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nochmal 0190-er Abzocke...das meint WISO

Kostenfalle Internet ? 0190er Abzocke
Die Zahlung kleinerer Beträge über die Telefonrechnung für Dienstleistungen oder Waren erschien lange Zeit als ein vielversprechender Weg, neue Vertriebsformen zu erfinden. Deshalb entstanden die 0190er Service-Telefonnummern. Zwischen 0,41 und 1,85 Euro pro Minute kosten die Ver-bindungen zu Ansagediensten oder Faxabrufen. Einen schlechten Ruf be-kamen diese Dienstleistungen mit Betrugsfällen, in denen Kunden teure Rufnummern ?untergeschoben? wurden oder die erbrachten Dienstleistungen diesen Namen nicht verdienten. Vorfälle, unter denen auch der Ruf der seriösen Anbieter litt.
Neue Dimension: Das Internet
Auch im Internet stellt sich die Frage, wie Abrechnungen über Kleinstbeträge von wenigen Euro (Mircropayments) zustande kommen sollen. Die Idee: Der Kunde wählt sich, wenn er eine kostenpflichtige Software erwerben möchte, über eine Premium-Rate-Nummer ein, erhält seine Ware zu einem genau festgelegten Preis Damit ist die Bezahlung abgewickelt. Die Theorie: Für den Kunden fallen klare Kosten an, der Vorgang geht schnell und anonym. Eine Reihe seriöser Anbieter rechnet so ab. Um diese kostenpflichtige Verbindung herzustellen, wird ein kleines Programm auf dem Rechner installiert, das in der Windows-Welt eine neue DFÜ-Verbindung einrichtet (Daten-Fern-Übertragung). Um die exakte Abrechnung zu gewährleisten, wurde zudem die Rufnummer 0190 ? 0 freigegeben. Die anderen 0190er-Nummern sind anhand der fünften Ziffer bezüglich der Kosten festgelegt. (0190-2 steht z.B. für 61,8 Ct./Min.) Dagegen darf die neue Nummer vom Anbieter frei bestimmt und flexibel ausgestaltet werden. Hohe Minutenpreise oder ein Einmalbetrag pro Anwahl ist möglich. Oder eine Mischung zwischen beiden Varianten, bei der etwa die ersten Minuten nach Zeit und danach eine einmalige Summe in Rechnung gestellt werden.
Legale Dialer und Täuschungen
Seit einiger Zeit haben auch wenig seriöse Angebote den ?Wert? der neuen Abrechnungsmethode im Internet erkannt. Sie setzen darauf, dass der Kunde in Ver-kennung der hohen Kosten ein solches Einwahlprogramm (Dialer, engl.: to dial= wählen) installiert. Zudem ist dieses Einwahlprogramm so gestaltet, dass der Kunde keine Chance hat, die Plünderung seiner Telefonrechnung zu verhindern.
Zwei Arten von Dialern sind zu unterscheiden: Die legale Variante informiert vor dem Einwählen über die Höhe der entstehenden Kosten. Sie nennt außerdem den Diensteanbieter, meistens im Form einer Abkürzung. Die illegalen Dialer weisen folgende Merkmale auf:
· Sie beenden die bestehende Inter-netverbindung und wählen sich, manchmal ungefragt, selbsttätig teuer ein. Die kostenpflichtige Verbindung bleibt auch beim Verlassen der betreffenden Internetseiten aktiv.
· Sie ersetzen die Standard-Internet-Verbindung durch eine teure Variante und werden daher unbeabsichtigt bei jedem weiteren Gang ins Internet aktiviert.
· Sie verschleiern ihren teuren Char-akter im Verzeichnis der DFÜ-Ver-bindungen.
· Sie lassen sich nur mühsam wieder aus dem System entfernen.
Den Computer sichern
Der entscheidende Faktor beim unbeabsichtigten Installieren eines Dialers, ob seriöser oder unseriöser Natur, ist der Nutzer. Alle, die den Rechner benutzen, sollten über diese Probleme und die entstehenden Kosten aufgeklärt werden.
· Grundsätzlich sind alle Programme, die im Netz oder per E-Mail angeboten werden, mit Skepsis zu betrachten und im Zweifel nicht zu installieren. Studieren Sie alle Fenster und Meldungen, die beim Internet-Surfen auftauchen und tätigen Sie die Maus nicht übereilt.
· Deaktivieren Sie beim Internet-Ex-plorer (unter Extras/Internet/Optionen /Sicherheit/Stufe anpassen) alle ActiveX-Elemente. Es kann sein, dass Sie bei einigen Webseiten dann nicht alle Optionen nutzen können, aber bei seriösen Webseiten können Sie diese zu den ?Vertrauenswürdigen? Sites hinzufügen und so wieder ActiveX-Nutzen. Hintergrund ist die Möglichkeit der Active-X Elemente einer Webseite, selbsttätige Downloads und Verknüpfungen auf dem Desktop zu erstellen. Zwar muss auch hier vor der Installation eines Programms ein ?OK? des Nutzers erfolgen. Häufig erwecken diese Downloads jedoch den Eindruck, es handele sich um eine normale ?Betriebssystemerweiterung?. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um Schadprogramme.
· Alle Downloads, die automatisch gestartet werden, sollten sofort ab-gebrochen werden. Das gilt vor allem für Seiten von Erotikanbietern und so-genannten ?Hacker?-Seiten, auf denen man vermeintlich geeignete Computer-tools findet. Selbst legale Dialer werden dort als ?kostenloser Download? oder ?kostenloses Programm? angeboten. Das stimmt zwar, denn das kleine Programm kostet ja nichts, aber die Verbindung, die aufgebaut wird, ist kostenpflichtig.
· Häufig werden diese Dialer als so-genannter ?High-Speed-Zugang? an-geboten, gemeint ist aber meist ?High-Cost?-Zugang.
· Lassen Sie Ihre Internetverbindung nicht automatisch vom Computer auf-bauen, nutzen Sie die DFÜ-Verbindung um manuell den richtigen Zugang herzustellen.
· Beobachten Sie in Windows die Statusleiste unten rechts rund um die Uhrzeit, achten Sie auf unbekannte Symbole.
· Beim Trennen der Internetverbindung immer darauf achten, dass dort kein entsprechendes Symbol mehr zu sehen ist. Im Zweifel den Rechner runterfahren.
· Findet ein Download statt, den Sie stoppen wollen aber nicht können, trennen Sie die Internetverbindung. Im Notfall indem Sie den Rechner kalt abschalten.
· Den Versicherungen ?lässt sich leicht deinstallieren? können Sie häufig nicht trauen. Nach Erfahrungen der WISO-Redaktion sind einige der legal auftretenden Dialer doch nur durch radikale Maßnahmen wieder von der Platte zu putzen.
· Kontrollieren Sie nach merkwürdigem Download-Verhalten auch die Sicherheits-einstellungen in Ihrem Browser. Manche Installationsprogramme erklären das ganze Internet zur ?vertrauenswürdigen Zone? oder zum ?lokalen Intranet?. Damit werden bestimmte Sicherheitsvor-kehrungen außer Kraft gesetzt sind.
· Im Internet finden Sie Dialer-Schutz-programme, die auf der Suche nach frag-würdigen Programmen und Verbindungen sind. Am sinnvollsten sind die Tools, die einfach das Anwählverhalten bewusst machen und mit Fenstern auf die Form der bestehenden Verbindung hinweisen. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es allerdings nicht, denn einige Dialer sind inzwischen vor der Installation auf der Suche nach Schutzprogrammen, um diese zu deaktivieren. Immer dann, wenn unter Windows 95,98, ME und in die Home-Edition von XP ein Programm aufgerufen wird, hat dieses fast unbeschränkten Zu-griff auf den Rechner und kann dort alles verändern. Hier ein paar Schutz-programme in der Übersicht:
- 0190-Warner: http://www.wt-rate.com/
- Smartsurfer: http://smartsurfer.web.de
- Yet Another Warner: http://www.trojaner-info.de/dialer/yaw.shtml
- Programm zum komfortablen De-installieren auch versteckter Software (allerdings nur für Nutzer mit etwas größerer Windows-Kenntnis): RegCleaner: http://www.jv16.org/
Weitere Informationen zu Dialern und Computersicherheit finden sich unter
www.dialerschutz.de, www.trojaner-info.de
www.computerbetrug.de, www.fst-ev.de
(Freiwillige Selbstkontrolle der Anbieter von Telefonmehrwertdiensten, Info-Text zu Dialern), www.bsi.bund.de (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik)
Was tun wenn die ?dicke? Rechnung kommt?
Beantragen Sie einen kostenlosen Einzelverbindungsnachweis bei Ihrem Telefonbetreiber. Erhalten Sie eine Rechnung mit einem sehr hohen Einwahl-betrag zu einer Rufnummer 0190 oder auch zu den für Datenverbindungen reservierten Rufnummernblöcken 0191, 0192, 0193, prüfen Sie, ob nicht doch tat-sächlich bewusst eine solche Verbindung zustande gekommen ist. Ist das nicht der Fall, und Sie sind einem illegalen Dialer aufgesessen, gelten folgende Regeln:
· Erheben Sie gegenüber dem Rechnungssteller schriftlich Einwand gegen die Rechnung. Sollten Sie keinen Einzelverbindungsnachweis haben, be-antragen Sie diesen.
· Zahlen Sie pünktlich alle unstrittigen Beträge. Weisen Sie den Rechnungs-steller darauf hin, um welchen Betrag Sie die Rechnung gekürzt haben.
· Sichern Sie Beweise: Löschen Sie auf keinen Fall jetzt den Dialer auf dem Rechner, sondern kopieren Sie diesen zumindest auf Diskette. Dokumentieren Sie per Ausdruck der Bildschirmseiten, auf welche Weise Sie das Programm auf Ihren Rechner bekommen haben. Doku-mentieren Sie alle Veränderungen an Ihrem System, etwa per Ausdruck der eingerichteten DFÜ-Verbindungen.
· Beauftragen Sie im Zweifel einen Com-putersachverständigen mit der Be-weissicherung. (Adressen bei der Industrie- und Handelskammer).
· Im Zweifelsfall können Sie den Netz-betreiber der Rufnummer auch bei der Regulierungsbehörde für Tele-kommunikation und Post in Erfahrung bringen, Infos dazu auf der Internetseite www.regtp.de.
Regulierungsbehörde für Tele-kommunikation und Post, Ver-braucherservice, Postfach 8001,
53105 Bonn, Tel.: 01805-101000 oder 030-22480500; Fax: 030-22480515.
· Kontaktieren Sie eine Ver-braucherberatungsstelle in Ihrer Nähe. Unter www.vz-nrw.de erhalten Sie ein Merkblatt zu diesem Thema.
Achtung: Häufig finden Sie einen legalen Dialer (mit Anbieterkennung und Kostennennung) auf der Rechnung vor. Diese durch Dialer entstandenen Beträge müssen Sie zahlen. Das gilt auch, wenn Minderjährige diese Verbindung hergestellt haben. Auch auf die Sittenwidrigkeit der Angebote aus dem virtuellen Rotlichtbezirk kann sich niemand mehr berufen. Der BGH revidierte im November 2001 seine missverständliche Rechtsprechung und hat für eine Zahlungspflicht gegenüber der Telefongesellschaft plädiert (Az. III ZR 5/01). Weit entwickelt ist die Rechtsprechung zum Thema allerdings nicht.
Radikalkur
Auch die ?legalen? Dialer, die auf Kosten hinweisen, können große Schwierigkeiten bereiten. Auch wenn es nicht gern zugegeben wird: Häufig sind es die minderjährigen Familienmitglieder, die von Erotikangeboten oder Hackertools angelockt werden und dann einen Dialer installieren. Die Chancen, gegen die Anbieter vorzugehen stehen schlecht. Eine Alternative ist die Anschluss- oder Rufnummernsperre, die Netzbetreiber anbieten. Nachfolgend wird das Angebot der Telekom beispielhaft vorgestellt.
Bei der Anschlusssperre kann aus folgenden Blöcken eine Kombination aus gesperrten Verbindungsarten zusammen gestellt werden. Gesperrt werden können:
· Alle abgehenden Verbindungen außer Notrufen
· Alle angehenden Verbindungen außer City-Gesprächen und Service-Ruf-nummern 0190/0900
· Auslandsverbindungen mit 00
· Interkontinentalverbindungen
· Servicenummern 0190/0900
· Alle abgehenden Verbindungen und Service 0190/0900 mit Ausnahme City-Bereich
· Auslandsverbindungen und Service 0190/0900
· Interkontinentalverbindungen und Service 0190/0900
Bei der festen Anschlusssperre fallen einmalig Kosten von 7,73 ? an. Jede Änderung oder die Löschung kosten denselben Betrag. Wenn Sie die Sperren selbst festlegen oder ändern wollen, werden zur Einrichtung 5,16 ? und dann monatlich 3,61 ? fällig.
Flexibler und wirkungsvoller ist aber die sogenannte Rufnummernsperre. Hier können fünf Rufnummern oder Ruf-nummerngruppen frei wählbar gesperrt werden. So kann der Block 0190 pauschal gesperrt werden, oder gezielt nur die teuren Service Nummern 0190-0, 0190-7, 0190-8, 0190-9.
Auch die Datenverbindungen zu 0191 / 0192 / 0193 können vom jeweiligen Anbieter frei tarifiert werden ? also auch recht teuer werden. Die Sicherheit wird erhöht, wenn auch diese Zugänge gesperrt werden, allerdings mit Ausnahme der eigenen Internetverbindung, die wahrscheinlich auch über eine solche Rufnummer funktioniert. Internet-by-Call ist dann nicht mehr möglich.
Schutz bietet die Rufnummernsperre auch gegen Telefonauskunftsdienste, die Jugendlichen gegenüber gezielt damit werben, dass bei ihren ?Flirthotlines? keine 0190-er Kosten entstehen. Diese Aus-kunftsdienste beginnen mit 118xx, genau wie die Telefonauskunftsdienste. Wer also 118 sperrt, der kann auch keine Rufnummer mehr erfragen. Die Einrichtung einer festen Ruf-nummernsperre kostet 7,73 ?.
Außerdem empfiehlt sich die veränder-bare Rufnummernsperre: Hier kann der Nutzer von Fall zu Fall per Tonwahl am Telefon Sperren einrichten und aufheben. Sinnvoll wäre also etwa eine Sperre von 0190, 0193, 0192, 0191, 118 mit Aus-nahme der Vorwahl des eigenen Internet-Providers. Will der Kunde einen 0190-er Service nutzen oder einen Aus-kunftsdienst anrufen, hebt er die Sperre mit Hilfe einer Rufnummer und einer PIN auf, um sie anschließend wieder ein-zurichten. Sperrung und Entsperrung sollte der Kunde aber schriftlich auf einer Liste mit Datum und Uhrzeit protokollieren, dazu kurze Testanrufe starten, ob die Sperre auch wirklich intakt ist. Besitzer eines ISDN-Anschlusses müssen diese Sperre für jede MSN (Multiuser Subscriber Number), also für seine in der Regel drei Rufnummern durchführen, es sind auch individuelle Listen pro MSN möglich. Dazu muss dann dem ISDN-Telefon für jede Programmierung einer Sperre eine neue MSN zugewiesen werden. Komfortabler für alle ist die Programmierung der Sperre über das Internet unter www.telekom.de (unter Kundenservice/T-ISDN-Online-konfiguration). Vielleicht erscheint es auch sicherer, für die MSN, mit der der Inter-netzugang betrieben wird, eine ?White-List? ausschließlich benutzbarerer Ruf-nummern anzulegen. Die veränderbare Rufnummernsperre kostet einmalig 5,16 ? und dann monatlich 3,16 ?.
Die Info-Rufnummer der Telekom zu diesem Dienst, zu Informationen und zur Beauftragung lautet 0800 33 01000.
Hundertprozentigen Schutz wird es allerdings auch hier nicht geben, denn dem Einfallsreichtum der 0190er-Gauner scheint keine Grenze gesetzt zu sein ? Aufklärung unter allen Computerbenutzern in der Familie kann das Risiko allerdings minimieren.
Michael Scheuch
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