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Suche Erfahrungsberichte zu Wochenbettdepression

Hallo zusammen,
auch wenn es nicht direkt hier reingehört, möchte ich mich doch an Euch wenden.
Als seit über 3 Jahren selbst Betroffene habe ich mich natürlich sehr lange und intensiv mit dem Thema Schwangerschafts- und Postpartale Depression beschäftigt und habe so ziemlich sämtliche Therapien und Mittelchen ausprobiert, bis ich jetzt eben doch bei einem Antidepressivum angekommen bin. Die beste Nachricht: seit Januar bin ich wieder gücklich, jeden verdammten Tag!!! Bis vor 2 Monaten wäre das undenkbar gewesen.
Und jetzt werde ich ein Projekt umsetzen, für das ich Eure Hilfe brauche:
Wer hätte Lust, mit seine Geschichte zu schicken, so detailliert, wie's nur eben geht (kann auch länger dauern, es eilt nicht). Interessieren würde mich Eure Erfahrungen und (Miß-)Erfolge von Therapien, Mitteln, Selbsthilfemaßnahmen etc. - einfach alles.
Besonders auch: Reaktionen Eures Umfeldes.
Vielleicht hat auch der eine oder andere Partner, Elternteil das Bedürfnis, aus seiner Sicht die Geschichte zu schreiben, vielleicht weil er sich hilflos fühlt, nicht weiß, was er tun soll, etc.
Wie gesagt, nehmt Euch ruhig Zeit. Aus den Berichten und meinen eigenen Erfahrungen sowei natürlich fundierter Recherchearbeit möchte ich ein Buch verfassen, sozusagen von Betroffenen für Betroffene.
Es wäre sehr schön, wenn ich viel Resonanz bekommen würde.
Liebe Grüße und alles Gute,
Inez
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Re: Suche Erfahrungsberichte zu Wochenbettdepression

Hallo Ubure,
tja, ich weiß ehrlich nicht wo ich anfangen soll. Bin 33 Jahre alt und Mutter eines Sohnes, er ist jetzt 14 Monate. Hatte vor Jahren eine Gebärmutteroperation und daher war Philipp ein absolutes Wunschkind. Er wurde geplant, gewünscht und.... ich wurde schwanger. Als man mir sagte, ich bekomme Zwillinge war die Freude groß. Als ich im 6. Monat schwanger war hörte ein Herz auf zu schlagen, das Babay war gestorben und es dauerte lange bis ich halbwegs damit fertig wurde. Philipp kam dann kerngesund am 18. Dezember 2002 auf die Welt. Aber .... ich konnte mich nciht freuen, da ich absolut in Panik verfiel. Was wenn das Kind auch was hat? Was wenn er am Kindtod stirbt? Jedenfalls wachte ich nächtelang an seinem Bett, an Schlaf war nciht zu denken! Dazu kommt das ich aus der Stadt mitten aufs Lang gezogen bin, meine Familie weit weg, mein Mann unter der Woche arbeiten, von Früh morgens bis spät in die Nacht! Meine Ängste um den Kleinen sind mittlerweile weg, er entwickelt sich super und ist ein Goldschatz! Aber trotzdem hab ich immer einen Druck im Bauch!! Ich bin hier extrem einsam, fühl mich teilweise total von Gott und der Welt verlassen und weiß nicht wirklich was ich falsch mache! Es gibt Tage da steh ich morgens auf und heule eine Stunde, dann raff ich mich wieder auf und schaff den Tag irgendwie!
Aber ich denke das passt so nicht wirklich! ich möchte das auch ändern, weiß aber nicht wie... vielleicht kannst du ein paar Ratschläge weitergeben! LISA

Re: Suche Erfahrungsberichte zu Wochenbettdepression

Hallo Lisa,
tja, ich bin kein Psychiater, aber ich würde schon sagen, dass Du noch unter den Folgen einer Depression leidest. So eine Depression kann ja auch durch ein besonderes Erlebnis ausgelöst werden. Bei Dir war das der Tod Deines anderen Babies, und Du sagst ja, Du hättest es auch nach langer Zeit nicht ganz verdaut (was wahrscheinlich jedem so gehen würde). Dass Du das bei Philipp mitgenommen hast, ist ja eigentlich ganz klar. Ich kenne das übrigens sehr gut mit den extremen Ängsten. Bei mir hat sich das weniger in Angst um das Leben meines Sohnes gezeigt, als in fürchterlicher Pedanterie (so habe`n's die anderen gesehen, ich hatte echte Angst, mit pausenlosen Adrenalinschüben) um jede Kleinigkeit, die ihn betraf. Ich hab kein Radio eingeschaltet, TV sowieso nicht, man durfte nur durch die Wohnung schleichen, die Lichtschalter und Türklinken nur lautlos betätigen, möglichst kein Besuch, nirgendwo hinfahren, etc. Und wenn es doch sein musste, hat mich das so fertiggemacht, dass es mich wieder Wochen gekostet hat, einigermaßen normal zu reagieren (naja, normla hab ich eigentlich nie reagiert, immer überzogen). Und der Druck im Bauch war immer!!! da. Du sagst, Du weinst oft, musst Dich richtig zusammenreißen, um den Tag zu schaffen. All das kenn ich nur zu gut. Dass Du Dich sehr einsam fühlst, kommt natürlich erschwerend hinzu, ist aber meiner Meinung nach nur als Folge Deines "Zustandes" zu sehen.
Also, was kann ich Dir raten: fest steht, dass das so kein Leben ist.

Teil II

...Das geht auch anders, wie ich Dir aus eigener Erfahrung sagen kann. Hast Du denn schon mal in irgendeiner Weise Hilfe gesucht oder was ausprobiert, z.B. was homöopathisches? Bei mir hat's nicht geholfen, aber das muss ja nichts heißen. Ich denke mir aber, dass Du vielleicht erst mal wirklich mit einem Psychiater reden solltest (bei schatten-und-licht.de gibt's Listen mit Leuten, die sich darauf spezialisiert haben, oder Du fragst mal verschiedene Hebammen, ob sie jemadnen empfehlen können), denn Du hast schließlich etwas sehr traumatisches erlebt, und sowas kann man oft nicht allein bewältigen. Manchmal hilft aber schon eine Psychotherapie. Das lässt sich auch, falls nötig, ganz gut mit einer medikamentösen Behandlung kombinieren.
Vielleicht ganz kurz was zu den Medikamenten: es gibt verschiedene Arten von Antidepressiva, die je nach Hauptbeschwerden (also, Schlafstötungen, Ansgtattacken, etc.)eingesetzt werden. Depressionen sind eine Stoffwechselerkrankung, bei der einfach nciht genug Serotonin (ein Glückshormon) gebildet wird, oder das Serotonin zu schnell wieder in die es bildenden Zellen zurückkehrt, ohne, dass es im Körper wirken kann. Antidepressiva machen nichts anderes als die Natur: sie schubsen sozusagen die Hirnanhangdrüse, in der das Serotonin hergestellt wird, an, damit mehr produziert wird. Mein Medikament z.B. gehört dabei zu den selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, d.h. es verhindert eine zu schnelle Rückkehr des Serotonins in die Zellen.

Teil III

Somit wird ein immer gleich bleibenden Serotoninspiegel im Blut gewährleistet.
Mittlerweile sind die meisten dieser Medikamente so gut, dass sie kaum noch Nebenwirkungen haben und bei sehr guter Verträglichkeit sehr gut wirken, d.h. meist nach ca. 3-4 Wochen. Das wichtigste: sie machen nicht abhängig, und man ist auch nciht fremdgesteuert - man ist einfach wieder man selbst. Wenn ein "gesunder" Mensch so ein Medikament nimmt, dann passiert gar ncihts. Es macht also nciht euphorisch oder so, nur wieder normal.
Wenn Du sagst, Du willst erst mal was anderes probieren, dann gibt's da natürlich noch einges: mach Sport, geh viel raus. Gute Unterstützung hatte ich auch immer mit ätherischen Ölen, die ja direkt auf die Seele wirken können, und das wirklich sehr gut! Wenn Du dazu was wissen möchtest, da kenn ich mich mittlerweile sehr gut aus.
Oder Du schaffst es, vielleicht einmal pro Woche für ein paar Stunden was ganz allein zu machen. Mir hat es sogar in meinen schlimmeren Zeiten geholfen, mal rauszukommen (auch wenn ich immer ein schlechtes Gewissen hatte). Oder was sind denn so Deine Interessen? Vielleicht können wir da ja was neues kinderkompatibles draus kreiieren?
Ich drück Dir so die Daumen, und hoffentlich bis bald mal!
LG,
inez
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