Kuscheln macht Jungs erfolgreich
Männer, die als Babys zärtlich behandelt wurden, haben im Leben mehr Erfolg. Wenn Eltern ihre Söhne hingegen wie harte Jungs behandeln, dann sind diese im Erwachsenenalter aggressiver und weniger selbstbewusst, glauben britische Forscher.
Kleine Jungs sollten in den ersten Lebensmonaten besonders rücksichtsvoll behandelt werden, empfiehlt Sebastian Kraemer. Eine zärtliche Behandlung habe einen dauerhaft positiven Effekt auf die Entwicklung des Gehirns, sagte der Londoner Psychiater auf der Jahrestagung des britischen Royal College of Psychiatrists in Harrogate.
Jungen seien von Natur aus zerbrechlicher als Mädchen, weshalb Eltern sie so zärtlich wie ihren weiblichen Nachwuchs behandeln sollten, um den Nachteil so gut wie möglich zu kompensieren. Kraemer meint, verzärtelte Babys würden die besseren sozialen Fähigkeiten besitzen, wenn sie erwachsen sind.
Neugeborene Jungen hinkten Mädchen in vielen Belangen hinterher. Dies zeige sich auch später, sagte Kraemer, etwa weil sie häufiger Leseschwierigkeiten entwickelten, zu Autismus neigten und niedrigere akademische Abschlüsse erreichten. "Wenn Eltern begreifen, dass ihre Söhne in der Entwicklung zurückliegen und in jeder Beziehung schwächer sind mit Ausnahme der Muskeln, dann werden sie ihre Sache besser machen als bisher."
"Wenn Sie einen richtigen Mann haben wollen, dann sollten sie ihr Kind so zärtlich wie möglich behandeln", betonte der Psychiater, der am Londoner Whittington Hospital arbeitet.
Forschungsergebnisse zeigten, dass die kritische Phase im ersten Lebensmonat liege, wenn sich das Gehirn entwickle. In dieser Zeit sollten Eltern besonders fürsorglich sein. Wenn Jungen härter rangenommen werden, dann werden aus ihnen laut Kraemer eher Fußball-Hooligans als starke, selbstbewusste Männer.
Quelle: SPIEGEL ONLINE, 27. Juli 2004