Verarbeiten einer schwierigen Geburt
Letztens wurde ich gebeten, mal kurz die Geburt
von Amélie zu umreissen. Da ich beim Erzählen
fast in Tränen ausgebrochen bin, würde mich mal
interessieren wie es denen von Euch so geht, die
auch schwer zu kämpfen hatten.
Redet Ihr viel drüber?
Schiebt Ihr es weg?
Schreibt Ihrs auf?
War Eure Hebamme ne Hilfe?
Wie geht Ihr damit um?!
Liebe Grüsse + einen schönen Tag,
Sylvie
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
Selbst hab ich auch eine ziemlich schwere und vorallem lange geburt hinter mir...ich kann von glück sagen, dass mir von allen seiten grossen verständnis entgegenkam...
Ich weiss nicht wie ich dir helfen kann...ich zähl dir mal auf, wie ich das so meistere...
Mein mann ist der grösste, er schtützte mich vor lästigen fragen und besuchen in den ersten tagen und dass half mir, mich einigermassen zu erholen! Nun ist die Geburt schon fünf wochen her und ich denke jeden tag daran...ich WILL daran denken...versuche mit meinem mann mit meiner mutter darüber zu reden...Reden hilft doch viel weiter...vielleicht hilft es dir ja auch, wenn du nochmals mit der hebamme und dem arzt sprichst?? Dir alles aufschreibst, malst?? Und zudem denke ich, dass du dich sicher nicht zu schämen brauchst, wenn du weinst, wenn du es erzählst, es ist ja auch etwas sehr gefühlvolles...und die ganzen hormone, die in uns brodeln...ich weine auch viel, weiss manchmal nicht mal wieso...
Vielleicht hilft es dir ja auch, wenn du es deinem Krümel erzählst??
Konnte dir wohl nicht gut weiterhelfen....kopf hoch und lass es raus!!
@karen
verloren und dann nichts mehr von dir gelesen, leider.
wie geht es dir jetzt? anna (aus zürich)
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
hab' mir dazu auch schon genug gedanken gemacht..
am anfang habe ich viel über die geburt gesprochen,
vor allem mit meinem freund. er war ja dabei und hat
viele sachen auch klarer gesehen.. an v ieles kann ich
mich gar nicht richtig erinnern- wohl wegen der
schmerzen und der medikamente.. ich musste von ihm
immer wieder gesagt bekommen, was ich gemacht
habe, um auch dieses ohnmachtsgefühl zu
verarbeiten..
ich habe schon lange vor einen geburtsbericht zu
schreiben, nur für mich. meine hebamme hat mir den
genauen bericht aus dem kk gegeben, sozusagen als
erinnerungshilfe. ich habe mich aber noch nicht
durchgerungen, mir den anzusehen..
manchmal frage ich mich schon, wieviel ich einfach
verdränge. es gibt hebammen die 'geburtsverarbeitung'
anbieten- mir wurde das ans herz gelegt und
wahrscheinlich werde ich es auch machen. irgendwie
denke ich, dass je länger ich es vor mir her schiebe,
desto schwieriger wird es. vielleicht wäre das ja auch
was für dich.-?
wenn ich jetzt darüber rede, bagatellisiere ich oft- ich
mag mich wohl noch nicht allzu sehr damit
auseinandersetzen.. liebe grüsse, anna (die jetzt gleich
deinen geburtsbericht lesen wird) und amon, 7 wo
p.s.
Re: p.s.
ich habe einen geschrieben.
Aber ich werde mich hüten, den öffentlich zu machen.
Es ist für mich etwas sehr intimes + persönliches.
Ausserdem hätte ich ihn als Schwangere auch nicht
unbedingt lesen wollen ;-)
LG, Sylvie
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
ich danke Dir sehr für Deine Worte.
All das klingt sehr bekannt.
Das mit der "Geburtsverarbeitung" habe ich noch nie
gehört, aber ich werde mich auf jeden Fall einmal
danach erkundigen. Vorallem, weil es mir sehr helfen
würde, darüber mit einer völlig objektiven Person zu
sprechen. - Es ist mir sowieso ein Rätsel, weshalb
einen keiner der Ärzte/Hebammen auf dieses Ereignis
anspricht. Es scheint einfach egal. Unwichtig. Das
Kind ist ja da. Es ist gesund, es lebt, es atmet.
Wahrscheinlich erwarte ich zu viel? Muss man immer
laut schreien, damit einen jemand hört? Muss man
Depressionen bekommen? Heulen? Was passiert mit den
Frauen, die schweigen? Wo geht der Schmerz hin?
Danke übrigens auch für den Hinweis bzgl. des
Geburtsberichts aus dem KH. Ich werde mich dort mal
erkundigen.
LG, Sylvie & Amélie
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
bei meiner Geburt kam auch irgendwie alles zusammen, was nicht so schön und einfach ist. Am Ende musste der Kleine mit der Zange geholt werden, weil ich einfach zu schwach war - allerdings hatte er auch einen Dickschädel von 37,5 KU. Trotzdem hab ich gerade an dieser Tatsache lange geknabbert, weil ich mich halbwegs als Versagerin gefühlt habe. Das ist zwar irgendwie totaler Unsinn - aber ich hab darunter echt gelitten.
Meine Hebamme war der richtige Ansprechpartner - sie hat mir klar gemacht, dass jede Geburt individuell verläuft. Eben leichter oder schwerer. Durch die Gespräche vor alem mit ihr hab ich viel verarbeiten können. Heute denke ich sogar mit Wehmut an diesen Tag zurück, weil ich trotz allem nur das schöne Geschenk - unser Sohn - am Ende sehe.
Ich denke, es ist wichtig, dass du mit jemandem darüber sprichst, der dich genau versteht. Vielleicht ist die Hebamme für dich auch der richtige Ansprechpartner.
Übrigens hat das bei mir auch etliche Wochen gedauert, bis ich über alles weg war.
LG, Maja
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
ich denke ich hatte auch eine relativ schwere Geburt, die Hebamme hat im nachhinein gemeint, wenn die Ärzte gewußt hätten wie groß meine kleine ist, dann hätten sie gleich einen kaiserschnitt gemacht. Weil sie gemeint hätten das die Maus nie im Leben durch paßt. Aber ich hab es trotzdem ohne Kaiserschnitt geschafft. Die Preßphase hat zwei Stunden gedauert, mir kam das vor wie eine Ewigkeit und ich hatte fast keine Kraft mehr und wollte auch nicht mehr. Aber das war vergessen als Phoebe da war.
Allerdings habe ich keine Probleme mit dem verarbeiten der Geburt, ich habe allerdings auch relativ schnell einen Geburtsbericht geschrieben, in dem ich alles rein geschrieben hab woran ich mich erinnern konnte. Vielleicht hat das geholfen und ich hab mit einer Freundin und meiner Mutter und Schwester darüber geredet. Also red mit anderen darüber, egal ob Du dabei in Tränen ausbrichst oder nicht, es ist besser wenn man seinen Gefühlen freien Lauf läßt und nicht unterdrückt. Denn so frißt Du nur alles in Dich rein und dann wird alles nur noch schlimmer, auch wenn es manchmal schwerer ist darüber zu reden als es in sich reinzu fressen oder zu verdrängen.
Liebe Grüße
Marion
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
ich hatte zwar in dem Sinn keine schwere Geburt,da ich leider mit KS entbinden mußte,aber die Geburt war ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte.Mein Mann war dabei und er mußte mir immer und immer wieder ganz genau erzählen was alles abgelaufen und passiert ist.Am Anfang konnte ich Basti auch nicht so recht annehmen weil es eben nicht so gelaufen ist wie ich es mir vorgestellt hatte.Das schlimmste für mich war das ich seinen ersten Schrei nicht gehört habe.Und was für mich auch sehr schlimm war die vielen Fragen warum und weshalb KS.Irgendwann habe ich dann nochmal meinen Mann gebeten nochmal alles zu erzählen und hab es dann aufgeschrieben.Das hat mir sehr geholfen.Mittlerweile ist Basti 3 Monate alt und ich lese mir seine Geburt oft durch.Ich fange auch an für Basti eine Art Tagebuch zu schreiben wo die Schwangerschaft und Geburt und das Leben danach mit ihm rein geschrieben wird.Ich denke das mir das sehr helfen wird wenn ich es ihm persönlich schreibe.Vielleicht ist das ja auch ein Weg für Dich
LG Tascha
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
ich gehöre nicht zur gruppe der betroffenen aber meine mutter hat bei beiden geburten schwierige erfahrungen gemacht (lag aber mehr an der KH-routine, evtl. kam daher mein geburtshauswunsch?). davon redet sie noch heute und immer noch verletzt ... ich kann daher nur empfehlen, irgendwie dem impuls, es aufarbeiten zu wollen, zu folgen, da es eine mutter wohl wirklich ein leben lang "verfolgen" kann ... übrigens muss auch eine schöne geburtserfahrung verarbeitet werden, wie ich es wahrnehme. das ist ganz aktiv in mir und oft rede ich mit meinem mann wieder über alles und so senkt es sich langsam aus dem aktiven gehirnteil in das langbleibende erinnern ...
LG gonschi,
die dir die daumen drückt!
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
Meine Geburt selbst war sehr schön. 4 Stunden nachdem ich im KKH angekommen war lag Leya in meinen Armen. Ohne Medikamente, ohne nachhelfen. Richtig schön "natürlich". Leider hatte ich danach starke Blutungen und musste noch im Kreissaal operiert werden. Dadurch konnte ich Leya am 1. Tag zwar neben mir in ihrem Bettchen stehen haben, sie aber nicht in meine Arme nehmen. Das erste Mal stillen durfte ich sie auch erst über 12h später. Das hat mich irgendwo geärgert/ traurig gemacht. Ich habe versucht mit den Ärzten im KKH darüber zu sprechen, da ich sie in gewissem Maße dafür verantwortlich gemacht habe. Sie hätten früher reagieren sollen, ich hatte bereits vor der Geburt gesagt, dass ich so etwas befürchte.
Aber sie meinten nur, ich solle mir die an sich schöne Geburt nicht durch grübeln und die Suche nach einem Schuldigen kaputt machen. Ich denke jetzt kaum noch darüber nach, hoffe aber, das bei einer (eventuellen) weiteren Geburt alles ein wenig anders läuft. Ich habe einen Geburtsbericht geschrieben (auf Leyas Homepage --> siehe Profil)und es so für mich selbst festgehalten.
Mit meiner Hebamme habe ich kaum darüber gesprochen, ich weiss nur, das ich das nächste Mal versuchen werde die Ärzte zu beeinflussen mich und meine "Vorahnungen" ernster zu nehmen.
Am traurigsten fand ich, dass ich dadurch nicht ambulant entbinden konnte. Das ärgert mich noch heute.
LG,
Nancy
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
Danke für Deine Antwort :-)
Ich verstehe, glaub ich was Du meinst.
Hatte ein ungeheuer schlechtes Gewissen, weil
ich irgendwann doch um eine PDA gebeten habe.
Dachte, ich wäre nicht stark genug + hab mich
sogar noch unter Schmerzen geschämt. - Hätte
ich einen Kaiserschnitt haben müssen (Gefehlt
hat mit Sicherheit nicht mehr viel), wäre ich
wahrscheinlich wahnsinnig geworden...
Später habe ich mich dann sogar noch bei der
Hebamme entschuldigt. Sie wollte immer, dass
ich die verdammten Wehen bejahe. Dass das nicht
ging schien ihr irgendwie nicht im geringsten
einzuleuchten. Solche Sprüche hat sie öfter
gebracht + hätte ich mehr Kraft gehabt, ich
hätte sie rausgeschmissen. Matthias hat das
alles gar nicht mitgekriegt. Die Wahrnehmung
scheint sich schon unheimlich zu verändern
in so einer Situation... Noch jetzt kommt
mir das alles wie in Zeitlupe vor + wie durch
einen Nebelschleier.
LG + wie gesagt: Danke :-)
Sylvie
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
Das mit der PDA ging mir auch so, bei der zweiten Geburt habe ich sie mir recht früh geben lassen und hatte so wenigstens kleine Erholungsphasen, ich konnte ab einem bestimmten Punkt auch keine Wehe mehr bejahen, ich fühlte mich jede Minute erneut wie vom D-Zug überrollt *g*. Das Gute an der Sache ist ja, daß wir am Ende so 'ne schöne "Entschädigung" bekommen haben. Nochmals ganz liebe Grüße, Nicole.
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
auf dem Schlachtfeld rumrenne + nirgends Schutz finde
(...) Da war dann die PDA doch Rettung :-)
Sag mal, haben Deine beiden Jungs (die by the way
gaaanz süss sind) tatsächlich am selben Tag
Geburtstag?
LG,
Sylvie
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
Viel Reden!!
Ich hatte auch schwer damit zu tun, meine Geburt zu verarbeiten denn die war alles andere als leicht und ist mit einem Notkaiserschnitt geendet. Mir hat es unheimlich geholfen, mit meinem Mann drüber zu reden. Immer wieder und immer wieder hab ich diesen Tag vor meinem geistigen Auge immer wieder ablaufen lassen die ersten Wochen und habe immer und immer wieder erzählt wie es war und was dort doch alles passiert war. Geschockt hat mich dabei vor allem das rumgequetsche auf dem Bauch von der Hebamme (Du weißt sicher wovon ich spreche) und das rabiate Rangehen mit der Zange!! Und dann der Kaiserschnitt, die Hektik, die Enttäuschung!! Ich musste ständig dran denken!! Aber die Zeit heilt alle Wunden, hätte ich zwar auch nie gedacht aber es ist tatsächlich so. Ich habe unheimlich viel drüber geredet (auch mit Freunden, der Familie), und jetzt geht es mir wieder gut. Ich denke jetzt hab ichs verarbeitet und denke sogar schon über ein zweites Kind nach.
Lass Dir Zeit alles zu verarbeiten, setz Dich nicht unter Druck und vertrau anderen Deine Geschichte an.
Alles Liebe
Nicki
mit Chiara Marie (13 Wochen)
Re: Verarbeiten einer schwierigen Geburt
mir geht es genauso. Mir schiessen auch die Tränen in die Augen, wenn ich von meiner Geburt reden muss. Ich rede meistens überhaupt nicht darüber. Nur, wenn ich dann alleine bin, dann geht mir oft alles nochmal durch den Kopf. Meine Hebamme war mir übrigens keine große Hilfe, da sie an der ganzen Misére überhaupt Schuld ist. Habe ich im Nachhinein erfahren. Ich habe öfter Alpträume wegen der Geburt. Ich habe sie bis jetzt noch nicht verarbeitet. Ich weiss auch nicht, ob ich es jemals werde. Mir hilft es nicht darüber zu reden. Ich schreibe gerne. In den letzten Monaten habe ich mir einiges von der Seele geschrieben. Zum Glück bekomme ich das Papier günstiger *g* LG Karine
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