hallo meine lieben,
bin heute auch sehr nachdenklich, wie wahrscheinlich so ziemlich jeder andere hier auch. noch bin ich im büro und bekomme von den sendungen nichts mit, aber heute abend werden mein mann und ich auch vor dem fernseher sitzen und mitfühlen. ich schrecke immer noch völligst zusammen, wenn ich das datum "11. september" höre oder lese - furchtbar, diese erinnerungen.
letztes jahr bin ich am 14. sept. nach USA geflogen - ich saß in der ersten maschine, die wieder aus frankfurt raus ist nach USA. es war ein wahnsinniges erlebnis. normalerweise sitzen alle passagiere ruhig und leicht genervt auf ihren plätzen, regen sich über den service oder das baby-geschrei auf - naja, das übliche halt. aber letztes jahr, standen alle in den gängen und bei den klos rum - jeder hat sich mit jedem unterhalten, es gab einfach so viel zu erzählen. jeder bot jedem seine hilfe an, denn obwohl man nun auf dem weg in die heimat (für die meisten war es so) war, hieß es noch lange nicht, dass man auch tatsächlich am ziel angekommen wäre. die meisten flüge innerhalb USAs wurden gestrichen, und alle mietwagen waren eh schon vergeben. auch ich hatte zu dem zeitpunkt noch keine ahnung, wie ich von denver bis an die westküste (mein eigentliches ziel) kommen sollte. es war toll zu sehen, dass wir alle menschen waren, ganz egal welche nationalität, jeder wollte einfach nur helfen. das hat mir sehr imponiert. ich hatte glück und erwischte sogar noch an dem selben tag einen flieger an die westküste - mein gepäck war zwar die nächsten 3 tage verschwunden, aber das war in dem moment so egal. ich war froh gesund bei meiner verwandtschaft angekommen zu sein. es wurde eine party geschmissen, einfach nur weil alle froh waren, dass wir überhaupt diese party feiern konnten. es war eine sehr interessante zeit damals in USA zu sein - es ist schon wahnsinn, welche stärke und welche kraft die amerikaner aus solchen erlebenissen rausziehen. an jeder tür hing die amerikanische flagge, jeder hat geholfen und gespendet was er konnte - es war umwerfend.
tja, und am 11. sept. letzten jahres sollte mein vater genau zu dem zeitpunkt des absturzes seinen flug von kanada nach USA besteigen. dazu kam es natürlich nicht mehr - alle flüge wurden abgesagt, und so saß er erst mal eine woche in kanada fest. er erfuhr, dass einer seiner guten geschäftspartner in einer der maschinen saß, die abgestürzt ist. er hatte keine ahnung wann er wohin fliegen konnte. meine mutter saß zuhause - ständig im wechsel mit mir und meinem vater telefoniert: meine güte, wenn ich mir heute vorstelle, was sie damals auch durchgemacht hat - furchtbar!
und nun? nun sitze ich hier und denke viel über diesen tag, der immer in unserer geschichte sein wird, nach. und vorhin erhielt ich gerade den anruf vom reisebüro, dass mein flug am 20.09. nach USA gebucht sei. ist schon irgendwie wieder ein komisches gefühl, aber es bedeutet mir auch sehr viel zu dieser zeit in meiner ehemaligen heimat sein zu können. auch ich ziehe viel kraft aus solchen erlebnissen.
wieso schreibe ich dies alles? ich weiß es nicht so recht. ich weiß nur, dass es sehr gut getan hat, euch das mitzuteilen - ich weiß, dass ihr mir zuhört, und das bedeutet mir sehr viel. ich fühle mich verstanden, und ich bin froh, hier in diesem forum so viele MENSCHEN gefunden zu haben (völligst wurscht wie sie aussehen, wo sie herkommen etc.), mit denen ich mich über alles unterhalten kann, meine ängste und freuden teilen kann. DANKE!!!
vielleicht ist diese nachdenkliche zeit auch der grund dafür, dass ich mich in den letzten tagen etwas zurückgehalten habe. ich hatte nicht wirklich irgendetwas wichtiges zu berichten. nun aber genug - in ein paar tagen bin ich bestimmt wieder die "alte", die sich hier gerne rumtummelt und überall mitmischt :o)
danke für's zuhören - ich wünsche euch allen einen ruhigen und geruhsamen abend. vielleicht stelle ich heute abend noch ein lichtlein raus, einfach nur als zeichen für den frieden.
nachdenkliche grüsse,
sandra