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"Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Kann mir mal jemand sagen, wieso die Leute immer gleich die Panik kriegen, wenn ihr Kind nach spätestens 8 Wochen "immer noch nicht" durchschläft?!?
Ich krieg langsam Anfälle, wenn ich lese, was den Kleinen dann alles reingedrückt wird - mal ein Fläschchen Kunstmilch abends (am besten 2er o.ä. wertvolles Zeug) oder gleich `nen dicken Brei oder oder oder...
Bevor ich ein Kind hatte dachte ich auch die schlafen dann bald mal durch, aber Julius stillt seit Geburt nachts alle 2-3 Stunden und irgendwann hab ich mir gesagt, ok, so ist es halt und er braucht es wohl - was ist daran so schwierig?
Klar schlaucht das, aber ich stopf mein Kind doch nicht abends extra voll, damit es nachts "besser" schläft (find ich besonders witzig als Begründung).
Bei uns Erwachsenen heißt es immer: nicht mit vollem Magen ins Bett, bei den Kleinen wird da aber ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen, nur damit die irgendeiner hypothetischen Norm entsprechen bzw. die Eltern ihre Ruhe haben.
Sorry für meine harten Worte, aber ich les ständig solche Postings und krieg jedesmal `nen dicken Hals - hat aber keinen Sinn in den Ursprungsforen zu posten, da wird man nur gesteinigt - also lass ich`s bei euch aus in der Hoffnung auf Verständnis zu stoßen *g*
LG
Doro+Julius 20w
Bisherige Antworten

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Doro,
es ist mit dem Durchschlafen so, mit dem Abstillen, der Beikosteinführung, der Idee, wann ein Kind einen Babysitter akzepieren können muss, und und und: Immer sind es die Bedürfnisse der Erwachsenen, die bestimmen, ab wann ein Kind angeblich irgendetwas können oder ertragen muss. Ich habe den Eindruck, die Mehrheit denkt so, und es geht mir riesig auf die Nerven. Weil mir die dressierten Kinder leid tun und weil ich langsam in Erklärungsdruck gerate, wegen vieler Dinge, die für mich selbstverständlich sind.
Liebe Grüße
Tini

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Liebe Tini,
ich verstehe, was Du meinst. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Bedürfnisse des Kindes ab einem gewissen Alter nicht das Maß aller Dinge sein können. Wichtig sind die Bedürfnisse der ganzen Familie, und die unter einen Hut zu bringen ist nicht immer ganz einfach. Manchmal muss da auch das Kind ein wenig zurückstecken. Ich denke aber, wenn das zum Wohl der Familie als System und nicht zum egoistischen Wohl eines oder beider Elternteile geschieht, kann ein Kind sehr wohl damit umgehen. Schlimm ist es, wenn ausschließlich die Bedürfnisse der Erwachsenen zählen und dann so getan wird, als stünde das Wohl des Kindes im Vordergrund ("Es ist für sie/ihn wichtig durchzuschlafen" oder "Er/sie braucht jetzt andere Kost").
Liebe Grüße
Madeleine

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Liebe Madeleine,
sicher nicht auf Kosten der Familie.
Aber ich finde, dass wir unseren Kindern die Zeit goennen sollten gross zu werden. Lieve muss jetzt noch nichts und ja, das geht auf Kosten unserer Beziehung. Bzw. wuerde gehen, wenn wir darueber nicht reden wuerden.
Denn ich bin muede, weil sie nicht durchschlaeft und sie bestimmt den Tagesablauf.Wenn mein Mann abends nach Hause kommt, liege ich meist schon im Bett, weil er keinen 9-17Uhr-Job hat.
Aber, das haben wir uns so ausgesucht!! Niemand zwingt uns!
Und, es ist nicht fuer immer und schneller als man denkt, sind sie gross.
Allerdings haengt mir dann Kind Nr.2 am Busen (hoffentlich)
LG, Ana,
die noch ihr ganzes Leben vor sich hat und die Zeit jetzt zwar anstrengend findet und auch moechte, dass ihre Tochter mal durchschlaeft, aber trotzdem sehr geniesst und nichts aendern wuerde!!
Sollte mir ein Dachziegel vorzeitig auf den Kopf fallen, dann ist das Schicksal. Nur, weil die Moeglichkeit theoretisch besteht, dressiere ich Lieve nicht

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Ana,
was das Durchschlafen angeht, gebe ich Dir recht. Ich möchte Dir aber ein Beispiel aus unserem Leben nennen. Ben geht seit seinem ersten Geburtstag in die Kita. Generell glaube ich, dass es eher seinen Bedürfnissen entsprechen würde, wenn ich mit ihm zusammensein könnte. Für unsere Familie ist dieses Modell aber aus mehreren Gründen nicht machbar, vor allem, weil ich unser Geld verdiene und sich mein Mann eine Existenz aufbaut. Mein Mann und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass es für uns 3 (und eventuelle weitere Kinder) nicht gut wäre, wenn entweder er oder ich länger zu Hause blieben.
Vielleicht irren wir uns, aber wir können leider noch nicht mit ben darüber sprechen. Auf kurze Sicht erfüllt diese Entscheidungen Bens Bedürfnisse sicher nicht zu 100%, auf lange Sicht aber möglicherweise - und hoffentlich - schon.
Ich werde aber nicht, zum Beispiel weil ich meinen Schlaf für den Job brauche, mein Kind zum Durchschlafen zwingen oder gar abstillen. Und mein Mann und ich nehmen beide gerne in Kauf, dass wir weniger Zeit füreinander haben, als wir manchmal gerne hätten.
Ganz wichtig: Trotz der Anstrengungen und manchmal schwierigen Phasen bin ich übrigens sehr glücklich mit meiner Familie und hoffe, dass die beiden Männer das ebenso sehen.
lg Madeleine

*einmisch* Wie läufts jetzt eigentlich im Kiga?

Hallo Madeleine,
das würde mich mal interessieren, wie geht es Ben denn
inzwischen im Kiga? Schon besser als neulich?
LG Yuri

Re: *einmisch* Wie läufts jetzt eigentlich im Kiga

Liebe Yuri,
danke der Nachfrage.
Sehr wechselhaft. Letzte Woche Donnerstag war sehr gut und am Freitag war er wohl die ganze Zeit über richtig glücklich, hat nur ein einziges Mal ganz kurz geweint (beim Einschlafen), sich aber schnell trösten lassen. Die Kita-Leiterin ist meinem Mann schon entgegengekommen, um die gute Nachricht zu verkünden.
Wir hatten dann eigentlich gedacht bzw. gehofft, dass der Knoten geplatzt sein. Doch Dienstag (Montag war hier Feiertag) war er wieder unzufrieden, hat immer wieder zwischendurch genölt und geweint. Gestern war es noch schlechter und heute eine leichte Besserung. Allerdings ist er zurzeit auch zuhause sehr nölig und braucht 100% Aufmerksamkeit und Dauer-Beschäftigung - das hat am Wochenende angefangen. Beim Wickeln und Anziehen wehrt er sich fürchterlich. Nachts stillt er fast im Stundentakt. Ich weiß jetzt nicht, ob ihn die Kita aus dem seelischen Gleichgewicht bringt oder ob es eine Phase ist, wie wir schon einige hatten. Ich tendiere zu Zweitem, da er sich genau so schon verhalten hat, dazu kommt dann wahrscheinlich der Druck durch die Kita.
Trotz allem bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass die Kita gut ist und die Frauen sehr gut mit den Kindern umgehen. Einen Wechsel zu einer anderen Fremdbetreuung (z.B. Tagesmutter) halten wir derzeit für keine gute Idee. Erstens bin ich mir nicht sicher, ob es besser klappen würde und außerdem wären das nach dem ersten Kita-Wechsel doch zu viele Umstellungen.
Ich hoffe, ich kann bald bessere Nachrichten geben.
lg Madeleine mit Ben

Re: *einmisch* Wie läufts jetzt eigentlich im Kiga

Hallo Madeleine,
das freut mich zu hören, dass es zwischendurch schon ganz gut lief. Das
gibt doch Hoffnung, nicht?
Aus der Ferne glaube ich auch nicht unbedingt, dass das Genöle nur von
der Kita kommt - solche Phasen kenne ich auch, im Moment kann
teilweise nicht mal mein Mann was machen und dabei kümmert er sich
den ganzen Tag um Yannick. Ist gerade alles sehr aufregend und
anstrengend, was er so lernt und verarbeiten muss.
Bestimmt wird es bald besser und die Hauptsache ist doch wirklich, ihr
habt ein gutes Gefühl dort. Sicher hat Ben schon eine Bindung zu den
Betreuerinnen dort aufgebaut (oder tut es bald) - ihr lasst ihn ja nicht im
leeren Raum stehen, sondern er hat die Chance, neue Menschen kennen
zu lernen, die ihn auch gern haben. Und andere Kinder könnt ihr ihm
sowieso nicht bieten, da ist die Kita klar im Vorteil. :)
Wie gesagt, wenn er dort glücklich sein KANN (was er euch ja schon
gezeigt hat), dann WIRD er es auch sein, ganz sicher!
LG Yuri

Vielen Dank für Deine Worte :-)

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

liebe madeleine,
ich bin entsetzlich froh, nicht vor eine solche entscheidung gestellt worden zu sein.
ganz ehrlich.
ich finde, dass ihr das sehr gut macht.
mein eigentlicher ausgangspunkt war, dass, m. meinung nach, die meisten menschen an ihr eigenes momentanes wohlergehen denken, anstatt sich, verdammt nochmal, fuer ihre kinder ein paar jahre zusammen zu reissen.
das bezieht sich jetzt auf stillen, durchschlafen, weinen lassen etc.
nicht auf jobprobleme oder so.
in diesem sinne, lg
deine ana

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Madeleine,
das sehe ich auch so! Wenn man einen Säugling/ Kleinkind hat ist es ja klar, sich völlig auf die Bedürfnisse einzustellen. Das tun ja auch viele Eltern, da würde ich der großen Mehrheit nicht unterstellen wollen, grundsätzlich ihre eigene Bequemlichkeit durchdrücken zu wollen. Wenn man aber Erfahrungen mit etwas größeren Kindern hat, die dem reinen Baby-Alter entwachsen sind, dann sieht man auch die Problematik eines ausschließlich kind-zentrierten Ansatzes. Kinder lernen permanent und aus einer Haltung, die alles nur nach des Kindes Willen erfüllt, kann auch umgekehrt ein Schuh werden: ich lasse es nicht zu, dass mein Kind an realen Situationen lernt. Und das finde ich im Extrem auch nicht erstrebenswert. Im großen Stil führt das dazu, dass ich mein Kind in Watte packe, überbehüte und auf der anderen Seite der Skala als allmächtige Mutter auftrete, die bestimmt, was das Kind lernt und was nicht.
Es ist z.B. so, dass Kinder untereinander nicht immer rücksichtsvoll sind. Da wird Spielzeug gerne auch mal weggenommen etc.. Das ist eine völlig normale Lernsituation, mit der Zeit können Kindern Erfahrungen sammeln und mit dieser Art von Herausforderung umgehen. Wenn ich mein Kind aber isoliere, weil ich denke, dass es bitte keinen Frust bekommen soll, es also z.b. nur alleine spielen lasse, dann hat es zwar kein "Problem", da es sich nicht mit einem anderen Kind auseinandersetzen muss und auch mal teilen muss, aber es lernt auch nichts, bleibt also durch den bewussten Einfluss der Eltern (Kind keiner Konfrontation aussetzen) auf einem bestimmten Erfahrungs-Level stehen.
Das ist jetzt nur ein kleines Beispiel, um klar zu machen, was ich meine: bei Babys ist es etwas anderes, sie vor der Umwelt zu schützen, als bei Kindern ab 1-2 Jahren, die gieren geradezu nach Umwelt, nach anderen Kindern und damit nach Lernerfahrungen. Trotzanfälle sind ein Zeichen dafür, dass sich ein Kind mit der Möglichkeit auseinander setzt, etwas mal nicht sofort zu bekommen (Bsp. Supermarkt). Wer sein Kind davor bewahren wollte, hält es meiner Meinung nach dumm. Das sind Phasen, durch die Kinder in der Tat irgendwann durch müssen und dazu kann es auch gehören, dass sich nicht eine komplette Familie immer und ausschließlich nach den Kindesbedürfnissen richten kann oder will. Auch das gibt bei Kindern Frust, aber sie lernen auch, damit umzugehen. Und das gehört schließlich auch zum groß werden dazu. Eine künstlich optimierte Eltern-Erwachsenen-Welt in der das Kind alles immer darf und nie auch die kleinste Einschränkung hinnehmen muss, ist auch ein Extrem, das irgendwann mit der realen Welt zusammenprallt.
Manche meiner Freundinnen waren irgendwann sehr erstaunt und völlig überfordert, als sich ihr liebes Kind beim kleinsten Außenkontakt in einen wahren Tyrannen verwandelt hat, der letztendlich die ganze Familie traktiert hat. Da war dann kein Supermarkteinkauf oder ähnliches ohne die schlimmsten Szenen möglich - warum sollten die Kinder diesen Einbruch in ihre sonst so überbeschützte Welt auch akzeptieren? Wenn man die Zentrierung auf Kindesbedürfnisse wie eine Monstranz vor sich herträgt und alle anderen Eltern pauschal als instinktlose Bequemlinge einsortiert, übersieht man die andere Seite der Medaille: auf eine andere, "bewusstere" Art, setzt man sich doch genauso als absolut, indem man den Gesamtrahmen bestimmt, in dem das Kind Erfahrungen sammelt, von mir persönlich gefiltert.
Für mich bedeutet eine bewusste Erziehung, dass ich meinen Kindern die Möglichkeit gebe, Erfahrungen auch außerhalb meines Einflussbereichs zu sammeln, ohne mich dauernd dabei zu haben. Ich richte mich selbstverständlich nach den Kindesbedürfnissen (Bps. Aufstehen in der Nacht, Stillen so lange sie wollen etc.), aber an bestimmten Punkten muss ein Kind auch lernen, dass es nicht 24 Stunden am Tag im Mittelpunkt steht - und das halte ich persönlich auch für natürlicher.
Grüße
Annalisa

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Annalisa,
ich finde Deinen Beitrag sehr interessant und werde noch über ihn nachdenken. Ich sammele im Moment Erfahrungen und Informationen, denn ich versuche, mir über meine Haltung in diesem sich immer wieder aufdrängenden Ansichtenstreit noch klarer zu werden.
Da ist auf der einen Seite das, was ich gelesen habe und was mir gefallen hat (z.B. "Smart Love" und "Familienkonferenz"). Weiterhin das, wir mit unserem Kind erleben und was zu diesen Vorsätzen gut passt. Eigentlich würde ich sagen: Wir haben uns für unseren Weg entschieden und der scheint derzeit ein sehr, sehr guter zu sein.
Aber dann gibt es die vielen anderen Eltern, die es anders machen. Mein Kind scheint derzeit in einigem noch zurück zu sein, das ist für mich schwierig einzuordnen. Mich würde interessieren, welche Kompetenzen Kinder in welchem Alter tatsächlich schon entwickeln können, und bei welchem Verhalten es nur so aussieht, als hätte das Kind sie schon verinnerlicht. Ich kann noch nicht absehen, wie sich die einen und anderen Familien mittelfristig weiterentwickeln werden, welche kleinen Menschen tatsächlich soziale Kompetenz entwickeln werden. Ich bin sehr gespannt, zur Zeit allerdings auch verunsichert.
Dein Beitrag hört sich gut reflektiert an, daher würde mich Dein Weg (Erfahrungen und Umgang mit Konzepten) zu diesen Gedanken interessieren. Auch lese ich Deinen Namen heute zum ersten Mal - bist Du "neu" bei Qualimedic?
Liebe Grüße
Tini

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Tini,
danke für Deine Antwort - Qualimedic habe ich leider erst nach meiner Schwangerschaft zufällig gefunden, so ein Entbindungsforum wäre sicher recht interessant gewesen. Vor einem Jahr habe ich dann angefangen, ein bisschen mitzulesen und dann habe ich mich im Mai angemeldet. Da ich aber nicht soviel Zeit übrig habe, habe ich mich bisher mit Beiträgen recht zurückgehalten. Nachdem ich aber doch öfters mal interessante Anstöße lesen konnte, habe ich mir gedacht, dass ich ab und zu auch etwas beitragen möchte. Im Langzeitstillen-Forum lese ich manchmal, da ich Stillen auch für sehr wichtig halte und die Beiträge oft interessant sind. Da mein Kind auch reichlich Probleme mit dem Durchschlafen hatte, bin ich zufällig über den Thread gestolpert.
Im Stillforum hier gibt es sicher viele Mütter, die eben noch etwas kleinere Kinder/ Babys haben und bei den Beiträgen ist mir aufgefallen, dass man so grundsätzliche Dinge eben sehr aus der Sicht sieht, wie alt das Kind ist. Und ich muss rückblickend sagen, dass ich einige Konzepte, die einem so über den Weg laufen nach den konkreten Erfahrungen mit der Altersstufe doch anders einschätze. Mein Kind wird in Kürze drei Jahre alt und hat sozusagen schon einige Entwicklungsphasen des Trotzalters etc. durchgemacht.
Für mich ist das Herangehen an Erziehung und Konzepte pragmatisch. In den meisten Bereichen, die sozusagen die "Grundversorgung" angehen, recherchiere ich wenn nötig Informationen (z.B. wie geht's ernährungsmäßig nach dem Stillen weiter, was wird wann und warum geimpft etc.) und treffe dann meine Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen...in den Bereichen der grundsätzlichen Erziehungsfragen hole ich mir zwar Anregungen, halte mich aber nicht sklavisch an etwas, sondern überprüfe für mich, ob ich das Konzept stimmig finde und was meine Alltagserfahrung dazu sagt. Aber das mache ich nur punktuell. Am wichtigsten ist für mich meine eigene Kindheitserfahrung und da habe ich mich immer als Person respektiert und gewürdigt gefühlt. Das ist für mich die Basis einer zufriedenen, ausgeglichenen und erfolgreichen Persönlichkeit. Dieser Art des Umgangs mit einem Kind ist für mich von daher absolut selbstverständlich, dafür benötige ich heute keine Ratgeber oder Konzepte.
Meine eigene Lebenserfahrung und die mit meinem Kind hat mir bisher gezeigt, dass der Umgang mit anderen Kindern eine sehr wichtige Lernquelle darstellt. In einer Gruppe gelten ganz automatisch Regeln, die die Gruppenmitglieder einhalten müssen, ohne dass diese "künstlich" geschaffen sind. Ich finde, dass das die eigene Erziehung erleichtert, da man plötzlich sieht, dass das Kind sich in einem anderen Kontext auch ganz anders benimmt, dass bestimmte Einschränkungen plötzlich klaglos akzeptiert werden (können), zu Hause aber erstmal Grenzen getestet werden. Bei ältern Kindern kommt man an Punkte, an denen man merkt, dass man Grenzen setzen muss, dass man auf einmal eine kleine Persönlichkeit vor sich hat, die durchaus auch bewusst bestimmte Situationen testet und ausreizt. Und an bestimmten Punkten ist es aus meiner Sicht auch aus der Rückschau angebracht, nicht immer nur das Kind "siegen" zu lassen. Man muss deswegen nicht ekelhaft sein, aber klare Orientierungspunkte und konsequentes Verhalten ist sehr wichtig, sonst geht man unter, sobald das Kind seinen eigenen Willen entdeckt (und das tun sie - im englischen heißt die Phase zwischen 1 und 2 "the terrible twos"...). Mit gewissen Einschränkungen fand ich hier die Anregungen des einzigen jemals in einer Langzeitstudie getesteten Ansatzes des Triple P (Positve Parenting Program) hilfreich. Zumindest, um typische Fehler zu erkennen (ist ein sehr pragmatischer Ansatz, ein ganz kurzes Programm, das zwar auch schon seine Kritiker gefunden hat, aber in der Grundessenz ist schon was Wahres dran).
Den "Smart Love"-Ansatz habe ich bisher noch nicht im Detail gelesen, nur überflogen. Es scheint gut durchdacht zu sein, an einigen Stellen aber auch etwas verkopft und für mich zu sehr in dieser Richtung "ich bin gut, ich leite dich, ich weiß am besten, was dir fehlt/gut tut" etc." - mit anderen Worten, etwas zuviel "Mutter Allmächtig" für meinen Geschmack.
Bevor ich hier einen Roman schreibe, noch eine direkte Antwort: Du schreibst, dass dein Kind noch etwas "zurück" ist, was meinst du da konkret? Und woran misst Du das? Mein Tipp hier - und das ist eines der ganz wenigen Bücher, die ich wirklich jedem mit einem Neugeborenen und später empfehlen würde: von Kinderarzt Dr. Largo "Babyjahre" und "Kinderjahre". In diesen beiden Büchern werden nämlich die biologischen Grundlagen für Lernen, Entwicklungsstufen etc. erläutert. Also ab wann ein Baby/ Kind physiologisch überhaupt zu best. Dingen wie durchschlafen - krabbeln - sprechen etc. fähig ist. Und das fand ich absolut hilfreich!
Noch ein paar Worte zu meinem bisherigen Weg: bin selbst berufstätig und zumindest für mein Kind war der frühe externe Kinderkontakt goldrichtig, da es ziemlich aufgeweckt ist und ich drei Jahre allein sicher am Stock gegangen wäre. Die Zeit am Nachmittag habe ich immer konsequent (bis heute natürlich) für mein Kind freigehalten, d.h. da kamen dann Bilderbücher, Quatsch machen, malen etc. dran und in der Mischung fand ich das soziale Lernen in der Gruppe und die individuelle Beschäftigung zur intellektuelle Entwicklung bestmöglich vereint. Bisher hat es gut geklappt, es ist ein sehr fröhliches, aufgeschlossenes und ausgeglichenes Kind, geistig topfit (hat sich gerade mit 2 3/4 alle Buchstaben des Alphabets durch konsequentes Erfragen "wie heißt das?" selbst beigebracht)- wenn ich nicht fast Vollzeit arbeiten würde wäre meine Umgebung mit Sicherheit davon überzeugt, dass ich das Kind den ganzen Tag heimlich trainiere - genau das ist aber nicht der Fall, es "erblüht" sozusagen von selbst. Und das finde ich schön!
Liebe Grüße
Annalisa

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Annalisa,
vielen Dank für Deine lange Antwort und Deine Einblicke.
Unser Sohn ist jetzt 14 Monate alt. Ich erlebe ihn als ernsthaft, ausdauernd interessiert, introvertiert und gleichzeitig als charmant. Er liebt es zu tüfteln, ordnet seine Dinge, ist zärtlich und mag es, wenn die Dinge schön sind. Er wirkt ausgeglichen und fröhlich und ist gesprächig. Dass wir mit einem Kind im zweiten Lebensjahr leben, bekommen wir deutlich zu spüren: Wehe, wir unterbrechen ein Forschungsprojekt oder nehmen ihm was weg! Mein Eindruck ist: Der Junge will zur Zeit Wirkmechanismen erkunden, die Gesetze der Physik verstehen, seinen Körper bald laufend durch den Raum navigieren und plaudern.
Andere Kinder schaut er neugierig an, aber er hat noch keinerlei Interesse, mit ihnen zu "spielen" (außer mit Emma!). Er ist ein sehr pfiffiges, hellwaches Kind, das hochsensibel mit uns in Kommunikation steht, aber er hat meiner Meinung nach noch wenig davon, mit anderen was zu machen, zumindest in bunt zusammengewürfelten Gruppen. Wir besuchen wöchentlich eine Spielgruppe und ich überlege, diesen Termin erst mal wieder zurückzustellen. Denn er puzzelt dort eben seine Sachen wie zu Hause, nur dass es ab und zu Tränen gibt, weil ihm ein anderes Kind (überwiegend älter) etwas weggenommen hat. Ich bezweifele, dass es sich hierbei in diesem Altern um sinnvolle Lernerfahrungen handelt.
Andere Kinder, die wir kennen, sind extravertierter. Ob sie tatsächlich mit anderen Kindern spielen, weiß ich nicht. Ich habe oft den Eindruck, dass die Eltern, die sich in Wirklichkeit eben gerne mit anderen Eltern treffen wollen, es aber als Aktivität der Kinder ausgeben, zufällige Interaktionen als gemeinsames Spiel interpretieren. In solchen Kontexten befürchte ich, mein Kind wird von jenen Eltern als zurückgeblieben wahrgenommen, weil sie keinen Sinn für seine leisen Töne haben. Klar ist es prägnanter, wenn ein 12 Monate altes Kind mit lautem Juchzen eine Rutsche runterrutscht als wenn es schon zig verschiedene Wörter versteht!
Danke für Deine Erinnerung an Largo, die Babyjahre habe ich hier. Ich werde mal meine Entwicklungspsychologiebücher zu Rate ziehen - falls ich die Zeit finde.
Auf alle Fälle freue ich mich auf alle weiteren Herausforderungen, gerne auch die des 2. und 3. Lebensjahrs, und wir lassen unsere Ideen mit den Erfahrungen wachsen.
Liebe Grüße
Tini

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Tini,
habe noch ein bisschen nachgedacht und wollte Dir noch etwas zu Deinem Sohn sagen: ich finde es völlig in Ordnung, wie er ist und stimme Dir voll zu, was diese Art von frühen "Beschäftigungsgruppen" angeht. Die Kleinkinder spielen in der Tat eher aneinander vorbei und die Erfahrung von "Spielzeugverlust" kommt später auch noch, deswegen würde ich an Deiner Stelle auch nicht hingehen. In der Kita ist es sicher auch so, dass die ganz Kleinen anfangs nicht interagieren, sondern sich auf ihre Bereiche konzentrieren und sich ihren Bezugspersonen anschließen. Das Spielen mit anderen Kindern kommt später. Was ich als Vorteil empfunden habe, war die Kontinuität. Dadurch, dass das Kind jeden Tag da ist (bei uns anfangs 2 Stunden plus 2 Stunden Mittagsschlaf) kommt es eben langsam in die vertraute Gruppe rein, in der auch immer die gleichen Kinder und Erzieherinnen sind. Von diesen punktuellen Beschäftigungssituationen mit immer wechselnden Kindern, evt. sogar mehrere unterschiedliche pro Woche (Spielkreis, Turnen, Musik etc.) halte ich in dem Alter nicht soviel - da habe ich auch den Eindruck, dass es sich eher um eine Mütter-Olympiade handelt und darauf kann ich verzichten...
Mein Kind war auch so, dass die Erzieherinnen meinten, es sei doch "mehr der intellektuelle Typ" - das fand ich erst nicht so nett, hatte mich auch geärgert, dass umgekehrt praktisch suggeriert wird, es wäre motorisch unfit...aber in der Tat war bei ihr die motorische Entwicklung später als bei anderen Kindern, aber schlussendlich lernen es doch alle (auch hier ist eine Gruppe von kletternden Kindern nicht das Schlechteste zur Motivation).
In "Smart Love" habe ich interessehalber das Kapitel über Wutanfälle nachgelesen, aber da habe ich echt meine Zweifel. Ich finde die Ausführungen nicht wirklich überzeugend. Für mich ist das eine reine Vermeidungsstrategie, das finde ich im häuslichen Rahmen im jetzigen Alter deines Sohnes zwar o.k. (klar, dass ihr ihm seine Bauklötze nicht entreißt), aber mich würde es sehr wundern, wenn ihr z.b. bei der klassischen Einkaufssituation keine Probleme hättet, denn er wird ja so nie irgendwelchen Einschränkungen ausgesetzt. Was ich an dem Smart Love-Ansatz etwas seltsam finde ist für mich das Unehrliche daran. In gewissen Situationen bin ich genervt, wenn ich z.B. für ein Grundeinkauf plötzlich 2 Stunden brauche, weil mein Kind an jedem zweiten Regal einen Aufstand macht. Dann auf einer Meta-Ebene das Kind mit Sätzen zu überhäufen a la "ich weiß, was du empfindest, ich bin da", finde ich fast manipulativ. Wenn ich wütend bin, sage ich das auch so - kurz und knapp. Alles andere finde ich unehrlich und auch diesen Ansatz zu sagen, ich gehe nicht ins Nebenzimmer, sondern nehme dich ganz doll in den Arm finde ich nicht ehrlich. Kennst du das Konzept des double bind? Ich sende widersprüchliche Botschaften. Eigentlich finde ich etwas blöd, sage es aber mit einem Lächeln. Was ist nun gemeint - der böse Inhalt oder die nette Form? Das verwirrt! Wenn mir ein Hausmakler mit einem Lächeln sagt "Ich finde sie ja soooo sympathisch, aber leider, leider haben wir die Wohnung an den Zahnarzt vergeben" - dann heißt das für mich: falsche Schlange, die Wohnung ging an jemanden, der mehr Geld hat und ich bin deswegen sauer. Das Angebot zu "Verständnis" ist hier verlogen. Meine eigene Wut lebe ich dann lieber aus und gut ist - wenn ich zusätzlich noch das Gefühl habe "verarscht" zu werden, macht es eigentlich alles noch schlimmer.
Wir hatten z.b. öfters die Situation, dass wir einkaufen gehen wollten, unser Kind mitwollte, dann aber unendlich getrödelt hat und Aufforderungen zum Jacke anziehen etc. einfach nicht nachgekommen ist. Wir haben dann 1x noch gesagt "o.k., wenn du dich nicht anziehst, geht Papa alleine und wir bleiben zu Hause". Das haben wir dann auch einmal gemacht. Das Kind hat natürlich einen Wutanfall bekommen, als Papa dann tatsächlich weg war und das Einkaufen deshalb wegfiel. Beim nächsten Mal war es aber so, dass das Anziehen und mitkommen kein Problem war, denn sie wollte mit. Das blieb dann auch so und ich finde den Einsatz dieser logischen Konsequenz durchaus für vertretbar. Hätten wir eine Stunde erklärt "ja, wir wissen, dass es noch viele andere spannende Dinge gibt, bitte zieh' dich jetzt an" etc., wären wir am Ende wahrscheinlich alle genervt gewesen und hätten beim nächsten Mal das gleiche Problem gehabt.
Vor meinem geistigen Auge habe ich beim rein kinder-zentrierten Ansatz immer eine Familie aus meinem Kollegenkreis, deren Kinder mit zum Schlimmsten gehören, was ich je erlebt habe. Das jetzt im Detail auszuführen ist wohl zu ausufernd, aber der Erziehungsstil der Mutter (hoch intellektuell und reflektiert, alles abstrakt erklärend, Kinderbedürfnisse sprachlich aufnehmend, immer Sätze wie "ich verstehe, dass du das jetzt nicht möchtest") und das Ergebnis bei ihren drei Kindern und besonders dem ältesten Sohn von 7 Jahren hat mich gründlich kuriert von der Annahme, man könnte alles auf der Meta-Ebene abhandeln...
Soweit meine Gedanken - ohne Anspruch auf Allwissenheit, wir suchen alle unseren Weg,
Liebe Grüße
Annalisa

nur eine kleine Anmerkung

Liebe Tini,
vor 2 Wochen habe ich die Leiterin von Bens Kita gefragt, ob er schon mit den anderen Kindern spielt. Sie antwortete, das sei noch zu früh. Die Fähigkeit zu echtem gemeinsamen Spielen würde sich erst in einigen Monaten entwickeln. Ich bin sicher, sie hat genug Erfahrung, um das einschätzen zu können.
lg Madeleine

Kindorientierung - Überbehütung - Dilemma?

Hallo Annalisa,
deinen Beitrag finde ich sehr interessant und anregend. Danke dafür!
Allerdings muss ich dir etwas widersprechen. Die Orientierung an den Bedürfnissen der Kinder muss nicht bedeuten, dass ein Kind überbehütet wird!
Sich an den Bedürfnissen der Kinder zu orientieren beinhaltet nämlich gerade _nicht_, den momentanen Launen und Wünschen des Kindes immer und ständig nachzugeben. Als Elternteil maße ich mir an, in manchen Fällen besser zu wissen, was meinem Kind gut tut als es das selbst kann. Gestern Abend beispielsweise war ich diejenige, die ein Treffen beendete, obwohl meine Große gerade riesengroßen Spaß hatte. Zu Hause war sie so müde, dass sie fast schnurstracks ins Bett gewandert ist. Hätte ich das Treffen fortgesetzt, hätte es ein Drama gegeben, weil sie zu müde gewesen wäre, sich bettfertig zu machen.
Du magst nun sagen, dass ich damit den Filter darstelle für das, was meine Kinder von der Welt erfahren dürfen. Das ist mit Einschränkungen richtig. Gerade darin sehe ich auch meine Aufgabe als Elternteil: die Verantwortung dafür zu tragen, dass meine Kinder keinen sachädlichen Einflüssen ausgesetzt sein müssen. Und ja, ich biete ihnen eine - meine - Interpretation der Welt an, die sie annehmen können oder auch nicht.
Überbehütung heißt für mich, Erfahrungen nicht machen dürfen. Das verträgt sich mit kindorientierter Erziehung in Wahrheit gar nicht, denn diese bedeutet eben, bestmöglich auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Und ein grundlegendes Bedürfnis ist, die Welt zu erforschen!
Ein Kind hat auch das Bedürfnis, mit echten Menschen in Kontakt zu treten. Dazu gehört natürlich dann auch, dass diese Ecken und Kanten und ihrerseits eigene Bedürfnisse haben. An den Bedürfnissen des Kindes oder auch kindorientierte Erziehung heißt dann, in der konkreten Situation die Dringlichkeit der Bedürfnisse abzuwägen. Da kann es dann schon einmal sein, dass der Wunsch meiner Großen nach Zweisamkeit mit mir zurückstehen muss, weil mein Bedürfnis, samstags alleine zu duschen, keinen Aufschub duldet.
Übrigens bin ich sehr gespannt, wie sich meine kleine Tochter im "schrecklichen zweiten Jahr" entwickeln wird. Meiner großen haben wir das "Trotzalter" nänmlich nur wenig angemerkt. Manchmal bin ich sowieso geneigt, das "Trotzalter" für eine Mär zu halten. Viele der Situationen, die als für das Trotzalter typisch gelten, scheinen in meinen Augen gerade dadurch zu entstehen, dass den Bedürfnissen der Kinder nicht dasselbe Recht eingeräumt wird wie denen der Eltern.
Ganz liebe herbstliche Grüße,
Katja

"Trotz"

Liebe Katja, ich verwende den Begriff "Trotz" auch ungern. Zwar ist das Wort etymologisch sinnvoll, doch in der landläufigen Bedeutung hat es etwas von "sich zu Unrecht, aus einem Unsinn heraus widersetzen". Von einem Kind sagen, dass es trotze, impliziert für mich immer auch, seine Wünsche nicht ernst zu nehmen. LG Tini

Re: Kindorientierung - Überbehütung - Dilemma?

Hallo Katja,
vielen Dank für Deine Antwort! Was Du schreibst, würde ich genau so machen & für richtig halten!!! Das meine ich mit "pragmatischem Ansatz" und "Kind nicht immer im Mittelpunkt", vielleicht bin ich mit dem Begriff Kind-Zentrierung etwas ins Schleudern gekommen...für mich ist genaus das, was du sagst, die Einstellung, mit der man sehr gut zurecht kommt und das Kind auch. Nämlich dann eingreifen und somit über das Kind bestimmen, wenn ich als Erwachsene die Situation einfach besser einschätzen kann. Das hat für mich dann aber nichts mit Überbehüten zu tun. Ich meine damit eher das Extrem, dass ich krampfhaft versuche, solche Situation gar_nicht aufkommen zu lassen, d.h. mich in letzter Konsequenz mit nichts auseinandersetze bzw. das Kind sich nicht auseinandersetzen lasse.
Meine Erfahrung ist ganz ähnlich wie deine - Trotzalter-Anfälle hatten wir so gut wie keine, obwohl unser Kind eben in bestimmten Situationen unserer Einschätzung gehorchen muss, z.B. wie bei dir nach Hause gehen, wenn wir Müdigkeit sehen, das Kind selbst aber noch nicht. Das alltägliche Miteinander ist aber davon geprägt, dass ihre Bedürfnisse einen gleichwertigen Stellenwert wie unsere haben. Wenn sie ein Bilderbuch lesen möchte und ich z.B. auch gerne ein Buch lesen würde, ich also Zeit habe, dann ist es für mich klar, dass wir zusammen ihr Bilderbuch lesen. Aber das ist von meiner Grundhaltung her sozusagen selbstverständlich, ihr Bedürfnis ernst zu nehmen und meines zurückzustellen.
Also von daher scheinen wir doch dasselbe zu meinen. Ich kenne aus Erfahrung extremere Einstellungen, in denen eben nicht einmal dieses Eingreifen wie von dir beschrieben der Eltern möglich ist, sondern wirklich alles ausdiskutiert wird und Konfliktstoff von vorneherein eliminiert wird. Im Ergebnis dieses Ansatzes kenne ich Leute, die irgendwann selbst völlig auf dem Zahnfleisch gehen und ein harmonisches Zusammenleben gar nicht mehr möglich ist, da Kinder - weit über das Alter von 1-3 hinaus - grundsätzlich Tobsuchtsanfälle bekommen, wenn irgend etwas nicht möglich ist. Aus der Erfahrung heraus habe ich den Eindruck, dass man diese Wutanfälle auch durch zu nachgiebiges Verhalten (!) geradezu heranzüchten kann, da die Kinder praktische ein Null-Toleranz-Modell lernen.
So gesehen finde ich es sinnvoller, wenn Kinder in kleinen Dosen lernen und wenn es eben einen realen Anlass gibt, mit Gefühlen wie Wut konfrontiert zu werden, da sich durch Vermeidung eher ein größeres Problem zusammenbraut...
Sonnige Grüße
Annalisa

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Doro,
ich denke, das muss man abhängig vom Alter des Kindes betrachten. Klar, in den ersten Monaten erwarte ich das auch noch nicht.
Aber die andere Seite: meine Rahel ist nun 15 1/2 Monate, hat noch NIE durchgeschlafen, und ich selbst bin zusehends genervt.
Da gestehe ich mir den Egoismus zu, mir das Durchschlafen zu wünschen.
Und sonst hängt auch viel von der Gesellschaft, unserer Umgebung ab: wenn Dir jeder erzählt, das sei nicht normal, dass das Kind noch nicht durchschläft, dann glaubst du es irgendwann, wenn du nicht noch andere Einflüsse hast, selbst.
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, das spürt man auch beim Umgang mit Kindern.
LG Doro, an Deinem Posting hängengeblieben, da ich ein paar harte Nächte hinter mir hab und wirklich, wirklich gerne durchschlafen würde ;-)

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Liebe Doro,
ich hab mich dazu hier verausgabt
http://kind.qualimedic.de/Q-6048828-4022-5-0.html
Augen zu und durch, kann ich nur sagen. Die meisten Menschen erziehen leider besch****.
LG, Ana

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Ana
Ein interaktiver Link. :-)
Kann jeder reinschreiben, was er möchte. ;-)
LG Uta (ich habe Urlaub, ich habe Urlaub, ich habe Urlaub)

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Uta,
ups, da war ich mal wieder zu hektisch!!!
http://kind.qualimedic.de/Q-6049721.html
Dieser ist es ;o)
LG, Ana
P.S. Schoen, dass Du Urlaub hast! Duerfen wir jetzt mehr von Dir lesen??

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Ana,
"Duerfen wir jetzt mehr von Dir lesen??"
Noch mehr????? So viel, wie ich hier schreibe, habe ich in meinem ganzen Internetleben noch nirgends geschrieben. ;-)
Ich habe gerade Wäsche aufgehängt und das Wohnzimmer susisauber hergerichtet. *prahlt*
LG Uta
PS:
http://kind.qualimedic.de/Q-6049721.html Dieser ist es ;o)
************************
Falsch, falsch, falsch!!!
http://kind.qualimedic.de/Q-6049721.html
Der muss es sein!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
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Ist sehr schwer, sich DA zu entscheiden. ;-)

Falsch, falsch, falsch!!!

http://kind.qualimedic.de/Q-6049721.html
Der muss es sein!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
LG, Ana, die hier mal wieder Chaos veranstaltet! Extra, weil Uta L. Urlaub hat!!

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Doro,
unsortiert fällt mir dazu ein:
nicht auffallen
artiges Kind = richtige Erziehung
besser sein, als andere
keine Fehler machen
Luxusleben (Kinder stören)
perfekt sein
Machtgefühle ausleben
eigenes Kindheitsmuster wiederholen
LG Uta

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Doro,
ergänzend zu den anderen Beiträgen: Es gibt tatsächlich Familien- und Lebenssituationen, in denen das Durchschlafen eines sehr wertvoll, vielleicht sogar existenziell sein kann.
Mein Vater und sein Bruder sind beide in der Nachkriegszeit aufgewachsen. Mein Großvater war Friseurmeister und hatte einen eigenen Salon. Meine Großmutter musste nicht nur die Familie, sondern auch die Angestellten versorgen. Zusätzlich machte sie die anfallende Wäsche des Salons, das war nicht gerade wenig. Ich kann es also nachvollziehen (nicht verstehen!), dass sie der vorherrschenden Meinung Glauben schenkte, dass Kinder jenseits des Säuglingsalters nachts weder Nahrung noch Zuwendung benötigen. Sie stellte das Kinderbett nachts in den neben der Wohnung gelegenen Salon und bekam so nicht mit, ob und wie lange dort ein Kind schrie.
Heute empfinde ich dieses Vorgehen als außergewöhnlich hart, aber im zeitlichen Kontext und unter Berücksichtigung der Bedingungen finde ich es nachvollziehbar. Meine Großmutter hätte es unmöglich leisten können, nachts jede Stunde zu stillen. Allerdings wäre es vielleicht sehr wohl möglich gewesen, sich nachts mehr um die Kinder zu kümmern. Ich weiß es nicht.
Jedenfalls kann ich unter solchen Voraussetzungen schon verstehen, dass viele Mütter versuchten, ihren Kindern Leid zu ersparen, indem sie versuchten sie so stark zu sättigen, dass sie des Nachts nicht wegen Hunger erwachen mussten.
Heute kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, dass das Durchschlafen eines Kindes eine echte Notwendigkeit ist. Es gibt aber schon die auch von Fachleuten vertretene Meinung, dass ein Kind sich im zweiten Lebenshalbjahr _zu_seinem_eigenen_Wohle_ (!) von der Mutterbrust zu verabschieden habe. Sonst könnte der Ablöseprozess von der Mutter bzw. den Eltern pathologisch verlaufen.
LG Katja, die seit über vier Jahren nicht durchgeschlafen hat

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Liebe Katja,
in der Nachkriegszeit hat mein Großvater im Bergwerk geschuftet und meine Oma, wie ich jüngst erfahren durfte, mit ALLEN Kindern (ausser einem, der jetzt Alkoholiker ist - das einzige 'mißratene' Kind der Familie *g*), immerhin fünf an der Zahl, in einem Bett geschlafen und so lange gestillt wie es irgendwie ging. Die hatten fast nichts zu essen, da war die Milch ein Segen. Mein Vater hat mit vier Jahren noch morgens Muttermilch aus dem Glas bekommen, weil sie nicht an andere Milch kamen!
Ich war absolut geschockt, weil ich das NIE vermutet hätte bei dieser pragmatischen, harten Frau aber sie hat getan was sie tun musste damit die Kinder überleben und im Prinzip passt das zu ihrem Sinn für das Praktischste und Einfachste, oder?
Ich glaube schon, dass es schon immer Möglichkeiten gab, sich an den Kinderbedürfnissen zu orientieren, aber diese Möglichkeiten nicht immer als die praktischsten erkannt wurden?
Na ja, ich finde jedenfalls an diesen Beispielen schön zu sehen, wie sehr die Umwelt und die allgemeinen Lebensbedingungen den Umgang mit den Kindern beeinflussen!
Liebe Gruß von
Steffi, die sich über ihre Familie in letzter Zeit nur noch wundert...da kommen Sachen raus!!! Das mit dem Im-Bett-Schlafen und Stillen hat mir meine Großtante 'gestanden'. Sie fand es nicht 'normal' und schämte sich, weil sie es genossen hat! Krass, oder?

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Liebe Steffi,
Schlafen im Familienbett und stillen, so lange es geht, fände ich auch die Lösung der Wahl :-) Allerdings ging es bei meinen Großeltern wohl nie ums nackte Überleben, zu essen hatten sie genug. Sie bauten sich mit dem Friseursalon ihre Existenz auf und mussten dort viel Energien investieren. Sie waren aber wahrlich nicht besonders reflektiert. Es hat nämlich sicher immer Mittel und Wege gegeben, sich mehr an den Bedürfnissen von Kindern zu orientieren, wenn man das wollte.
Sowohl mein Vater als auch sein Bruder essen heute noch (bei sehr schlanken Ausmaßen) alle Reste, die nach einer Mahlzeit übrig bleiben. Tja, sie sind damit groß geworden, dass die Angestellten vorgingen.... traurig, nicht?
LG Katja

Werbumm

Hallo Steffi,
erscheint bei dir zu meinem Beitrag auch ein Spendenaufruf ans DRK? Da muss ich gleich noch etwas loswerden. Gestern Abend meinte Charlotte (inzwischen vier Jahre alt): "Ich komme aus Deutschland und arbeite im DRK-Kindergarten."
Tja, Kindergarten ist Arbeit, da hat sie Recht.
LG Katja

So langsam glaube ich...

...gar nicht mehr ans " Durchschlafen".
Hi Doro!
Nachdem Nico auch mit fast 3 Jahren noch nicht durchschläft und ich mir irgendwie nicht vorstellen kann, dass sich das jemals ändert ;-), ist Durchschlafen für mich kein Thema mehr.
Und bei Jule denke ich da sowieso noch nicht dran.
LG Janet

Re: So langsam glaube ich...

Liebe Janet,
durchschlafen wird er vielleicht nie, aber es kommt 100%ig eine Zeit, in der er Deine Hilfe nachts nicht mehr benötigt. Das garantiere ich Dir, wenn nicht etwas schwerwiegendes wie Krankheit, Behinderung, Trauma dazwischen kommt!
Lieben Gruß von
Steffi, deren große Tochter nicht durchschläft, aber nur Hilfe braucht wenn sie krank ist...

Re: So langsam glaube ich...

Hi Steffi!
Danke :-). Wann begann bei euch die Zeit, in der deine Tochter dich nachts nicht mehr brauchte?
Nico kommt noch jede Nacht zum Kuscheln in unser Bett und er kuschelt dann richtig mit mir (am liebsten mit seinem Kopf auf meinem Arm oder meiner Brust). Ich habe also Nico links im Arm und Jule rechts. Im Moment fühle ich mich aufgefressen... :-(
LG Janet

Re: So langsam glaube ich...

Hallo Janet,
als sie ca. 3,5 Jahre alt war, habe ich sogar am Wochenende MORGENS ausschlafen können, weil sie sich allein beschäftigt hat. Da war es auch, dass sie nachts nichts mehr brauchte regulär, also ausser wenn sie krank war oder Gewitter etc. war.
Es ist tierisch anstrengend, das weiss ich und Du hast mein volles Mitgefühl. Ich finde aber, dass Du trotz allem Aufgefressenfühlen, die Sache super machst! Ich drücke die Daumen, dass es bald leichter wird für Dich!
Lieben Gruß von
Steffi

@ Steffi

Hi Steffi!
Danke für deine lieben Worte. Dann warte ich weiter ab und hoffe :-).
LG Janet

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Unsere Tochter hat mit 6 Wochen durchgeschlafen bis sie dann mit etwa 6 Monaten Zähne bekam, ab da gab es dann bis fast zu Ihrem 2. Geburtstag mehrheitlich unruhige Nächte. Auch wenn ich sie nachts nicht gestillt habe (bis auf Ausnahmen, z.B. wenn sie krank war) so mußte man doch 1-3 mal pro Nacht kurz zu ihr ans Bett: beruhigen, aus der Kuscheldecke befreien oder einfach nur kurz streicheln (schlecht geträumt), phasenweise gab auch keine andere Lösung als mit ins große Bett nehmen. Da sowohl mein Mann als auch ich (seit sie 5 Monate alt ist) voll arbeiten und früh raus müssen, kann ich das Verlangen nach nächtlichem Durchschlafen schon gut nachvollziehn! Wenn man tagsüber konzentriert einer Arbeit nachgehen muss ist ein einigermaßen ungestörter Nachtschlaf schon essentiell. Was nicht heißen soll, daß eine Hausfrau/Hausmann nicht weniger hart arbeitet aber ich hab halt unter der Woche keine Möglichkeit beispielsweise mit einem Mittagsschläfchen alles nachzuholen... Also ich kann das verstehen und hätte damals auch einiges dafür gegeben einen wirksamen "Duchschlaftrick zu kennen...
Gruß Gega

Re: "Durchschlafen"-ich versteh`s einfach nicht...

Hallo Doro!
Rebecca ist nun 10mon alt,leider vom durchschlafen auch nicht wirklich begeistert-ok!Was ganz toll ist:seit 2 wochen ca.geht sie nun eher ins bett,so 1-2 h vor mir,ich habe dann erst noch ein bissel Zeit für Leon und dann wieder fürmich!Rebecca isst und stillt sehr viel,sie geht also nicht hungrig ins Bett,stillen ist für sie nähe und einschlafhilfe.Leon ist um 19 Uhr 2-3 Nudeln und schläft ab 21 Uhr so 11-12 h durch,um 10 Uhr will er dann wieder essen!Er hatte noch nie viel Hunger,schlief aber auch erstmals mit 13 mon durch.Wenn ich so um 23 Uhr noch Schweinebraten esse hab ich immer ganz wilde Träume:-)Muß also nicht sein,ich denke viele suchen eingfach Antworten:ganzklar er/sie hat nur Hunger und wacht deshalb auf....
LG Petra
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