Hallo Mädels, ich war lange nimmer da. Also, ich lese schon noch mit aber zum schreiben langt's meist net. Jetzt ist aber im neuen Spiegel ein ausführlicher Artikel zum Thema Repro in Deutschland. Eigentlich sehr gut, aber es werden hauptsächlich Extremfälle beschrieben. Der Artikel endet mit der Beschreibung einer 47-jährigen, die durch Repro im Ausland mit Zwillis schwanger ist. Da fragt sich aber doch "der Bürger" ob das unbedingt sein muß. Ich denke, die klassische KiWu-Patientin sieht anders aus, oder ?
Aus diesem Grunde habe ich den ersten Leserbrief meines Lebens verfasst. Bitte lest doch mal und sagt mir ehrlich, ob das okay ist oder ob ich mich zu weit aus dem Fenster lehne. LG Steffi mit Marlenechen und Antöiachen
Sehr geehrte Spiegelredaktion
Ich bin sehr erfreut, dass sich der SPIEGEL diesem Thema widmet. Leider werden auch in ihrem Bericht hauptsächlich Extremfälle erwähnt.
Es fraglich, ob eine 47-jährige wirklich noch Zwillinge zur Welt bringen muß, oder ob sie nicht die naturgegebenen Grenzen der Fruchtbarkeit akzeptieren sollte.
Diese Fälle verzerren aber das Bild das die Öffentlichkeit und damit auch der Gesetzgeber von dieser Thematik hat. Warum beschreiben sie nicht den Durchschnittspatienten ?
Die klassische Kinderwunsch-Geschichte sieht aus wie meine. Studium und Ausbildung, ein paar Jahre Berufserfahrung. Mit 29 Pille abgesetzt und abgewartet. Was dann folgt sind Jahre wachsender Frustration. Rumhantieren mit Fruchtbarkeitstabellen, Thermometern, Hormontests, verdrückte Tränen wenn die beste Freundin bereits zum 2. Mal schwanger ist, hysterische Diskussionen mit dem Partner der zum berechneten Eisprungtermin lustlos ist, gequältes Grinsen wenn auf Familienfesten ?Hilfe? angeboten wird oder wohlmeinende Freunde einem raten ?einfach mal Urlaub? zu machen. Dann kommen die Besuche bei lethargischen Frauenärzten, Spermiogramme bei belustigten Urologen und schließlich die niederschmetternde Diagnose: Unfruchtbarkeit. Wir hatten das Glück, dass ich nach einer Blitzhochzeit noch 2003 mit der Behandlung anfangen konnte und bereits nach der 1. IVF mit Zwillingen schwanger wurde. Die Kinder sind 1 Jahr alt und ich empfinde, mehr denn je, ungewollte Kinderlosigkeit als ein hartes Schicksal für die Betroffenen. Der Staat sollte Paaren, die bereit sind sich dieser anstrengenden, z.T. schmerzhaften und trotzdem ungewissen Prozedur zu unterwerfen, alle Hilfe zukommen lassen, finanziell und technisch. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass diese Kinder eines Tages halb verhungert, halb zu Tode geprügelt und verwahrlost aufgefunden werden und vom Staat wieder betreut werden müssen.
Sicher kann man auch ohne Kinder glücklich werden. Ich wollte es aber nicht und bin mit Kindern auf jeden Fall glücklicher.