geschlechtsspezifische erziehung
ich habs nicht überlesen oder vergessen, hab einfach nur
etwas wenig zeit:O)
dann ist wohl das buch "wir werden nicht als mädchen
geboren, wir werden dazu gemacht" wohl mal wieder
ausverkauft und wartet auf eine neuauflage, ich habe es nicht
auf anhieb in meinem bücheregal gefunden, muss da wegen
der autorin noch mal länger kramen, ich kam bis jetzt noch
nicht dazu:o) das buch ist ein klassiker (aus den 70 ern,
deswegen aber noch leider lange nicht unaktuell, auch wenn
sich schon etwas geändert hat), ist gut als einstieg und/oder
gedankenanstoss.
ich muss mich noch mal umgucken wegen büchern, die nicht
nur trocken wissenschaftlich geschrieben sind, sag euich
dann bescheid, leider wird es aber schon etwas in die
trockene richtung gehen, mir ist noch kein ratgeber begegnet,
der diese thematik auch nur ansatzweise angemessen
behandelt.
gender studies bzw. geschlechterstudien befassen sich, wie
der name schon sagt, mit geschlechterrollen in allen
möglichen lebensbereichen - zB. in der familie, schule,
arbeitswelt, in dem ganzem "privaten" bereich. es wird von
kultureller, politischer, soziologischer, medizinischer,
künstlerischer, erziehungswissenschaftlicher etcpp beleuchtet,
wie sich die sozialisation/erziehung zur geschlechterpolarität,
zur frau und mann auswirkt, welche gewaltverhältniss es mit
sich bringt und wie zb sich bestimmt rollenverteilungen
geschichtlich belegen lassen.
es wird ganz klar von keinem "natürlichem" "biol
Re: geschlechtsspezifische erziehung
ausgegangen.
das heisst einerseits, dass alle "männlichen" und "weiblichen"
besonderheiten ansozialisiert und keineswegs angeboren.
und andererseits auch dass sogar der körper davon nicht
ganz ausgeschlossen ist, durch unterschiedliche haltungen,
anerzogene verhaltensweisen, etcpp formt zum beispiel der
weilbliche sich oft (neben der gebärmutter:O) und den
milchdrüsen zb.) betont "rundlicher" an den hüften, brust. form
follows funktion eben:O)
die wirkung auf den körper ist eigentlich nicht ganz so zu
betonen, ich finde das einfach nur zur zeit sehr spannend,
deswegen hab ich noch mal angeführt:O)
an anya:
toll - mich beschäftigt gerade die geschlechtsspezifische
erziehung an den schulen sehr!!! du kennst vielleicht dann
auch renate valtin? ist so die anstossgebende professorin auf
dem gebiet, sie unterrichtet an "meiner" uni und ist eine ganz,
ganz Nette!
liebe grüsse, dafür dass ich nicht viel zeit hab, hab ich doch
ganz schön viel getippt...
agnieszka
Re: geschlechtsspezifische erziehung
das ist ein richtig spannendes Thema ;o), aber nachdem ich 2 Jungs und nun ein Mädchen hab, bin ich mir nicht mehr so sicher, dass alles nur anerzogen ist. Meine Jungs hatten selbstverständlich Puppen (und -wagen, und natürlich eine Küche) und trotzdem haben sie Bagger vielmehr interessiert (ich vertrete die These, auf dem Y gibt es ein Baggergen ;o). Meinen Jungs hat es auch gefallen, schön angezogen zu sein, aber Henriette will den Rock anziehen, um ihn dem Papa zu zeigen.
Die Schwägerin meiner Schwester (sie und ihr Mann Psychologen), die ihre Tochter ganz bewußt anders erziehen wollten, haben nun ein Mädchen, das ins Ballett geht und rosa Spitzenröcke liebt (ihr ein Graus), seither ist sie von der These der Erziehung auch nicht mehr so 100% überzeugt.
Gruß Annette
PS; diese Buch, kommt darin vor, dass schon im KiWa anders herangegangen wird, je nachdem ob man einen Jungen oder ein Mädchen erwartet? (wenn ja, dann hab ich das seinerzeit mal gelesen)
PS2: das mit den Körperformen, verstehe ich das richtig, weibliche Rundungen (meine, die an den Hüften) sind nicht "natürlich" sondern "anerzogen"??
balett finde ich gut - selber getanzt *kicher*
ich glaube, dass ganz viel unbewusst verläuft und wir vieles
weitervermitteln, ohne es genau so zu wollen. du selbst sagst,
dass deine kleine den rock papa zeigen will:O)...
die "psycholgentochter" - uuups nicht böse gemeint, hört sich
nicht so nett an, das wort, wird ja nun auch nicht nur von
ihren eltern sozialisiert... und es geht meiner meinung auch
nicht darum, "mädchensachen" doof zu finden, sondern die
blöden unterdrückungsmechanismen, die hinter den
geschlechterrollen stecken, zu "entlarven" und die mädchen
zum beispiel richtig bärenstark zu machen:O) und bei den
jungs auf dominierendes, ausgrenzendes und gewalttätiges
verhalten zu reagieren und nicht als ganz normal und natürlich
zu akzeptieren und somit zu fördern.
liebe grüsse
agnieszka
ps . die hüften:O), ja es geht um die kulturellen und
geschlechtlichen unterschiede bei der bildung des körpers.
Re: geschlechtsspezifische erziehung
ich wollt eigentlich schon unten auf deinen Beitrag antworten, aber nun mach ichs hier.
Du hast geschrieben:
"leider hat die sozialisation und erziehung zu "richtigen"
männern schon immer (und leider immer noch) dazu geführt,
gefühlsamässig unreife, psychische und physische (direkte
und indirekte) gewalt ausübende gestalten hervorzubringen."
Hm, ich bin auch eine echte Emanze, aber das finde ich nun doch etwas arg hart geschrieben. Bzw. Was sind denn "richtige" Männer? Mein Mann kommt aus der totalen Machokultur, und die Vorstellung, dass ich unserm Sohn eine Puppe kaufen will, treibt ihm die Pickel auf. Und dass Männer und Frauen anders sind und auf keinen Fall "vermischt" werden dürfen ist für ihn ehernes Gesetz.
Trotzdem führen wir bei weitem die gleichberechtigste Beziehung im ganzen Umkreis. Ich glaube also so ganz falsch war seine äußerst geschlechtspezifische Erziehung nicht. Vielleicht ist es auch gar nicht so schlecht, wenn wir uns in unseren Geschlechterrollen als Frauen und Männer wohl fühlen lernen.
Naja, war nur als Gedankenanstoss gemeint.
lg bila
Re: geschlechtsspezifische erziehung
huch, hatter viele pickel???*kicher*
seine patriarchale erziehung im elternhaus war aber mit
sicherheit nicht alles, was zu seiner sozialisation beigetragen
hat.:O) und - er ist doch ein denkender mensch, wir sind den
folgen der erziehung nicht gedankenlos ausgeliefert. ist doch
toll, dass er nicht die gesetze des "urwalds" in eurer
beziehung gelten lässt! *nichtböseseinlach* machokultur hört
sich schon heftig an, was meinst du damit?
ich will mich in der traditionellen frauenrolle nicht wohlfühlen
müssen:o)
liebe grüsse
agnieszka
wo sind frauen und männer unterschiedlich *gespanntbin*?
Re: geschlechtsspezifische erziehung
also mit Machokultur mein ich, dass mein Mann Südamerikaner ist und also wirklich so sozialisiert ist, dass Männer einen Bereich haben und starke Schulter sind und Frauen eben den eher häuslichen Teil übernehmen. Mal ganz vereinfacht ausgedrückt ;-) Und denkender Mensch ist er zwar auf jeden Fall, aber mit seiner Erziehung ist er größtenteils äußerst zufrieden, Tendenz: Nachahmung.
Was ich aber auch meinte ist ob wir mit traditioneller Frauenrolle nicht was meinen, das eigentlich gar nicht so alt, sonder eher ziemlich neu, also aus den 50er Jahren kommt. So Frau im Haus und Mann arbeitet irgendwo im Büro. Traditionell könnte auch so verstanden werden, dass Arbeit und Haus noch eine Einheit bedeuten und dann macht eine Rollenaufteilung schon ganz anders Sinn. Und es ist halt schon ein Unterschied ob Mann in Rufweite ist oder 40 Minuten mit dem Auto weg und erst spät abends wieder zuhause.
Wenn du sagst Gesetze des "urwalds" würde mein Mann wahrscheinlich sagen: aber logisch, das ist doch gut so. Und ich neige dazu ihm zuzustimmen. Wobei ich einschränkend hinzufügen muss, dass es sich für viele schlecht leben lässt, weil eben die Umwelt Sachen von uns erwartet die sich oft nur schwer mit unseren Wünschen vereinbaren lassen. Beispiel: mein Mann ist wirklich viel zu Hause und wird von Kollegen deshalb ziemlich angefeindet, die haben das Gefühl er sollte nun doppelt arbeiten, er findet aber mehr Zeit mit Sohn ist wichtiger.
Umgekehrt ...
uuups, geht noch weiter
den Rollenbildern.
Grins, etwas verwirrt geschrieben nun? Naja, aber böse Emanze die ich selber bin muss ich sagen, dass ich finde das in der Realität meine weibliche südamerikanische Verwandtschaft wesentlich freier lebt als meine österreichischen Freundinnen obwohl, oder vielleicht gerade weil, sie eine traditionelle Rollenverteilung als durchaus okay annehmen, und sich nicht angegriffen fühlen, wenn ihre Männer die Kinder wickeln :-) und auf den Spielplatz mitnehmen.
So und nun hör ich auf, bevor ich in böse Seitenhiebe auf dieses ach so "aufgeklärete" Forum verfalle.
lg bila
Re: geschlechtsspezifische erziehung
war heute den ganzen Tag an der Uni und hatte daher jetzt erst Zeit, nachzulesen - sehr interessant! Renate Valtin kenne ich nicht, gibt's ein besonders empfehlenswertes Buch von ihr zur geschlechtsspezifischen Erziehung in Schulen? Wir haben damals so querbet gelesen von Themen wie Sexismusstrukturen in Schulen (Uta Enders-Dragässer, Claudia Fuchs), der Berufsrolle von Lehrerinnen (Dagmar Hänsel, Sybille Becker, Gabriele Häußler - bei den beiden letzteren ging es speziell um Religionslehrerinnen) und Koedukation (Sigrid Metz-Göckel, Gertrud Pfister) über geschlechtsspezifische Sozialisation (z.B. Karin Flaake, Nancy Chodorow, Jessica Benjamin, Coral Gilligan, Gertrud Nunner-Winkler, Lyn Brown) und dann speziell zur religiösen Sozialisation. Ich fand das enorm spannend - sollte mal wieder in die Bücher reinschauen, ich erinnere mich leider teilweise nur noch wage.
Jetzt bin ich selbst an der Ausbildung von Religionslehrerinnen und -lehrern beteiligt und bemühe mich doch gelegentlich Sachen über die geschlechtsspezifische Erziehung einfließen zu lassen. Hmm - eigentlich sollte ich in meinen Grundkurs Religionspädagogik da eine ganze Sitzung zu einplanen. Immerhin mal ein Tropfen auf dem heißen Stein ... Falls du interessante Bücher weißt (gerne auch fachspezifisch geschrieben) immer hier damit!
Viele liebe Grüße
Anya
die hofft, dass sie es schafft, Benjamin offen zu erziehen (gar nicht so leicht ...)
Re: geschlechtsspezifische erziehung
das buch finde ich sehr gut:
Breidenstein/Kelle, Geschlechteralltag in der Schulklasse -
Ethnographische Studien zur Gleichaltrigenkultur, (Kindheiten
13) Juventa Verlag Weinheim und München 1998
liebe grüsse
agnieszka
Re: geschlechtsspezifische erziehung
vielen Dank, ich werde es mir gleich mal besorgen!
Liebe Grüße
Anya
die autorin heisst
Re: habe das buch, hier die daten dazu
also,
Autorin ist Urula Scheu
Titel, Wir werden nicht als Mädchen geboren-----wir werden dazu gemacht. Zur frühkindlichen Erziehung in unserer Gesellschaft
Fischer Verlag ISBN 3-3436-02457-0
Erstausgabe März 1977
Kurze anmerkung noch. Ich denke nicht, das es um puppen und autos geht, mehr das selbstwertgefühl, die achtung und respekt anderer und damit die möglichkeit außerhalb jeglicher, nicht nur der geschlechtsspziefischen, Schablonen sein leben umzusetzen.
lg nic
Re: habe das buch, hier die daten dazu
schön, muss nich mehr wühlen *hihi*
schön, dass du das gefunden hast:O) jetzt fällts mir natürlich
auch ein :O)))
ich denke, dass es auch mit um puppen geht, da kleinigkeiten
einfach das grosse "ganze" ergeben.
früher hing ich alte hausbesetzerin hauptsächlich an den
grossen dingen (walpurgisdemo moderieren fand ich irgendwie
bedeutender als ner älteren frau nebenan zu helfen) - heute
finde ich, die kleinen dinge machens aus :O) klar, im täglichen
umgang, aber auch zb. in den dingen, die uns umgeben, die
wir essen etc. das prägt schon das bewusstsein...
uiiii, ich bin ganz schön abgeglitten, was?
liebe grüsse
agnieszka
Re: schön, muss nich mehr wühlen *hihi*
jaja das große Ganze ;o). Was mich bei der Diskussion unten erschüttert hat, war das es tatsächlich noch ein Streitthema sein kann, ob Jungs mit Puppen spielen dürfen und mit Küchen (!), was machen die Väter dieser Kinder, wickeln die nicht, gehen die mit ihren Kindern nicht spazieren und können die nicht kochen?? Irgendwie hab ich gedacht, wir wären schon weiter :o(.
Gruß Annette
PS: gibt es Bücher zu dem Thema Figur?
Re: schön, muss nich mehr wühlen *hihi*
judith butler hat viel über den körper geschrieben.
ich glaube, es war in "das unbehagen der geschlechter".
100% sicher bin ich mir aber nicht, ob das in diesem buch
genauer beschrieben wird, oder in den anderen. sie schreibt
sehr interessant und dabei grauenhaft zu lesen, die deutsche
übersetztung verschlimmert das noch...
liebe grüsse
agnieszka
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