Was heißt verwöhnen?
ich habe gerade wieder einen Elternbrief bekommen und dort stand etwas interessantes drin, vielleicht interessiert es euch ja.
LG
Nicky
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Was heißt verwöhnen?
Sehen wir uns doch mal Jenny und ihre Mutter an: Morgens ist sie zu ihr ins Bett gehüpft. Als ihre Mutter aufsteht, möchte sie noch ein bisschen liegen bleiben. Die Mutter lässt die Tür offen, damit sie herauskommen kann, wann sie will. Als sie im Bad erscheint, soll sie sich auf den Topf setzen. Jenny will aber lieber auf die Toilette gehen ? warum auch nicht? Das Frühstücksei will sie unbedingt selber aufklopfen, abpellen und alleine essen. Das gibt zwar einiges Geschmier, aber das lässt sich wegwischen.
Als die Mutter später zum Mittagessen ruft, ist Jenny mitten im Spiel und will nicht kommen. Die Mutter spielt einen Moment mit und hilft ihr, ein sinnvolles Ende zu finden. Streit gibt es beim Nachmittagsspaziergang. Jenny will nach links, die Mutter nach rechts, noch schnell zur Bank und Geld holen. Sie erklärt ihr, was sie vorhat und verspricht, auf dem Rückweg Jennys Weg zu gehen. Jenny ist einverstanden.
Sagen Sie selbst: Verwöhnt Jennys Mutter ihre Tochter, weil sie zu sehr auf ihre Wünsche eingeht? Wird Jenny daraus lernen, dass immer alles nach ihrem Kopf gehen muss? Nachmittags, als Jennys Wunsch sich mit dem, was ihre Mutter vorhatte, nicht mehr unter einen Hut bringen ließ, hat die Mutter einen Vorschlag gemacht, der beide zu ihrem Recht kommen ließ: Jenny hat angenommen ? vielleicht, weil sie sicher sein konnte, dass ihre Mutter Wünsche nur dann nicht erfüllt, wenn wichtige Gründe dagegen sprechen.
Denn den ganzen Tag über hat sie Jenny Gelegenheit gegeben, selbstständig zu entscheiden, ohne dass es der Mutter viel Mühe gemacht hat, auf ihre Tochter einzugehen.
Anders bei Dirk und seiner Mutter: Sie ist immer sehr besorgt um ihn. Wenn er die schönen Häppchen, die sie ihm zum Frühstück macht, verschmäht, bittet sie ihn immer wieder, doch noch eins zu nehmen. "Wenigstens mir zuliebe." Aber Dirk mag nicht essen, Dirk will spielen ? aber nur mit Mama. Geht sie weg, rennt er hinterher. Widerwillig setzt sie sich dann zu ihm, stapelt Bauklötze, brummt mit Autos lustlos hin und her und überlegt, wann sie wohl verschwinden kann, um die Kartoffeln zu schälen, die Waschmaschine anzustellen ... vielleicht mittags, wenn er schläft.
Mittags will Dirk nicht schlafen. Sie lässt sich überreden, sich daneben zu legen. Sobald er zu schlafen scheint, versucht sie, sich davonzustehlen.
Dirk merkt das und besteht darauf, dass sie bleibt. Nachmittags haben die beiden Streit ? weil Dirk zum Spielplatz will, die Mutter aber noch einkaufen muss. Aus Angst vor einem Wutanfall gibt sie nach und geht mit ihrem Sohn zum Spielplatz. Dort wacht sie ängstlich darüber, dass er nichts tut, was ihm gefährlich werden könnte. Eigentlich traut sie ihm nichts zu. Von der Rutschbahn hält sie ihn ganz fern. Im Sand soll er spielen. Vielleicht, hofft sie, lässt er mich mal fünf Minuten auf der Bank sitzen. Von wegen: Dirk kreischt ? Mama soll mitmachen. Er weiß auch wie: Kaum sitzt sie auf der Bank, flitzt er zur Rutschbahn. Sofort steht sie auf und rennt hinter ihm her. Später will Dirk nicht nach Hause gehen. Erst als sie ihm ein Bonbon verspricht, willigt er ein.
Dirk ist verwöhnt ? ganz klar. Er hat gelernt, dass er seiner Mutter einen Gefallen tut, wenn er isst und schläft, und dass er dafür eine Gegenleistung erwarten kann. Seine Mutter fühlt sich viel zu sehr von ihm beansprucht, schafft es aber nicht, sich durchzusetzen.
Sie schleicht sich heimlich weg, spielt nur halbherzig und widerwillig mit, was das Kind erst recht klammern lässt. Seine Mutter ist ganz normal überfordert: Der Alltag mit einem kleinen Kind ist oft zermürbend und anstrengend. Nur zu oft erliegt man der Versuchung, Konflikten aus dem Weg zu gehen, indem man nachgibt, wegsieht oder Bonbons rausrückt. Aber wem ist damit geholfen? Damit Kinder ihren Spielraum nicht immer wieder neu erkunden müssen, tun Eltern ? auch sich selbst zuliebe ? gut daran, klare Grenzen zu setzen. Manche Dinge müssen eben sein, und über andere kann man mit sich reden lassen.
Eltern, die sich überlastet fühlen, neigen viel eher dazu, sich mit allzu großer Nachgiebigkeit ein Stückchen Frieden zu erkaufen. Die Verwöhnung, die einem Kind schadet, beginnt bei dieser Nachgiebigkeit, die das Kind letzten Endes unsicher, unselbstständig ? und anstrengend macht.
Da frag mal meine Schwiegereltern *g*
vielen Dank für diesen Bericht, sehr informativ.
Ich finde auch, was ein Kind selbst kann, soll es auch machen, das sollte man nicht dem Kind abnehmen.
Gruß maja
Re: Was heißt verwöhnen?
Nur daß dei eine Mutter gestresst und unsicher ist und die andere sichtlich ausgeglichen und relaxt.
Jetzt verrate mir mal, wieviel Mütter immer sichtlich ausgeglichen und entspannt sind??? ( ???)
LG Gala ( hab das mit dem Grenzen setzen nie ganz und "wirklich" kapiert )
Re: Was heißt verwöhnen?
Ich auch nicht. *lol*
LG Uta
Hand heb!!
Aber den Unterschied sehe ich schon: Die erste Mutter lässt dem Kind soviel Freiraum wie möglich und schränkt es soviel ein wie nötig. Wenn beide etwas vor haben, dann geht eben manchmal Mutter vor oder auch mal Kind.
Die andere Mutter erkauft sich Frieden durch Bonbons oder gibt nach, obwohl sie es eigentlich gar nicht will/kann.
Aber am Ende sind wir doch meist beides. Ich hab auch schon Süsskrams versprochen und bin auf den Spieli gegangen, obwohl es mir nicht passte, nur damit einmal Ruhe ist. Und wenn ich ausgeschlafen bin, dann fühle ich mich gewappnet für harte Verhandlungen mit den Kindern.
LG
Ike
Re: Hand heb!!
LG Gala
Re: Was heißt verwöhnen?
v.a. man setzt man ja notgedrungen dauernd Grenzen, verschiebt aber auch dauernd welche.
ich sag oft: Nein - kommt NICHT in Frage.
Und dann fahr ich doch mit ihr um 20:30 mit dem Laufrad zum aldi, nur um zu kucken, ob die tatsächlcih zu haben *gg*
LG Gala
und, hatten sie zu???
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