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@Felidae und andere Laborkundige

Hallo Karen,
hab da mal eine Frage, du bist zwar Medizinerin und keine Biologin ;-), aber vielleicht weißt du ja trotzdem Bescheid - meine Freundin ist Biologin und muss zeitweise wieder im Labor arbeiten, wenn ihr Kleiner ca. 8 Monate alt ist.
Sie macht dort DNA-Analysen und angeblich sind die Substanzen, mit denen sie arbeitet, zu gefährlich, um weiter stillen zu können, deshalb plant sie bis dahin langsam abzustillen, sie tut es aber ungern.
Man darf wohl auch nicht in dem Labor arbeiten, wenn man schwanger ist.
Weißt du vielleicht, bei welchen Substanzen es tatsächlich gefährlich sein könnte mit dem Stillen und warum?
Sie meinte schon, dass den Teil ihrer Arbeit auch ihre TA machen könnte, aber der traut sie nicht so ganz *g* - es geht dabei um ihre Doktorarbeit, deshalb will sie natürlich auf Nummer Sicher gehen.
Aber schade wär`s schon, wenn sie deswegen abstillen muss!
Ich könnte die Substanzen auch nochmal nachfragen, aber vielleicht kennst du dich ja allgemein mit den Richtlinien aus?
Oder sonst jemand hier? :-)
LG
Doro
Bisherige Antworten

Re: @Felidae und andere Laborkundige

Hi Doro!
Grundsätzlich gibt es zu Gefahrstoffen, mit denen man bei der Arbeit zu tun haben kann, eine Gefahrstoffverordnung, die regelt, wer, wann, wie unter welchen Umständen und Sicherheitsvorkehrungen wie was arbeiten darf.
Darin ist auch geregelt, mit welchen Stoffen Frauen generell, schwangere und/oder stillende Frauen nicht arbeiten dürfen.
Hat man beruflich mit Gefahrstoffen zu tun, bekommt man normalerweise von seinem Arbeitgeber ein bis mehrere Infoblätter, auf denen genau drauf steht, wie was geregelt ist. Deren Empfang muss man in der Regel mit Unterschrift quitieren.
Da man auf Grund seines Geschlechtes nicht benachteiligt werden darf, muss einem der Arbeitgeber für die Zeit einer Schwangerschaft, bzw. der Stillzeit Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, in denen man ohne Kontakt zu diesen Gefahrstoffen arbeiten kann. Geht das nicht, hat man einen Anspruch auf eine andere, äquivalente Tätigkeit.
So zumindest die Theorie, im Unialltag sieht das oft anders aus. Da ist eben immer alles sehr von Fachgebietsleiter abhängig und wie der so drauf ist. (Im Maschinenbau ist Quecksilber immer ein riesen Thema...)
Völlig unabhängig von den Chemikalien, mit denen sie direkt zu tun ha, höchstwahrscheinlich darf ihr Chef sie schlicht und ergreifend nicht mal ins Labor reinlassen, solange er weiss, dass sie noch stillt.
Verheimlicht sie ihm das, bzw. belügt sie ihn, trägt sie die Verantwortung für mögliche Folgeschäden ganz alleine. Zum einen finanziell, zum anderen kann ihr sogar ne Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung an ihrem Kind blühen, wenn das irgendwelche Schäden nimmt.
Da wär ich persönlich sehr, sehr vorsichtig.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Meine Meinung nach gibts da nur 3 Möglichkeiten:
-Arbeit aufschieben (sicherlich ganz schlecht)
-jemand Zuverlässigen suchen, der die Arbeit in diesem Labor für sie übernimmt.
- Abstillen.
LG,
Darla

Re: @Felidae und andere Laborkundige

Hallo Doro,
bei der Doktorarbeit wichtige Analysen in fremde Hände zu geben ist tatsächlich eine heikle Sache. Andererseits rate ich unseren Doktoranden immer, damit frühzeitig anzufangen. Spätestens als Postdoc _muss_ man auf die Arbeit seiner Mitarbeiter vertrauen. Wenn man nicht dazu in der Lage ist, auf seine Technischen Assistenten zu vertrauen, wird man nie eine Laborleitung übernehmen können. Allerdings weiß ich aus der eigenen Erfahrung, dass man manch heikle Sachen wirklich besser nicht aus den Fingern gibt...
Zu deiner Frage nach den Stoffen: Das Gebiet der DNA-Analyse ist sehr groß. Es gibt eine Reihe gefährlicher Stoffe, die dabei eingesetzt werden. Am gebräuchlichsten sind die potentiell cancerogenen (also krebserregenden) Farbstoffe, z.B. Ethidiumbromid. Außerdem wird häufig eine radioaktive Markierung eingesetzt. Dann ist noch entscheidend woher die DNA stammt. Bei uns wird sie z.B. aus bestimmten Bakterien der Gefahrenklasse S2 gewonnen. Ich durfte die entsprechenden Labore somit mit Beginn der Schwangerschaft in erster Linie wegen der Radioaktivität und der S2-Vorschriften nicht mehr betreten.
Nun ist es aber so, dass sich jeder Mitarbeiter im Labor hinreichend davor schützen muss, die entsprechenden Stoffe selbst nicht aufzunehmen. Zum Schutz vor den cancerogenen Stoffen werden Handschuhe aus Nitril (wichtig: nicht Latex!) getragen und beim Umgang mit Radioaktivität ist das Tragen eines Dosimeters Pflicht, welches eine überhöhte Belastung anzeigt. Beim sachgemäßen Umgang mit den Stoffen sollte es also zu keiner Inkorporation kommen (alles andere wäre ein meldepflichtiger Laborunfall!). Anders als in anderen chemischen Laboren werden bei der DNA-Analyse normalerweise keine Substanzen inhaliert. Wenn aber keine Stoffe aufgenommen werden, können auch keine in die Muttermilch übergehen. Mir ist daher nicht bekannt, dass die Laborarbeit grundsätzlich ein Hinderungsgrund für das Stillen ist.
Es ist zwar richtig, dass man in der Schwangerschaft diese Analysen nicht machen darf, aber das ist eher mit dem Röntgen zu vergleichen. In der Schwangerschaft darf nicht geröntgt werden, in der Stillzeit ist dies hingegen möglich, da die Strahlung ja nicht vom Körper gespeichert und weitergegeben wird.
Vielleicht fragst du nochmal bezüglich der Substanzen nach (würde mich interessieren, welche Substanzen deine Freundin konkret fürchtet). Einige Substanzen können heutzutage auch durch weniger gefährliche ersetzt werden. Die weniger gefährlichen Stoffe sind häufig etwas teurer und viele Labore haben damit weniger Erfahrung und setzen sie daher ungern ein. Vielleicht ist es aber möglich, dass im Fall deiner Freundin das Risiko durch eine Substitution der Chemikalie minimiert wird?
Normalerweise gibt es an jeder Uni einen Sicherheitsbeauftragten. Vielleicht kann deine Freundin mit einem solchen Kontakt aufnehmen und sich eine weitere Unterweisung (sie wird bereits eine erhalten haben) im Umgang mit den gefährdenden Stoffen geben lassen und auch nach der Vereinbarkeit des Stillens mit der entsprechenden Tätigkeit fragen?
LG, Viola

Re: @Felidae und andere Laborkundige

Hallo Viola,
es geht in erster Linie wohl um Silberbromid und Phenol, bzw. alle Stoffe, die zum Einfärben des Gels bei der DNA-Analyse verwendet werden.
Von den Nitril-Handschuhen wußte meine Freundin, meinte aber, die wären sehr teuer (?)
Sie hat keine genauen Vorschriften bekommen und auch kein direktes Verbot, sie orientiert sich an den S- und R-Sätzen, die sie gelernt hat.
Sie meinte aber auch, wenn ihr Sohn z.B. die Flaschenmilch nicht akzeptieren sollte und sie gar nicht abstillen kann, dann würde sie die Analysen eben nicht machen...weiß jetzt auch nicht, wie wichtig ihr das Ganze ist.
Wegen der TA, da hat sie wohl eine eher Unzuverlässige, sonst hätte sie damit kein Problem, denke ich... ;-)
LG
Doro

Re: @Felidae und andere Laborkundige

Hi Doro
bei mir stellt sich die frage auch ob ich abstillen muss wenn ich wieder arbeiten anfange. (Chem. Labor)
Nachdem hier keiner mir raten konnte habe ich mich an LLL gewandt, die haben mich aber dann auch an embryotox verwiesen.
Es ist wohl so dass es nicht grundsätzlich unmöglich ist im Labor zu arbeiten, das kommt auf den Einzelfall drauf an und muss telefonisch abgeklärt werden.
LG Alex

Re: @Felidae und andere Laborkundige

Zusätzlich zu allem anderen: Ich hab mir im Labor immer ganz prima mit fitten Diplomanden bzw. Mit-Doktoranden bzw. dem Zivi behelfen können. Ist das was ? LG, Regentrude

Re: @Felidae und andere Laborkundige

Hallo,
problematisch sind vor allem besonders fettloesliche Substanzen; wichtig waere halt zu wissen, um welche Stoffe es sich handelt. Ein Versuch waere es wert, z.B. diesbezueglich auch mal Embryotox zu kontaktieren.
Hast Du mal in den Mutterschutzrichtlinien nachgesehen ? Meines Wissens nach sind dort auch einige Stoffe aufgefuehrt, denen schwangere und stillende Frauen nicht ausgesetzt werden duerfen / sollten.
(Zum Glueck) sind die Richtlinien zur Schutz der Mutter recht streng; es gibt ja sicher auch viele Frauen, die z.Zt. der Schwangerschaft / Stillzeit auch gar nicht in solchen Bereichen arbeiten wollen.
Aus meinem Arbeitsbereich (OP / Narkose) ist es auch recht "streng", wobei ich persoenlich keine Probleme haette, mich zumindest jenseits des 1. Trimenons wieder in den OP zu stellen. Ebenso wuerde ich auch in der Stillzeit trotzdem Gasnarkosen (ausser Lachgas) machen, da die Konzentration minimal waere. - Aber: das waere MEINE persoenliche Entschedung.
Der Arbeitgeber ist da rechtlich auch an die Vorschriften gebunden.
Konkret wuerde ich da - wenn Substanzen bekannt - z.B. an Embryotox wenden - zumindest haetten die eine Idee, wer dazu definitivere Aussagen machen kann.
LG, Karen
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