naja letzendlich ist es schwer so einen tip zu geben aber hast du ihn mal auf wahrnehmungsstörungen untersuchen lassen?
anke

Hi Anke,was meinst du denn damit? Kannst du mir erklären, was Wahrnehmungsstörungen sind und wie die sich äußern? Danke schon mal im Voraus!
Heidi

Hi,
ich finde es total schlimm,jedes Kind,das ein bischen aus der Norm fällt in die Schublade ADS zu stecken.Ich denke einfach mal,Dein Sohn ist ein ganz normaler 3 jähriger,nur habt Ihr Euch inzwischen total hochgeschaukelt. Er weiss,das er Dich damit aufregt und Du dann ausflippst. ich denke,Du solltest es einfach ignorieren. Auch wenns schwer fällt,Du musst konsequent ignorieren.Und ihn loben,loben,nochmal loben,wenn er etwas gut gemacht hat. Das stärkt sein Selbstvertrauen und er muss nicht alles mit seinem Geheule quittieren. Ich denke,er hat nur ein schwieriges Temperament(mein Sohn auch). Aber das ganze wieder in die Schublade Ads zu stecken,würde ich nicht machen.
Du wirst sehen,es wird besser.....
Viele liebe Grüsse
Bianca

Hallo Bianca,
erstmal Danke für deine Antwort. Weißt du, vielleicht hab ja auch wirklich ICH ein Problem. War ja schon beim Arzt und er hat psychovegetativen Erschöpfungszustand festgestellt und mir Insidon, ein Beruhigungsmittel, verschrieben. Klar schaukelt sich das Ganze hoch, meine schlechte Verfassung wirkt sich negativ auf sein Verhalten aus und umgekehrt. Sind denn Wahrnehmungsstörungen mit ADS gleichzusetzen? Ich denke nicht, daß Richie ein Problem dieser Art hat.
LG
Heidi

hallo bianca,
ich würde gerne mal kurz auf dein: "schublade ads" eingehen.
ich glaube schon das man mit dem verdacht heute schneller bei der hand ist als früher. da gebe ich dir recht, falls du das damit gemeint hast.
allerdings klingt dieses: schublade ads ein wenig danach, als wäre es eine ausrede, ein künstlich erschaffenes etwas von eltern, die mit ihren kindern nicht zurechtkommen.
ich möchte hier einfach mal anmerken, das ads kein hirngespinst ist, sondern eine ernszunehmende erkrankung/störung des gehirnstoffwechsels. das ganze ist übrigens auch vererbbar.
und ja, es gibt ads, denn diese stoffwechselstörung ist sogar körperlich nachweisbar und darstellbar, mit zur hilfe name von röntgenkontrastmitteln lässt sich diese störung in bestimmten hirnarealen unter dem ct darstellen. dieses wird in einer deutschen uniklinik, ich hab leider vergessen welche, praktiziert. diese form der untersuchung ist aber nicht ungefährlich und deswegen wird es eben auch nicht zur diagnostik benutzt, da verlässt man sich liebe auf die herkömmlichen methoden, mit denen man gute erfolge hatte.
so, das wollte ich ads mutter nur mal angemerkt haben.....
lg britta

Hi!
Nach dem, was du schreibst, habe ich auch den Eindruck, dass das keine "normale" Trotzphase ist. Vor allem, weil du schreibst, dass sein Schreien auch in Situationen vorkommt, in denen es eben NICHT um Trotz und Willen durchsetzen geht: Wenn die Übungsleiterin das Tamburin rausholt o.ä. Du hast es als "Schreien ohne ersichtlichen Grund" beschrieben.
Ich würde das Problem auf alle Fälle eurem KiA berichten. Und vorher eine Liste machen, in welchen Fällen er weint und schreit (und wie oft am Tag). Und deutlich machen, dass es ihm dabei NICHT ausschließlich ums Willen Durchsetzen geht.
Um mal genauer ins Detail zu gehen: Beschreib mal so einen Tagesanfang von euch: Weint er beim Aufwachen? Wie sieht's aus, wenn ihr zu Hause bleibt, wenn ihr Termine habt o.ä.?
Es könnte sein, dass er eine sehr feste Ordnung und Struktur für sein Leben braucht. Und dass er immer dann weint, wenn etwas diese Ordnung durcheinander bringt. Ich denke, dass dieses hohe Interesse für Zahlen und Zählen (feste Ordnung und Struktur!!!) und Buchstaben durchaus ein Indiz dafür sein könnte.
Ich würde AUF JEDEN FALL das Thema Hochbegabung verfolgen!!! Bleib da dran, klär das ab. Das würde vieles erklären, du hättest Kontakt zu anderen Betroffenen, du bekämst Hilfen im Umgang mit ihm. Und dass ein noch nicht 3jähriger Wörter buchstabiert und bis 250 zählt, ist NICHT normal :-).
Und solange, bis das alles geklärt ist, würde ich mal folgendes probieren:
- einen sehr geregelten Tagesablauf, ganz viele Rituale einführen, die immer gleich ablaufen
- Möglichst wenige Grenzen, aber bei denen auch konsequent und liebevoll auf Einhaltung bestehen (und Wutanfälle aushalten)
- Versuchen ihn bei seinen Schreianfällen in den Arm zu nehmen. Keine Sanktionen, Strafen o.ä., denn wenn meine Theorie stimmt, würde ihn das ja noch mehr durcheinander bringen. Wenn irgendetwas seine Ordnung, seine Welt durcheinander bringt, sei für ihn da, sei du der Halt. Schreit er beim Kinderturnen, bei Verwandten o.ä., nimm ihn auf den Arm, geh aus dem Raum, such euch eine ruhige Ecke. Sprich mit ihm ruhig, versuch Verständnis zu zeigen, frag, was denn genau los war. Bei uns helfen immer SEHR GUT "Elefantengeschichten" *g*: Da erzähl ich dann vom kleinen Elefanten, der das Gleiche erlebt wie Nico, und so kann man das Erlebte aufarbeiten und klären. Nico liebt diese Geschichten :-)
Und vor allem: Hab keine Angst vor diesen Wutanfällen. Denk nicht dabei, was andere jetzt wohl denken mögen, sondern denk daran, wie elend sich dein Kind jetzt fühlen mag, dass es sich in solche einem Anfall äußert. Denk dir ein Schutzschild um euch rum, wenn es wieder losgeht und ignoriere den Rest der Welt.
Achte mal einen Tag oder (wenn du es schaffst) eine Woche nur auf die positiven Seiten deines Sohnes und lobe ihn besonders.
Ich wünsche euch, dass ihr einen Weg findet. Und lass mal wieder hören, ob sich was geändert hat.
GLG Janet

Hi Janet,
deine einfühlsame Antwort hat mich tief berührt. Ich danke dir dafür.
Er weint beim Aufstehen (um sechs!)überhaupt nicht, sondern kuschelt mit mir (soweit Nina das zulässt). Wir haben viele Rituale beim Essen und am Abend, die er sehr liebt und - du hast vollkommen recht - auf deren exakte Einhaltung er besteht.
Festhalten vergrößert seine Wut. Reden ist nicht möglich, weil er unaufhörlich und überaus laut kreischt. Ich komme da nicht mehr an ihn ran.
Ich werde versuchen, mit ihm jeden Tag rauszugehen und ruhig zu bleiben. (Oh je, die guten Vorsätze!)
Du weißt gar nicht, wie dankbar ich bin, daß jemand mein Problem ernst nimmt und nicht verharmlost nach dem Motto: "So sind Kinder eben, da muß man durch."
Ich werde jetzt doch professionelle Hilfe suchen.
Danke nochmal und schönes Wochenende
Heidi

Hallo Heidi!
Wenn Nico einen Wutanfall hat, dann bleib ich immer in Reichweite, versuche, ruhig zu bleiben und warte ab, irgendwann ist er dann bereit, in meine Arme zu kommen.
Hast du vielleicht ne Handpuppe oder so etwas? Das zieht bei Nico immer! Setz dich dann in Sichtweite von ihm und lass die Puppe hinter deinem Bein/einem Sofa o.ä. vorgucken. Besonders gut wirken bei uns zwei Handpuppen/Kuscheltiere, die erst stumm irgendwie sich bewegen und dann, wenn Nicos Aufmerksamkeit da ist, sich unterhalten. Ich nutz das dann aus, um Gefühle sprachlich auszudrücken und im Spiel aufzugreifen. Z.B. sagt dann die eine Puppe: "Mann, war ich gestern wütend." Und die andere fragt, warum. Und dann kann man ja diverse Situationen, die das Kind auch erlebt, beschreiben.
Der Vorteil liegt hier darin, dass die Kinder die (Hand-)Puppen oder Kuscheltiere ja noch als eigene Personen sehen. Nico redet manchmal mit den Kuscheltieren, aber wäre zu dem Zeitpunkt noch nicht bereit, mit mir zu reden. :-)
LG Janet

hallo miss piggy,
erst einmal mein tiefes mitgefühl für deine situation, ich kann mir sehr, sehr gut vorstellen, wie du dich fühlst.
ich habe selber einen sohn, inzwischen acht jahre alt, mit dem ich gemeinsam durch die hölle gegangen bin.
dauerentertainment, wenig schlaf, schreien, jammern, nölen, ausrasten war unser täglich brot mit ihm.und ja, man schaukelt sich hoch, aber das hat doch gründe! auch mein arzt hat damals psychovegetatives erschöpfungssyndrom diagnostiziert, ich habe zwei jahre eine therapie gemacht,habe an der erziehung gearbeitet, härter als so manch andere mutter in meinem umfeld, bin ständig mit ihm beim arzt gewesen, habe teure heilpraktiker behandlungen bezahlt....
naaa, was denkst du, hat sich etwas verändert? nein.... mein selbstwertgefühl ging gen null, unserem sohn ging es immer schlechter, seine seele hat sooo unter seinem verhalten gelitten, das er nicht mehr leben wollte...wir haben deinen einen kinderpsychiater und neurologen aufgesucht. nach fast acht jahren leid, verzweiflung, kraft investieren haben wir dann die diagnose ads bekommen. seit dem ist hier alles anders, wir leben wieder!
ich will damit nicht sagen, das dein sohn ads hat, das kann man nach einem posting auch nicht.
ich habe dir das erzählt um dir mut zu machen, dir hilfe zu suchen.
so wie du es schilderst halte ich das ehrlich gesagt nicht für ein erziehungsproblem, da arbeitet man nämlich sehr hart dran, wenn es so schlecht funktioniert und kein mensch ist freiwillig soooo verzweifelt! wir haben hier viele wertvolle jahre verloren, dir wünsche ich früher den mut!
schnapp dir deinen sohn, suche einen wirklichen kinderpsychiater auf, der kann nämlich dann beides überprüfen, körperliche störungen genauso wie seelische.
und egal, was man da findet, es wird euch weiterbringen. und keine angst, ich möchte meinen dicken hintern drauf verwetten das du nicht schuld an der situation bist.
ich wünsche dir ganz viel kraft und baldige hilfe für dich und deinen kleinen.
lg britta

Hallo Britta,
vielen Dank für deine Nachricht.
Deine Erfahrungen haben mich jetzt wirklich restlos überzeugt, daß ich professionelle Hilfe suchen muß. Schaden kann es nicht und nach deiner Warnung wäre es schlichtweg verantwortungslos die Probleme zu bagatellisieren. So geht's jedenfalls nicht mehr weiter.
Ich bin bloß froh, daß es dieses Forum gibt, denn in meinem Umfeld bekomme ich nur hämische Kommentare zu hören wie "typisch Lehrerkind, die spinnen immer am meisten" oder "total verzogen" oder "Tja, so isses nunmal, erst will man Kinder, dann hat man sie".
Es ist eine Wohltat, daß einem jemand Gehör schenkt und man das Gefühl hat, ernst genommen zu werden.
Danke und ganz liebe Grüße
Heidi