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Nochmal Waldorf

Huhu Mädels,
vermutlich nerve ich euch zeimlich mit meinen ewigen Literaturvorschlägen und Buchtipps. Aber ich kann?s auch diesmal nicht lassen. Da müsste ihr jetzt halt durch;-)
Die Bücher spiegeln übrigens meine ambivalente Haltung zu Thema Waldorf und Anthroposophie wider.
Zunächst zwei Bücher, die ich liebe. Das erste ist ?Kinderwelt? von John B. Thomas u.a.. Es beschreibt sehr anschaulich, was ich an dem Konzept schätze: z.B. die Rhythmen im Leben eines Kindes, im Jahreskreis, im Tagesablauf. Es geht um Jahreszeitentische, Kreativität, Naturspielsachen uvm, sehr ausführlich und sehr schön aufgemacht.
Das zweite ist die ?Kindersprechstunde? von Michaela Glöckler und Wolfgang Goebel. Kann ich nur empfehlen, die Anthroposophie ist zwar spürbar, aber nicht aufdringlich.
Dann hatte ich mir letztens ein Buch aus der Bücherei geholt ? und in kürzester Zeit verschlungen. Es setzt sich sehr kritisch mit der W-Pädagogik auseinander. Selbst wenn man am Ende für sich selbst zu einem anderen Ergebnis kommt als die Autorin (Mutter zweier Waldorfkinder), sollte man sich die m.E. sehr guten und fundierten Argumente zumindest angeschaut haben, bevor man sich für Waldorf entscheidet. Es heißt ?Aus der Waldorfschule geplaudert? von Sybille Christin-Jacob und Detlef Drewes. Schon die Kritiken bei amazon sind aufschlussreich.
Kurze Forts. folgt
Bisherige Antworten

Re: Nochmal Waldorf

Die Autoren behandeln u.a. auch die in der Öffentlichkeit wenig bekannte Arier-Verehrung Steiners (von der seine Lehre und sein Geschichstbild durchdrungen sind) und zeigen, dass es W-Kindergarten lange nicht so kreativ und selbstbestimmt zugeht, wie es immer scheint. Sehr empfehlenswerte Lektüre.
Mit meiner Freundin, deren Tochter die erste Klasse der WS besucht, hatte ich letztens eine lange Diskussion. Ich muss sagen, viele ihrer Argumente kann ich gut nachvollziehen. Allerdings hat es für mich wenig mit Schule zu tun, wenn sie mir bspw. erzählt, dass die Kleine seit September täglich nur zwei Stunden "Unterricht" hat. Einziger Lehrstoff: Den Mächen zuhören, die der Lehrer vorliest und dazu Bilder malen. Meine Freundin sagt, die Kleine käme "sehr erfüllt" und ausgeglichen nach Hause. Da kann ich dann schlecht gegenargumentieren, denn bei meiner Tochter war die Anpassung an die Schule schon problematischer...
Lg, Kelar (die jetzt aber Ruhe gibt)

Re: Nochmal Waldorf

Warum ist mein Text jetzt weg? *grr*
Also nochmals:
Hallo Kelar,
danke für die ausführlichen Büchertipps.
Ich werde mir das eine oder andere ausleihen, wenn es sie hier in den Bibliotheken gibt.
Ich selbst kenne die Steinerschen Lehren eigentlich, bis auf Erzählungen ehem. Waldorfschüler, nur aus Büchern.
Evt. sind auch einige Vorurteile dabei; die Erzählungen z. B. der Linkshänderin (die in der 8. Klasse dann abging) taten ihr übriges dazu.
Ich kenne allerdings auch zufriedene Waldorf-Schüler; einer davon studiert mit mir jetzt und kommt gut zurecht.
Im Endeffekt muss es jedes Elternteil selbst wissen.
Trotzdem müssen bei so einem recht "dogmatischen" Schulsystem auch die Eltern voll dahinterstehen und diese Gedanken auch leben.
Selbst ein Waldorf-Kindergarten wäre für mich als Elternteil undenkbar, denn auch hier werden m. A. n. die Kinder schon "fern der Realität" groß - manche Ideen finde ich wirklich gut - aber eben nicht in Reinform.
Außerdem glaube ich, dass nicht jede Form für jedes Kind nützlich ist.
Was dem einen Kind schaden würde, ist für das andere Kind eine gute Möglichkeit, für sich persönlich weiterzukommen.
Und deswegen muss man im Einzelfall entscheiden.
Trotzdem: Waldorf - nicht für mich, gerade wenn man sich mit den Schriften näher befasst hat und nicht nur das spielerische, musische, naturverbundene sieht.
Ich finde sie bedenklich - auch schon für den Kindergarten.
Gruß
Simone

Re: Nochmal Waldorf

Hallo Simone,
ich habe den Waldorf-Kiga mal kurz in Erwägung gezogen. U.a. deswegen, weil meine Erfahrungen mit Elisas Kiga hier nicht durchweg positiv waren. Aber ich bin im Nachhinein froh, dass ich's gelassen habe - aus den schon mehrfach angeführten Gründen. Wir sind uns also sehr einig:-)
Vor allem diese Esoterik-Schiene schreckt mich ganz und gar ab.
Viele der W-Schüler, die ich kenne, haben in ihrer Teenager-Zeit ein regelrechtes Doppelleben geführt - weil eben alles verpönt ist, was Jugendliche normalerweise (im wörtlichen Sinne)anzieht.
Ich fand eine Kritik bei amazon zu dem letzten Buch, das ich aufgeführt habe, fasst das alles sehr schön zusammen:
Die Kritik (der Autoren) richte sich gegen:
* den "Sog" der der sich nach außen hin abgrenzende "Waldorf-Großfamilie"
* sozialem Gruppendruck("uniformierte" Kleidung, Haartracht, Redeweise, "Gesinnung")
* den großer zeitlichen Bindung beim Elternengagement
* den "Dogmatismus"
* die "esoterischen" Elemente der Anthroposophie bzw. der Waldorfpädagogik (z.B. Reinkarnation und Karma, Karmische Medizin (Krankheiten durch Untaten im Vorleben), Schutzengel, Psychologisch-Physiognomie (vom Aussehen auf den Charakter schließen), Vier-Gliederung der Leiber, Bedeutung von Märchen, keine Meinungs-/Urteilsbildung/Kritikfähigkeit vor dem 14. Lebensjahr,starke Rolle der Temperamente (z.B. Zusammenhang von Temperamenten und Grundrechenarten
Und wieder gibt es einen zweiten Teil;-)

Re: Nochmal Waldorf

* die mangelnde Freiheit und Einschränkung der Individualität bei der Kindererziehung (z.B. Ablehnung von Comics, Walkman, Computer, Cola, Plastikspielzeug, Süßigkeiten, Pommes, Fußball),
* den Einfluss darauf, wie die "Waldorf-Familien" zu leben haben (Lehrer weisen Eltern auf "den richtigen Weg" hin, Hausbesuche)
* die Zentrale Rolle des Klassenlehrers
* darum, dass die intellektuelle Bildung (Wissen und Fähigkeit, sich Wissen anzueignen) in dem sehr umfangreichen "Lehrstoff" einen zu geringen Platz findet ("deutliche Wissensdefizite")
* mangelnde Transparenz (z.B. kein verbindlicher detaillierter Lehrplan, keine Lehrbücher, Freiheit der Lehrer in der Unterrichtsgestaltung),
* fragliche Qualifikation der Lehrkräfte
* die Klassengröße (bis zu 38!)
* die Selbstverwaltung, den Einfluss der Eltern, das Machtverhältnis Lehrer/Eltern
* die Schulbeiträge, die Finanz- und Finanznachfassgespräche, den subtiler Druck
* die Autoren fest, die Waldorf-Pädagogik "breche" den Kinder den Eigenwillen (Autoritätsanspruch der Lehrer, Abgeben von Verantwortung der Eltern)
* "faktenferne" Lerninhalte (z.B. Sage um Atlantis im Geschichtsunterricht)
* den Zusammenhang Steiner/Anthroposophie mit Okkultismus, Mystik, Faschismus,
* die Rolle des "Bund freier Waldortschulen e.V." in den Schulen und Gründungsinitiativen (Schulbeiträge werden z.T. dorthin überwiesen, Rolle des Gründungsberaters und des Gründungslehrers, Vergabepraxis beim Bau von Walddorfschulen
LG, Kelar
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