Grundsätzliches zum KS
warum wird die Diskussion um WKS nur mit so viel "Wertung" (gut und schlecht) geführt?
Warum wird versucht den Frauen, die mit KS entbunden haben, ein schlechtes Gefühl zu machen, indem irgendwelche unqualifizierten Behauptungen abgegeben werden wie, dass man keine gute Mutter-Kind-Bundung hinbekommt, Stillprobleme hat, das Kind charakterliche Schwächen hat...?
Warum wird der KS oftmals als "minderwertige" Geburtsmethode empfunden und vermittelt?
Jede Frau hat eine Vorstellung von der Geburt ihres Kindes.
Die einen haben panische Angst vor einer Verletzung ihrer Vagina oder vor Geburtsschmerzen, oder vor Sauerstoffmangel beim Kind während der Geburt, oder vor dem Tod des Kindes, weil es den Geburststress nicht aushält (die Liste kann beliebig erweitert werden).
Diese Frauen werden sich informieren über Operationsmethoden, Narkosemethoden, Risiken und Nachwirkungen für Mutter und Kind im Allgemeinen und auf die eigene Situation bezogen. Und wenn sie nach Abwägung aller Vor- und Nachteile zu der Ansicht gekommen sind, dass für sie ein KS am besten ist, dann sollen sie ihren WKS haben. Wie gut, dass man heute wählen kann.
Andere haben eine eher romantische Vorstellung von Geburt. Für sie kommt kein WKS in Frage. Wenn es aus anderen Gründen zu einem KS kommt, werden sie enttäuscht sein, dass es nicht so gekommen ist, wie sie es sich erträumt haben. Eventuell sind sie traumatisiert, weil sie völlig unvorbereitet waren auf diese Situation.
Wieder andere sehen die Geburt eher pragmatisch. Wie es kommt, so ist es gut. Hauptsache Mutter und Kind haben diesen Abschnitt ihres gemeinsamen Lebens gesund und lebendig überstanden.
Jede Einstellung ist vollkommen in Ordnung, solange man anderen Frauen ihre eingenen Entscheidungen treffen lässt.
Nicht, dass Ihr mich falsch Versteht, ich will keine Diskussion abwürgen und auch niemandes Einstellung und persönliche Erfahrung herabwürdigen.
Natürlich muss man eine medizinische Diskussion über die Indikationen für KS führen (Ist ein KS immer notwendig?, Wie machen andere Länder das?).
Man sollte auch auf Urachenforschung gehen, warum die Zahl der KS so zugenommen hat.
Auch sollte man Vor- und Nachteile, Risiken und Nachwirkungen wissenschaftlich qualifiziert darstellen und nicht so eine Hokuspokus Angstmacherei betreiben (auf allen Seiten). Eine zu starke Romantisierung ist genauso wenig förderlich, wie eine totale Abstraktion.
Außerdem darf man nicht aus dem Blick verlieren, dass Frauen vielfach bevormundet und ausgenutzt wurden und werden und dass nur eine gute Aufklärung zu einem selbstbestimmten Handeln führen kann.
Denkt daran: Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden.
Gruß
Lise
das hast du sehr "schön" geschrieben- danke ;-)
Schließe mich Schoofine an. LG Nicol
Ich schließe mich Schoofine an! LG Nicole
Re: Ich schließe mich Schoofine an! LG Nicole
!
Sehr gut geschrieben
Super formuliert und ich denke,für jeden aus seiner Sicht verständlich!
Na Nu?
Allgemeine Zustimmung?
Wow!
Gruß Lise
Re: Na Nu?
Der Ton macht die Musik.
"....und dass nur eine gute Aufklärung zu einem selbstbestimmten Handeln führen kann."
Was soll daran zu kritisieren sein ?:)
LG, Karen
Re: Grundsätzliches zum KS
LG Steffi
Re: Grundsätzliches zum KS
es geht mir überhaupt nicht darum, irgendjemanden mit seiner Erfahrung herabzuwürdigen. Ganz im Gegenteil. Jede Frau hat ihre Geschichte, Erfahrungen, Phantasien und Ängste. Und ich fände es schön, wenn es zu gegenseitigem Verständnis käme. Und auch wenn das Verständnis für die Beweggründe anderer Frauen einem nicht immer möglich ist, so wäre Toleranz das nächste Ziel.
Sachlich kompetente Auskünfte darüber, was passieren kann und wie groß das Risiko dafür ist, sind dringend nötig. Unseriöse Berichte, welche Frauen, die (gewollt oder ungewollt) per Kaiserschnitt entbunden haben, ein schlechtes, minderwertiges Gefühl einreden wollen und schreckliche Dinge prophezeien, sind erniedrigend und daher abzulehnen.
Erlebnisberichte haben natürlich ihre Berechtigung, aber als Einzelbeispiele sind sie nicht geeignet das Risiko einzuschätzen.
Ich habe auch mit sekundärem Kaiserschnitt entbunden, genau wie du, und ich habe auch lange gebraucht, es zu akzeptieren. Was mir in diesem Prozess aufgefallen ist, sind die vielfältigen Vorstellungen (Phantasien, Ängste, Wünsche, Zwänge, Moden), die in den Köpfen der Gesellschaft, unserer Mütter, Großmütter, Gleichaltrigen, Hebammen und in den Medien vorherrschen. Sie alle prägen uns, so dass diese Vorstellungen auch in unseren Köpfen und Herzen sind. Viele fühlen sich schlecht, minderwertig, weil sie den Vorstellungen nicht entsprochen haben. Diese Vorstellungen (wie es richtig ist, was sein muss und nicht sein darf) sind es vor allem, die uns zu schaffen machen. Wie ich mit dem Problemen, die ein Kaiserschnitt verursacht, umgehe, hängt sehr stark davon ab, welche Gefühle ich dem Kaiserschnitt entgegenbringe, d.h. wie sehr die Seele durch den Kaiserschnitt verletzt ist. Auch in dieser Sache werden entwürdigende, verletzende Kommentare abgegeben und es wäre schön, wenn anstelle dessen Anteilnahme käme.
Letzten Endes musst du selbst mit dir und deinem Kaiserschnitt zurechtkommen. Vielleicht braucht es noch ein wenig Zeit, ein paar klärende Gespräche oder Gedanken, um dich mit deinem Kaiserschnitt zu versöhnen. Ich wünsche es dir. Ich wünsche dir auch, dass der Ärger mit der Narbe weniger wird.
Liebe Grüße
Lise
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