber das ist mir ein echtes Anliegen, dass diese Untersuchung durchgeführt wird. Sie wird leider so häufig versäumt und könnte den Patienten viel Kummer ersparen.).
Der Zeitraum, seit dem Joshua sich mit dieser Infektion herumschlägt, wird euch sicherlich schon sehr lang vorkommen. Leider ist dies aber kein Einzelfall. Solche Infektionen ziehen sich sehr oft sehr lang hin. Wann eine solche Infektion dann gefährliche Folgen nach sich zieht, ist vom Einzelfall abhängig. Ich werde dir gleich noch eine Mail dazu schreiben.
LG, Viola

empört bin

Liebe Imke,
das finde ich ja sehr sensibel von Eurem Arzt gleich Amputationsgeschichten zu erzählen !
Was besseres ist ihm nicht eingefallen ??
Ich hoffe, Euch kann schnell und gut geholfen werden und keiner droht mehr mit solchen Horrorstories !!
LG Carolin.

Re: empört bin

,,,Hallo
man sollte mögliche Gefahren ernst nehmen. Nicht alles als "Horrorstory" abtun was tatsächlich passieren könnte, nur weil es einem nicht in die Philosophie passt
LG Sabine

Re: empört bin

Das hat mit Philosophie gar nichts zu tun ! Ich akzeptiere voll und ganz was der Arzt rät, ich bin nicht vom Fach und würde mir bei so gravierenden Diagnosen kein Urteil erlauben.
Ich finde es einfach nur unsensibel den sowieso schon ganz besorgten Eltern auch noch von Amputation zu erzählen.
Das baut sie nicht auf !
LG Carolin.
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