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Sorry, schon wieder ich.

Eine erfreuliche Mitteilung gibt es - der Schnelltest der FU war ok, mein Kind hat also keine genetischen Defekte.
Im Büro habe ich gerade alles erzählt. Alles Business-Menschen, mathematische, rationale Denker. Der Eine ist der Meinung, es bringt ja eh gar nichts, das kind auszutragen. Wenn's sowieso stirbt...
Die anderen meinen, ich solle mir das nochmal gut überlegen, ob ich mit einem behinderten Kind leben könnte. Das ist ja viel zu teuer. Brauchst noch ein Auto, ein eigenes Haus, und helfen wird dir sowieso keiner, egal, wie viele Versprechen du von Verwandten bekommst. Diese Kinder sind schwierig und eine Last. Du kannst dein Leben vergessen.
Ich soll nicht zu sehr positiv denken und alles verschönern.
Ich soll dem Kind ein behindertes Leben ersparen, denn diese Kinder haben ja eh nichts Schönes, da sie von unserer Gesellschaft nicht akzeptiert werden.
Bumm.
Aber es gibt doch auch andere Geschichten von Betroffenen, die glücklich sind, ihr behindertes Kind behalten zu haben. Und es gibt die Hoffnung...
Ich KANN mich nicht gegen mein Kind entscheiden!!!
Ich werde mich so viel wie möglich mit dem Thema beschäftigen, um wirklich alle Aspekte abwägen zu können. Habe auch vor, einen Kindergarten für Behinderte zu besuchen. Aber ich glaube, dass das meine Entscheidung nicht so schnell umwerfen kann. Ich höre im Moment sehr stark auf mein Gefühl.
Danke für's Zuhören.
LG Luna
Bisherige Antworten

Re: Sorry, schon wieder ich.

Also ich bin täglich mit Behinderten zusammen und hab da echt noch KEINEN EINZIGEN gesehen der nichts vom Leben hat. Die sitzen doch nicht den ganzen Tag deprimiert in der gegend rum, oder kriegen nichts mit. Stimmt einfach nicht, die sind eben einfach...kindlicher. Natürlich wird ein behindertes Kind rein kognitiv nicht so viel erreichen können wie ein gesundes, aber deswegen kann man doch trotzdem lebensqualität haben.
Und das Argument: Wird nicht von der Gesellschaft akzeptiert- find ich auch nicht so super. Ausländische Kinder haben es auch schwer(werden ja sogar von Skinheads schon bedroht und verprügelt), deswegen kann man doch nicht alle Ausländer abschaffen. Man muss eben klein Anfangen um da etwas zu bewegen.
Wenn der Wasserkopf an keinem Genetischen Defekt liegt ist das doch gut, ich denke umso besser sind die Chancen des Kindes, und umso besser kann man was erreichen. Das ist in jedem Fall ein gutes Ergebnis wenn da nichts gefunden wurde.

Re: Sorry, schon wieder ich.

Danke, du gibst mir wieder Mut. Ich verstehe einfach nicht, warum man diesem Kind das Recht zu leben nehmen will.
Merken geistig Behinderte eigentlich selbst, dass sie von manchem Menschen nicht akzeptiert oder ausgelacht werden? Kannst du mir das sagen? Ich denke mir, dass sie das ohnehin nicht mitkriegen, oder?
Danke, alles Liebe
Luna

Re: Sorry, schon wieder ich.

Doch, das merken sie. Wir hatten damals auf dem Gymnasium einen autistischen Jungen in der Klasse -Nino-(das war eijn Projekt) und zusammen mit einer Freundin habe ich auch mal "seine" richtige Schule (für behinderte Kinder und Jugendliche) besucht.
Ich muss sagen, es war sehr hart und sehr schwer, nur einen einzigen Tag in dieser Schule zu verbringen, gerade weil die Kids deine Gefühle sofort erkennen.
Dort waren Down-Kinder, Autisten und Kinder mit allen möglichen geistigen und körperl.-geistigen Behinderungen und während ich mit den Down-Kindern noch recht gut umgehen konnte, mit den Autisten dank dem langen mit Nino auch, aber bei anderen Kindern war ich doch teilweise erschrocken und habe versucht, nicht so sehr mitz ihnen in Kontakt zu kommen, weil ich einfach hilflos war und nicht wusste, wie ich ihnen begegnen sollte.
Und eben diese Emotionen haben die Kinder ganz genau gespürt und mit Weinen oder auch Agressionen reagiert, ganz ohne dass man was gesagt hat...die haben es einfach gespürt.
Mel.

Re: Sorry, schon wieder ich.

Hmmm...sie sind wohl viel sensibler, was Gefühle, ich meine das Spüren von Gefühlen zwischen Menschen, betrifft. Die Berührungsängste von "Normalen" gegenüber Behinderten sind natürlich da. Die habe ich auch. Man ist einfach Hilflos und weiß nicht, wie man auf sie zugehen soll. Schade ist das eigentlich.
LG Luna

Re: Sorry, schon wieder ich.

Wenn es allerdings das eigene Kind ist, denke ich wächst man mit seinen Aufgaben und ausserdem liebt man sein Kind über alles. Das wird es spüren. (Bei mir waren es ja gänzlich fremde Kinder)
Und gegen Anfeindungen und blöde Blicke von aussen, kannst Du dein Kind stark machen, ihm Selbstbewusstsein beibringen und dann wird es das schon meistern.
Die meisten Behinderten (sofern sie geistig etwas "mitbekommen") sind erstaunlicherweise ganz starke Persönlichkeiten.
Mel.

Re: Sorry, schon wieder ich.

Hallo Luna,
ich war auch ganz betroffen, als ich von deinem Kind gelesen habe.
Ich habe einen Pflegebruder, der durch einen Sauerstoffmangel bei der Geburt behindert wurde (man ist also auch später nicht davor sicher, dass das Kind gesund ist). Zum Glück ist er nur leicht behindert. Er war fast 5 (und ich 3 1/2) Jahre alst, als er zu uns kam. Es ging auch fast 5 Jahre sehr gut, aber dann musste eine Entscheidung getroffen werden, da es bei uns nicht mehr mit ihm und für gut ging. Es war eine sehr schwere Entscheidung, die meine Mutter noch jahrelang mit Versagungsgefühlen geplagt hat. Aber es war die richtige Entscheidung. Solltest du (oder irgendeine andere im Forum( vor einem sochen Problem stehen, steht dazu und macht Euch keine Vorwürfe. Ich persönlich bewundere, dass du für dein Kind kämpfen willst. Tu es wie eine Löwin.
Eigentlich wollte ich dir nur Sagen, dass du keine Angst habe musst, wie man auch behinderte Menschen zu gehen soll. Ganz einfach: normal. Und meistens kommen sie auf dich zu, und du wirst von Liebe überschüttet (so dass du nicht weißt, wie du dich selber retten sollst).
Ich wünsche dir ganz viel Krafr und Liebe
Frauke

Re: Sorry, schon wieder ich.

Hallo Luna!
Ich habe gestern deinen Beitrag gelesen, und zuerst fehlten mir die Worte. Aber solche Sachen wie deine ArbeitskollegInnen von sich geben, die kann sich wirklich jeder ersparen. Was meinen sie denn mit "dem Kind ein behindertes Leben ersparen"? Danke für die Blumen, da braucht man gar nicht drüber reden.
Ich bewundere deine Kraft, und ich bewundere deine Entscheidung, und ich kann dir sagen, dass mein Mann und ich von Anfang an gesagt haben, dass wir auch ein behindertes Kind austragen würden. Ich bin jetzt Ende 23. SSW, und bis jetzt ist alles ok, also habe ich gut reden, dennoch, was viele Leute so sagen, ist einfach traurig, aber leider Normalität - sie stecken nicht in deiner/eurer Haut (HÖR AUF DEIN BAUCHGEFÜHL, DAS HAT MIR AUCH IMMER GEHOLFEN), und meist sind es jene, die selbst mit einem gesunden Kind nichts anfangen könnten. Sicher, das Leben mit einem behinderten Kind ist nicht einfach, aber ich denke, es kann einen ebenso bereichern wie das Leben mit einem gesunden Kind, und jeder noch so kleine Fortschritt ist sicher "mehr" als bei einem gesunden Kind.
Lass dich nicht verrückt machen, hör wirklich auf deinen Bauch. Ich denke ganz fest an dich und drücke dir/euch ganz fest die Daumen!!!
Liebe Grüße, Rosanna

Re: Sorry, schon wieder ich.

Hi Rosanna,
ich bin auch der Meinung, dass ein solches Kind das Leben ungemein bereichern kann. Wenn ich allein bedenke, wie viel sich in meinen Gedankengängen verändert hat seit ich es weiß. Man sieht das Leben doch ganz anders, aber sicher nicht negativer. Ich weiß von Familien, wo gerade das behinderte Kind der "Sonnenschein" ist. Genau aus dem Grund, den auch du beschreibst.
Danke nochmal.
Ganz liebe Grüße, Luna

Re: Sorry, schon wieder ich.

Liebe Luna,
laß Dich nicht verrückt machen. Mein Mann ist Dr. der Mathematik, ich habe letzte Woche mein Statistikstudium abgeschlossen, also wir sind beide mathematisch "vorbelastet". Schon vor der SS haben wir beide für uns entschieden, daß wir auch einem kranken Kind, solange es eine - noch so geringe - Chance gibt, daß es leben kann, ihm diese Chance auch geben werden. Wenn es - laut Ärzten - keine Chance mehr gibt, dann soll es selbst entscheiden, wann es genug ist.
Laut Aussage der Ärzte konnte eine Freundin von mir nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:500 ein Kind bekommen. Das erste hat sie bekommen, obwohl mit einem Kondom zusätzlich verhütet wurde. Mittlerweile hat sie zwei Kinder. Soviel zu Wahrscheinlichkeit und Prozentangaben.
Laßt Euch in Eurer mutigen Entscheidung nicht verunsichern, denn keiner kann jetzt oder jemals sagen, ob Euer Kind sein Leben als lebenswert empfindet oder nicht.
Ich denke, wenn Ihr Euch klar seid, daß Ihr auch mit einem behinderten Kind leben könnt, dann gebt ihm eine Chance.
Viel Mut, viele Grüße und alles Gute,
Susanna (22.SSW, die keine weiteren Untersuchungen über die VU machen hat lassen, da sie das Kind so nimmt, wie es ist, einfach aus Achtung vor dem Leben)

Re: Sorry, schon wieder ich.

Hallo Luna,
es tut mir sehr sehr leid fuer Euch und Euer Kind :(
Du hast geschrieben der Kopf sei normal gross, aber das Gehirn zu klein...(?). Ist denn sicher dass da eine Schaedigung bleibt, oder 'nur' eine hohe Wahrscheinlichkeit? Hast Du Kontakt zu Leuten die mit einem Kind mit dieser Diagnose leben? Welche Symptome sind ueberhaupt zu erwarten? Als ich klein war lebte ein Junge mit Wasserkopf in unserer Stadt, der war sogar hochintelligent, nur der Kopf war zur gross...
ich wuensche Euch ganz viel Kraft!
Lari

Re: Sorry, schon wieder ich.

Hi Lari,
so wie ich das verstanden habe, hat sich das Gehirn zu langsam oder zu wenig entwickelt. Ein falsch entwickeltes Auge will der Arzt auch gesehen haben und eine Lippen-Kiefer-Spalte. Die Diagnose lautet "Hydrozephalus", also Wasserkopf. Kann sein, dass der Kopf noch größer wird, ich weiß es nicht. Man kann auch nicht genau das Ausmaß und die Art der Behinderung voraussagen, es ist ja nur ein Ultraschallbild. Noch habe ich keinen Kontakt zu Betroffenen, habe aber schon viele Adressen von diversen Selbsthilfegruppen, Verbänden und Internet-Foren. Dort werde ich mich mal melden und versuchen, so viel wie möglich darüber zu lernen und mit Betroffenen in Kontakt zu kommen.
Danke für deinen Beitrag.
Viele liebe Grüße,
Luna

Re: Sorry, schon wieder ich.

Liebe Luna,
jetzt habe ich Deine Geschichte die ganze Zeit verfolgt und muß Dir jetzt auch schreiben - ich hoffe ich kann damit Deinen Mut verstärken. Bei einer Kollegin meiner Mutter wurde im fortgeschrittenen SS-Stadium Wasserkopf und offener Rücken diagnostiziert. Sie wurde sofort in eine Spezialklinik nach Heidelberg (angeblich die Beste in ganz Dtl.) überwiesen. Dort wurde die Geburt eingeleitet und das kleine Mädchen sofort operiert (offener Rücken sowie Drainage wg. Wasserkopf). Auch ihr machten die Ärzte nich viel Hoffnung. Nun ist die Kleine schon über 3 Jahre alt - sie spricht wie ein Wasserfall (hat sie bereits deutlich früher als gesunde Kinder), geht in einen normalen Waldorf Kindergarten (in jeder Gruppe sind 2 behinderte Kinder) und wird super von ihren nicht-behinderten Spielkameraden aufgenommen und unterstützt. Sie kann zwar noch nicht richtig laufen und die Eltern müssen regelmäßig mit ihr nach Heidelberg in die Klinik - aber sogar ihre Mutter geht schon wieder halbtags arbeiten. Wer sagt eigentlich, daß Kinder mit einer Behinderung kein glückliches Leben führen können - und vor allem mit welcher Berechtigung wird dies behauptet. Es ist ein anderes Leben - sicherlich - aber auch dieses Leben kann sehr glücklich sein. Ich hoffe ich konnte Dir ein bißchen Mut machen und wünsche Dir alles Glück der Welt. Dein kleiner Mann kann sich auf jeden Fall schon mal sehr glücklich schätzen so eine starke und mutige Mama zu bekommen. Viel Viel Glück liebe Luna,
Nadja

Re: Sorry, schon wieder ich.

Liebe Nadja,
danke auch dir für die Positive Antwort. Es ist mir so wichtig, gerade jetzt viele nette Worte von euch zu hören.
Ich finde es auch unverantwortlich, zu behaupten, ein behindertes Kind könne kein glückliches Leben haben. Woher sollen wir das denn wissen? Sie leben eben, wie du sagst, in einer anderen Welt, oft vielleicht in einer anderen Wirklichkeit. Ich freue mich schon darauf, mehr davon zu erfahren.
Danke! Alles Liebe,
Luna

Re: Sorry, schon wieder ich.

Hallo Luna,
wie Du schon bemerkt hast, ist es Dein Kind, Dein Leben (und das Deines Partners natürlich auch) und Deine Entscheidung und Du musst damit leben und nicht Deine Kollegen und Kolleginnen.
Und wer zum Teufel will darüber urteilen ob ein Leben lebenswert ist oder nicht? Ich bin nach wie vor der Meinung, wenn man sich für ein Kind entscheidet, dann auch mit allen Konsequenzen. Ich kenne mittlerweile soviele körperlich wie geistig Behinderte (mein Bruder z.B. hat keine Hände und Füsse, ist 40 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und eine eigene Firma) und ich bin davon überzeugt die Liebe die diese Kinder geben können und natürlich auch selber brauchen, sind die Mühe wert. Natürlich wird das für euch nicht einfach sein, aber muss man immer den einfachsten Weg wählen? Und mal ganz ehrlich, die FU hat nichts ergeben, Dein Kind ist zeitgerecht entwickelt, Du hast ja geschrieben, die Masse stimmen alle mit der SSW überein, warum sollten sich die Ärzte nicht irren? Und den nächsten Aspekt übersehen die meisten Leute mit den netten Ratschlägen. Das Kind lebt in Dir, es bewegt sich, es würde jetzt wahrscheinlich schon überleben nach einer Frühgeburt. Und das sollst Du jetzt gebähren und dann einfach so sterben lassen ohne ihm die kleinste Chance zu geben?
Ich habe immer das Gefühl, die meisten Menschen stellen sich das alles zu einfach vor...
Dir nochmal alles Gute und ganz viel Kraft, halte uns doch bitte auf dem laufenden und vertrau Deinem Gefühl,
LG, ALex

Re: Sorry, schon wieder ich.

Liebe Alex,
es stimmt, diejenigen die das sagen waren nie schwanger, haben nie ein Kind in sich gespürt. So können sie meine Gefühle klarerweise nicht verstehen.
Wie ist das mit deinem Bruder? Auch dies klingt unglaublich, wie lebt er mit dieser "Behinderung"? Falls du magst, erzähl mir doch mal darüber, es interessiert mich einfach.
Ja, es passiert manchmal dass die Ärzte sich irren. Bei einem Neffen meines Mannes hat man am US keinen Herzschlag gesehen. Bei einem anderen waren einmal keine Hände und Füße zu sehen. Beide sind normal und gesund.
Ich geb die Hoffnung nicht auf.
Danke für deinen Zuspruch.
Liebe Grüße, Luna

Re: Sorry, schon wieder ich.

Liebe Luna,
mein Bruder hat ja lediglich keine Hände und keine Füsse. Ansonsten ist er ja bei bester Gesundheit. Er trägt Prothesen zum Laufen und zum Schreiben (achja, er so eine Art Daumen an dem einen Unterarm und einen Zeigefingerstummel an dem anderen). Er kann alles allein, hat auch lange Zeit alleine gewohnt. Falls er doch mal Hilfe benötigt (zB. Schleifen binden an Schuhen, Kleingeld aus der Hosentasche holen), dann fragt er einfach. Ich denke es ist ganz stark eine Frage der Erziehung und wie innerhalb der Familie mit Behinderungen ungegangen wird. Mein Bruder jedenfalls hat manchmal sogar zuviel Selbstbewusstsein, aber er wird es brauchen. Für mich war es immer selbstverständlich einen behinderten Bruder zu haben und wir sind früher viel bei z.B. Versehrtensportvereinen und so was gewesen und haben dadurch auch viele andere Behinderte Kinder/Erwachsene kennengelernt.
Ich meine keine Behinderung ist wie die andere, es gibt sie in allen Abstufungen von fast nicht vorhanden bis so gerade noch überlebensfähig. Aber wer sind wir um da selektieren zu dürfen?
Euch nochmal alles Gute,
LG, Alex

Dein Bruder ist echt bewundernswert.

Man glaubt gar nicht, welche Kraft manche Menschen aufbringen können, wenn sie es müssen.
Er war wohl von Anfang an an dieses Leben gewöhnt. Aber auch deine Eltern sind zu bewundern. Es muss ja ein Schock sein, zu erfahren, dass dein Kind keine Hände und Füße hat.
Danke und liebe Grüße,
Luna

Re: Sorry, schon wieder ich. Teil 1

Liebe Luna,
ich weiß nicht so recht, wie ich etwas schreiben kann ohne das du es vielleicht falsch auffasst.
Sicherlich haben deine rational denkenden Kollegen nicht ganz unrecht. Euer wahrscheinlich ganzes, restliches Leben wird durch ein behindertes Kind sehr beeinflusst, dies ist nicht von der Hand zu weisen. Auch ist es, je nach Schwere der Behinderung, kein allzu schönes Leben für euer Kind. Auch dies ist Fakt.
Und doch, die Hoffnung ist da, die Liebe und vielleicht auch gerade jetzt ein sehr starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Weißt du, in der 14 SSW ließ ich eine FU machen und mir war zu diesem Zeitpunkt ganz klar, einem behinderten Kind wollte ich in meinem Alter (42) kein Leben schenken. Denn für mich wäre es kein Leben schenken gewesen, es wäre für mich mehr das Empfinden, es dem Leben auszuliefern. Gott sei Dank ging alles gut. Und im nachhinein weiß ich nicht, ob ich es wirklich über mich gebracht hätte, mein Kind abzutreiben. Ich weiß es wirklich nicht. Als ich zu dieser Zeit wegen Plazentaablösung im KH lag, freundete ich mich mit einer jungen Frau an, die im Nebenzimmer lag und ebenfalls eine FU durchführen ließ. Leider ging diese nicht gut aus, es war erwiesen das ihr Kind am offenen Rücken (Spina bifida) litt. Auf ihren Wunsch hin wurde nach drei Tagen der Überlegung eine Geburt eingeleitet. Viele Stunden sprachen auch sie und ich darüber und dieser Schritt ist ihr ganz furchtbar schwer gefallen.

Re: Sorry, schon wieder ich. Teil 2

Und doch machte sie es und im nachhinein muß ich sagen, habe ich großen Respekt vor ihrer Entscheidung. Dies heißt jedoch unter gar keinen Umständen, dass ich eine Entscheidung für das Kind als unzumutbar ansehen würde! Nein, ganz im Gegenteil, beide Schritte sind innerlich für mich nachvollziehbar.
Luna, vielleicht hilft es dir (und auch deinem Partner) wirklich, dich einmal umzusehen und mit betroffenen Eltern zu reden. Ich suchte dir einmal 2 Internetseiten heraus, vielleicht schaust du ja auch hier einmal hinein.
http://www.kindernetzwerk.de/
Das ?Kindernetzwerk e.V. für kranke und behinderte Kinder und Jugendliche in der Gesellschaft? ist zu einer vernetzenden Institution für betroffene Eltern von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen, Entwicklungsverzögerungen und Behinderungen geworden.
http://www.behinderte-kinder.de/
Die Rechte behinderter Kinder
Wir kennen uns nur hier vom Forum, doch möchte ich dich ganz, ganz lieb umarmen und wünsche dir von Herzen alles Liebe
Micha

Re: Sorry, schon wieder ich. Teil 2

Liebe Micha,
danke für deine Antwort und die Links. Ich werde gleich mal reinschauen. Ich muss auch sagen, dass ich verstehe, dass du das Gefühl haben würdest das Kind dem Leben auszuliefern. Schließlich könnte es ja passieren, dass das Kind länger lebt als du und es dann allein bleibt.
Vor einigen Wochen habe ich einen Beitrag gelesen von einer Schwangeren, die vor einer FU stand und entschied, dass sie das Kind auch bekommen wolle, wenn es bhindert wäre. Ich habe sie damals sehr bewundert, konnte mir aber nicht vorstellen, selbst die gleiche Entscheidung zu treffen. Ich war mir sicher, dass für mich ein behindertes Kind zu viel wäre.
Aber plötzlich betrifft es mich wirklich, es geht um MEIN Kind, das ich spüre, zu dem ich eine Bindung habe. Da sieht es plötzlich ganz anders aus. Praktisch aus der Verzweiflung kam plötzlich ganz viel Kraft und Mut. Man kann eben seine Reaktionen nie voraussehen, das habe ich gemerkt.
Danke nochmal für deinen Beitrag. Wie ich schon sagte, es ist mir extrem wichtig, auch gegenteilige Meinungen zu hören, damit ich sozusagen auf alles vorbereitet bin.
viele liebe Grüße,
Luna

Re: Sorry, schon wieder ich.

Liebe Luna!
Lass Dich bloß nicht von dem beeinflussen, was andere sagen. Es ist DEIN Leben und das Leben DEINES Kindes. Wenn Du mit Deinem Kind leben willst, dann tu es! Es ist völlig egal, was andere sagen. Du allein musst mit Deiner Entscheidung leben und sie mit Deinem Gewissen vereinbaren.
Es tut mir so leid, dass Du vor einer solchen Entscheidung stehst.
Annette

Re: Sorry, schon wieder ich.

hallo luna,
das du dich auf dein gefühl verlässt finde ich gut. das würde ich auch nicht anders tun.
ich bin ja der meinung, das jedes lebewesen ein recht auf leben hat. auch wenn es nach der geburt nich überlebt. (auch wenns hart ist) aber es hat dann selbst entschieden! ich hoffe du verstehst wie ich das jetzt meine.
ich wünsche dir alles gute und drücke ganz fest die daumen
vlg tine 25ssw

Re: Sorry, schon wieder ich.

Ja, ich verstehe was du meinst. Genau das sind auch meine Gedanken. Es lebt ja jetzt schon genauso. Und ich genieße die Zeit mit ihm!! Auch wenn es bei der Geburt stirbt, wenn ich es vorher weggebe, täte es mir leid um die paar Monate die ich noch mit ihm habe. In meinem Bauch geht es ihm auch sicher gut. Und ich genieße die SS so sehr!!!
Danke fürs Daumendrücken.
Alles Liebe, Luna

Re: Sorry, schon wieder ich.

Hallo Luna,
ich verfolge die Beiträge und muss nun auch noch was dazu schreiben. Ganz toll, wie Du mit der "Sache" umgehst. Ich bewundere Dich. Es ist so schwer, vor einer solchen Entscheidung zu stehen, die einem niemand abnehmen kann. Aus diesem Grunde habe ich mich auch gegen eine FU entschieden, weil ich genau diese Entscheidung nie treffen wollte. Wenn Dein Wurm leben will, lass ihn leben. Er entscheidet selbst, ob er das will oder nicht. Ich kann Dir noch eine kleine Geschichte erzählen. Meine Mutter hat vor 10 Jahren ein mongoloides Pflegekind aufgenommen. Richi war damals 4 und wurde von seinen Eltern weggegeben, weil er nicht in ihr Leben passte. Um dies zu merken, haben sie immerhin 4 Jahre gebraucht. Richi ist unser aller Sonnenschein. Er ist wie mein kleiner Bruder. Er ging in den Kindergarten, in eine spezielle Schule, und dieses Jahr beginnt er in einer Behindertenwerkstatt zu werkeln. Wir alle sind so stolz auf ihn und er zeigt uns jeden Tag, wie lebenswert sein Leben ist. Vielleicht hilft es Dir, Deine Entscheidung zu treffen. Ich wünsche Dir und Deinem Partner viel Kraft, die Ihr brauchen werdet, egal wie Ihr Euch entscheidet. Ich drücke Euch die Daumen und würde mir wünschen, dass sich viel mehr Menschen darüber Gedanken machen. Alles Liebe Senta

Re: Sorry, schon wieder ich.

Hi Senta,
Danke für das Beispiel deiner Familie. Ja, es bekräftigt mich in meiner Entscheidung. Es ist genau wie ich es mir vorstelle, Erfahrung habe ich ja keinerlei mit solchen Menschen. Auch deine Mutter bewundere ich sehr. Ein Kind aufzunehmen, das schon vier Jahre alt ist, ist ein großer Schritt, finde ich wirklich super.
Danke,
viele liebe Grüße,
Luna

Re: Sorry, schon wieder ich.

Hallo Luna,
meine Mutter hat Richi wohl deshalb aufgenommen, weil sie sich wieder um jemand kümmern wollte, als wir Kinder aus dem Haus gegangen sein. Ich bewundere meine Mutter auch, sie ist so eine richtige Übermutter, obwohl wir Kinder auch unsere Fehler machen musste, sie war also keine Glucke. Ein lustiges Beispiel kann ich Dir noch über die Erziehungsmethoden von ihr erzählen. Wie es so ist, im Alter von 12 Jahren war mir auf einmal alles, was mir meine Eltern zu bieten hatten, nicht mehr gut genug. Uns ging es wirklich nicht schlecht, aber zu diesem Zeitpunkt wollte ich eben bessere Dinge und war mit allem unzufrieden. Und was glaubst Du, was sie mit mir gemacht hat? Sie hat all die Spiele, Klamotten usw., alles war mir nicht mehr gut genug war, in eine Kiste gepackt, hat mich ins Auto gezerrt und ist mit mir in ein Behindertenheim gefahren. Dort musste (im Nachhinein "durfte") ich den ganzen Mittag dort verbringen. Tja und die "Behinderten" haben sich tierisch über meine "doofen" Sachen gefreut. Du kannst mir glauben, danach war mir nichts mehr zu billig, ich war einfach nur froh und hatte ein tierisch schlechtes Gewissen. So ist meine Mutter. Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass Richi so selbständig ist, dass er sogar alleine Bus fahren kann. Er war stolz "wie Oskar", als er das erste mal alleine (heimlich) gefahren ist. Er wollte uns allen zeigen, dass er auch was alleine kann und nicht immer "bemuttert" werden muss. Gruß Senta

Re: Sorry, schon wieder ich. Teil 2

Hallo noch einmal,
außerdem würde mich interessieren, wie Menschen, die so sehr gegen behinderte Babies sind, sich entscheiden, wenn ihr Kind irgendwann unfallbedingt behindert werden. Natürlich hofft man immer, dass das nie passiert, aber wenn, kann ich mich auch nicht mehr gegen das Kind entscheiden. Vielleicht denken manche mal darüber nach. (ich möchte niemanden angreifen, dies ist meine persönliche Meinung, auch verurteile ich niemandem, der sich gegen ein behindertes Kind entscheidet)
Liebe Grüße

Das hab ich mir auch schon überlegt. Es kann immer passieren. Jeder von uns kann morgen krank sein. o.T.

Re: Sorry, schon wieder ich. Teil 2

Ich kann nicht sagen, wie ich mich entscheiden würde, es kann auch sein, dass ich mich gegen das Kind entscheiden würde, aber es ist doch meiner Meinung nach ein ganz grosser Unterschied, ob man bereits vorher weiss, dass man ein behindertes Kind erwartet und dem Kind und auch sich selbst dies "ersparen" (kommt natürlich auf die Behinderung an!) kann, oder ob es ducrh ein Unfall eine Behinderung davonträgt.
Das ist etwas ganz anderes.
Ein ähliches Beispiel kann ich von mir selbst erzählen:
Mein damaliger Freund ist vor einigen Jahren nach 4-jähriger Beziehung mit dem Auto tödlich verunglückt.
Ich hätte alles getan, um ihn wieder zum Leben zu erwecken, ich hätte ihn weiter geliebt und gepflegt, selbst wenn er entstellt, gelähmt und sabbernd im Rollstuhl gesessen hätte.
Ich hätte ALLES getan!
Andererseits würde ich mir nie einen entstellten, gelähmten, sabbernden Partner suchen...
Ich meine, es ist etwas anderes, ob etwas von Anfang an so ist wie es ist oder ob es sich später so ergibt.
Mel.

Re: Sorry, schon wieder ich.

Hallo Luna! Mal ganz davon abgesehen, dass Ihr Euch so oder nicht von Eurem Kleinen trennen werdet: Meiner Mutter wurde auch gesagt, mein kleiner Bruder habe einen Wasserkopf, und dass sie ihn wahrscheinlich ohnehin - wegen einer zusätzlichen Gebärmutterhalsschwäche - verlieren würde. Was mein Bruder (heute 20 Jahre alt) HAT, ist ein STURKOPF und besonders GROSSE braune Augen, aber er ist kerngesund. Nicht die Hoffnung verlieren! Liebe Grüße, Joan

Danke!!!

Wäre doch schlimm, wenn man mir das Kind wegmacht, und danach sieht man, dass es gar nicht so schlimm war...
Hat man das bei deinem Bruder auch am US festgestellt?
Viele liebe Grüße,
Luna

Re: Danke!!!

Soviel ich weiß, ja. Ich war damals selbst noch ziemlich klein und habe nur mitbekommen, dass sie vor lauter Angst und Stress dauernd frühzeitige Wehen bekommen hat. Sie hat mir das etwas später erzählt, und ich habe meinen Bruder sofort völlig erstaunt von allen Seiten begutachtet, was ihm natürlich unangenehm war ;o). Als er geboren wurde war das so die Zeit, in der die Väter gerade mit den Kreißsaal durften. Auf dem ersten Foto von Mama-Papa-Kind steht meinen Eltern die Erleichterung und Freude richtig im Gesicht geschrieben. Alles Liebe, Joan

Re: Sorry, schon wieder ich.

Konnte man die Ärzte, die diese Fehldiagnose gestellt haben zur Rechenschaft ziehen?? Ist doch wohl die Härte!
Mel.

Re: Sorry, schon wieder ich.

Kann ich nicht sagen, ich war halt selbst noch sehr klein und fange erst jetzt (seit ich selbst schwanger bin) an, mich so richtig damit zu befassen. Aber ich denke, daran haben meine Eltern gar nicht mehr gedacht, nachdem er eben quietschfidel war. Joan

Re: Wie krank muß der sein, der sich für "normal" hält

Liebe Luna,
die meisten Menschen reagieren so wie Deine Arbeitskollegen, nicht weil sie herzlos und kalt sind, sondern weil ihnen Behinderungen/Andersartigkeiten Angst machen. Anders zu sein als die anderen heißt nicht kalkulierbar zu sein und der Mensch muß immer alles wissen und was er nicht weiß, verunsichert ihn und er sieht es als Bedrohung an. Im ersten Moment würde ich auch spontan böse auf diese Äußerungen reagieren, aber was ändert das schon ? Ihr werdet immer mit solchen "Dummen" konfrontiert werden, das ist traurig, aber die Realität.
Zum Glück gibt es aber auch noch diejenigen, die in Deinem Kind nicht nur den Behinderten sehen, sondern auch den Menschen.
Ich kann Deine/Eure Entscheidung, sich für das Ki d zu entscheiden, sehr gut verstehen...ich würde mein Kind auch nicht abtreiben können, wenn es behindert wäre, denn es ist immer noch mein Kind und ich bin davon überzeugt, daß auch behinderte Menschen - für sich in ihrer kleinen begrenzten Welt - die selben Freuden haben werden, wie wir "Normale".
Wenn man sagt, daß man dem Kind so ein Leben nicht zumuten kann, so meint man doch meist sich selbst damit. Das ist aber keien Frage von Moral oder reife, sondern einfach nur eine innere Überzeugung.
Ich wünsche Dir alles Gute und viele Menschen, die Dir helfen und nicht welche, die Dich "verurteilen"
Liebe Grüße
Bronte
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