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"Seelische Klapse"?

Hallo Ihr Lieben,
Nachdem hier schon desöfteren über das Klapsen diskutiert wurde (meist ohne meine Beteiligung: bin dagegen und nicht vom Gegenteil zu überzeugen), wollte ich jetzt mal einen anderen Aspekt reinbringen und bin gespannt auf eure Meinungen/Erfahrungen.
Meiner Meinung nach kann man auch auf dem Gebiet der "kleinen" seelischen Grausamkeiten viel Schaden anrichten.
Erstes Beispiel: sich bei anderen über das Kind häufig in dessen Gegenwart beschweren ("mein xy ist immer soooooo schwierig, heute hatte er schon drei Trotzanfälle").
2.: Ewiges Nölen hebt vermutlich auch nicht gerade das kindliche Selbstbewusstsein: "Kannst Du nicht mal Deine Sachen aufräumen?", "Immer muss ich alles dreimal sagen." usw. usw.
3.Noch etwas fiesere Druckmittel: "Kein Wunder wollen die anderen Kinder nicht mit dir spielen, wenn du da auch immer so ... bist."
Ich finde solche Grausamkeiten genauso schlimm wie Klapse, denke aber, dass es wesentlich schwieriger ist, das alles zu erkennen. Nach einem echt anstrengenden Tag mit Julian neulich ertappe ich mich dann abends plötzlich bei einem "Du bist echt eine Nervsocke" (na prima, zur Kommunikation absolut in-adäquat und sollte eigentlich nicht vorkommen). Eine Entschuldigung danach ist natürlich auch bei einem Kleinkind wichtig.
Wie steht ihr dazu? Wie haltet ihr eure Gefühle im Zaum (ich bin ja schließlich keine Maschine)?
Gespannte Grüße,
Tanja und Julian
Bisherige Antworten

Re: "Seelische Klapse"?

Keiner ist ohne Fehler... solche "Ausbrüche" (verbaler Art!) kenne ich auch und ich bin nicht stolz drauf.
Mir rutscht schon auch mal raus:" Oh, Simon, Du kriegst aber auch gar nichts hin", wenn er mal wieder seinen Apfelsaft über den Tisch schüttet oder auch andere Aussprüche, die einem Kind doch ganz arg weh tun können.
Und Simon ist 5 Jahre alt, der versteht genau, was da gesagt wird :-(
Ich hab mir fest vorgenommen, Aussprüche dieser Art mir runterzuschlucken und sachlich zu bleiben. Auf alle Fälle entschuldige ich mich dann bei ihm und abends reden wir nochmal. Ich lasse ihn nie traurig ins Bett gehen und es bleibt bis zur Nachtruhe auch nie etwas unausgesprochen.
Aber wie gesagt; keiner ist perfekt, alle Eltern machen Fehler.
Gruß, Sandra

@ Sandra

Hi Sandra!
Du hast sicher recht: alle machen Fehler, keiner ist perfekt. Aber mir fällt auf, dass solche Äußerungen hier in den Foren oft als Entschuldigung verwendet werden und die Schreiberinnen nicht daraus "lernen". "Das Kind muss erfahren, dass Mütter auch nur Menschen sind." - Und deshalb ist es legitim, wenn ich es anschreie bzw. es demütige???
Auch ich habe Nico (selten) schon mal angeschrien... Und bin mir auch bewusst, dass keiner alles richtig machen kann. Aber auf diesen Aussprüchen würde ich mich NIE ausruhen, nach dem Motto: Das kann eben mal passieren, das müssen die Kinder wegstecken. NEIN! Das DARF nicht passieren, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Und daran arbeite ich ganz hart! Und es fällt auch mir manchmal verdammt schwer und ich hab neulich mal die Wand angebrüllt und mit der Hand dagegen gehauen...
Deshalb finde ich es ganz super, dass du dein Verhalten reflektierst und dich bei deinem Sohn entschuldigst!!!!! Und dass du es "besser" machen willst... ich wünsche mir, dass mehr Mütter das versuchen würden.
LG Janet, die sichbewusst ist, dass einige Mütter das hier als "Übermutter"-Posting auffassen werden... ;-)

@Jane

Hallo Jane,
ich seh Dich und Dein Posting überhaupt nicht als "Übermutter-Ding"!!!!!! Im Gegenteil!!!!
Meine Nachbarin (22, die Tocher 2) schreit ungelogen den GANZEN Tag (ich bin ja zuhaus) ihre Kleine an und das in einem derart primitiven Ton und mit ebenso primitiven Worten ("Du bist ein Schwein", "Du bist so dumm"), dass mich die anderen Nachbarn rundum schon gefragt haben, was da eig. los sei. Ich habe die Kleine neulich mal zu uns geholt und sie ist total eingeschüchtert und ich glaube, sie wird auch geschlagen. Warum der Vater (ein sehr netter, allerdings auch 35) da nicht einschreitet, versteh ich nicht. Ich bin schon immer auf der Hut, denn wenn ich EINMAL sehe, dass sie ihr Kind schlägt, schreite ich ein. Und ICh finde, dass Du absolut recht hast: es ist nicht entschuldbar, dass einem die Hand ausrutscht oder man das Kind anschreit. In KEINEM Fall!
Das mit der Wand anbrüllen finde ich gut. Gott sei Dank muss ich mich nicht oft aufregen, aber wenn, dann zwicke ich mich ganz fest ins Bein. Ehrlich :>) Denn ich weiss, was sowohl körperliche als auch seelische Grausamkeit bedeutet.
LG von Carmen - sorry für das lange Gelaber....

Re: "Seelische Klapse"?

Hi Tanja!
Ich sehe das genauso wie du! Auch Worte und Gesten können total demütigend für das Kind sein. Ich finde es auch immer ganz schlimm, wenn über die Kinder in deren Beisein geredet wird. Oder diese Äußerungen, die du ansprichst...
Ich glaube, im Buch "Das Geheimnis glücklicher Kinder" werden diese oftmals versteckten Botschaften ganz toll aufgeschlüsselt (wenn ich das jetzt nicht verwechsel)!
LG Janet

Re: "Seelische Klapse"?

.. hast völlig Recht, mir fällt auch manchmal auf, wie manche Eltern ihr Kind "aburteilen" (Ist halt einfach ein Trotzbengel, "Unser Hosenscheißer" etc.).
Was mir heute aufgefallen ist: meine Schimpferei beim autofahren nimmt sich mein Mädchen immer so zu Herzen. Sie sagt dann immer "Mama!!" - aber ist echt schwierig für mich, ich werde immer schnell ärgerlich, wenn jemand vor mir blöd fährt. Habe mir aber fest vorgenommen, hier etwas erwachsener und gelassener zu werden, sonst wird ihr noch das autofahren mit mir verleidet !
LG Gala

Re: "Seelische Klapse"?

Kicher, ein vorwurfsvoller "Mama!!" finde ich ja echt cool. Freu mich schon, wenn Julian in das Alter kommt, der wird mich sicher auch ganz schnell erziehen...
Ich sage immer "Au, Kacke", wenn mir ein Missgeschick passiert oder ich mich beim Autofahren ärgere. Julian grinst sich immer eins ab und wiederholt's dann (klingt aber auch so schön). Ähem, ich sehe schon viele peinliche Situationen auf uns zukommen... muss mal an meiner Sprache arbeiten...
LG, Tanja

Re: "Seelische Klapse"?

Hallo Tanja,
Suggestion nennt man sowas. Wenn Eltern ihrem Kind immer wieder vorsagen, dass es z.B. eine Zicke/ein Versager/Trödler/Tölpel etc. ist, dann wird das auch irgendwann so sein.
Es ist aber etwas anderes, wenn einem aus gerissenen Nervensträngen mal sowas über die Lippen kommt. Passiert mir hin und wieder auch mal, und das finde ich nicht so wild, da es echt selten vor kommt.
LG Ariane

Re: "Seelische Klapse"?

Hallo Tanja,
ja, Erziehung ist wohl eins der schwierigsten Aufgaben
im Leben. Es stimmt absolut was du schreibst. Oft
ertappe ich mich dabei, dass ich leise vor mich
hinschimpfe, wenn Moritz wiedermal was angestellt
hat. Und mir ist bewußt, dass das überhaupt nichts
bringt. Zuviel Nölen macht Kinder bloß elterntaub und
das wollen wir ja nicht. Bei uns gibt es ganz wenige
Regeln, die eingehalten werden müssen und die
werden auch akzeptiert. Was Moritz sonst so alles
anstellt, da drücke ich halt ein Auge zu, wenn es
vertretbar ist. Am wichtigsten ist es wohl, sich selbst
erst mal zu erziehen, wenn man sein Kind erziehen will
und das ist oft schwieriger als Kindererziehung :-).
lg
Sandra und Moritz und Klara

Re: "Seelische Klapse"?

Ich glaube auch, daß solche Äußerungen dem Kind vielleicht sogar noch mehr zu schaffen machen als Klapse (wobei wir wieder beim Thema wären :-( )
Bisher sind mir solche Ausrutscher zum Glück noch nicht passiert, vielleicht weil ich sehr wachsam bin, da meine SM öfter mal solche Bemerkungen meinem Neffen über fallen läßt (bei Annika traut sie sich nicht, weil sie weiß daß ich das nicht durchgehen lassen würde !)
LG Claudia

Buchtipp dazu

Hallo Tanja,
was Du schreibst ist vollkommen richtig, wie ich meine. Auch Worte können sehr schmerzhaft und demütigend sein. Und ich wundere mich immer, wie viele Eltern es gibt, die ihr Kind auch in der Öffentlichkeit anschreien und ihre Aggressionen an den Kinden auslassen. Dazu ist ein Kind aber nicht da, es ist ein eigenes Individuum, das genau so viel Respekt wie ein Erwachsener verdient.
Auch mein Kind ist "unschlagbar" (was manche hier im Forum katastrophalerweise als antiautoritäre Erziehung werten!) und ich versuche mich zu beherrschen wo immer es geht. Es fällt mir auch oft schwer, denn auch mir platzt manchmal der Kragen. Allerdings sehe ich auch sofort wieder ein, daß ich es mit einer Einjährigen zu tun habe, die es einfach noch nicht besser wissen kann.
Ich habe übrigens auch das Buch "Das Geheimnis glücklicher Kinder" von Steve Biddulph gelesen und kann es sehr empfehlen. Es beschreibt genau wie Du sagst, daß Worte genau so weh tun wie Klapse und gibt sehr gute konstruktive Vorschläge, wie man sich selber im Zaum hält und wie man mit nörgelnden Kindern professionell und ohne Hiebe umgehen kann. Wer das nicht so sieht braucht sich nicht wundern, wenn aus den Kindern mal psychisch kranke Erwachsene ohne jegliches Selbstverstrauen werden.
Liebe Grüße,
Elke, mit "unschlagbarer" Stella :)

oder "das kompetente kind" gruss, tubbie

Re: Buchtipp dazu

Hallo!
Ich schließe mich an, schreien und seinem Kind Dinge vorhalten (z.B. wie dumm es ist)sind schlimm. Ich denke, es kommt aber auch drauf an, wie man es sagt. Wenn man dabei noch lachen kann, merkt das Kind schon, das es nicht so gemeint ist. Ich kann alle Bücher von Steve Biddulph empfehlen!! Und mein Mann fand besonders die Kapitel über Väter und Ihre Kinder (besonders Söhne) interessant. Kann ich euch nur empfehlen mal zu lesen!!
Liebe Grüße,
Nic

Noch schlimmer als das, was Du geschildert hast

finde ich solche Aussagen wie "Jetzt sei aber mal brav sonst haben Papa und Mama nicht mehr lieb" (vorgekommen bei Freunden von uns; Zitat des Vaters). Das ist echt heftig.
Mir rutscht schon auch mal ein "oh, man du kleine Nervensäge raus" aber ich sage dann immer dazu "aber ich hab dich trotzdem total lieb" oder "du bist Mamas Süßer". So merkt er, dass ich sein Verhalten momentan nicht ganz ok finde, ihn aber trotz allem immer noch genauso lieb hab.
LG Nicole

Re: "Seelische Klapse"?

Hallo Tanja!
Was Du da ansprichst, finde ich auch so.
Meine Mutter hat es ziemlich arg mit uns getrieben. Wenn sie mit uns böse war.....naja, dann gab es erstmal Schläge, aber schlimmer eigentlich war für uns, dass sie Tage, gar Wochen brauchte, um uns wieder gut zu sein. Sie hat nicht mit uns geredet und hat gesagt, sie hat uns nicht mehr lieb.
Meine Schwester und ich haben uns oft gewünscht, unsere Eltern würden sterben, damit wir aus diesem Alptraum herauskämen, aber das meine Schwester genauso gedacht hat, habe ich erst vor relativ kurzer Zeit erfahren.
Ohne meine Oma hätten wir sicher noch viel viel dollere seelische Probleme gehabt, als wir ohnehin schon hätten....
mein Neffen, 10 und 14, sind eigentlich ganz prima geworden. Ich orientiere mich an der Erziehung meiner Schwester. Ich zische Nina auch mal an "ohmann, Nina, nerv doch mal...." aber ich arbeite an mir, das ist das wichtigste, das man sich dieser Sachen BEWUSST ist und sie zu vermeiden VERSUCHT. Klar biste keine Maschine...:o)
Als meine Schwester mit dem ersten schwanger war, hat sie mal gesagt: Abends wenn wir schlafen gehen, ist alles wieder gut! Ich hab da doll geweint, einen Streit mit durch die Nacht nehmen zu müssen ist furchtbar für ein Kind.
Ich hatte in der Pubertät sehr große Probleme mit mir, das hatte sicher mit der Kindheit zu tun...solche Grausamkeiten sind schlimm oder schlimmer als Klapse. Meine Meinung. LG tine *wollte zu dem Thema eigentlich nix mehr sagen*

Re: "Seelische Klapse"?

Aus Erfahrung weiss ich, dass Anschreien schmerzhafter ist als Schlagen.
Meine Mutter hat mich früher oft angeschrien und jedesmal habe ich geheult weil ich es so schlimm fand.
Trotzdem ertappe ich mich selbst auch manchmal dabei wenn ich Leon anschreie obwohl ich es eigentlich NIE machen wollte (passt also auch noch zur "niemals nie"-Umfrage weiter oben).
Meist kommt es so, dass Leon irgendeinen Blödsinn anstellt/anstellen will und ich ihm sage dass er es lassen soll. Mehrmals. Dann bringe ich ihn woanders hin. Schafft er es dennoch sich wieder anzuschleichen und seinen Blödsinn auszuführen, werde ich oft laut. Dabei beleideige oder demütige ich ihn aber nicht, sondern schimpfe einfach "nur".
Allerdings denke ich nicht dass es ihm schadet...vielmehr habe ich den Eindruck er versteht oft erst dann dass es mir ernst ist und sieht ein dass er zu weit gegangen ist.
Wichtiger finde ich nicht demütigend und vor allem nicht nachtragend zu sein. Einmal feste geschimpft und fertig. Nicht danach noch ewig lange böse mit dem Kind sein, das kann es dann nicht zuordnen.
LG Mel

Re: "Seelische Klapse"?

Hallo! Ich seh das genauso wie Du. Aber keiner ist perfekt, und die eigenen Fehler sieht man am schwersten.
Davon, die eigenen negativen Gefühle zu verstecken halte ich gar nichts, die bekommt das Kind ja sowieso über die Körpersprache mit und weiß dann erst recht nicht was los ist. Ausarten darf es aber auch nicht, und wenn mir so ein Ausrutscher passiert entschuldige ich mich auch. Ich bin sowieso der Typ der erstmal Dampf abläßt und anschließend ist alles wieder OK. Und manchmal hat mich auch der total verschreckte Blick meines Mäusleins wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt. Man darf ja nicht vergessen, daß die Zwerge vollkommen auf uns angewiesen sind, aus ihrer Sicht müssen sie sich ja mit uns gutstellen.
Mittlerweile versuche ich Früherkennung zu betreiben, weil mir diese Situationen meist dann passieren wenn es mir anderwertig nicht sonderlich gut geht. Also Streß vermeiden und notfalls Babysitter und Oma einspannen.
LG, Angi

Re: "Seelische Klapse"?

Hallo Tanja!
Im Prinzip denke ich so wie Du, die kleinen Seitenhiebe des
Alltages können leicht übersehen werden.
Allerdings würde ich zu Deinem eigenen Beispiel sagen, daß ich
da keine Grausamkeit finden kann. Wenn ein Kind nervt, kann
ich es ihm sagen. Genau so wie Du es gesagt hast, ohne ein
"Schon wieder" oder "wie immer", weil Pauschalisieungen eben
vermieden werden sollen. Denn wie merkt es sonst, daß es zu
weit geht, oder stört Dich das Wort "nervsocke"? Schließlich soll
mein Kind auch lernen, daß ich als Mutter auch mal negative
Gefühle habe und auch der Zusammenhang zwischen "mir geht
es schlecht" und "Dein Verhalten ist schuld daran" ist in meinen
Augen ein wichtiger Aspekt, denn dadurch lernt es hoffentlich,
die Gefühle anderer zu erkennen und auch darauf Rücksicht zu
nehmen.
Genauso wie ich gegen diese allgemeinen Verurteilungen bin,
bin ich auch gegen dieses eitel Sonnenscheingetue, oder das
"Oh, das finde ich aber jetzt nicht nett"-Gerede, wenn es mich
echt auf die Palme bringt.
Insofern versuche ich ehrlich zu sein und dabei rutscht mir
bestimmt auch mal verbal was aus - und merke es womöglich
nicht einmal.
LG Teddy
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